Stendebach & Co., Montabaur
"Wir wollen, dass der Fachhändler mit unseren Produkten gute Geschäfte machen kann"
Mit dem luftgefederten Schlafsystem Cairona oder der Bettwaren-Serie S-Loft gehört Stendebach & Co. zu den innovativsten Unternehmen der Branche. Seit 111 Jahren wird am Standort Montabaur sowie in Polen produziert. Stendebach bietet zudem ein großes Portfolio im Bereich Eigenlabel. Auch zahlreiche Hotels werden mit Produkten aus Montabaur ausgestattet. Im Haustex-Interview sprechen Inhaber Markus Stendebach und seine Kollegen über die Chancen individualisierter Schlafprodukte für den Fachhandel.
Haustex: Stendebach hat sich als Hersteller von innovativen Schlafsystemen und Bettwaren einen Namen gemacht. Wie ist das Unternehmen entstanden?
Markus Stendebach: Unser Unternehmen ist über viele Jahre gewachsen. Mein Urgroßvater hat 1909 unseren heutigen Standort gekauft. Er betrieb nicht weit entfernt eine Ölmühle und hat sich damals diversifiziert, wie man heute sagen würde. Zu dem Zeitpunkt bestand hier eine Walkmühle und Wollspinnerei, die 1874 hierher verlegt wurde. Der Betrieb fertigte geschlumpte Wolle, Strickgarne, Strumpfgarne, Rockgarne für gestrickte Frauen-Unterröcke und Bettdecken. Später wurden Polstermaterialien wie Buntwolle produziert. Ende der Vierziger-Jahre hat mein Großvater dann mit der Steppdeckenproduktion begonnen. Anfang der Achtziger-Jahre übernahm mein Vater den Betrieb, 1996 bin ich mit meinem Bruder in vierter Generation ins Unternehmen eingestiegen.
Haustex: Wie ist das Unternehmen aufgebaut?
Stendebach: Die Firmen werden von meinem Bruder und mir geführt. Darunter steht dann die jeweilige Betriebsleitung, die Vertriebs- und die Marketingleitung. In Montabaur haben wir nach wie vor einen sehr hohen Anteil an Manufakturarbeit. Zu Spitzenzeiten waren hier in Montabaur 70 Mitarbeiter beschäftigt. Im Zuge unserer Expansion haben wir uns vor einigen Jahren entschieden, auch einen Standort in Polen zu übernehmen. Dort findet unsere Serienfertigung statt. Wir arbeiten dort mit deutschem Management und deutschsprachigen Sachbearbeitern sowie polnischen Mitarbeitern in der Produktion.
Haustex: Wie groß ist Stendebach heute?
Bastian Brosda: Wir haben heute drei Standorte, zwei davon in Montabaur, und konnten zuletzt in Polen durch die Schließung eines Textilbetriebes in der Nähe noch einige qualifizierte Mitarbeiter hinzugewinnen, so dass wir aktuell rund 200 Mitarbeiter beschäftigen.
Haustex: Sie betreiben außerdem einen Fachhandel. Warum?
Stendebach: In meiner Brust schlagen zwei Herzen: das der Industrie und das des Handels. Unser Fokus liegt natürlich auf dem zufriedenen Endverbraucher, das ist heute mehr denn je gefragt, um gute Bewertungen zu bekommen. Dadurch, dass wir beide Seiten bedienen, können wir die von uns entwickelten Produkte im Rollout ein halbes bis ein Jahr lang testen: Wie kommen sie an, sind es die richtigen Produkte für den Fachhändler, damit sie für ihn zum Erfolg werden? Das funktioniert hervorragend.
Haustex: Seit wann gibt es das Fachgeschäft?
Stendebach: Unseren Fachhandel gibt es schon seit über 80 Jahren. Mein Großvater hat das Geschäft parallel zur Produktion der Steppdecken aufgebaut. Vor neun Jahren haben wir dann unseren modernen Flagship-Store eröffnet. Das ist kein klassischer Fabrikverkauf, wo stapelweise zweite Wahl angeboten wird. Wir stehen dort für eine ganz hohe Beratungskompetenz in einem modernen Ambiente, wo wir mit anspruchsvollen Kunden viele Erfahrungen sammeln können.
