Euca-Domotex Forum, Hamburg
Zufriedenheit mit der Domotex, durchwachsene Lage in den Ländern
Das Euca-Domotexforum Ende Februar in Hamburg war so gut besucht wie selten. Nach der spontan umstrukturierten Veranstaltung 2020 stand eine Messe-Evaluation an. Die Domotex ist nach wie vor die mit Abstand wichtigste Messe der Teppichbranche. Entsprechend hoch ist das Interesse an einer erfolgreichen Veranstaltung. Ziel des vom Importeursverband Euca organisierten Treffens war ein offener Dialog zwischen Importeuren und der Deutschen Messe, dem Veranstalter der Domotex.
Die Domotex 2020 bezeichnete Jambros-Geschäftsführer Peter Höge als "die schönste seit langem". Struktur, Hallen und Laufwege seien deutlich besser gestaltet gewesen als im Vorjahr; Standbau und Präsentation insgesamt sehr gelungen. Vor allem - so war man sich bei den Euca-Importeuren einig - hat die Zusammenlegung der Handknüpf-Anbieter in den Hallen 2 und3 der Messe außerordentlich gutgetan. Unter den Besuchern seien insgesamt weniger Mitarbeiter aus dem Möbelhandel vertreten gewesen - ob diese auch weniger Unternehmen repräsentierten, wissen mal nicht. Die Anzahl der Besucher aus dem Fachhandel sei gleich geblieben. Genau hier, nämlich im spezialisierten Fachhandel, sehen viele Teilnehmer des Euca-Domotexforums auch die größte Chance für den handgefertigten Teppich.
Die Länderberichte zeigten bereits Ende Februar erste deutliche Anzeichen der Corona-Pandemie, insbesondere natürlich in China und dem Iran: In China wurde Ende Januar die Stadt Wuhan abgeriegelt, die chinesischen Neujahrsferien wurden verlängert. Die Folgen waren auch für die Teppichindustrie enorm.
Im Iran hielt sich das Teppichgeschäft Ende Februar noch recht wacker - dafür, dass das Land gleich von mehreren Seiten gebeutelt ist: durch die US-Sanktionen, durch eingebrochene Deviseneinnahmen aus dem Ölgeschäft, durch eine galoppierende Inflation und jetzt auch noch durch COVID-19. Alle umliegenden Länder hatten bereits die Grenzen geschlossen; ein medizinisches Team untersuchte an den Ländergrenzen alle Fahrer, die Waren transportierten - und das braucht Zeit. Die Teppichproduktion des Iran hatte in den letzten 10 bis 15 Jahren abgenommen; seit zwei bis drei Jahren ist sie jedoch stabil: "Das derzeitige Angebot deckt die Nachfrage", erklärte Amin Tahbaz, dabei sei der wichtigste Markt der Iran selbst.
Aus Indien gab es laut Volker Heinrich "nichts Neues". Der Wechselkurs verändere sich nicht dramatisch, der indische Markt werde von amerikanischen Kunden dominiert, "Lieferungen nach Deutschland sind eher rückläufig". Die "rote Ware" habe es immer schwerer, Handweb hole auf, und Handloom-Teppiche sähen dank der enormen technischen Fortschritte auf dem Gebiet zum Teil schon aus wie handgeknüpft; trotzdem ist diese Produktgruppe etwas rückläufig. Was zu erwarten war: Wegen der neuen, sehr feinen Maschinenweb-Teppiche aus der Türkei gehen die Bestellungen der feinen handgeknüpften Wolle-Viskose-Teppiche aus Indien zurück.
Im Trend liegen offenbar Teppiche aus Afghanistan: Das in Sachen handgefertigte Teppiche ehemals eher traditionell eingestellte Land hat sich stark neuen Designs geöffnet - mit modernen Einflüssen und markanten Strukturen. Einen positiven Einfluss auf den Charakter der Ware hat auch die tief in der Bevölkerung verankerte Knüpftradition des Landes. Allerdings leidet Afghanistans Wirtschaft unter der instabilen Grenzsituation mit Pakistan (die Grenze ist mal offen, mal geschlossen); das Binnenland verfügt über keinen Hafen und ist in Sachen Teppichwäsche von Pakistan abhängig. Dazu kommt die hohe Kriminalität im Land.
Pakistanische Ware wiederum ist ohnehin zu rund 99 % "afghanisch", zumal sie größtenteils von dort lebenden afghanischen Geflüchteten gefertigt wird. Hier schlägt unter anderem die starke Abwertung der pakistanischen Rupie zu Buche.•
aus
Carpet! 02/20
(Wirtschaft)