Adam Matheis/Schlafgut, Eislingen

"Das neue Shopsystem verleiht dem Händler Kompetenz"

Ein Jahr lang wurde entwickelt, dann präsentierte Matheis seine Marke Schlafgut auf der Frankfurter Heimtexil im modernen Gewand. Neuer Claim, neue Verpackung, neues Shopsystem: Das Familienunternehmen setzt das Spannbetttuch aufmerksamkeitsstark in Szene. Wie das trotz Corona gelang und wie sich Matheis für die Zukunft aufstellt, erzählen Mitinhaberin Ursula Matheis-Mödinger, ihr Sohn Max Mödinger und Verkaufsleiter Thomas Heinlin im Haustex-Interview.

Haustex: Momentan gibt es eigentlich nur ein Thema, daher zu Beginn auch an Sie die Frage: Wie sind Sie bislang durch die Corona-Krise gekommen?

Dr. Ursula Matheis-Mödinger: Ziemlich gut und besser als wir es erwartet haben. Wir haben extrem viel zu tun. Unser Auftragseingang war trotz Corona so groß, dass wir deutlich mehr Mitarbeiter einstellen mussten. Insbesondere in der Kommissionierung und bei uns im Lager haben wir hohen Personalbedarf.

Haustex: Mussten Sie auch in der Produktion entsprechende Anpassungen vornehmen?

Matheis-Mödinger: Nein. Wir produzieren mit unserem Partner in der Türkei nicht nur Schlafgut, sondern auch Home- und Sportswear. In der Bekleidung lief es ja nicht ganz so gut in den vergangenen Monaten, so dass wir den Mehraufwand bei Schlafgut mit dem Rückgang in der Bekleidung auffangen konnten.

Thomas Heinlin: Die Verbraucher kaufen sich derzeit nicht nur neue Möbel, sondern auch neue Bettwäsche oder neue Spannbettlaken. Dieses veränderte Verbraucherverhalten hat sich positiv für uns ausgewirkt.

Haustex: Was spiegeln Ihnen Ihre Kunden aus dem Handel wider?

Heinlin: Normalerweise sprechen wir in den Sommermonaten von einem Loch im Handel mit Haus- und Heimtextilien. Aber nach dem Lockdown hat der Home- und Living-Bereich über alle Kanäle konstant angezogen. Wir haben gute Frequenzen in den Häusern, und wir sehen es an der Auftragslage: Es wird gekauft.

Haustex: Hat sich der Online-Anteil in den vergangenen Monaten merklich vergrößert?

Heinlin: Er wächst, aber nicht so wie während dem Lockdown. Viele Konsumenten kaufen auch weiterhin im stationären Handel ein.

Matheis-Mödinger: Allerdings ist er für uns als Unternehmen extrem gestiegen. Wir hatten während der Lockdowns Kurzarbeit angemeldet und mussten sie nach einer Woche in der Kommissionierung und im Versand zurücknehmen, weil wir durch den Onlinehandel sehr viele Einzelkommissionen hatten.

Max Mödinger: Das lag nicht zuletzt am Dropshipping. Wir beherrschen dieses Spiel perfekt! Es ist natürlich ein erheblicher logistischer Aufwand, an die vielen Endkunden direkt zu versenden, aber es hat uns während der Corona-Zeit auch sehr viel gebracht. Geholfen hat uns hier unsere zusätzliche Versandstraße, welche ausschließlich auf Droppshipping ausgelegt ist. Wir hatten während des Lockdowns keinen Umsatzeinbruch, das Geschäft hat sich von einem auf den anderen Tag auf Online verschoben, ist aber jetzt auch wieder ein Stück in den stationären Handel zurückgegangen. Der ist jetzt wieder stark.

Heinlin: Wir wollen den stationären Handel ja auch weiter bedienen. Uns kommt zugute, dass wir vor vier Jahren die Markenpartner-Vereinbarung eingeführt haben. Das heißt, dass die Marke Schlafgut europaweit geschützt ist und nicht auf Drittplattformen verkauft werden darf. Wir sind nur in eigenen Onlineshops zu finden, wie etwa bei Bettwarenshop, bei Otto oder in unserem eigenen. Sie finden Schafgut als Produkt aber nicht mehr auf Amazon oder eBay. Und das heißt: Die Preise sind sehr stabil, was uns der stationäre Handel sehr dankt.

Haustex: Lassen Sie uns über Matheis reden. Sie sind ein familiengeführter Betrieb. Wodurch unterscheiden Sie sich von anderen Unternehmen, was macht Sie besonders?

