Nachgefragt bei Ingrid Allmendinger

"Wir plädieren für die Erhaltung der Parkettböden"


Die fachgerechte Aufarbeitung von Parkett im Bestand ist eine nachhaltigeAlternative zur Neuverlegung, sofern technisch nichts dagegen spricht. Parkett Magazin sprach mit Ingrid Allmendinger, Allmendinger Der Parkettmeister in Ellwangen, welche Möglichkeiten sich in der Kundenberatung bieten und warum es sich oft lohnt, in die Jahre Gekommenes aufzuarbeiten.

Parkett Magazin: Welche Rolle spielt bei der Kundenberatung vor Ort neben der technisch fachlichen die Designberatung, wenn es um das Aufarbeiten in die Jahre gekommener Parkettböden geht?

Ingrid Allmendinger: Eine sehr große Rolle. Heute werden auch bei Renovierungen sehr viele Fragen bezüglich der verschiedenen Oberflächen und zum Beispiel der Ausführung der Sockelleisten gestellt. Der neue Look der Räume sollte mit einem relativ geringen Aufwand gestaltet werden - und das ist mit diesen Böden wunderbar möglich.

Gelber Musterboden aus den 1970er Jahren: rausreißen oder wieder etwas dem Zeitgeschmack Entsprechendes daraus machen?

Auf jeden Fall letzteres. Diese Böden haben immer noch einen tollen Charme und passen meist super zum Charakter des Hauses. Es ist nicht immer gut, aus solchen Häusern einen neuen stylischen Look zu gestalten. Die Bauherren sind sehr dankbar, wenn man hier mit etwas Gefühl für das Haus und mit deren Wünschen arbeitet. Wir stellen immer mehr fest, dass auch junge Bauherren den Charme eines "gebrauchten Hauses" mögen und diesen auch darstellen möchten.

Auf jeden Fall würde ich in der Beratung, falls es technisch möglich ist, das Parkett aufgrund der Nachhaltigkeit erhalten. Es gibt sehr viele Möglichkeiten durch verschiedene Oberflächenbehandlungen - von ultramatt bis hin zu farbig - den kompletten Stil der Räume zu ändern.

Ein anhaltender Trend sind Strukturböden. Wie ist es um den Erhalt und die Renovierbarkeit solcher Holzböden bestellt? Welche Anwendung empfehlen Sie?

Strukturböden werden oftmals durch eine gute Reinigung und ein erneutes Nachölen der Fläche wieder sehr schön. Alternativ müssten Böden mit einer speziellen Schleifmaschine wieder strukturiert werden. Unsere Lieferanten bieten hier sehr gute technische Möglichkeiten.

Oftmals gefällt aber den Kunden nach Jahren auch ein "glatter Fußboden" ohne die spezielle Bürstung. Hier haben wir wieder ein ganz neues Erscheinungsbild der gesamten Räume.

Welche Parkettrenovierung war Ihre größte Herausforderung?

Wir hatten in den letzten Jahren in unserer Stadt zwei große und aufwendige Parkettböden-und Treppenrenovierungen. Einmal ein denkmalgeschütztes Haus mit Massivdielen in Eiche und Pitch-Pine. Die Dielen wurden vom Bauherren einzeln entfernt und nummeriert. Wir haben sie wieder neu verlegt, geschliffen und geölt. Die alten "Wurmlöcher" wurden mit passenden Holznägeln gefüllt.

Ein anderes Bauvorhaben war ein sehr großes, denkmalgeschütztes Treppenhaus. Hier haben wir nach Vorlage der alten Treppe ein Farbmuster angelegt und die Treppe in einem wunderbaren dunklen Eiche-Ton gefärbt. Zudem wurde das Treppenhaus an den Decken sehr aufwendig restauriert. Es ist teilweise der Öffentlichkeit zugänglich. Oft schaue ich mir die Treppe an und freue mich an dem tollen Ergebnis.

Dies waren beides technische und sehr arbeitsintensive Renovierungen, die nach Fertigstellung ein umwerfendes Ergebnis gehabt haben. Grundsätzlich nehmen wir uns bei allen Kunden bei der Neugestaltung der Räume sehr viel Zeit, da wir einfach für die Erhaltung der Parkettfußböden plädieren.
aus Parkett Magazin 06/20 (Wirtschaft)