TKB-Merkblätter: Was man dazu wissen sollte
Von der Idee zum fertigen Merkblatt
In der Fußbodenbranche gibt es zahlreiche Merkblätter von Verbänden, die dem verlegenden Handwerk bei der täglichen Arbeit helfen. Bis diese auf der Baustelle für die Vermittlung von Fachwissen und Sicherheit sorgen können, ist ein vorgelagerter Abstimmungsprozess von Fachleuten und benachbarten Verbänden erforderlich. Der TKB-Vorsitzende Dr. Norbert Arnold schildert, wie ein TKB-Merkblatt entsteht.TKB-Merkblätter sind eine etablierte und anerkannte Informationsquelle in der Bodenbranche. Das erste TKB-Merkblatt - Kleben von Parkett - erschien bereits 1997 (Abb. 1). Zunehmend wird die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) angesprochen, ob bzw. wie gewisse Anliegen oder Inhalte in den TKB-Merkblättern berücksichtigt oder eingefügt werden könnten. Diese Anfragen waren der Anlass, hier weitergehende Hintergrundinformationen zu den TKB-Merkblättern zu liefern. Im Einzelnen sind dies die Ziele und Zielgruppen, die Entstehung, Erstellung und der Aufbau der Merkblätter sowie die Abstimmung mit beteiligten Verbänden.
Ziele und Zielgruppen
der TKB-Merkblätter
Die Technische Kommission Bauklebstoffe ist das technische Sprachrohr der Hersteller von bauchemischen Produkten zur Verlegung von Bodenbelägen und Parkett (kurz: Bodenbeläge). Sie befasst sich, wie der Name schon sagt, mit technischen Fragestellungen. Deshalb sind TKB-Merkblätter auch zuallererst als technische Unterlagen anzusehen, die für sich in Anspruch nehmen, den Stand der Technik zu beschreiben. Marketinglastige Texte und Beschreibungen werden bewusst vermieden. Oberstes Ziel, das mit den Merkblättern erreicht werden soll, ist es, Schäden bei der Verlegung von Bodenbelägen zu vermeiden. Denn Schäden, egal wodurch verursacht, landen letztendlich auch beim Hersteller der Verlegewerkstoffe. Aus diesem Primärziel leitet sich auch die wichtigste Zielgruppe für die TKB-Merkblätter ab: der Handwerker als der Verleger von Bodenbelägen. Selbstverständlich profitiert auch der Handwerker als Betriebsinhaber, wenn Schäden minimiert sind. Allerdings ist nicht jeder Verleger gleichzeitig Betriebsinhaber, sodass die eigentliche Zielgruppe als wesentlich breiter anzusehen ist als nur der Handwerksunternehmer. Dies hat z. B. Folgen für die Formulierung der Texte: Entscheidend ist also, fachlich richtig, eindeutig im Inhalt und verständlich in der Sprache zu sein. Juristendeutsch, umständliche Formulierungen oder Sprachakrobatik gilt es tunlichst zu vermeiden.
Themen und inhaltlicher Aufbau
Als Gremium im Industrieverband Klebstoffe (IVK) ist es für die TKB natürlich naheliegend, zu ihrem Kernthema, dem Kleben, vertieft zu informieren. Folgerichtig waren auch die ersten TKB-Merkblätter jeweils dem Kleben einer spezifischen Bodenbelagsgruppe zugeordnet (Tabelle rechts). Das TKB-Merkblatt 6 zur Definition der Spachtelzahnungen zum Klebstoffauftrag lässt sich dabei zwanglos dem Thema Kleben zuordnen. Die Spachtelzahnungen entsprechend diesem Merkblatt haben sich mittlerweile so sehr etabliert, dass derzeit eine darauf basierende ISO-Norm in Arbeit ist. Das Verlegen von Bodenbelägen mit Trockenklebstoffen ist noch als relativ junge Technik anzusehen, entsprechend wurde auch das zugehörige TKB-Merkblatt zeitversetzt veröffentlicht. Etwas aus der Reihe fällt das TKB-Merkblatt 13 zum Verlegen von Textilbelägen, das im Vergleich zu den anderen TKB-Merkblättern, die sich dem Kleben widmen, relativ spät erarbeitet wurde. Offensichtlich treten beim Verlegen von Textilbelägen weniger technisch bedingte Schwierigkeiten auf als beim Verlegen von Parkett und elastischen Bodenbelägen.