Haustex: Schauen Ihre Handelspartner nicht kritisch, wenn Sie als Hersteller auch den Endkunden adressieren?
Stendebach: Das gab es früher, hat sich in den letzten Jahren aber verändert. Mittlerweile kommen uns sogar die Erfa-Gruppen aus den Verbänden und Key-Accounts hier in Montabaur besuchen, um unsere Philosophie und unsere Darstellung der Produkte kennenzulernen.
Haustex: Wie würden Sie die Philosophie oder den Anspruch des Unternehmens beschreiben?
Michael Schiefer: Wir bieten Lösungen an. Das heißt für uns, dass wir immer das passende Produkt und die passende Umgebung anbieten können - sowohl für den Endkunden als auch für den Händler.
Haustex: Wie bewerten Sie die aktuelle Situation am Markt?
Guido Peckedrath: Wir erleben heute eine extreme Schnelligkeit, die Menschen kommen mit der Digitalisierung kaum noch mit. Die Online-Plattformen verändern den Markt entsprechend. Dazu kommt das Thema des Generationswechsels, das dazu führt, dass Geschäfte schließen, weil es keinen Nachfolger gibt oder das Fachpersonal fehlt. Wir haben trotzdem viele Kunden, die gerade mit dem vergangenen Jahr sehr zufrieden sind. Das sind Händler, die sich mit erklärungsintensiven Produkten ihre autonome Stellung geschaffen haben, die auf Individualisierung setzen und so dem Beratungsklau trotzen.
Haustex: Individualisierung hat aus Sicht des Endverbrauchers aber auch ihre Grenzen, vor allem bei der Preisgestaltung.
Schiefer: Wir sind relativ breit aufgestellt. Bei uns bekommt man in jedem Produkt bewährte Stendebach-Qualität. Jedes Produkt ist sauber und gut gearbeitet zu einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir können für eine sehr breite Zielgruppe die passenden Lösungen anbieten. Nicht nur durch unsere Möglichkeiten der Individualisierung, sondern auch durch unsere Standardartikel, mit denen wir dem Handel eine attraktive Marge bieten. Wir wollen, dass der Fachhändler mit unseren Produkten gute Geschäfte machen kann.
Haustex: Vor welchen Herausforderungen steht ein Mittelständler wie Stendebach aktuell?
Stendebach: Der Bettwarenbereich ist von mittelständischen Betrieben geprägt, es gibt ja wenig Konzernstrukturen. Zu den Herausforderungen gehört, dass kleine Unternehmen vom Markt verschwinden werden, selbst wenn sie tolle Produkte fertigen. Man muss sich heute ganz anders aufstellen, denn es reicht nicht mehr, nur ein gutes Produkt herzustellen. Man braucht Onlinemanager, die eine Auffindbarkeit für den Handel und seine Produkte sicherstellen können. Man benötigt IT-Experten, muss komplett vernetzt und immer up to date sein. Mittelständische Firmen müssen es aber erst einmal schaffen, solche Leute ins Team zu holen und bezahlen zu können. Da wird es für viele schwierig, denn man braucht eine gewisse Größenordnung, um zukünftig bei diesem Spiel dabei zu bleiben.
Haustex: Wie meistern Sie die Herausforderung, hier zukünftig erfolgreich zu sein?
Peckedrath: Für uns ist der Händler die Marke. Wir arbeiten schon mit kleinsten Loseinheiten und sehr hochwertiger Ware mit USP, auf den jeweiligen Händler individualisiert. So vermeiden wir direkte Vergleichbarkeit beim Endkunden. Das macht uns sehr stark. Unsere Produkte haben außerdem eine sehr hohe Endkundenresonanz.
Stendebach: Wir sind in unserer Manufaktur so digitalisiert, dass wir Produkte bis auf Losgröße eins herunterbrechen können. Sie werden in Deutschland gefertigt. Gleichzeitig können wir Bestellungen von größeren Kunden über 20.000 Teile problemlos abbilden. Auch das Thema Sondermaße können wir hervorragend bespielen, weil wir Märkte wie die Schweiz oder Benelux bedienen, die andere Maße haben.
