Imm Cologne

Ein sehr erfolgreicher Start ins Jahr

Köln. Gute Geschäfte, ein leichtes Besucherplus und viele spannende Themen: Die Matratzenbranche zieht ein insgesamt positives Fazit der Kölner Möbelmesse. Neben zahlreichen Neuheiten stand das Thema Recycling und Kreislaufwirtschaft bei einigen Matratzenanbietern im Fokus, auch Nachhaltigkeit und natürliche Materialien lagen im Trend. Mit dem neuen Format "Pillow Talk" und der Sleep Lounge rückte der Matratzenverband das Thema Schlafen auch abseits der Produktes abwechslungsreich in den Mittelpunkt.

Neun Stunden Schlaf braucht ein Pavian, ein Elefant kommt mit vier Stunden aus. Pottwale schlafen mit der Schnauze nach oben. Und Vögel krallen sich umso fester an einen Ast, je tiefer sie schlafen. Wer das noch nicht wusste, konnte die Sleep Lounge in der Matratzenhalle der Kölner Möbelmesse ein wenig schlauer verlassen. Denn hier wurde dergleichen (Party-) Wissen rund ums Thema Schlafen auf leicht verdauliche Art vermittelt - und noch einiges mehr .

Mit seiner Lounge setzte der Fachverband Matratzenindustrie einen betont lockeren Punkt in einem zuletzt nicht gerade entspannten Markt-Umfeld. Die Lage der Branche ist schließlich schwierig genug. Da kann es nicht schaden, sich dem Schlaf auch abseits von Verkaufszahlen, Vertriebskanälen oder Produktentwicklungen einmal in seinem Grundsatz und in seiner Wertigkeit für die Regeneration zu widmen.

Denn ohne Schlaf geht nichts im Leben. "Und in einer Gesellschaft, in der jeder Dritte mit seiner Schlafqualität unzufrieden ist, verdient der Schlaf mehr Aufmerksamkeit", betont der Verband, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, über die wichtigsten Säulen für erholsamen Schlaf zu informieren. Die passende Matratze ist dabei ein elementarer Baustein, Einflussfaktoren wie Ernährung, Bewegung und Entspannung aber sind es auch. Mangel an spannenden Themen, die Hersteller und Fachhändler spielen können, herrscht jedenfalls nicht. Das wird zunehmend erkannt. Über One-fits-all wurde in Köln jedenfalls kaum noch gesprochen.

Zwischen Quantität und Qualität

Nicht nur im Handel, auch auf der Messe gilt: Alle reden über Frequenz. Aber wie Quantität und Qualität hier zueinander passen, bewertet an Ende doch jeder anders. Und so wird auch die imm Cologne 2020 von den Ausstellern recht unterschiedlich betrachtet. Dass die letzten drei (Publikums-) Tage in die Statistik einfließen, ist für die Unternehmen weniger relevant, wenngleich die Sichtbarkeit für den Endverbraucher natürlich nicht unerheblich ist.

Aber die Musik spielt in Köln im Wesentlichen von Montag bis Mittwoch. Und diese Tage werden recht unterschiedlich gesehen. Mehr als 128.000 Besucher zählte die Koelnmesse bis zum letzten Tag der imm 2020. Das ist gegenüber 2018 ein Plus von 3.000 Besuchern. Im Vorjahr kamen rund 150.000 Menschen zur Möbelmesse - die Living Kitchen als weiteres Zugpferd war dieses Jahr wieder außen vor, sie findet nur alle zwei Jahre statt. Insgesamt wurden 82.000 Fachbesucher gezählt (2018: 80.704), von denen rund 50 Prozent aus dem Ausland kamen.

Für die Matratzenbranche und ihre Aussteller in den Hallen 9 und 5.2 war die zurückliegende Möbelmesse alles in allem "ein sehr erfolgreicher Start in das Jahr 2020", wie der Fachverband Matratzenindustrie resümiert. "Sowohl die Besucherzahlen als auch die Qualität der Gespräche haben die Aussteller optimistisch gestimmt." Das motiviert fürs kommende Jahr: Martin Auerbach als Verbandsgeschäftsführer und Claire Steinbrück von der Koelnmesse haben ihr gemeinsames Commitment für den Bereich Home Sleep bekräftigt und auch schon erste Ideen für die imm Cologne 2021 entwickelt.

Fast alle Vollmitglieder des Matratzenverbandes waren in Köln vertreten. Werkmeister und Selecta stellen traditionell nicht auf der Möbelmesse aus, Akva Waterbeds war indirekt dabei: Nicht die Marke selbst wurde präsentiert, sondern die Betten des Schwesterunternehmens Re Beds. Ansonsten aber war die Riege der zwölf Vollmitglieder des Verbandes komplett.

