VdL Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V.
Die Farbenbranche freut sich über Plus bei Bautenanstrichmitteln
Vermehrte Renovierungen sorgen als Folge der Corona-Pandemie in Deutschland für ein Plus bei Bautenfarben. Auch weltweit wächst der Markt. Vor diesem Hintergrund geht die Branche mit vorsichtigem Optimismus ins neue Jahr.Das Geschäft mit Bautenanstrichmitteln läuft trotz der Corona-Pandemie erfolgreich. Der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) prognostiziert für 2020 einen Mengenzuwachs von 13 % und einen Wertzuwachs von 16 %.
Vor allem der DIY-Bereich, der in Deutschland etwa 41 % des Marktes ausmacht, lege kräftig zu. "Im Profibereich gibt es zwar ebenfalls einen Zuwachs, der aber eher einstellig sein dürfte", meint VdL-Präsident Peter Jansen.
Entwicklung
auch weltweit positiv
Aber nicht nur in Deutschland läuft das Geschäft. Weltweit zog der Markt für Bautenfarben - Marktanteil rund 66 % - im dritten Quartal 2020 auf Volumenbasis um 6,5 % im Vergleich zu 2019 an. Das geht aus den Zahlen des Mainzer Marktfoschungsinstituts Chem Research hervor. Es erklärt die Entwicklung wie der VdL mit der wachsenden Nachfrage aus Europa und Nordamerika insbesondere für DIY-Produkte. Insgesamt legte der Weltmarkt für Lacke und Farben zwischen Juli und September 2020 um 1 % zu. Das entspricht einer Steigerung von 9 % gegenüber dem zweiten Quartal. Verloren haben allerdings Indusrielacke mit -6,5 % im dritten Quartal. Für sie erwartet Chem Research 2021 eine Erholung.
Die VdL-Prognosen hatten noch Anfang 2020 trübe ausgesehen; der Verband ging von einem Mengenrückgang um 1,1 % aus. Doch Corona hat den Absatz von Bautenfarben und Lacken überraschend angekurbelt. Der Grund: Statt in den Urlaub zu fahren, investierten die Deutschen in Renovierungen und Sanierungen von Häusern und Wohnungen. Zuwächse sind vor allem bei Fassadenfarben, Dispersionsinnenfarben und Putzen zu verzeichnen. Aber auch Buntlacke und Lasuren wachsen nach Verbandsangaben teilweise im zweistelligen Bereich.
Hochwertige Farben nachgefragt
Gegen den allgemeinen Trend war die Firma Jansen aus Bad Neuenahr schon 2019 im In- und auch Ausland gewachsen. "Das Wachstum hat sich durch Corona beschleunigt", betont Geschäftsführer und VdL-Präsident Peter Jansen. Dies führt er zwar vor allem auf die zunehmenden Renovierungen zurück, aber das Unternehmen habe auch sein Serviceangebot erweitert. So werden seit dem Frühjahr Onlineschulungen angeboten, in der die Jansen-Produkte in kleinen Gruppen mit Malern live getestet werden. Alles in allem rechnet Peter Jansen für 2021 mit einer stabilen Nachfrage nach Bautenanstrichmitteln.
Mit Optimismus werden die Meffert Farbwerke ins neue Jahr starten, nachdem das Unternehmen aus Bad Kreuznach 2020 nach eigenen Angaben seine Marktanteile ausgebaut und steigende Umsätze über alle Marken und Sortimentsbereiche erzielt hat. "Besonders hervorzuheben sind unsere Erfolge im Profigeschäft", erläutert Marketingleiter Tobias Becker. Neue Produkte seien vom Markt gut angenommen worden. Insbesondere die Zuwachsraten von Fassaden- und Innenfarben lägen im zweistelligen Bereich. Im DIY-Geschäft sei die Nachfrage nach deckenden Holzanstrichen und Lasuren sehr hoch, während ganz allgemein Innendispersionen eine erfreuliche Entwicklung hinlegten.
Bei Maleco in Hamburg zeigt sich ein Wachstum über das gesamte Sortiment hinweg. Der Umsatz hat nach Angaben von Geschäftsführer Herbert Leonhart ein deutliches Plus hingelegt. "Alle Handwerksbetriebe sind gut beschäftigt und auch der DIY-Bereich hat kräftig zugenommen", zieht er die Bilanz 2020. Für die weitere Entwicklung sei der Renovierungsbereich entscheidend.
Prognosen für 2021 unsicher
Alle Produktsortimente von Marktführer Caparol aus Ober Ramstadt sind nach Auskunft von Geschäftsführer Stefan Weyer 2020 auf hohem Niveau gewachsen. Der Umsatz habe sich positiv entwickelt. "Viele private Kunden haben sich für hochwertige Farben und eine kompetente Beratung entschieden und deshalb auch verstärkt im Fachhandel gekauft", erklärt Weyer. Aber auch die Vertriebsausrichtung von Caparol habe zum Plus beigetragen. "Wir haben den Fokus wieder verstärkt auf die Themen Fassade und rationelles Arbeiten gelegt und punkten damit bei unseren Kunden." Auf dieser Basis blickt der Geschäftsführer mit vorsichtigem Optimismus auf 2021. Eine gewisse Zurückhaltung begründet er damit, dass das Jahr neue Herausforderungen bereit halte.
"Prognosen sind am Ende dieses Jahres noch schwieriger als sonst", meint auch Jörg von Rhade. Angesichts der Unwägbarkeiten aufgrund der Corona-Pandemie geht Südwest Lacke + Farben aus Böhl-Iggelheim aufmerksam und mit aktivem Kostenmanagement ins neue Jahr. "Wir können uns aber auch durchaus eine Seitwärtsbewegung auf dem erreichten hohen Niveau vorstellen", so der Geschäftsführer. Mit 2020 ist er jedenfalls zufrieden. Sowohl Umsatz als auch Absatz seien mit einem zweistelligen Plus im In- und Ausland sehr erfreulich gewachsen. "Eine extreme Sonderkonjunktur erfuhr der Holzschutzmarkt, aber auch alle sonstigen Lacke sowie Innen- und Außenfarben gewannen wie seit Jahren nicht mehr dazu. Einzig die Wärmedämmung stieg nur verhalten an."
Auch der Farbengroßhandel profitierte vom Wunsch nach Renovierung der eigenen vier Wände. "Die Umsätze liegen über dem Vorjahr", macht Frank-A. Kühnel, Geschäftsführer der MEG Maler-Einkauf Rhein-Ruhr und stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Großhandel Heim & Farbe (GHF) deutlich. Die zunehmende Renovierung habe dem Facheinzelhandel einen Schub gegeben. "Ebenso profitierten Großhändler mit einer starken Privatkundschaft von diesem Effekt." Der Großhandel sei insgesamt gut durch den ersten Lockdown im Frühjahr gekommen. Mittlerweile aber nähmen die Aufträge ab. Wie es weiter gehe, könne derzeit niemand voraussagen.
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(Wirtschaft)