Haustex: Wer verkauft Stendebach?
Peckedrath: Wir haben drei Säulen: den Möbel- und den Bettenfachhandel, den Textilgroßhandel und die Industriepartner, die selbst keine vollstufige Textilverabeitung mehr haben und von uns beliefert werden. Ein großes Gewicht liegt auf dem Möbel- und Bettenfachhandel. Dort sind wir bei den Verbänden sehr stark, bei den meisten sind wir Leistungslieferant für das Thema Eigenlabel.
Haustex: Produktseitig ist Stendebach sehr breit aufgestellt. Wo liegen Ihre Schwerpunkte?
Peckedrath: Wir führen eine sehr breite Palette an Bettwaren. Dazu kommen Nackenstützkissen, Topper, Wasserbett- und Matratzenbezüge. Und dann natürlich unser einfach per Knopfdruck im Härtegrad verstellbares Schlafsystem Cairona.
Schiefer: Wir haben aktuell noch eine relativ hohe Bandbreite an Marken. Es wird in den kommenden Monaten eine deutliche Veränderung geben in Richtung einer Ein-Marken-Strategie unter dem Namen Stendebach. Hier wollen wir in Zukunft viel stärker Synergieeffekte nutzen: Wenn wir ein Produkt bewerben, soll es auf die anderen Produkte abstrahlen. Ein Endverbraucher, der mit unserer Matratze sehr zufrieden ist, soll beispielsweise unter gleichem Namen beim Händler auch die passenden Kissen und Decken finden können. So wollen wir auch im Netz eine verbesserte Sichtbarkeit für unsere Produkte schaffen.
Haustex: Woher kommt dieser Strategiewechsel?
Schiefer: Wir merken einfach, dass es für uns wie für den Fachhändler sehr große Vorteile hat, in Zeiten der Online-Recherche einen bekannten Markennamen zu haben, der gesucht wird. Der Verbraucher soll künftig nicht über Preise oder bestimmte Merkmale zu uns finden, sondern sagen: Ich hätte gerne ein Stendebach-Produkt. Hier wollen wir uns stärker fokussieren und dem Endkunden sagen: Das ist unsere Qualität - und zwar über die gesamte Bandbreite unserer Produkte.
Haustex: Wenn Sie die Strategie ändern: Wie formulieren Sie künftig den Qualitätsanspruch der Marke Stendebach?
Schiefer: Wir stehen unverändert für individuell passende Schlaflösungen zu einer Top-Qualität und einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis, mit einer Marge, von der ein Händler existieren kann.
Haustex: Das nehmen auch andere Hersteller für sich in Anspruch. Wie unterscheiden sie sich vom Wettbewerb?
Peckedrath: Wir bieten dem Fachhändler sehr viel mehr als nur Produkte. Bei unseren Eigenlabeln gibt es für die Nackenstützkissen beispielsweise eine Vermess-Software. Hier kann der Fachhändler sein Logo oder seine Produktnamen integrieren und die Beratung in seinem Namen stattfinden lassen. Dazu kommen Pakete für das Onlinemarketing unserer Handelspartner, mit denen wir auf verschiedenen Plattformen Werbung für unsere Produkte im Namen des Händlers anbieten. Wir wollen den Handel mit partnerschaftlichen Dienstleistungen unterstützen und ihm nicht einfach nur ein Produkt liefern, sondern ein Rundum-Paket mit einem hohen Mehrwert bieten.
Stendebach: Das alles soll dazu beitragen, die Frequenz bei den jeweiligen Händlern zu steigern.
Haustex: Trotzdem kann man Stendebach-Produkte auch im Netz kaufen.
Stendebach: Jedes halbwegs gute Produkt wird heute auf Plattformen gesetzt. Hier kannibalisiert sich der Handel selbst und verkauft diese Produkte zu teilweise fürchterlichen Preisen. Das ist natürlich überhaupt nicht in unserem Sinne.
Haustex: Können Sie dem keinen Riegel vorschieben?
