Filialist firmiert um

Dänisches Bettenlager heißt ab Herbst Jysk

Flensburg. Der Filialist Dänisches Bettenlager wagt einen großen Schritt: Ab Herbst werden auch in Deutschland alle 970 Stores unter dem Namen der Konzernmutter Jysk firmieren. Vom Rebranding erhofft sich das Unternehmen einen großen Schub und will kräftig investieren.

Wir wissen, dass das Rebranding einer Marke mit rund 970 Stores, die über 90 Prozent der deutschen Bevölkerung kennen, eine sehr große Herausforderung ist", erklärt Christian Schirmer, Country Manager Deutschland von Dänisches Bettenlager mit Sitz in Handewitt bei Flensburg. Es sei aber ebenso eine Riesenchance, das Unternehmen optimal für die Zukunft zu positionieren, ist Schirmer sicher: "Wir sind mehr als ein Bettenlager und haben bereits in den letzten Jahren ein deutliches Trading-up unseres Unternehmensauftritts umgesetzt."

Das Selbstverständnis als führender Fachmarkt für skandinavisches Schlafen und Wohnen werde man künftig noch stärker durch den Namen Jysk, neue Store Designs, einen komplett neugestalteten Online-Shop sowie neue Sortimente zum Ausdruck bringen. Im Rahmen des Rebrandings solle stark in Deutschland investieren werden, um die Filialen im Laufe der Zeit auf das neue "Store Concept 3.0" umzustellen. Dazu gehöre auch eine Vergrößerung vieler Standorte auf eine Fläche von mindestens 950 Quadratmeter.

Künftig sollen alle der weltweit über 3.000 Läden des Unternehmens unter dem einheitlichen Namen auftreten. Die Umbenennung ist Teil des intern "OneJYSK" genannten Projektes, mit dem 2019 der Zusammenschluss von Dänisches Bettenlager mit dem dänischen Mutterkonzern aus Brabrand bei Aarhus begann. Auch die Stores in Österreich trugen den deutschen Namen, bis sie im Oktober letzten Jahres in Jysk umbenannt wurden. Sie sind aus Sicht von Schirmer gewissermaßen die Blaupause für einen Erfolg in Deutschland: Der Umsatzindex habe in Österreich im ersten Monat nach der Namensänderung "großartige 150 Prozent" betragen, so Schirmer. "Nur einen Monat nach der Umbenennung war die Bekanntheit der Marke Jysk von Null auf über 50 Prozent gestiegen. Daher glauben wir fest an das Jysk-Konzept. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass es auch unseren Kunden gefällt."

Der Country Manager weiß zwar auch um die Risiken, bleibt aber entspannt. Mit den gesammelten Erfahrung aus Österreich und der erzielten Erfolgsbilanz könne man einen für Deutschland angepassten Projektplan erstellen. Aber "da die Namensänderung unserer bekannten und etablierten Marke eines der fundamentalsten Dinge ist, die wir tun können, müssen wir es zu 150 Prozent richtig machen." Schirmer verspricht daher "eine spektakuläre Eröffnungskampagne in ganz Deutschland."

Dazu sollen landesweite TV-Werbung, Social-Media-Kampagnen, PR, Prospekte und vieles mehr gehören, um die Namensänderung in den Köpfen der Verbraucher zu verankern. Dabei setzt das Unternehmen auch auf den Charme des nordischen Einrichtens: "Das Versprechen der Marke Jysk ist, für jeden ein großartiges skandinavisches Angebot für Schlafen und Wohnen zu haben", erklärt Schirmer. "Mit diesem Rebranding wird unser Profil in Deutschland daher noch skandinavischer." Das solle sich auch in einem neuen Sortiment niederschlagen: "Eine brandneue Produktpalette, einen modernen skandinavischen Look mit bewiesenem Verkaufserfolg in den Jysk-Stores in ganz Europa."

