EuroComfort Group:
"Wir konnten die Produktion in Chuzhou wieder starten"
Bocholt. Mit einem Produktionsstandort in der chinesischen Stadt Chuzhou ist die Bocholter EuroComfort Group unmittelbar von den Auswirkungen des Corona-Virus betroffen. Inhaber Thomas Bußkamp hält die Folgen im Haustex-Interview aber für überschaubar.
Haustex: Herr Bußkamp, welche Auswirkungen hat das Corona-Virus auf Ihre Produktion in China?
Thomas Bußkamp: Durch das Corona-Virus wurde die Provinz unseres Standortes in der Stadt Chuzhou - die Anhui Provinz - nur gering betroffen. In der Provinz leben etwa 60 Mio. Menschen, die Anzahl der bestätigten Infektionen liegt bei etwa 950, die der Sterbefälle bei etwa sechs. In der Stadt Chuzhou selbst - 600.000 Einwohner - gibt es zwölf infizierte Fälle. Wir stehen mit den lokalen Behörden in einem engen Austausch. Die konkrete Auswirkung betrifft einen verspäteten Anlauf der Produktion nach dem chinesischen Neujahrsfest. Geplant war der 31. Januar. Wir konnten die Produktion am 12. Februar wieder starten mit etwa 50 Prozent der normalen Kapazität. Aktuell sind wir bei 80 Prozent der Kapazität. Die ersten Container wurden am 22. Februar verschifft.
Haustex: Das klingt nach einer eher kurzen Unterbrechung.
Bußkamp: Unsere Produktion, deren Bedingungen unseren europäischen Standards entsprechen, wurde als erste in der gesamten Stadt wieder freigegeben. Grund dafür waren auch unsere exzellenten hygienischen Bedingungen in der Fabrik. Hier hat sich Investment ausgezahlt.
Haustex: Wie läuft die Kommunikation mit den zuständigen Stellen und ihren Mitarbeitern vor Ort?
Bußkamp: Die Kommunikation mit den lokalen Behörden ist gut, allerdings gibt es ständige Korrekturen durch die Zentralregierung in Peking.
Haustex: Gibt es so etwas wie einen Krisenstab bei Ihnen, oder ist das nicht erforderlich?
Bußkamp: Unsere Planungsabteilung arbeitet jetzt mit engeren Zeitfenstern, um frühzeitig reagieren zu können.
Haustex: Betrifft das Corona-Virus auch ihre Produktion in Deutschland oder Polen, etwa durch Unterbrechungen in der Lieferkette?
Bußkamp: Aktuell ist nur ein Auftrag durch ein potentiell verspätetes Eintreffen von Komponenten betroffen. Dies können wir jedoch durch Kapazitäten in Europa ausgleichen.
Haustex: Gibt es Nachfragen und Reaktionen oder womöglich Stornierungen aus dem Handel?
Bußkamp: Es gibt Nachfragen nach der Situation, aber keine Stornierungen, die grundsätzlich auch nicht erlaubt wären. Aus Asien bekommen wir Anfragen zur Verschiebung von Lieferungen, da der Umsatz aktuell stark rückläufig ist.
Haustex: Lässt sich ein wirtschaftlicher Schaden heute schon beziffern?
Bußkamp: Der Schaden beläuft sich aktuell auf einen kleinen sechsstelligen Euro-Betrag. Wir müssen die Löhne in China weiterbezahlen und haben erhöhte Frachtkosten. Wir verhandeln aber bereits mit der lokalen Regierung wegen einer Kompensation. Einen Teil werden wir wohl ersetzt bekommen. Grundsätzlich zahlt sich für unser Unternehmen die Flexibilität in der Produktion aus. Reine Importeure werden wohl größere Probleme haben. Wir haben bereits Anfragen von Großkunden für Ersatzlieferungen. Hier trennt sich aktuell die Spreu vom Weizen.
aus
Haustex 03/20
(Wirtschaft)