Stendebach: Wir haben sehr viele Kunden, da ist es schwierig, dies zu unterbinden. Wir sind ja auch an die Gesetze gebunden. Deshalb versuchen wir, mit unseren Eigenlabel-Produkten den Händler zu schützen. Sie bieten ihm eine optimale Lösung mit einem USP. Der Händler kann dazu eine großartige Story erzählen, die auch funktioniert. Außerdem ist er nicht vergleichbar. Das ist unser Ansatzpunkt. Wir sind in einem Markt unterwegs, in dem die Wertschätzung durch den Endverbraucher noch viel zu gering ist. Er kann sich mittlerweile Bettdecken für fünf Euro in einem kleinen Paket nach Hause schicken lassen. Wir wollen mit Produkten, die eine hohe Aussagekraft haben und noch in Europa produziert werden, einen ganz anderen Anspruch erfüllen.
Peckedrath: Die Situation mit Beratungsklau und Preisverriss führt dazu, dass wir über unsere Eigenlabel beträchtliche Neukunden gewinnen, so dass die Händler ihre eigene Marke sein können.
Haustex: Ihr wichtigstes Produkt ist sicherlich das Schlafsystem Cairona. Was macht es für den Fachhändler so interessant?
Schiefer: Cairona ist eine luftgefederte Matratze. Das System passt sich automatisch ergonomisch an und kann im Härtegrad eingestellt werden. Der Verbraucher kann sich außerdem durch den modularen Aufbau seine individuell passende Matratze selbst zusammenstellen. Um dies vermitteln zu können, wird der Fachhändler benötigt: Nur er kann dem Kunden erklären, wie das System funktioniert, was es bewirkt und welchen Mehrwert es bietet.
Stendebach: Für ihn ist das aus zwei Gründen interessant: Das System muss durch den stationären Fachhandel beraten und angepasst werden und ist durch den modularen Aufbau keinem Preisverriss ausgesetzt. Weil gleichzeitig alle Teile des Schlafsystems austauschbar sind, kann er auch ein Nachgeschäft generieren. Wir haben uns viele Gedanken zur Preisstabilität des Systems gemacht und arbeiten gezielt mit einer ausgewählten Händlerstruktur.
Haustex: Wie lässt sich das Alleinstellungsmerkmal von Cairona beschreiben?
Stendebach: Das luftgefederte Schlafsystem hat nichts mit einer Campingmatratze zu tun. Wir bedienen uns aus Bestandteilen der Wechseldruck- und Pflegematratzen und gleichzeitig aus Bestandteilen eines Wasserbettes, aber wir arbeiten mit dem Medium Luft. Rundherum verpolstern wir hochwertige Materialien.
Haustex: Welche Wirkung wird damit für den Schlafenden erzielt?
Stendebach: Luft arbeitet nach dem Verdrängungsprinzip. Ich gebe durch meine Körperproportionen vor, wie ich liege. Dadurch habe ich eine anatomisch sehr gute Lage auf dem Schlafsystem und kann dann mein Liegegefühl selbst einstellen. Gleichzeitig hat man, wenn man im höchsten Härtegrad liegt, einen Stretching-Effekt. Fast so, also ob man beim Physiotherapeuten in einer Schlinge liegt, wenn man sich zum Beispiel verhoben hat. Das ist sehr entspannend. Aufgrund dessen sind wir vor einigen Jahren vom Institut für Gesundheit und Ergonomie in Nürnberg zertifiziert worden, also einer Interessengemeinschaft von mehr als 1.200 Rückenmedizinern.
Peckedrath: Der Kunde bekommt mit unserem Schlafsystem genau den Härtegrad, der heute für ihn richtig ist. Er muss sich heute nicht entscheiden, wie er morgen liegt. Das bringt die Sicherheit, dass er auch dann noch das richtige Liegegefühl hat, wenn sich in ein paar Jahren etwas bei ihm verändert. Sei es, dass er zehn Kilo zu- oder abgenommen hat, sei es, dass er eine körperliche Beeinträchtigung hat. Solchen Veränderungen bringen ein anderes Druckempfinden mit sich. Die Fernbedienung macht es kinderleicht, das System so zu verändern, dass es genau so hart oder weich ist, wie der Schlafende es braucht. Das gibt dem Endkunden extrem viel Sicherheit.