Max Mödinger: Etwa 90 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen. Sie übernehmen nicht nur, aber besonders in Zeiten von Corona eine sehr große Verantwortung. Hier wird in Generationen gedacht und nicht von Quartal zu Quartal oder allein von der Dividende getrieben. Bei uns sitzt die kommende Generation schon mit am Tisch, der das Wissen weitergegeben wird, die aber auch jetzt schon anfängt, sich Gedanken über die Zukunft zu machen: Wie wollen wir in 20, 30 Jahren dastehen? Das ist der große Vorteil eines Familienunternehmens: dass wir gemeinsam gestalten können.

Haustex: Das setzt voraus, dass den Nachfolgern rechtzeitig Raum gegeben wird.

Max Mödinger: In vielen Unternehmen wird den Nachfolgern die Leitung nicht zugetraut. Es wird in den kommenden Jahren zum größten Problem vieler Betriebe, eine Nachfolge zu finden, die es ernst meint und Lust hat, etwas zu bewegen. Ich habe schon auf der Messe in Frankfurt gesagt, dass ich die jungen Leute auf der Heimtextil vermisse. Ich war gefühlt der Jüngste und ich kann nur an die Kollegen apellieren: Regelt Eure Nachfolge, sonst stehen wir irgendwann alleine da und es gibt nur noch irgendwelche Importeure, die ohne Werte und Erfahrung irgendein Produkt einkaufen.

Haustex: Wie sieht die besondere Verantwortung konkret aus, von der Sie gesprochen haben?

Mödinger: Wir als Familienunternehmen haben in der Krise nicht geschaut, wo wir Kosten reduzieren, wir haben begonnen zu investieren. Familienunternehmen können extrem schnell reagieren und entscheiden, deshalb sind sie auch deutlich agiler und flexibler und können somit auf das Marktgeschehen reagieren. Und deshalb sind sie auch besser angesehen als irgendwelche Billiganbieter, die einfach nur Ware aus Asien importieren. Wir stehen seit 70 Jahren hinter unserem Produkt, das ist unsere Kernkompetenz. Und das machen wir richtig gut.

Haustex: Für welche Werte steht Ihr Unternehmen?

Max Mödinger: Das lässt sich nicht auf einige wenige beschränken. Da sind die Erfahrung und Tradition, wir achten auf Menschlichkeit und Sorgfalt - das alles gehört dazu. Aber wir sind auch offen für Veränderung. Und natürlich sind wir die Experten für guten Schlaf und wollen, dass die Menschen gut schlafen. Aber wir wollen auch selbst gut schlafen können. Deshalb gibt es bei uns beispielsweise keine Ware aus Kinderarbeit oder aus umweltschädlicher Produktion.

Matheis-Mödinger: Wir wollen uns bei allen Entscheidungen, die wir treffen, am Ende auch selbst ins Gesicht schauen können. Das, was wir machen, das tun wir mir Herz und Seele. Und das ist am Ende auch an der Qualität zu spüren. Wir gehen keine Kompromisse ein, nur um günstiger zu sein.

Haustex: Gleichwohl produzieren Sie in der Türkei und nicht in Deutschland.

Mödinger: Ich schließe gerade aufgrund der Möglichkeiten von Digitalisierung und Automatisierung nicht aus, dass irgendwann auch wieder eine Fertigung in Deutschland stattfinden kann. Aber man muss sich dazu richtig aufstellen. Mit den jetzigen Produktionsmethoden ist es noch zu früh. Es ergibt auch keinen Sinn, so wie es einige machen, eine Baumwolle aus Ägypten oder der Türkei nach Deutschland zu transportieren, sie hier ausspinnen zu lassen, die gestrickte Ware anschließend weit in den Osten zu bringen und zu konfektionieren, um sie anschließend in Deutschland wieder zu verpacken, Made in Germany draufzuschreiben und dann in anderen Ländern zu verkaufen. Das ist umwelttechnisch völliger Blödsinn.

Haustex: Wäre denn das Label "Made in Germany" auf der Verpackung für Sie ein wichtiges Verkaufsargument?

Mödinger: Ich weiß nicht, ob "Made in Germany" wirklich das Qualitätsmerkmal ist. In der Türkei kennt man sich mit vielen Dingen deutlich besser aus als bei uns, dort sitzt die komplette Bandbreite der Textilproduktion. Die wissen, wie es funktioniert.

