VdL Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V.

Farbenhersteller geben sich trotz negativer VdL-Prognose optimistisch

Mit neuen Produkten will die Farbenindustrie dem aktuellen Negativtrend begegnen. Das geht aus einer Umfrage hervor, die die BTH Heimtex bei ausgewählten Unternehmen durchgeführt hat.

Die Hersteller von Farben und Lacken in Deutschland haben es derzeit nicht leicht. Zwar hält der Bauboom an, aber der Trend zu weniger Wänden in den Wohnungen und nicht zuletzt hochwertige Produkte von langer Lebensdauer sorgen für stagnierende, teils sinkende Umsätze. Der Verband der deutschen Lack- und Farbenindustrie (VdL) prognostiziert für das laufende Jahr für Bautenanstrichmittel erneut ein Minus, das allerdings etwas geringer ausfällt als im Vorjahr, und geht bestenfalls von einer Seitwärtsbewegung aus.

Wir haben ausgewählte Lack- und Farbenhersteller nach ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage, ihren Konzepten und der Situation in der Branche gefragt. Sie geben sich verhalten optimistisch und begründen dies mit neuen Produkten und der guten Zusammenarbeit mit den Handelspartnern. Allerdings sehen sie auch klar, dass der Markt von Verdrängung geprägt ist, was die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Gleichzeitig beklagen sie die sich verschärfenden gesetzlichen Auflagen.

"Der Wettbewerb in
preissensiblen Segmenten nimmt zu"

"Die allgemeine Marktentwicklung wird uns in 2020 nicht helfen. Wachstum kommt im Wesentlichen aus den Produktinnovationen und zusätzlichen Serviceleistungen. Sikkens ist die Leadmarke von Akzo Nobel, hier stärken wir regelmäßig unsere führende Marktposition im Bereich Lacke und Lasuren durch kontinuierliche und nachhaltige Produktentwicklungen, aber auch durch innovative Neuprodukte im Bereich der Wandfarben.

Wir haben mit Sikkens und Herbol zwei starke Marken, die tief distribuiert und in Deutschland flächendeckend vertreten sind. Gemeinsam mit unseren Handelspartnern werden wir in 2020 gezielte regionale Maßnahmen umsetzen, aber auch bundesweit durch kommunikative Aktivitäten den Austausch mit Malern und Verarbeitern verstärken.

Am besten haben sich Innenwandfarben entwickelt, Wachstumstreiber sind vor allem höherwertige Produkte. Grundsätzlich ist zu vermuten, dass Innenwandfarben in den vergangenen Jahren vom Bauboom profitiert haben. Bedingt durch beispielsweise eine veränderte Bauweise ist der Effekt neubaugetriebener Flächenzugewinne jedoch begrenzt. Zugleich sehen wir im Renovierungssegment Entwicklungen, die den positiven Effekt der Flächensteigerung konterkarieren wie verlängerte Renovierungsintervalle durch verbesserte Produktqualitäten.

Der Farbenmarkt wird weiterhin mit rückläufigen Volumen konfrontiert sein. Entsprechend ist eine Zunahme der Wettbewerbsintensität speziell in preissensiblen Segmenten zu erwarten. Große Probleme bereiten zudem die Chemikalienpolitik und Gesetzgebung nationaler und europäischen Behörden. Die ausschließliche Einstufung von Chemikalien nach deren Gefährdungspotential durch die CLP-Verordnung ohne Berücksichtigung des tatsächlichen Risikos bei individuellen Anwendungen führt zu enormen technischen und finanziellen Herausforderungen. Die automatisch einhergehende Kopplung verschiedener Regularien wie beispielsweise CLP-Verordnung und Biozid-Verordnung macht alles noch komplizierter."


"Auf nachwachsende Rohstoffe setzen"

"Der Baufarbenmarkt stagniert seit Jahren. Trotz des schwierigen Marktumfelds sind wir optimistisch, auch 2020 die erfolgreiche Entwicklung der Vorjahre fortzusetzen. Wir gehen von einem leichten Wachstum aus. Der Optimismus gründet sich außer auf unsere bewährten Produkte und Serviceleistungen auch auf verstärkte Marktaktivitäten im Zusammenhang mit dem Jubiläum 125 Jahre DAW, zu der Caparol als bekannteste Profimarke gehört.

