Längere Lieferzeiten

Engpass beim Matratzen-Rohstoff TDI


Wuppertal. Verbraucher müssen nach Angaben des Fachverbandes der Matratzenindustrie mit verlängerten Lieferzeiten bei Matratzen rechnen. Wie der Verband mitteilt, wird der zur Produktion von Matratzen erforderliche Schaum aktuell knapp. Ein Grund dafür ist die mangelnde Verfügbarkeit des chemischen Grundstoffs Toluol-2,4-diisocyanat (TDI), der für die Herstellung von klassischen Schäumen erforderlich ist.

Zu dem Engpass ist es gekommen, "weil von den wenigen Herstellern dieses Grundstoffes einer der bedeutendsten seine Anlage Ende August aus technischen Gründen abschalten musste", so der Matratzenverband. Wie der Branchendienst Kunststoff Web meldete, musste der Hersteller BASF am 31. August in Ludwigshafen wegen unvorhergesehener technischer Probleme herunterfahren und rief tags darauf auf unbestimmte Zeit Force Majeure aus (höhere Gewalt).

Auch bei Covestro in Leverkusen gibt es demnach Probleme, auch hier steht die Anlage nach technischen Schwierigkeiten still. "Die Anlagen der beiden Konzerne bilden das Rückgrat der europäischen Versorgung", berichtet der Branchendienst.

"Eine absolute Katastrophe" nannte die Lage ein Matratzenhersteller gegenüber der Haustex. Einer seiner Lieferanten haben binnen acht Wochen dreimal die Preise erhöht. "Das können wir aber nicht einfach weitergeben, wir haben ja auch Vereinbarungen mit unseren Kunden." Zusätzlich verschärft wird die Situation aktuell durch die unerwartet hohe Nachfrage bei Matratzen und Möbeln nach dem Ende des Lockdowns. Verbraucher werden sich also nicht nur länger gedulden, sondern gegebenenfalls auch auf steigende Preise einstellen müssen.

Die Anlage in Ludwigshafen ist nicht das erste Mal in den Schlagzeilen. Im Herbst 2017 sorgte ein Störfall bei BASF für einen Produktionsstopp bei vielen Matratzenherstellern. Über Wochen war das in Ludwigshafen hergestellte TDI mit dem als krebserregend geltenden Stoff Dichlorbenzol verunreinigt worden. Zwar konnte am Ende aufgrund geringer Mengen Entwarnung gegeben werden, doch mussten viele Hersteller erst einmal klären, ob sie kontaminierte Schäume ihrer Lieferanten verarbeiteten oder in Umlauf gebracht hatten, und stoppten daher die Matratzenproduktion oder riefen teilweise ihre Produkte zurück.
aus Haustex 11/20 (Wirtschaft)