Hausmesse bei Elegante
Sieben Anbieter treten gemeinsam auf
Bielefeld. Nach dem Ausfall der ABK Open Anfang Juli haben sich mehrere Unternehmen zusammengetan und binnen drei Wochen eine gemeinsame Hausmesse bei Elegante in Bielefeld organisiert. Trotz Corona-Bedingungen war die Stimmung gut - auch wenn ein Aussteller kurzfristig ausfiel.Die Kunden können hier auf Entdeckungsreise gehen": Elegante-Geschäftsführerin Signe Peperkorn war die Begeisterung deutlich anzumerken, die sie angesichts der Spontan-Veranstaltung in ihren Räumlichkeiten empfand. Außer ihrem eigenen Unternehmen waren sieben weitere Hersteller bei der Hausmesse unter dem Titel together vertreten, und alle hatten sich sehr viel Mühe gegeben, ihre Neuheiten für Herbst und Winter so ansprechend zu präsentieren, wie sie es auch in Halle/Westfalen getan hätten. "Der Termin der ABK Open ist ein gelernter Zeitpunkt an einem gelernten Ort. Und es wäre bedauerlich, wenn man diesen wichtigen Orderzeitpunkt verpassen würde", betonte Peperkorn, deren Veranstaltung nun rund 30 Kilometer weiter stattfand.
Allerdings ohne das Team von ABK-Geschäftsführer Thomas Fehr. Der Verband hatte zwar seine neue Bettwaren-Kollektion zur Hausmesse angeliefert, konnte aber aufgrund der Corona-Situation im Kreis Gütersloh kein Personal entsenden - am ABK-Sitz in Rheda-Wiedenbrück befindet sich auch der berühmt-berüchtigte Schlachthof der Firma Tönnies. Der zwischenzeitliche lokale Lockdown verhinderte die Anreise nach Bielefeld. Vor diesem Hintergrund hatte auch das Team von Eagle Products noch kurzfristig abgesagt.
"Wir haben alle Kunden eingeladen, die Resonanz war positiv", erklärte Signe Peperkorn. "Wir haben bei uns im Gebäude auf dem Gelände so viel Platz, dass wir das vertreten konnten." Unterm Strich hätten nur die Kunden aus Süddeutschland gefehlt, wer kam, konnte zumeist binnen eines Tages An- und Abreise absolvieren. In den Gebäuden wurde ein Einbahnstraßen-System etabliert, Mundschutz und Desinfektionsmittel standen bereit, und auch die Einladungen wurden für die viertägige Veranstaltung so verteilt, dass zu keiner Zeit Massenandrang herrschte. Für ein ansprechendes Catering war ebenfalls gesorgt.
Die einzelnen Präsentationen waren so großzügig über das Gelände verteilt, dass es keinerlei Abstandsprobleme gab. Das kam auch bei den Besucherinnen und Besuchern gut an. "Wie in der Einladung angekündigt, war das Hygienekonzept perfekt. Wir haben uns jederzeit rundum sicher und geschützt gefühlt", bilanzierte beispielsweise Fachhändlerin Susanne Heller aus Göttingen. "Die Fahrt nach Bielefeld war für uns ein weiterer, wohltuender Schritt zurück in die Normalität", sagte sie angesichts der Möglichkeit, zumindest ein paar wenige Kollektionen persönlich ordern zu können. "Es geht doch nichts über den persönlichen Kontakt und eine schön dekorierte Ausstellung", so Heller.
"Klasse, was in die leere Halle kurzfristig und pragmatisch für beide Seiten gezaubert wurde", urteilte auch Fachhändlerin Marianne Leitermann aus Offenburg. "Die Inspiration in dieser besonderen Zeit ist perfekt und anders,als wenn man nüchtern aus dem Vertreter-Koffer anhand zerknitterter Musterlaschen ordern muss." Sandra Kuhr vom Bettenhaus Lamker in Melle zeigte sich "sehr begeistert von der tollen Organisation und den netten Gesprächen vor Ort. Und natürlich von den Neuheiten für das bevorstehende Halbjahr." Sie sei positiv gestimmt. Stephanie Ruyter, die mit ihrem Mann Betten ten Hompel und Betten Kösters in Rees und Gescher führt, brachte es kurz und bündig auf den Punkt: "Dieser Tag hat in der schweren Zeit einfach mal gut getan."