Gleichwohl fiel auf, wer 2020 nicht dabei war. Im vergangenen Jahr hatte sich die Bettzeit-Gruppe mit den Marken Dunlopillo und Emma dort präsentiert, wo ehemals Fey stand - und nun der türkische Anbieter Yatas seine Zelte aufgeschlagen hatte. Unternehmen wie Froli, DOC oder Hilding Anders fehlten in Köln ebenfalls, so wie (bereits im vergangenen Jahr) Diamona, wo Ende 2019 der Geschäftsbetrieb eingestellt wurde; hier ist nun mit Swissflex eine für den Fachhandel interessante Marke an prominenter Stelle platziert.
"Halle 9 muss schlagkräftig bleiben"

Auch wenn die Halle 9 schon immer, dem Anspruch der Messe angemessen, eine internationale Halle war - in diesem Jahr fiel dies gefühlt noch stärker ins Auge. Unternehmen aus der Türkei, Schweden, Italien, den Niederlanden und Belgien waren stark vertreten, was die Messe aus Sicht vieler deutscher Fachhändler nicht unbedingt attraktiver macht, weil sie nicht zu lhren Lieferanten zählen. Thomas Bußkamp sieht die Frequenz in Köln sowohl als Unternehmer und Aussteller wie auch als Vorsitzender der Matratzenverbandes mit gemischten Gefühlen: "Das Angebot hochwertiger Auslandsmessen wird größer, das spüren wir auch hier an den Besucherzahlen." Für ihn ist klar: "Die Halle 9 muss schlagkräftig bleiben."

Bußkamps EuroComfort Group zeigte am neuen Messestand des Unternehmens auch die Polstermöbel der Marke Ewald Schillig - auch dies war auf den ersten Blick für einige Besucher irritierend, die mit Sofas in der Sleep-Halle nicht unbedingt gerechnet hatten. Dennoch war dies kein Zufall. Bußkamp: "Meine Vision ist es, 2021 auch eine Bettenkollektion anzubieten", sagte der CEO mit Blick auf die neue Marke im Portfolio. Mit Brinkhaus und Irisette war sein Unternehmen aber selbstverständlich auch in gewohnten Sphären unterwegs.

Der neue Standbau war eine Bereicherung für die Halle 9. Das konnte man von einem anderen der großen Aussteller nur bedingt behaupten: Tempur Sealy hatte seine Fläche teilweise mit einer hohen grauen Wand zugebaut, was nicht nur der eigenen Sichtbarkeit schadete. Wer die Halle 9 durch den südlichen Eingang betrat, lief hier zunächst vor eben jene Wand und in einen dunklen Gang - das wirkte wenig einladend.

Nachhaltigkeit in vielen Facetten

Insgesamt war der Chor der Aussteller-Reaktionen auf der Möbelmesse recht vielstimmig. Manuela Zanutto vom italienischen Matratzenhersteller Manifattura Folomo etwa sagte: "Wir hatten zwar nicht viele Besucher an unserem Stand, dafür waren es aber genau die richtigen." Und für Dormiente-Geschäftsführer Dr. Rüdiger Plänker war es gar "die beste Messe der Firmengeschichte", wie er mit Blick auf den Umsatz sagte. Wer am Dormiente-Stand vorbeilief, konnte dies nachvollziehen - hier war immer viel los. Als "grüner" Anbieter liegt der Naturbettenspezialist voll im Trend. Das Thema Nachhaltigkeit prägte in vielen Facetten auch die Sleep-Halle.

Auch Frankenstolz-Vertriebsleiter Frank Gänser zeigte sich zufrieden: "Die Messe war gut und hatte eine hohe Frequenz", so Gänser. "Wir wurden von Leuten besucht, die sonst nicht kommen." Letzteres könnte auch an einer Neuheit gelegen haben, die Gänser nicht ohne Stolz präsentierte: Eine Matratzenserie mit 3D-Pyramiden-Technologie, die in Zusammenarbeit mit dem Chiropraktiker Boris Biebl entwickelt wurde und für tiefenentspannten Schlaf sorgen soll. Sie wird unter der Marke Frankenstolz mit einem neuen Logo ("Made in Germany - seit 1955") vermarktet. Daneben wird aber auch die Marke f.a.n. Frankenstolz mit dem bekannten grünen Logo weiter bestehen.

Mit überarbeiteter Optik kam auch der fränkische Matratzenspezialist Rummel nach Köln. Auch hier wurden ein leicht verändertes Logo sowie der Claim "Komm träumen" präsentiert. Rummel nutzte die Messe unter anderem zur Akzeptanzabfrage eines neuen Teller-Rahmens, der noch nicht am Markt ist: "Das zeigen wir den Kunden und diskutieren mit ihnen darüber", erklärte Klaus Neudecker aus der Geschäftsleitung. "Denn auch dazu ist die Messe da." Rummel war in diesem Jahr mit nur wenigen Neuheiten angereist, vieles ist noch in der Entwicklung. "Bei der Matratze haben wir nichts Neues", so Neudecker, "dafür haben wir im Bereich White Label viel platziert." Auch ein neues Pflegebett wurde erstmals präsentiert. "Wir schaffen hier ein eigenes Sortiment. Die Resonanz des Handels darauf ist gut", so Neudecker.