Der Country Manager ist absolut sicher, auf diesem Weg nicht nur eine Umsatzsteigerung erreichen, sondern auch wesentliche Marktanteile in Deutschland hinzugewinnen zu können. "Nicht zuletzt werden unsere Stores durch das neue Sortiment für unsere Kunden noch viel attraktiver." Das unterstreicht auch Jan Bøgh, CEO von Jysk. "Mit flächendeckenden Filialnetzen und Onlineshops bieten wir unseren Kunden ein nahtloses, verzahntes Omnichannel-Einkaufsangebot, an das wir nach wie vor fest glauben."



Christian Schirmer, Country Manager Deutschland

"Das Versprechen der Marke Jysk ist, für jeden ein großartiges skandinavisches Angebot für Schlafen und Wohnen zu haben."


Jysk in Zahlen

Jysk ist ein internationales Einzelhandelsunternehmen mit angegliederten Onlineshops für Bettwaren, Matratzen, Heimtextilien, Möbel, Gartenmöbel und Dekorationsartikel. Der erste Laden wurde 1979 in Dänemark eröffnet. Heute gibt es rund 3.000 Jysk-Stores mit 26.500 Mitarbeitern in 51 Ländern. In Deutschland umfasst das Filialnetz derzeit rund 970 Standorte. Der Jahresumsatz von Dänisches Bettenlager Deutschland betrug im Geschäftsjahr 2019/2021 128 Mrd. Euro. Jysk ist Teil der Lars Larsen Group, die sich im Familienbesitz befindet. Der Umsatz der Lars Larsen Group stieg im letzten Geschäftsjahr um 394 Mio. EUR auf 4,77 Mrd. Euro, was einer Steigerung von 9% entspricht.



Kommentar von Stefan Mielchen

Mutig, aber auch klug?

Erinnern Sie sich noch an die Irritation, als es hieß: Raider heißt jetzt Twix? Und wie lange es dauerte, bis man sich halbwegs an den neuen Namen gewöhnt hatte? Ganz ehrlich, mir ist das bis heute noch nicht wirklich gelungen. Dabei hört der Schokoriegel schon seit 30 Jahren auf den neuen Namen - mehr als mein halbes Leben.

Das Dänische Bettenlager gibt es hierzulande sogar noch länger, der erste Markt eröffnete 1984. Heute ist die Markenbekanntheit riesig und der Name flächendeckend vertreten. Dabei klingt er nicht einmal besonders sexy. Ein Bettenlager versprüht selbst mit skandinavischer Note keinen besonderen Charme - hygge klingt das jedenfalls nicht. Genau dies dürfte Teil der Überlegungen zum Rebranding sein, mit dem das Unternehmen im Herbst in Deutschland startet.

Das ist mindestens mutig. Aber ist es auch klug ? Wer gibt schon einfach den Kern seiner Identität her? Zumal, wenn der Name gerade deshalb so tief im Bewusstsein der Kundschaft ankert, weil sie automatisch über ihn stolpert. Jysk hingegen ist recht gewöhnungsbedürftig, je weiter man vom Firmensitz in Flensburg Richtung Süden reist, desto mehr. Namen sind eben nicht Schall und Rauch. In einer immer unübersichtlicher werdenden Welt besitzt die Orientierung an bekannten Marken hohe Relevanz.

Mit dem neuen Namen soll in den 970 deutschen Filialen auch ein größeres skandinavisches Angebot für Schlafen und Wohnen Einzug halten. Doch ist der Scandi-Trend hier so entscheidend? Der Gang ins Bettenlager ist vor allem preisgetrieben und weniger der Erwartung geschuldet, nordisches Design und ein entsprechendes Einkaufserlebnis vorzufinden. Daran kann man arbeiten, klar. Aber hier tummeln sich bereites einige Anbieter. Neben Ikea, das ohnehin eine Klasse für sich ist. Und dort käme wohl niemand auf die Idee zu sagen: Köttbullar heißt jetzt Hackbällchen.
aus Haustex 02/21 (Wirtschaft)