Stendebach: Wir bieten auch eine Vibrationsmassagefunktion zur Muskelentspannung an. Hier kann der Kunde zwischen unterschiedlichen Programmen wählen, zum Beispiel, um sich in den Schlaf massieren zu lassen oder sich über die Timer-Funktion morgens wecken zu lassen.
Peckedrath: Die Matratze ist leicht und muss nicht gewendet werden, was gerade für ältere Menschen ideal ist. Die einzelnen Komponenten wie Schaum oder Möbelstoff können im Bedarfsfall für geringe Kosten ersetzt werden. Der Return of Invest der Matratze, beispielsweise auch für die Hotellerie, ist gigantisch, denn sie amortisiert sich leicht. In Hotels sind Matratzen nach vier bis fünf Jahren verschlissen. Das ist bei Cairona nicht der Fall.
Haustex: Wie ist es um die Hygiene bestellt?
Peckedrath: Alle Produkte sind bei 60 Grad waschbar und trocknergeeignet. Die Belüftung erfolgt über Abstandsgewirke und Klimabänder. Wir haben uns über das Thema Belüftung extrem viele Gedanken gemacht. Durch unsere Klima-Pro-Abstandsgewirke haben wir eine Unter- wie auch Querbelüftung. Der Matratzenschutz zur Unterfederung ist in die Matratze integriert, er bietet also einerseits Matratzenschutz und gleichzeitig Unterlüftung für hervorragende klimatische Bedingungen im Bett.
Haustex: Welche Unterstützung bieten Sie einem Händler, um Cairona erfolgreich verkaufen zu können?
Stendebach: Wir bieten dem Händler Unterstützung in Form von Platzierungspaketen für den POS, die auf das Produkt hinweisen. Wir bieten Schulungen sowohl durch den Außendienst an als auch hier in Montabaur, wo der Händler im Hotel Schloss Montabaur auf Cairona übernachten kann und parallel bei uns geschult wird. Und wir bieten ihm die bereits erwähnten Pakete für sein Onlinemarketing vor Ort an, damit gezielt Kunden zu ihm ins Geschäft kommen.
Haustex: Mit einer luftgefederten Matratze lässt sich eine Alternative zu Schaum oder Taschenfederkern anbieten und eine andere Story erzählen. Wie offen steht der Handel dem gegenüber?
Stendebach: Als wir den Verbänden Cairona vor mehr als zehn Jahren als das im Härtegrad veränderbare Schlafsystem vorgestellt haben, war es noch sehr schwierig. Vielleicht sind wir damals unserer Zeit einfach voraus gewesen. Mittlerweile hat sich das angesichts von One-fits-all-Matratzen und der disruptiven Marktveränderung komplett geändert. Hier setzen genau solche Produkte an. Der Kunde kann sich bei Cairona durch die Veränderbarkeit des Härtegrades seinen guten Schlaf selbst einstellen - mehr Individualisierung geht nicht. Genau solche Lösungen braucht der Fachhandel, und er fragt auch zunehmend danach. Wir können ihm diese Lösungen in perfekter Funktionalität bieten.
Haustex: Wie hat sich Cairona in diesen zehn Jahren entwickelt?
Stendebach: Wir sind mittlerweile damit nicht nur in Deutschland tätig, sondern auch im europäischen Umfeld, wo wir den Betten- und den Möbelfachhandel beliefern. Da haben wir von Klein bis Groß alles im Kundenportfolio.
Brosda: Wir beliefern seit einiger Zeit auch neu entstehende Schlaflabore. Denn Cairona bietet auch für die Schlaflabore große Vorteile. Für deren Studien ist es wichtig, dass sich ein Proband wie zuhause fühlt. Auf einer Cairona kann er sich seinen Wunschhärtegrad, den er vom eigenen Bett kennt, als Wohlfühlgrad einstellen. Das hat einerseits für den Probanden Vorteile, aber auch für das Schlaflabor, das nicht für die vielen unterschiedlichen Kunden die passenden Matratzen vorhalten muss. Das lässt sich mit unserem System ganz einfach abbilden.