Sowohl der Innen- als auch der Fassadenfarbenbereich und die Wärmedämmung stehen unter Markt- und Wettbewerbsdruck. Gleichwohl sehen wir Wachstumsmöglichkeiten vor allem im Fassadensektor und im Innenfarbenbereich sowie insbesondere im Bautenschutz. Der Bauboom bringt allerdings kein signifikantes Wachstum für die Farbenindustrie. Wir müssen uns viel stärker auf die Sanierung der bestehenden Gebäude konzentrieren. Derzeit spüren wir zwar noch keine Auswirkungen der steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung, gehen aber davon aus, dass dies ab dem zweiten, spätestens dritten Quartal 2020 beginnen wird.

Die größten Probleme der Farbenbranche sehen wir zum einen im Bereich der Rohstoffentwicklungen, aber auch in dem Umstand, dass die Menschen weniger umziehen, glatte Oberflächen bevorzugt werden, die weniger Farbauftrag benötigen, und die Produkte immer dauerhafter und langlebiger werden, so dass sich die Renovierungsintervalle deutlich nach hinten verlagern.

Bewährt hat sich unser Fokus auf die Trends Gesundheit, Nachhaltigkeit, Design und Effizienz. Diese Kundennutzen sind essenziell und werden bei der Marktbearbeitung weiter forciert. Wobei an erster Stelle die Gesundheit steht. Richtige Isolierung, besserer Schallschutz, der Ausgleich von Temperaturschwankungen, gesunde Raumluft, ausreichend Tageslicht sind gefordert. In puncto Design bietet sich auch dem Malerhandwerk ein spannendes Feld. Angesichts der Lohnkostenentwicklung und des Fachkräftemangels ist zudem Effizienz für das Handwerk sehr wichtig. Neben Wohngesundheit sehen wir Nachhaltigkeit als Megatrend. Es ist richtig, perspektivisch aus den endlichen Rohstoffen auszusteigen und künftig auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen. Das tun wir mit Erfolg bei Caparol."


"Die Industrie profitiert vom Bauboom"

"Es ist davon auszugehen, dass die Prognosen des VdL und der CHEM Research zutreffen werden. Große Steigerungsraten sind in jedem Fall nicht zu erwarten. In der Meffert-Gruppe gehen wir bei unseren Planungen allerdings von einem ordentlichen Wachstum aus. Dieser Optimismus basiert auf der guten Zusammenarbeit mit unseren Partner-Händlern und guten Abschlüssen bei Abnehmern aus dem DIY-Bereich.

Es sind nach wie vor Innendispersionsfarben, die sich am besten verkaufen. Sicherlich profitiert die Bautenfarbenindustrie insgesamt auch vom Bauboom. Bei den Herstellern, die ihren Absatzkanal beim traditionellen Farbengroßhandel gefunden haben, spielt der Bauboom aber eine untergeordnete Rolle. Mehr als 90 % der Bautenfarben gehen von dort in die Renovierung. Die Meffert Farbwerke zählen zwar nicht zu den großen Marktteilnehmern im WDVS-Geschäft. Wir gehen aber davon aus, dass die steuerliche Förderung für Gebäudesanierung zusätzlichen Absatz in diesem Bereich schaffen wird.

Das größte Problem unserer Branche sind die maßlos überzogenen gesetzlichen Bestimmungen wie die CLP-Verordnung (Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Chemikalien), die die Branche Millionen von Euro kosten. Damit nicht genug: die Einstufung von Titiandioxid wird uns, nachdem CLP abgeschlossen sein wird, bei den notwendigen Veränderungen vom Etikett bis hin zur Broschüre weitere erhebliche Kosten verursachen. Darüber hinaus wird der überwiegende Wegfall des Blauen Engels durch drastisch verschärfte Kriterien für den Abverkauf unserer Produkte insbesondere im DIY-Bereich nicht förderlich sein. Wir gehen schweren Zeiten entgegen."