Haustex: Das Stichwort Digitalisierung ist bereits gefallen. Was sind hier aus Ihrer Sicht kurz- und mittelfristig die größten Herausforderungen für Sie als Hersteller, aber auch für den Handel?

Mödinger: Der Handel, aber auch unsere Kollegen in der Industrie müssen digitalisieren. Sprich, mit einem eigenen Onlineshop präsent sein, aber auch Ideen entwickeln, wie man Informationen an die Endkunden bringt. Eine Herausforderung für uns ist es, alle beliefern zu können. Es entwickelt sich vieles in Richtung Dropshipping, hier sind wir auch sehr gut. Wir haben viel in unser Logistikzentrum investiert, aktuell wird hier weiter massiv ausgebaut.

Matheis-Mödinger: Gerade beim Thema Dropshipping gibt es sehr viele Anfragen unserer Kunden, ob wir das können. Und unsere Antwort auf diese Frage lautet: ja wir können das!

Heinlin: Der Endkunde, der in den Laden kommt, muss die Wahl haben, eine Bestellung ins Geschäft oder zu sich nach Hause liefern zu lassen. Da ist man in der Konfektion teilweise schon weiter als die Home- und Living-Branche. Es sagt einem jeder Händler, der Konsument möchte die Ware auch fühlen oder eine Farbe im Original sehen. Hier bietet uns die Digitalisierung große Chancen, eine Vernetzung zu schaffen und Vertrauen aufzubauen. Aber so weit sind viele Händler noch nicht.

Haustex: Wie kann eine solche Vernetzung in Ihrem Fall aussehen?

Heinlin: Beim Spannbetttuch reichen im Grunde ein paar Quadratmeter aus, um alle Farben und alle Qualitäten darzustellen, die sich der Kunde im Geschäft aussuchen und dann online bestellen und sich nach Hause liefern lassen kann.

Mödinger: In unserem neuen Onlineshop werden wir das Produkt wesentlich besser erklären können. Das ist auch die Idee unseres neuen Shopsystems, wo wir mit einem intergierten Bildschirm versuchen, dem Händler zu helfen. Er kann damit dem Kunden zeigen, was unsere Marke und unsere Produkte gut und besonders macht. Wenn dann im Regalsystem ein Bestellmodul enthalten ist, mit dem der Kunde eine bestimmte Farbe gleich zu sich nach Hause bestellen kann - umso besser.
Heinlin: Das Modul mit dem Bildschirm funktioniert wie ein stummer Verkäufer. Wir zeigen die verschiedenen Farbwelten, wir erklären das neue Größensystem S, M, L, XL, wir zeigen aber auch Fotos aus der Produktion. Der Bildschirm ist so angelegt, dass er auch ohne Text laufen kann und vom Konsumenten verstanden wird.

Haustex: Trifft das auf die Resonanz der Fachhändler?

Mödinger: Wir bieten diese Systeme an für Händler, die zur Veränderung bereit sind und Neues wagen. Neues braucht Mut und Freiräume - wir helfen unseren Kunden!

Matheis-Mödinger: Es ist ja oft so, dass man zunächst einmal Dinge ausprobieren muss. Das erste Spannbetttuch mit Elasthan, das wir mit entwickelt haben, war auch nicht perfekt. Da mussten wir auch weitermachen. Aber wenn ich nicht irgendwo anfange, dann komme ich auch nirgendwo hin. Man muss hin und wieder einfach einen gewissen Mut aufbringen. Das ist bei unserem neuen Shopsystem nicht anders. Es bedurfte einer erheblichen Investition, um es voranzutreiben, aber wir glauben an das Ganze, weil es ein super Konzept ist.

Haustex: Sie haben das neue Konzept auf der Heimtextil vorgestellt und gehen Corona-bedingt jetzt verspätet an den Start. Wie waren die Reaktionen auf der Messe?

Matheis-Mödinger: Es gab sehr viele Händler, die auch nach der Messe noch angerufen haben und dabei sein wollten. Und wir haben auch jetzt wieder extrem viele Anfragen von Händlern, die das System am liebsten sofort haben möchten, um hier das Weihnachtsgeschäft noch mitnehmen zu können. Dafür sind wir sehr gut gewappnet.
Mödinger: Die Resonanz in Frankfurt war sehr positiv. Es gab auch ein paar Verbesserungsvorschläge, die wir noch umgesetzt haben.