Gute Stimmung herrschte auch bei den ausstellenden Unternehmen, aber nicht allein wegen der Veranstaltung selbst. "Alles ist besser als nichts zu tun", sagte etwa Cornelia Loos von Essenza Home und berichtete: "Wir sind gut durch die Krise gekommen und verzeichnen trotz Corona ein schönes Plus." Sie erklärt das mit einem gewissen Cocooning-Effekt angesichts von Homeoffice und der deutlich vermehrten Zeit, die die Menschen daheim verbrächten. "Die Branche wird davon langfristig profitieren", glaubt Loos. An ihrem Stand wurden die Marken Essenza, Covers & Co. sowie Marc OPolo mit ihren übergreifenden Konzepten präsentiert. Neben Bettwäsche gehören (insbesondere bei Essenza und teilweise auch bei Marc OPolo) Frottierwaren, Nachtwäsche, Kosmetiktaschen, Teppiche und Porzellan zum Portfolio. Auch Nachhaltigkeit spielte hier eine starke Rolle, etwa in der komplett GOTS-zertifizierten Kollektion von Covers & Co. mit ihrer progressiven, jungen Designsprache und plastikfreien Verpackungen.
Elegante zeigte als Gastgeber unter anderem die Neuheiten für die kommende Saison aus der Casual-Serie und den anderen Kollektionen sowie die aktuellen Dessins der Joop-Lizenz. Besonderer Eyecatcher waren die Motive der neuen Kinderbettwäsche, die ihrem Namen Cuties alle Ehre machen. Süße Koalas oder behäbige Wale sorgen aber nicht nur bei den Kleinen für gute Stimmung, sondern auch im Eltern-Bett. "Wir bekamen einen tollen Showroom von Elegante präsentiert. Auch eine Betriebsführung war möglich", freute sich Fachhändlerin Stepahnie Ruyter. "Da kann man nun bestens dem Endkunden vermitteln, dass es sich bei der Bettwäsche von Elegante um Handarbeit handelt."
Weitgehend positiv gestimmt war auch Nataliya Lenter, Vertriebsleiterin bei Frottierspazialist Cawö: "Wir haben mit dem Ende des Shutdowns die Einkaufslust der Verbraucher gespürt. Aber man darf natürlich nicht vergessen, dass die Händler über einen längeren Zeitraum gar nichts verkaufen konnten", so Lenter. "Wir hoffen darauf, dass sich die Situation im Herbst und Winter wieder stabilisiert." In Bielfeld präsentierte Cawö unter anderem ein Weihnachtsprogramm mit Sternen, Elch- und Hirschmotiven, angelehnt an die Luxury-Serie. "Die Kollektion kommt im November auf die Fläche", so Lenter. "Wir haben unsere Kollektionen insgesamt nicht zu weit ausgebaut, sondern den Fokus auf die Verkaufbarkeit gelegt."
"In diesem Jahr ist das Outdoor-Thema noch einmal wahnsinnig wichtig geworden, weil viele Menschen sich verstärkt um ihren Balkon oder ihren Garten kümmen", erklärte Lisa Beck vom Mertinger Anbieter Pad Home Design Concept. Hier werden beispielsweise Outdoor-Teppiche von der Fußmatte bis zur großen Größe angeboten. "Wir haben auch ein großes Strandtuch-Paket aufgelegt, damit vielleicht auch mal andere Kunden während des Sommerlochs den Weg ins Geschäft finden", so Beck. Die Tücher zeigen witzige Motive, die an Piktogramme erinnern und mit kleinen Pfeilen sogar die aktuelle Abstandsthematik mit einem Augenzwinkern aufnehmen. Besonderer Hingucker bei Pad war ein Kissen mit aufgenähter Spitze, das eine Frau im Barockkleid zeigt. Aber auch Donald Trump mit Clownsnase oder die sogenannten City-Kissen mit Städte-Motiven, die auch beim zweiten oder dritten Blick noch spannende Details verraten, stachen ins Auge.