Haustex: Schlafen gilt als das neue Trendthema. Kommt das auch bei Ihnen an?
Stendebach: Das entwickelt sich gerade sehr positiv und bietet dem Fachhandel die Chance, sich wieder ganz anders zu positionieren. Damit kommt das Thema Schlafen endlich aus einer Ecke heraus, in die es gar nicht hineingehört. Viele Firmen haben in der Vergangenheit über unterschiedlichste Vertriebswege und mit Phantasiepreisen Produkte auf den Markt geworfen, die kaum ein Alleinstellungsmerkmal hatten. Im Fernsehen wurde außerdem darüber berichtet, wie schlecht der Handel und seine Beratungsqualität angeblich seien. Da gab es teilweise fürchterliche Berichte. Hier ist es wichtig, einen Ansatzpunkt zu finden, um über gesunden Schlaf wieder positiv zu sprechen, zum Beispiel durch das Thema Schlafcoaching. Gerade in unserer Zeit, die so anspruchsvoll und fordernd ist, dass viele Menschen Schlafprobleme haben.
Schiefer: Forschung, Schlafforschung und Coaching sind auch Themen, in denen wir selbst aktiv sind, um daraus Erkenntnisse zu ziehen. Etwa beim Thema Objekt- und Hotelausstattung, wo es eine hohe Bandbreite an Probanden gibt.
Haustex: Können Sie ein Beispiel nennen?
Schiefer: Wir haben gemeinsam mit dem größten Tagungshotel in Rheinland-Pfalz eine große Studie mit 500 Teilnehmern durchgeführt. Dort hat sich herausgestellt, dass die Gäste sehr gerne das anpassbare System nutzten. Mehr als drei Viertel der Teilnehmer haben sich ihr System individuell passend eingestellt. Es gab danach eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Übernachtung und dem gesamten Aufenthalt: 92 Prozent gaben an, sehr gut geschlafen zu haben, 82 Prozent sagten, dass sie einen Aufpreis akzeptierten, wenn ein solches Schlafsystem im Hotel angeboten würde. Auch hier haben wir Berührungspunkte mit dem Fachhandel und zur Marke Stendebach geschaffen, so dass die Gäste später bei ihrem Händler vor Ort gezielt nach unseren Produkten fragen können.
Haustex: Der gute Schlaf des Gastes müsste jedem Hotelier ein Herzensanliegen sein - nur kosten soll es möglichst wenig. Wie sind da Ihre Erfahrungen?
Schiefer: Das Bewusstsein wächst, dass man zufriedene Gäste braucht. Wir merken es daran, dass wir mehr und mehr Projekte im Hotelbereich realisieren und dadurch Wachstum generieren können.
Stendebach: Das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation ist im Forschungsprojekt Future-Hotel in einer aktuellen Studie zum Thema Hotelerlebnisse zu ähnlichen Ergebnissen gekommen wie wir. Der Gast wünscht sich ein veränderbares Schlafsystem, gegebenenfalls auch mit Massagefunktion. Das können wir anbieten, in einer extrem zuverlässigen Produktausstattung und Qualität. Wir erleben selbst alle oft genug, wie schlecht die Matratzenqualität in Hotels ist. Die kaufen oft nur über den Preis ein, auch bei der Bettware. Dann liegt man unbequem, schwitzt, wacht auf - das ist eine unbefriedigende Situation. Vor allem, wenn man am nächsten Morgen einen Termin hat, bei dem man topfit sein muss, oder im Urlaub ist und einfach nur relaxen möchte.
Haustex: Das Problem ist allerdings nicht neu. Was können Sie hier unternehmen?
Stendebach: Es findet allmählich ein Umdenken statt, weil die Bewertungsportale dafür sorgen, dass der Hotelier sich neu erfinden und verbessern muss. Die Studie des Fraunhofer-IAO untersucht die gesamte Bandbreite der Hotelkategorien. Wir reden hier also nicht nur über den High-Level-Standard. Hier finden wir einen Ansatzpunkt: Wir bieten ein System, mit dem sich der Gast seinen guten Schlaf selbst einstellen kann. Da muss der Hotelier zwar etwas mehr Geld in die Hand nehmen. Aber dafür hat er am Ende viele zufriedene Gäste.