Matheis-Mödinger: Neu hinzugekommen ist unser Farbkonzept, das ich für den Bereich Spannbetttücher tatsächlich sensationell finde. Bislang konnten wir die Farben überhaupt nicht emotionalisieren. Über den Bildschirm zeigen wir jetzt emotionale Bilder passend zu unseren Farben. Da öffnet sich eine ganz neue Welt für den Endverbraucher. Das war so bisher überhaupt nicht möglich. Dies, in Kombination mit unserem neuen Verpackungskonzept, sollte ein durchschlagender Erfolg werden.

Haustex: Wie haben Sie das Farbkonzept verändert?

Matheis-Mödinger: Wir haben es auf acht Grundfarben reduziert. Da gibt es jetzt nicht mehr im Rotbereich beispielsweise die Kirsche, die Brombeere und so weiter, sondern einfach nur: deep, mid, light. Also hell, mittel, dunkel - ein ganz einfaches System, damit der Endverbraucher nicht erst lange überlegen muss, was für ihn passend sein könnte. Über den Bildschirm können wir dann ganz einfach die emotionale Welt für die Farbe schaffen, die gerade angesagt ist.

Haustex: Wie ist das Shopsystem aufgebaut? Funktioniert die Idee der Farbwelten auch in einer kleineren Lösung ohne Bildschirm?

Mödinger: Das funktioniert auch ohne Bewegtbilder, nur mit Print. Unsere neue Farbkarte wird in Print angeboten und bietet im Hintergrund die entsprechenden Farbwelten. Der Handel muss uns sagen, was er will - dann werden wir gemeinsam eine Lösung entwickeln. Ein Kunde hat uns beispielsweise gesagt, er möchte ein Regal mit Rädern haben - das hat er bekommen. So wie jeder, mit dem wir in den Austausch gehen, seine individuelle Lösung bekommt, sei es auf sieben Metern Breite oder auf zwei Quadratmetern.

Matheis-Mödinger: Auch eine kleine Lösung funktioniert mit dem System sehr gut. Man zeigt die Verpackung und die Farben und löst beispielsweise den Rest per Dropshipping. Da gibt es sehr viele Möglichkeiten.

Haustex: Sie haben die Marke Schlafgut insgesamt neu aufgestellt. Warum war dieses Rebranding notwendig?

Matheis-Mödinger: Wie haben sehr viele treue und zufriedene Kunden, aber wir haben gleichzeitig gespürt, dass wir auch die nächste Generation abholen müssen. Diese Generation tickt anders, und wenn wir sie nicht verlieren wollen, können wir nicht einfach so weitermachen wie bisher. Das versuchen wir mit dem neuen Shopsystem.

Mödinger: Wir mussten uns für Schlafgut kein neues Produkt ausdenken, aber wir haben uns weiterentwickelt. Wir übernehmen damit bereits jetzt Verantwortung für die Menschen, die Umwelt, die Natur - wir müssen es künftig nur anders kommunizieren und andere Wege gehen.

Matheis-Mödinger: Wer einkaufen geht, sieht immer die gleichen Päckchen: Bettwäsche, Spannbetttücher, teilweise auch Tischdecken sind alle gleich verpackt. Für den Kunden sieht in einer solchen Abteilung alles gleich aus. Überall die gleichen Tüten, die gleichen Formate. Einer Abteilung, in der schon immer alles gleich aussah, tut unser Modul extrem gut.

Heinlin: Man hat sich irgendwann auf das Euro-Maß der Verpackung geeinigt. Das gilt für eine ganz teure Bettwäsche genau so wie für eine preisaggressive. Wir wollten etwas Neues, und diese neue Verpackung muss in der heutigen Zeit nachhaltig sein, aber andererseits auf bestehende Warenträger passen. Natürlich wünschen wir uns, dass wir unser Modul in möglichst vielen Häusern platzieren, aber nicht jeder Händler wird dazu bereit sein. So oder so: Wir heben uns jetzt ab, sowohl was die Nachhaltigkeit der Verpackung angeht als auch deren Auffälligkeit.

Haustex: Wollen Sie damit auch das Produkt insgesamt aufwerten? Ein Spannbetttuch ist ja nicht gerade das Aufregendste, was man sich vorstellen kann

Heinlin: Aber eines der beliebtesten Produkte des Einkäufers! Ein Spannbetttuch läuft immer, es muss nie über den Preis verkauft werden. Es ist relativ saisonunabhängig, es wird nicht abgeschrieben, es läuft konstant mit. Damit wird richtig Geld verdient. Egal, ob eine hochwertige Bettwäsche verkauft wird oder eine aus dem Preiseinstieg: Eine gute Verkäuferin verkauft immer noch ein Spannbettuch und ein Kleinteil mit. Das ist ein Brot-und-Butter-Artikel.