"Es herrscht insgesamt eine positive Stimmung, sowohl bei der Veranstaltung als auch im Handel insgesamt", betonte Holger Steuter, Marketingleiter bei Biederlack. Der Wohndecken-Sepzialist war mit neuen Themen für Herbst und Winter nach Bielefeld gekommen. Mystic Times etwa bietet opulente Muster und satte Farben (Lila, Rot und Blau), City Times überzeugt mit S/W- und Grautönen und minimalistischen Musterungen. Die Dessins der Linie Modern Times sind an Bauhaus-Motive angelehnt, die Linie Cozy Times kommt mit Terracotta-Tönen, hellen Farben und Streifendessins daher. In der Joop-Kollektion stechen neue Grüntöne hervor, Antik-Gold und Orange-Rot setzen weitere herbstliche Akzente. Außerdem präsentierte Biederlack Decken aus recycelten Materialen, neu beispielsweise aus recycelter Wolle, und setzte so einen weiteren Punkt in Sachen Nachhaltigkeit.
"Wir haben einfach einen Sprinter voll gepackt und sind hergekommen", beschrieb Bert Sander den Aufwand seines Unternehmens für die Hausmesse. "Angesichts der kurzen Zeit der Vorbereitung ist das hier sehr gut", freute sich der Tischwäsche-Spezialist. "Die Leute, die kommen, kommen sehr bewusst. Trotzdem ist es eine Herausforderung für uns, denn es kommen natürlich sehr viele Bettenfachhändler, und von denen haben viele das Thema Tischwäsche leider aus dem Programm genommen", so Sander. Aber: "Unser Herz schlägt für den stationären Fachhandel." Tischwäsche bildete naturgemäß den Schwerpunkt der Präsentation, aber auch andere Sortimentsteile waren dabei: Kissen, Plaids, Decken oder Küchentextilien. Und auch ein Winter- und Weihnachtsthema wurde gezeigt. "Das Thema Wohnen und des Schönmachens des eigenen Zuhauses ist definitiv da. Wir liegen wieder mit fast allen Aufträgen über Vorjahr", betonte Sander, der eine gute Verbraucherstimmung wahrnimmt: "Man spürt eine positive Zugewandheit der Zukunft gegenüber. Die meisten Kunden setzen auf das Gefühl: Wir schaffen das."
Giovanni Bergamasco, Managing Director von Bassetti Deutschland, war ebenfalls mit der Veranstaltung zufrieden. "Das ist eine tolle Initiative. Wir fühlen uns hier sehr wohl, und die Kunden können gut arbeiten." Auch der Zeitpunkt sei, ähnlich wie bei der ABK Open, genau richtig: "Wir zeigen unter anderem eine Limited Edition, die im Oktober ausgeliefert wird." Die Veranstaltung zeige die gute Stimmung, die zwischen den Mitbewerbern herrsche. Und auch der Markt scheint aus Sicht von Bassetti die Krise gut zu verkraften. "Es läuft ganz gut, die Stimmung gegenüber Haustextilien ist gut und sowohl im stationäran Handel als auch im Onlinegeschäft sieht es positiv aus", so Bergamasco.
Eine Stimmung, die sich auf die Veranstaltungsbesucher übertrug. Tobias Turbanisch und Andrea Hay, Einkäufer der Teje Unternehmensgruppe (Schulenburg) aus Goslar empfanden es als sehr angenehm, "im kleinen Rahmen und mit etwas mehr Zeit als sonst uns einen Eindruck der verschiedenen Kollektionen zu machen." together sei ein positives Zeichen in dieser unsicheren Zeit gewesen, betonte auch Julia Niederstadt, Abteilungsleiterin Wohnen bei Lengermann & Trieschmann in Osnabrück. "Es war top organisiert und hat uns in entspannter Atmosphäre einen guten Überblick über die Sortimente gegeben.Wir konnten konstruktive Gespräche führen und haben uns sehr wohl gefühlt."
aus
Haustex 07/20
(Marketing)