Schiefer: In der Hotellerie lässt sich mit unserem System auch längerfristig planen. Durch den modularen Aufbau muss nicht die komplette Matratze ausgetauscht werden, sondern nur die entsprechenden Verschleißelemente. Das bedeutet mehr Nachhaltigkeit - sowohl finanziell als auch ökologisch. Das System rentiert sich mit der Zeit.
Peckedrath: Wenn ein Hotelier oder eine Hotelkette beginnt, ziehen auch die anderen nach, das wird so kommen. Es wird sehr viel übernachtet in Deutschland, die Zahlen steigen kontinuierlich, aber auch das Angebot - irgendwann werden die Hotels upgraden müssen, wenn der Gast die Auswahl hat. Denn eine gute Bar findet er an jeder Ecke, aber das Hotel mit der wirklich guten Matratze nicht.
Stendebach: Dadurch, dass wir unsere Produkte untereinander vernetzen können, bestehen viele Möglichkeiten, um dem Kunden im Hotel noch individualisierter begegnen zu können. Gleichzeitig lässt sich so Nachfrage schaffen, um solche Systeme auch zuhause einzusetzen. Hier setzt dann wieder die Verknüpfung zum Fachhandel an.
Brosda: Für uns ist es total motivierend, wenn ein sich Hotelgast bei uns meldet und unbedingt unsere Matratze kaufen möchte, weil er auf ihr übernachtet und sehr gut geschlafen hat. Wir empfehlen diesen Kunden dann direkt an unsere Cairona-Partner weiter. Auch der Hotelier kann in seiner eigenen Aufmachung auf cairona.de hinweisen. Von dort werden die Anfragen dann an die jeweiligen Händler weitergeleitet.
Stendebach: Wir sind in Hotels in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten, in denen wir Cairona anbieten. Wir arbeiten aber auch mit Handelspartnern, die Eigenlabel-Produkte in die Hotellerie liefern. Wir haben bei den luftgefederten Schlafsystemen eine so hohe technische Zuverlässigkeit, dass wir hier auch Eigenlabelprodukte anbieten.
Haustex: Stendebach steht neben Schlafsystemen auch für innovative Bettwaren. Sie haben für ihre Kollektion S-Loft sogar einen German Design Award erhalten. Wie haben Sie das geschafft?
Stendebach: Nicht indem wir uns beworben haben. Einer der Juroren hat es im Handel gefunden und fand es so spannend, dass wir schließlich in die Auswahl gekommen sind. Das hat es so im Bettwarenbereich noch nicht gegeben. Uns hat das noch stärker motiviert, auch in den kommenden Jahren weitere spannende Produkte im Bettwarenbereich zu entwickeln.
Haustex: Wodurch zeichnet sich S-Loft aus?
Stendebach: Wir haben hier ein neues Produktdesign mit hochinnovativen Füllfasern verbunden. Das heißt konkret: Wir haben die Vorteile von Synthetik und Daune zusammengeführt und bieten so ein hohes Volumen, eine hohe Rückstellkraft und eine unkomplizierte Pflege. Dazu kommt eine anthrazitfarbene Biese als spezielles Designelement.
Peckedrath: Das Produkt hat die Rückstellkraft eines Taschenfederkerns oder Viscokissens. Man muss es nicht versteppen, denn die Füllung verklebt und verklumpt nicht. Es ist kochfest, also für Allergiker geeignet. Die Bettdecke hat das Wärmevolumen einer Daunendecke, aber die Waschbarkeit einer Synthetikdecke. Dies in Kombination mit dem Design und dem wesentlich geringeren Preis macht das Produkt zum Verkaufsschlager. Hier haben wir eine große Produktpalette, die wir immer mehr erweitern und die vom Handel auch sehr gut angenommen wird.
Stendebach: Wir bringen in Kürze eine Ultra-Leicht-Decke im S-Loft-Programm, die eine der leichtesten Decken im Markt sein dürfte. Das ist den Klimaveränderungen und den heißen Sommern geschuldet, wo eine klassische Sommerdecke den meisten Menschen schon zu viel ist. Die ersten Tests mit Probanden waren hervorragend. Von der neuen Decke versprechen wir uns daher auch sehr viel für unsere Fachhändler.