Zu den wichtigsten Trends in der Themenwelt Home Sleep, wie das Schlafsegment auf der im Cologne offiziell genannt wird, zählten in diesem Jahr innovative Ansätze, um Matratzen fit für die Circular Economy, also die Kreislaufwirtschaft zu machen. Dies zeigt, wie viel Bewegung in das Thema gekommen ist. Das Recyling von Matratzen, die (Wieder-) Verwertung der verschiedenen Komponenten, die Nachhaltigkeit der Produktion oder die Verwendung von nach Öko-Kriterien zertifizierten Rohstoffen - all dies spielte an vielen Ständen eine große Rolle. Der niederländische Hersteller Auping zeigte beispielsweise eine kreislauffähige Matratze, die weder Schaumstoff noch Klebstoff enthält, sondern innovative Alternativen aus luftdurchlässigem, weichem und recycelbarem Polyester, die immer wieder in hoher Qualität recycelt werden können.

Und auch Schlaraffia als einziger nennenswerter Matratzenanbieter in der Halle 5.2 ging mit einem Nachhaltigkeitskonzept an den Start, das "Mission Pure" getauft wurde und ebenfalls die Recyclebarkeit der Produkte in den Fokus rückt. So wurde von Scharaffia eine nach Eco-Design-Prinzipien vollständig wiederverwertbare modulare Matratze gezeigt, die ebenfalls ohne Klebstoff sowie Reisverschlüsse auskommt und am Ende ihrer Lebensdauer in ihre Bestandteile zerlegt und recycelt werden kann.

Möbelindustrie zieht positives Fazit

Neben dem Matratzenverband zog auch der Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, Jan Kurth, ein positives Fazit in Köln: "Für die Aussteller war die imm Cologne eine wirtschaftlich erfolgreiche Messe, mit der die Industrie gut in das Möbeljahr 2020 gestartet ist." Erneut habe Köln damit seinen Stellenwert als Kontakt- und Inspirationsplattform, aber auch als Ordermesse unter Beweis gestellt.

Die Registrierungsdaten der Messe zeigen, dass Fachhändler und internationale Top-Besucher des Einrichtungsfachhandels und des Interior Designs in Köln vertreten waren, viele davon aus den Top-30-Handelsketten weltweit. Darüber hinaus kamen auch die Entscheider der großen internationalen Kaufhausketten zur Möbelmesse. Auch die Branchengrößen im Online-Handel - hier unter anderem Amazon, die Otto Group und Wayfair - nutzten die Veranstaltung sehr intensiv für ihre Geschäfte.

Nach Feierabend versammelte die Party meet@sleep am Messe-Dienstag wieder das Who is Who der Branche zum geselligen Stelldichein bei Musik, Kölsch und kulinarischen Leckerbissen. Die Party war im Vorhinein kaum beworben worden, da sich in den vergangenen Jahren nicht wenige Branchenfremde unter die Gäste gemischt hatten. Mit der Folge, dass in diesem Jahr sichtbar weniger los war - was das Netzwerken im Partygetümmel aber letztlich angenehmer machte.

Die nächste imm Cologne findet vom 18. bis 24. Januar 2021 statt.



Premiere: Botschafter des Schlafes ausgezeichnet
Erstmals zeichnete Deutsche Stiftung Schlaf im Rahmen der Möbelmesse Menschen aus,die sich um das Thema Schlaf in besonderer Weise verdient gemacht haben. Drei Preise wurde vergeben: der Botschafter des Schlafes, der Stiftungspreis für den Arbeitgeber Schlafgesundheit sowie der Wissenschaftspreis der Deutschen Schlafstiftung. Preisträger 2020 sind die Chronobiologen Prof.Dr. Till Roenneberg und Prof. Dr. Christian Cajochen sowie das Staatsballett Berlin als Arbeitgeber Schlafgesundheit. Der Preis soll Ansporn für neue Botschafter, Arbeitgeber sowie Ingenieure, Entwickler und Wissenschaftler sein, die das Thema Schlafgesundheit bedienen und voranbringen.

"Guter Bettkomfort gehört zu einem gesunden Schlaf neben den äußeren Bedingungen wie Ruhe, Dunkelheit und passender Temperatur", erklärte Prof. Ingo Fietze, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Schlaf und Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums an der Charité in Berlin, der die Preise übergab.
aus Haustex 03/20 (Wirtschaft)