"Größte Herausforderung
sind gesetzliche Auflagen"

"Die Grundstimmung bei Jonas ist sehr positiv, auch wenn wir die Meinung des Verbandes teilen. So steigt die Nachfrage nach leistungsfähigen und hochwertigen Qualitäten immer mehr. 70 % unserer Produkte werden mittlerweile ohne den Zusatz von Konservierungsmitteln hergestellt. Für uns ist dies die nächste Evolutionsstufe. Bei uns stehen Entwicklung und Qualitätssicherung an oberster Stelle. Wir sind darauf eingerichtet.

Die Innenprodukte wie Farben, Grundierungen und Wandbelagskleber liegen beim Umsatz deutlich vorne. Dies ist in der Sache begründet, schließlich gibt es zehnmal mehr Innen- als Fassadenflächen. Auf den Bauboom können wir natürlich keinen Einfluss nehmen. Wir freuen uns jedoch über die steigende Nachfrage nach edlen, matten Oberflächen.

Die größte Herausforderung der Farbenbranche sind sicherlich die gesetzlichen Auflagen beziehungsweise Neuerungen. Hier stehen wir in der Pflicht, unsere Kunden immer auf dem Laufenden zu halten. Diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst."


"Wachstum soll über
Verdrängung erreicht werden"

"Tatsächlich ist der Markt für Bautenanstrichmittel in Menge seit Jahren leicht rückläufig. Darüber hinaus herrscht hoher Kostendruck. Für Südwest planen wir dennoch ein Wachstum im einstelligen Bereich, das über Verdrängung erreicht werden soll. Der Optimismus basiert darauf, dass wir in den vergangenen Jahren konsequent in Produktentwicklung und Vertrieb investiert haben. Darüber hinaus zahlt sich aus, dass wir ein verlässlicher Partner des Handels mit klarem Fokus auf den Profimarkt sind.

Südwest ist historisch eine Lackmarke, wo wir auch besondere Stärken haben. In Anbetracht sich verschiebender Märkte haben wir aber auch verstärkt den Vertrieb von Farben vorangetrieben, so dass wir heute in etwa pari Lacke/ Lasuren und Farben verkaufen. Innenfarben repräsentieren das größte Volumen unseres Geschäftes, kommen aber umsatzmäßig - wenn auch zunehmend - erst an zweiter Stelle.

Der Bauboom ist unseren Erachtens nach sehr stark durch Infrastruktur, höhere technische Anforderungen, Preissteigerungen und Entwicklungen in den Ballungszentren getrieben. Unter Berücksichtigung der dünner besiedelten Gebiete entpuppt sich der ,Bauboom’ bezogen auf das Geschäft der Südwest - Wohnbau und vor allem Renovierung - schnell als enttäuschend. Dennoch gehen wir davon aus, dass Südwest in den nächsten Jahren vor allem von der Renovierung in den rund 40 Mio. Bestandswohnungen profitieren wird.

Die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung entfaltet noch keine Wirkung. Südwest wird auch nur unterproportional von den Effekten profitieren können, da wir trotz sehr guter WDVS unser Hauptaugenmerk auf Beschichtungen legen.

Bei den Problemen, unter denen die Farbenbranche leidet, hat sich in den vergangenen Jahren wenig geändert: Hoher Kostendruck bei Energie, Rohstoffen und Personal. Gleichzeitig ständig steigende Anforderungen durch den Gesetzgeber und durch die Überkapazitäten im Markt hoher Preisdruck. Darüber hinaus fehlen Fachkräfte auf Verarbeiterseite, so dass die Marktnachfrage teilweise nicht befriedigt werden kann. Hier gilt es, sich zu differenzieren und zusammen mit unseren Handelspartnern erfolgreich Konzepte am Markt umzusetzen."
aus BTH Heimtex 04/20 (Wirtschaft)