Mödinger: Ganz wichtig: Der Endkunde verbringt ein Drittel seines Lebens darauf. Es machen sich nur die wenigsten Menschen Gedanken darüber, aber das kommt allmählich. Das Bett und der Schlaf rücken vielmehr ins Bewusstsein, deshalb glaube ich, dass das Spannbetttuch ein sehr sexy Produkt ist.

Haustex: Haben Sie vor diesem Hintergrund auch Ihren Marken-Claim geändert? "Quality Sleeping Essentials since 1952" - welche Botschaft soll das transportieren?

Mödinger: Der Claim vermittelt gut, wofür wir stehen: für Qualität, für die essenziellen, die richtig guten Schlaf-Produkte. Und für die Tradition. Wir sind kein fancy Start-up mit wilden Ideen, wir machen unsere Arbeit seit fast 70 Jahren. Auf unseren Verpackungen weisen wir außerdem darauf hin, dass wir ein Familienunternehmen sind, um damit dessen positives Image zu vermitteln und zu zeigen, dass wir viel mehr zu erzählen haben als irgendein Importeur.

Heinlin: Das Spannbetttuch ist nur im deutschsprachigen Raum bekannt, zum Teil noch im benachbarten Ausland wie Holland, teilweise in Skandinavien oder in Südtirol. Wir denken aber auch über die Märkte nach, die wir bislang nicht bedienen: Frankreich, Spanien, Italien. Um diese Märkte zu erschließen, musste unser Claim internationaler werden.

Haustex: Welche Zielgruppen haben Sie hier im Auge?

Mödinger: Wie bei Mensch ärgere Dich nicht: Die von drei bis 99.

Haustex: Welche Anforderungen stellt diese Zielgruppe an ein Produkt wie Ihres?

Mödinger: Das Produkt muss nachhaltig sein, langlebig und emotional. Der Verbraucher muss das Gefühl haben, dass er sich mit dem Kauf etwas Gutes tut oder sich belohnt.

Matheis-Mödinger: Es war uns wichtig, dass die Wertigkeit des Produktes auch in der Verpackung widergespiegelt wird. In den bisher üblichen Polybeuteln geht die Wertigkeit eines Spannbettuches, das 30, 40 oder bis zu 50 Euro kostet, komplett verloren. Auch das war das Ziel unsers Relaunchs: Dass das, was das Spannbetttuch kann, auch über die neue Verpackung gezeigt wird und deutlich wertiger wirkt. Das haben wir vielleicht in den vielen Jahrzehnten vernachlässigt - ein Spannbettuch wurde halt so mitgenommen, als einfacher Gebrauchsartikel. Wirkliche Emotionen haben wir damit nicht rübergebracht.

Haustex: Wie lässt sich die besondere Wertigkeit charakterisieren, die über die Verpackung transportiert wird?

Matheis-Mödinger: Der Endverbraucher bekommt das Gefühl, ein tolles Markenprodukt zu erwerben. Er kauft ein Produkt, dem er vertrauen kann, mit dem er die Umwelt schützt, das langlebig ist, weil wir eine gute Baumwolle einsetzen, und das so ausgerüstet ist, dass es auch nach häufigem Waschen noch passt, ohne Pilling. An dem er einfach lange Freude hat.

Haustex: Können Sie schon sagen, wie die neue Verpackung vom Verbraucher angenommen wird?

Mödinger: Ich habe im Rahmen meiner Masterarbeit rund 2.500 Leute befragt. Es gibt eine sehr hohe Akzeptanz der Verpackung und eine große Offenheit für das Thema bei den Endkunden. Die Frage ist, wie es in den Handel kommt. Da wird nicht so schnell reagiert, wie man sich das eigentlich wünscht.

Haustex: Sind die Verbraucher hier schon weiter als die Händler?

Mödinger: Definitiv! Wir wollen den stationären Handel unterstützen, aber ich bin überzeugt, dass es Online viel, viel schneller anlaufen wird. Es wäre schade, wenn der stationäre Handel das verpasst.

Matheis-Mödinger: Es verleiht dem Händler ja auch Kompetenz, wenn er sich das Shopsystem ins Geschäft stellt. Er kann damit zeigen, wie fortschrittlich er ist.

Haustex: Wer investiert, blickt positiv in die Zukunft. Angesichts der aktuellen Lage: Wie bewerten Sie die Perspektiven der Branche und speziell Ihrer Firma?

