Peter Renz, Schramberg
Nebeneinander statt aufeinander – der Corona-Krise kreativ begegnen
Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen: Zum Frühjahr 2020 hatte sich der Fachhändler und Teppich-Sachverständige Peter Renz eigentlich auf eine große, kostenintensive Ausstellung seiner klassischen Knüpfteppiche vorbereitet, Kataloge drucken lassen und Kunden eingeladen. Am 18. März erschien der Prospekt, von dem 120.000 Exemplare verteilt werden sollten. Genau an diesem Tag wurden alle Geschäfte pandemiebedingt geschlossen.
Statt in eine Schockstarre zu fallen, entwickelte Renz von heute auf morgen ein neues Ausstellungskonzept: Er mietete weitere Räume in einem Gewerbepark an, in dem sich auch sein umfangreiches Direktimportlager befindet. Rund 1000 m
2 Ausstellungsfläche hatte er dadurch zur Verfügung - und die Möglichkeit, den größten Teil seiner Teppiche nebeneinander auszulegen, statt sie auf Stapeln zu präsentieren. Das mühselige "Umblättern" entfiel; die Teppiche unterschiedlichster Provenienzen wurden wie auf einem Teppichlehrpfad präsentiert. Auf diese Weise konnten die Kunden ungeniert und ohne Druck (dafür mit viel Abstand) das Renz-Sortiment besichtigen - und sich auf Wunsch natürlich fachkundig beraten lassen. Weitere Informationen zu den einzelnen Teppichen konnte man in dem umfangreichen Farbkatalog nachschlagen, den Renz für seine ursprünglich geplante Ausstellung hatte drucken lassen.
Die Resonanz war laut Renz sehr groß und hielt bis zum zweiten Lockdown im Herbst 2020 an: ein fulminanter Teppich-Endspurt für den Fachhändler, der das Geschäft nach seinem 80. Geburtstag im Mai 2021 ganz schließen will. "Ich möchte beweisen, dass sich der Einzelhandel auch gegen Katastrophen wie Corona erfolgreich wehren kann, wenn er sich ihnen mit Mut und Kreativität entgegenstellt", erklärt Renz und berichtet von zufriedenen Kunden, die die Krisenzeit genutzt haben, um es sich in ihren Wohnräumen besonders schön zu machen - natürlich auch mit Teppichen. Da gelte oft die Devise: "Wenn ich schon in den eigenen vier Wänden zu Hause bleiben muss, dann soll das Ambiente auch stimmen." Und das lassen sich Renz-Kunden auch gern etwas kosten.
aus
Carpet! 01/21
(Marketing)