Ohne hinreichende Kenntnis des Untergrunds kann keine Verlegung eines Bodenbelags erfolgreich sein. Demzufolge umfasst das zweite große Themenfeld der TKB-Merkblätter die Beschreibung, die Beurteilung und die Vorbereitung von Untergründen. Als weiterer und immer noch aktueller Themenschwerpunkt erscheint mit den TKB-Merkblättern 16, 17 und 18 das Thema Feuchte/Feuchtemessung. Die KRL-Methode nimmt insofern eine Sonderrolle ein, als zu ihr zusätzlich in den TKB-Berichten umfangreich publiziert wird.
Inhaltlich sind alle TKB-Merkblätter zum Kleben analog aufgebaut: Der Einleitung folgt eine Klassifizierung der jeweiligen Bodenbeläge anhand der aktuell gültigen Normen, dann werden die zugehörigen Klebstoffe beschrieben und den Abschluss bildet die richtige Verlegung. Alle TKB-Merkblätter enden mit der Auflistung der relevanten Normen und Merkblätter. Die TKB führt hierzu mittlerweile eine eigene Datenbank, um so die Aktualität und die jeweils gleiche Zitierweise sicherzustellen.
Auf der Titelseite der TKB-Merkblätter sind immer auch die mitwirkenden Verbände aufgeführt . Dieser aus TKB-Sicht sehr wichtige Punkt dokumentiert, dass die Merkblattinhalte nicht nur die Einzelmeinung der TKB darstellen, sondern auch von den mitwirkenden Verbänden unterstützt werden. Somit wird eine breite Zustimmung innerhalb der Bodenbranche sichergestellt.
Erstellungsablauf
Im Grunde kann jeder Interessierte einen Vorschlag zur Erstellung eines Merkblatts in die TKB einbringen. In der Regel kommen allerdings die Themenvorschläge aus den Reihen der TKB selbst. Solche Vorschläge werden dann intern diskutiert. Wird der Vorschlag für gut befunden, wird zur Merkblatterstellung eine Arbeitsgruppe gebildet, die zumeist aus vier bis sieben TKB-Mitgliedern besteht. Themenbezogen werden weitere externe Experten, z. B. aus den Handwerksverbänden oder der Belagsindustrie, zur Mitarbeit eingeladen. Steht eine Änderung oder Überarbeitung eines Merkblatts an, wird ad hoc die zugehörige Arbeitsgruppe reaktiviert. Aufgrund der ausgeprägten personellen Kontinuität bei den TKB-Mitgliedern ist dies in der Regel problemlos realisierbar. Anmerkungen und Ergänzungs- oder Änderungswünsche, die während der Laufzeit des jeweiligen Merkblatts aufgetreten sind, werden in der IVK-Geschäftsstelle gesammelt und in den Revisionsprozess eingebracht.
Gegenüber Normen haben technische Merkblätter insbesondere den Vorteil, dass ihre Erarbeitung weniger formalisiert und bürokratisch ist. Für die Erstellung wird dadurch der Aufwand verringert und die Dauer verkürzt. Dies war und ist auch der Anspruch der TKB an ihre Merkblätter. Unabdingbar ist dabei, dass sie immer den Stand der Technik korrekt abbilden und die mitwirkenden Verbände die Inhalte unterstützen und mittragen. Die Folge davon ist, dass auch der formale Aufwand zur Erstellung, allen Bemühungen um einen schlanken Ablauf zum Trotz, in den vergangenen Jahren angestiegen ist. Mittlerweile umfasst der IVK-Leitfaden zur Erstellung der TKB-Merkblätter acht Seiten und von der Idee bis zur Revision ist ein 20-stufiger Ablauf zu durchlaufen. Insgesamt benötigt eine Erstellung oder Überarbeitung heute ca. neun bis zwölf Monate.