Mödinger: Ein Unternehmen, das seit 70 Jahren existiert, hat schon ganz andere Dinge mitgemacht. Wir schauen nicht nur in die nähere oder etwas weitere Zukunft. Wir denken, wie eingangs erwähnt, in Generationen. Und auch in 30, 40 oder 50 Jahren werden die Menschen Spannbetttücher kaufen. Aktuell bin ich froh, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen das Thema Dropshipping sehr gut beherrschen.

Matheis-Mödinger: Wir haben in jüngster Zeit sehr viele Neukunden gewonnen, trotz Corona. Wir hatten immer genügend Ware, wir konnten immer liefern, wir haben die Produktion im Griff. Das hat uns viele Kontakte gebracht.

Heinlin: Wobei man sicher sagen muss, dass sich die Handelslandschaft langfristig verändern wird. Die Innenstädte stehen massiv unter Druck, die Zentralisierung auf wenige große Anbieter schreitet voran. Wir haben alle wichtigen Partner, die es derzeit im Handel gibt, an Bord. Aber als ich vor 30 Jahren gestartet bin, gab es vier große Kaufhaus-Anbieter - heute spreche ich noch mit einem. In der Möbelbranche ist es ähnlich. Viele Fachhändler haben ihre Nachfolge nicht geregelt, andere wissen nicht, ob sie die aktuelle Krise überleben. Da wird sich in nächster Zeit viel verändern. Wir werden auf Dauer nicht mehr in jeder Kleinstadt ein Bettenfachgeschäft finden. Für den Konsumenten, der einen gesunden Mix sucht, ist es in Städten unter 100.000 Einwohnern mittlerweile relativ uninteressant.

Haustex: Unter diesen Rahmenbedingungen dürfte die Marke als solche deutlich wichtiger werden, oder nicht?

Mödinger: Ganz sicher, vor allem bei der unübersichtlichen Vielfalt an Produkten, zwischen denen sich der Endkunde entscheiden soll. Eine Marke stiftet Vertrauen, auch bei Spannbetttüchern, und das wird noch zunehmen.

Matheis-Mödinger: Die "Sleeping Essentials" lassen Platz für vieles. Wir führen nicht nur Spannbetttücher, sondern auch Bettwäsche oder Kissenbezüge. Und wir haben da auch noch einiges mehr im Blick, was in Zukunft noch dazu kommen kann.

Haustex: Welche Ziele haben Sie persönlich, Herr Mödinger, als nächste Generation im Unternehmen?

Mödinger: Wir als Familienunternehmen wollen die Marke rund um den guten Schlaf etablieren und weiter auszubauen, das ist mein Ziel. Genau so gut, wie die Generationen vor mir das schon hinbekommen haben, und so, dass die nächste Generation das Geschäft genau so gut führen kann, wenn wir es ihr übergeben. Dass es jetzt gut läuft heißt nicht automatisch, dass es morgen auch noch so ist. Deshalb möchte ich unsere Arbeit mit den gleichen Werten und dem gleichen Versprechen, das wir heute abgeben, in die Zukunft tragen. Und natürlich habe ich das Ziel, dass die Schlafgut-Spannbettlaken irgendwann überall zu finden sind, nicht nur in Deutschland.


Matheis - in Kürze
Adam Matheis GmbH & Co. KG
Poststr. 131,
73054 Eislingen
Telefon: 0 71 61 / 80 02 - 0
Telefax: 0 71 61 / 80 02 - 24
E-Mail:schlafgut@matheis-textilgruppe.de
Internet: www.schlafgut.com

Geschäftsführer: Dr. Ursula Matheis-Mödinger, Barbara Matheis-Klassen und Hilde Matheis

Marke: Schlafgut

Produktprogramm: Spannbettlaken,
Bettwäsche, Kissenbezüge, Handtücher,
Matratzenschutz, Bettwaren

Produktionsstandorte: überwiegend Türkei, Griechenland, für den Preiseinstieg Pakistan

Mitarbeiter:Verwaltung/Logistik Eislingen ca.70 Mitarbeiter; Produktionsstandort Türkei ca. 1200 Mitarbeiter

Vertriebskanäle: Einzelhandel, Kauf-/
Warenhäuser, Möbelhandel, Online

Absatzmärkte: Hauptmärkte: Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Tschechien, Slowenien, Kroatien, Niederlande sowie weitere europäische Länder
aus Haustex 11/20 (Wirtschaft)