Peckedrath: Der stationäre Einzelhandel hat extrem viel an Deckenumsatz durch den Onlinewettbewerb eingebüßt und sich hier die Wurst vom Brot nehmen lassen. Wir merken aber durch unsere S-Loft-Serie, dass einige Händler wieder sehr gute Bettwarenumsätze machen. Nicht zuletzt, weil das Produkt ein großartiges Storytelling ermöglicht. Da spielt der German Design Award natürlich auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Schiefer: Die Jury führt als offizielle Begründung an: "Das spezielle Füllmaterial der Decken und Kissen sorgt für einen daunenweichen Schlaf und ermöglicht zeitgleich eine leichte Pflege, wie man sie von unempfindlichen Kunstfasern gewohnt ist." Hier steht also die Funktionalität im Mittelpunkt und der Vorteil, den der Endkunde daraus zieht. Das ist genau das, was wir erreichen wollen.
Haustex: Sie haben den Klimawandel erwähnt. Auf den Januar-Messen ist das Thema Nachhaltigkeit zentral präsent gewesen. Wie geht Ihr Unternehmen damit um?
Stendebach: Mich stört das Greenwashing, das teilweise betrieben wird. Momentan versucht jeder, auf den Nachhaltigkeits-Zug aufzuspringen. Wir verarbeiten schon seit zehn Jahren recycelte Fasern, das ist für uns nicht neu, sondern selbstverständlich. Nachhaltigkeit bedeutet für uns als Familienunternehmen in vierter Generation, soziale und ökologische Verantwortung wahrzunehmen. Wir gehen schon immer fair mit unseren Mitarbeitern um, wir analysieren unsere Vorlieferanten, damit auch sie fair mit ihren Mitarbeitern umgehen und Kinderarbeit ausschließen. Das sind für uns sehr wichtige Komponenten. Wir haben in den letzten Jahren auch permanent in eine nachhaltige Infrastruktur investiert. Eines unserer Gebäude arbeitet beispielsweise mit Geothermie, es kühlt und wärmt sich selbst und hat kaum energetischen Verbrauch. Damit waren wir für den Umweltpreis des Landes Rheinland-Pfalz nominiert. Auch in unserem zukünftigen Werk, das wir gerade umbauen, werden wir mit Solartechnik und Geothermie arbeiten, um auch hier einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.
Haustex: Was für ein Objekt wird das werden?
Stendebach: Wir haben eines der letzen großen Grundstücke in Montabaur gekauft, auf dem bereits einige Hallen stehen. Wir werden dort zusätzlich noch ein Verwaltungsgebäude installieren.
Brosda: Durch die gestiegene Nachfrage haben wir gewisse Kapazitätsgrenzen erreicht. Darauf müssen wir reagieren. Unser Plan sieht vor, dass wir 2021 an den neuen Standort umziehen und die Produktions- und Lagerhallen in Betrieb nehmen. Den bisherigen Standort werden wir aber weiter nutzen.
Haustex: Wer investiert, blickt positiv in die Zukunft, kann man das so sagen?
Stendebach: Wir haben tolle Kunden, tolle Mitarbeiter - wir sind ein tolles Team. Warum sollte man da nicht investieren?
Stendebach & Co - in Kürze
Bettwaren Stendebach & Co.
Hammerweg 1
56410 Montabaur
Tel.: +49 2602 / 99953 00
Fax: +49 2602 / 99953 10
E-Mail: info@betteninnovation.de
Internet: www.betteninnovation.de
Geschäftsführung:
Dirk Stendebach, Markus Stendebach
Produkte: Bettwaren wie Kissen, Nackenstützkissen, Bettdecken; Topper, Lagerungshilfen; luftgefedertes Schlafsystem Cairona; textile Bauteile wie Matratzenbezüge, Wasserbettbezüge
Mitarbeiterzahl: rund 200
Standorte: Montabaur (D), Görlitz/Zgorzelec (PL)
aus
Haustex 03/20
(Wirtschaft)