Interview mit ABK-Geschäftsführer Thomas Fehr

"Die Situation ist deutlich besser, als wir befürchtet haben"


Auch wenn die ersten Corona-Lockerungen greifen: Eine Messe mit Masken und Abstandsregeln war für Thomas Fehr nicht vorstellbar. Trotz Absage der ABK Open bleibt der ABK-Geschäftsführer einigermaßen gelassen. Denn die Schlaf-Branche scheint vergleichsweise gut durch die Krise zu kommen.

Haustex: Herr Fehr, die ABK Open fällt in diesem Jahr Corona zum Opfer. Wieviele Aussteller hätten Sie erwartet?

Thomas Fehr: Wie im vergangenen Jahr wären es um die 100 gewesen. Wir hätten die gleiche Größe und gleiche Menge an Lieferanten wie im letzten Jahr auf der Messe gehabt.

Haustex: Wären auch neue Aussteller darunter gewesen?

Fehr: Wir hatten schon eine Verschiebung zum modischen Sortiment, beispielsweise einige Lieferanten aus dem Frottierbereich. Dafür sind es im Bereich der Matratze etwas weniger geworden. Das entspricht dem Fokus der Messe. Die Frequenz im Matratzenbereich war ja auch etwas geringer als im modischen Bereich.

Haustex: Wie waren die Reaktionen auf die Absage?

Fehr: Ausschließlich positiv. Es gab niemanden, der das für eine falsche Entscheidung gehalten hat.

Haustex: Wurde im Vorfeld von Ausstellern signalisiert, dass sie stornieren wollen?

Fehr: Es gab bei dem ein oder anderen Zweifel, ob es sinnvoll ist, teilzunehmen. Manche haben sich gefragt, ob sie in der geplanten Größenordnung dabei sein müssen. Aber es gab im Vorfeld keine einzige Absage.

Haustex: Ärgern Sie sich, sollten die Kontakbeschränkungen bis zum geplanten Messetermin aufgehoben und die Messe damit möglich sein?

Fehr: Nein. Das Thema Kontakbeschränkungen heißt ja nicht, dass es keine Auflagen zur Durchführung einer Messe geben würde. Ein Hygienekonzept hätten wir wahrscheinlich hinbekommen, aber ein Abstandsgebot umzusetzen, würde kaum funktionieren. Und eine Messe mit Masken wäre auch nicht besonders attraktiv.

Haustex: Wie sind die Rückmeldungen bei Ihnen aus dem Handel - kommen die Kunden wieder in die Geschäfte?

Fehr: Sie kommen! Die Kunden kommen gezielt. Sie nehmen sogar das Thema Mund-Nasen-Schutz in Kauf und geben sich auch einer längeren Matratzenberatung mit Maske hin. Die Situation ist deutlich besser, als wir es befürchtet haben. Die Menschen haben offenbar Bedarf nach guten Schlafartikeln und nehmen die Auflagen im Fachhandel noch eher in Kauf, als im Einkaufscenter bummeln oder shoppen zu gehen. Dort sehen die Frequenzen anders aus.

Haustex: Glauben Sie, dass die Verluste im Bettenfachhandel, die durch den Lockdown entstanden sind, wieder aufzuholen sein werden?

Fehr: Wenn es so wie jetzt weitergeht und nach den Informationen, die ich bekomme, sind fast alle Händler davon überzeugt, dass sie die Verluste aus dieser Zeit bis zum Ende des Jahres wieder aufholen werden. Momentan herrscht draußen eine äußerst positive Stimmung, und die Zahlen bestätigen dies auch ein Stück weit. Wobei wir von dem ein oder anderen wissen, dass es in Frequenzlagen und Fußgängerzonen noch nicht ganz so gut läuft. Außerdem ist die Situation weiterhin sehr fragil, weil man nicht weiß, welche Maßnahmen möglicherweise noch kommen. Aber wenn es sich weiterentwickelt wie jetzt, dann werden wir das Jahr trotz sechs Wochen Shutdown mit einem ganz kleinen blauen Auge abschließen.

Haustex: Wie ist die Stimmung bei ihren Lieferanten?

Fehr: Das ist recht unterschiedlich. Im modischen Bereich ist die Stimmung eher zurückhaltend. Matratzen und Zudecken werden im Moment gut nachgefragt. Es gibt einige Unternehmen, die keinen Tag Kurzarbeit anmelden mussten und durchproduziert haben. Ich glaube, die sind gut unterwegs. Unsere Branche profitiert offenbar wie schon in früherer Zeit davon, dass sich die Menschen in Krisenzeiten zurückbesinnen auf Cocooning und ein schönes Zuhause. Das scheint sich jetzt wieder zu bewahrheiten. Zu Beginn der Krise hatte ich deutlich mehr Bedenken, aber im Moment bin ich deutlich positiv gestimmt.
aus Haustex 06/20 (Wirtschaft)