Verbändeabstimmung und Publikation
Sobald der Inhalt eines neuen oder überarbeiteten Merkblatts innerhalb der TKB abgestimmt ist, werden die maßgeblichen Branchenverbände um Stellungnahme gebeten, unabhängig davon, ob sie bereits bei der Erstellung beteiligt waren. Auch über diesen Ablaufschritt besteht somit für die Fachöffentlichkeit die Möglichkeit, über ihre jeweiligen Verbände eigene Interessen in den Entstehungsprozess der TKB-Merkblätter einzusteuern. Beim TKB-Merkblatt 17 "Raumklima" war die Zusammenarbeit zwischen Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) und TKB von Anfang an so intensiv, dass als Ergebnis dieses Merkblatt gemeinsam von beiden Verbänden herausgegeben wird. Der BVPF hat daraus eine Fachinformation als Kurzversion abgeleitet, die seinen Mitgliedern im Beratungsgespräch hilfreich sein kann.
Zur Untergrundvorbereitung vor Bodenbelags- und Parkettarbeiten gibt es neben dem TKB Merkblatt 8 auch vom Bundesverband Estrich und Belag ein entsprechendes Hinweisblatt (Sammelmappen-Register-Nr. 8.1) "Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen im Alt- und Neubau...". Beide Publikationen bilden inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte ab und - das ist für den Nutzer besonders wichtig - sind widerspruchsfrei. Beide sind in der Bodenbranche anerkannt und es gab mehrfach Anregungen, sie zusammenzuführen. Aktuell werden die Möglichkeiten dazu in einer Arbeitsgruppe aus TKB- und BEB-Mitgliedern ausgelotet und es erscheint aussichtsreich, dass dieses Vorhaben gelingt.
Nach der finalen Freigabe des neuen/überarbeiteten TKB-Merkblatts durch den Arbeitsgruppenleiter wird dieses auf der Homepage des Industrieverbands Klebstoffe publiziert (
www.klebstoffe.com). Zeitgleich wird die Fachpresse über die Verfügbarkeit und die Inhalte des neuen TKB-Merkblatts informiert. Seit 2017 werden die TKB-Merkblätter ausschließlich elektronisch angeboten. Alle aktuellen Merkblätter stehen auf der IVK-Homepage unter Merkblätter/Bauklebstoffe zum kostenlosen Download zur Verfügung. Um die Aktualität der TKB-Merkblätter zu gewährleisten, steht für diese alle fünf Jahre eine Revision und ggf. eine Überarbeitung an.
Zusammenfassung
Seit mehr als 20 Jahren sind die TKB-Merkblätter in der Branche etabliert. Fachlich anspruchsvoll und dabei klar im Ausdruck liefern sie dem bodenlegenden Handwerk wertvolle Informationen, um anspruchsvolle Verlegearbeiten schadensfrei durchführen zu können. Die inhaltliche Abstimmung mit anderen Branchenverbänden fördert ihre fachliche Akzeptanz, der strukturierte Ablauf sichert deren formale Qualität und der kostenlose Download sorgt für eine möglichst große Verbreitung in der Zielgruppe.
Liste der TKB-Merkblätter
erhältlich auf
www.klebstoffe.comKleben
1 Kleben von Parkett
2 Kleben von Laminatböden (zurückgezogen)
3 Kleben von Elastomer-Bodenbelägen
4 Kleben von Linoleum-Bodenbelägen
5 Kleben von Kork-Bodenbelägen
6 Spachtelzahnungen für Bodenbelag-, Parkett- und Fliesenarbeiten
7 Kleben von PVC-Bodenbelägen
12 Kleben mit Trockenklebstoffen
13 Kleben von textilen Bodenbelägen
Untergründe/
Untergrundvorbereitung
8 Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen für Bodenbelag- und Parkettarbeiten
9 Technische Beschreibung und Verarbeitung von Bodenspachtelmassen
10 Bodenbelags- und Parkettarbeiten auf Fertigteilestrichen - Holzwerkstoffe und Gipsfaserplatten
14 Schnellzemente und Zementestriche mit Estrichzusatzmitteln
Sonstige
11 Verlegen von selbstliegenden SL-Teppichfliesen
15 Verlegen von Design- und Multilayer-Bodenbelägen
16 Anerkannte Regel der Technik bei der CM-Messung
17 Raumklima
18 KRL-Methode
aus
FussbodenTechnik 06/20
(Wirtschaft)