Pallmann: Nachgefragt bei Stefan Neuberger und Michael Röster

"Die Krise hat auch etwas Gutes"


Eigentlich ging es bei dem Besuch von Parkett Magazin bei Pallmann um den Pall-X 96 Wood Floor World Cup und die Freestyle Collection. Dann ergab sich am Rande doch ein kurzes Gespräch mit Geschäftsführer Stefan Neuberger und Michael Röster, als Mitglied der Geschäftsleitung für den Vertrieb verantwortlich, darüber, wie die Corona-Pandemie die Branche verändert.

Parkett Magazin: Herr Neuberger, als wir zuletzt im Februar miteinander sprachen, standen bei Pallmann noch alle Zeichen auf weiteres Wachstum. Hat die Pandemie Sie ausgebremst?

Stefan Neuberger: Manche Märkte wie die USA, England, Frankreich, Belgien, zum Teil auch die Schweiz haben wirklich zwei, drei Monate gestanden, die Handwerker konnten nicht arbeiten. Dafür liefen Deutschland, Österreich und auch die Niederlande hervorragend, das hat natürlich geholfen. Im zweiten Halbjahr merken wir, dass das Geschäft wieder anläuft, auch in den USA. Corona kennt keine Prognosen, aber wenn es so bleibt, gehen wir davon aus, dass wir unsere Ziele für 2020 knapp erreichen werden. Und die waren ehrgeizig. Über Vorjahr liegen wir auf jeden Fall.

Wir haben auch in Zeiten der Krise eine sehr gute Verbundenheit zum Handwerk gezeigt und waren immer präsent, haben dem Außendienst die Möglichkeit gegeben, Kunden auf der Baustelle zu unterstützen. Die konnten nicht ins Home Office, da konnten wir uns auch nicht auf das Home Office zurückziehen. Das kam sehr gut an. Wir haben die Kundenbindung nochmals deutlich erhöht und unsere Position als "Freund des Handwerks" ausgebaut. Und wir waren lieferfähig. Das zahlt sich aus. Von daher sind wir zufrieden.

Welche langfristigen Auswirkungen wird Corona haben - auf die Branche, auf das Geschäft generell? Eurobaustoff-Geschäftsführer Dr. Eckard Kern meint, dass einige Schlüsselindustrien schon vorher in der Krise steckten und zum Umdenken gezwungen waren...

Neuberger: Man liest viel, dass sich einiges ändern wird, dass es generell langsamer werden kann. Ich denke, wir werden zum Beispiel merken, dass der Objektneubau nachlässt. Die Großindustrie stoppt Projekte. Das betrifft aber eher den Bodenbereich, nicht Parkett. Wir sind mehr im Renovierungsmarkt aktiv und hatten wahrscheinlich deshalb auch im ersten Halbjahr ein Plus. Viele Stadthallen, Kindergärten usw. wurden renoviert, weil sie leer standen.

Ich persönlich glaube auch nicht, dass die ganze Wirtschaft durch Corona in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Krise hat auch etwas Gutes: Viele Geschäftsmodelle, die nicht mehr zeitgemäß waren, mussten kurzfristig verändert werden. Das wird der Wirtschaft langfristig gut tun. Natürlich tut das dem einen oder anderen weh, aber manche Läden haben keine Daseinsberechtigung mehr. Und das entscheiden wir, wenn wir dort nicht einkaufen, sondern online bestellen. Diese Prozesse werden gerade beschleunigt.

Michael Röster: In unserem Handwerk haben wir schon vorher ein Vakuum gehabt, d.h. nicht genügend Fachbetriebe, nicht genügend Handwerker und zu wenig Nachwuchs. Auf dem Niveau werden wir keine Corona-Delle bekommen. Wir müssen weiter darum kämpfen, junge Menschen für das Parkettleger-Handwerk zu begeistern. Ich glaube nicht, dass die Investitionsbereitschaft für Parkett abnimmt oder sich die Auftragslage verschlechtert.

Eine weitere Folge von Corona könnte ein verstärkter Trend zur Nachhaltigkeit sein. Das ist doch positiv für Parkett...

Röster: Auf jeden Fall. In unseren Web-Seminaren sprechen wir auch darüber und bringen den Handwerkern Verkaufsargumente nahe, zum Beispiel, dass Holz ein CO-Speicher ist. Und wir zeigen den gesundheitlichen Aspekt von Parkett auf. Wenn man dann noch darauf hinweist, wie langlebig Parkett ist, dass der Kunde also langfristig auch noch Geld spart, sind das schon gute Argumente.

Neuberger: Selbstverständlich sind die Argumente für Holz nicht neu, sie haben den Endkunden nur bislang nicht so interessiert. Corona beschleunigt auch diese Prozesse. Themen wie Nachhaltigkeit, Plastik etc. werden stärker diskutiert, davon wird Holz profitieren. Ich glaube, dass wir künftig bewusster leben werden.

Dazu kommt das Argument der Regionalität. Vielleicht entstehen im Zuge dessen wieder kleinere Parkettproduzenten. Wir haben in Deutschland viel zu wenige kleinere, regionale Betriebe, die sich mit Massivholz o.ä. beschäftigen. Natürlich haben die großen Unternehmen ihre Berechtigung, aber ich glaube, es wird auch Kunden geben, die möchten, dass aus ihrem Apfelbaum im Garten ihr Parkett für das Wohnzimmer wird. Das wäre für mich die Geschäftsidee par excellence für die Branche.
| Das Gespräch führte Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 06/20 (Wirtschaft)