Forschungskuratorium Textil e.V.
Zukunft Sonnenschutz
In "Perspektiven 2035 - ein Leitfaden für die textile Zukunft" hat das Forschungskuratorium Textil (FKT) die wichtigsten Trends analysiert. Mit smarten Textilien und intelligenten Systemen kann sich die Sonnenschutzbranche künftig neue Märkte erschließen.Das Forschungskuratorium Textil (FKT) in Berlin hat in der Zukunftsstudie "Perspektiven 2035" eine große Zahl an Fakten und Aussagen über die Entwicklung der Textilindustrie in den kommenden fünfzehn Jahren zusammengetragen. Ein Netzwerk aus Unternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen bot dazu die Grundlage. "Insbesondere die technischen Textilien werden viele neue Anwendungen und Märkte erschließen", erklärt Johannes Diebel, Forschungsleiter des FKT. Die Aufgabe sei jetzt, diese Erkenntnisse in viele andere Branchen zu tragen. "Denn aus dem Werkstoff Textil wird die Zukunft gebaut", betont der Wirtschaftsingenieur.
In dem zehnmonatigen Projekt haben das FKT und die beteiligten Experten über 200 textile Zukunftsideen bewertet. Die einzelnen Aspekte wurden jeweils sechs Leitthemen zugeordnet: "Nachhaltigkeit", "Digitalisierung", "Bunte Lebenswelt", "Alternde Gesellschaft", "Weltweite Trends" sowie "Zukunftsstadt".
Verschattungen sollen zukünftig nicht mehr nur vor Sonne schützen, sondern auch umweltfreundlich Energie erzeugen. Die textile Solarzelle macht es möglich. Viele Jahre wird daran schon geforscht. Die Experten in der FKT-Studie erwarten nun, dass bis zum Jahr 2030 eine "echte" Textil-Solarzelle auf dem Markt sein wird. Bei dieser besitzt der Faden selbst Fotovoltaik-Eigenschaften.
Rollos erzeugen Strom
Damit wären zahlreiche neue Anwendungen möglich, wie etwa Rollos, die an Glasfassaden Strom aus der Sonneneinstrahlung gewinnen. Die neue Technologie ist als Ergänzung zu herkömmlichen Siliziumzellen auf Dachflächen gedacht. Bedingt durch den Klimawandel nehmen die besonders heißen und trockenen Sommer in Mitteleuropa künftig zu. So bieten sich textile Beschattungen für Gehwege mit Abdunkelungseffekt und Schutz gegen UV-Strahlen an. Die Mehrzahl der FKT-Experten prognostiziert hier für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts einen wachsenden Nischenmarkt.
Zum futuristischen Wohnambiente tragen Vorhänge und Sonnenschutzprodukte bei, die die Licht- und Farbgestaltung von Räumen beeinflussen und zugleich die Sicherheit erhöhen. In das Gewebe sogenannter "Smart Textiles" sind elektronische Funktionen integriert. Sie leuchten, heizen und können die Farbe ändern. Textilien mit Sensorfunktionen überwachen Bewegungen und warnen, wenn gebrechliche Bewohner gestürzt sind. Laut FKT-Studie sollen derartige Behänge bis 2030 in das Interieur Einzug halten.
Paneele klimatisieren Räume
Textilien tragen in der Zukunftsstadt dazu bei, den Verkehrslärm zu reduzieren oder Luftschadstoffe und Gerüche zu binden. In der Innenarchitektur setzen sie als leichte, luftige Trennwände Akzente. Zugleich sorgen sie für die nachhaltige Kühlung und Klimatisierung von Räumen oder auch für die Reinigung der Luft. Die Experten sehen ab 2025 einen wichtigen Nischenmarkt für verschiebbare textile Raumteiler und Paneele. Diese könnten, ohne nennenswerten Stromverbrauch, ihre Transparenz von hell zu dunkel verändern und isolierend gegen Schall, Kälte und Wärme wirken. Ein weiteres Beispiel sind textile Wandbezüge zum Heizen.
Stoffbehänge halten Keime in Schach
Ein Thema von globaler Relevanz ist die Gesundheit. Mit der immer stärkeren Verbreitung multiresistenter Keime steigt die Bedeutung von Textilien, die diese in Schach halten. Ein weiterer Treiber ist die Coronavirus-Pandemie. So gibt es bereits jetzt eine Reihe an Sonnenschutzstoffen mit antiviralen und antibakteriellen Eigenschaften, die besondere Hygieneanforderungen erfüllen. Die Experten in der FKT-Studie erwarten für die Jahre 2025 bis 2030 neue Märkte weltweit für keimtötende Textilien oder solche, die Schadstoffe erkennen und filtern. Weiterhin soll sich ein Massenmarkt für selbstreinigende, pflegearme Heimtextilien entwickeln, wie Teppiche, Tapeten, Gardinen, Rollos, Plissees, Lamellen & Co.
Der FKT agiert unter dem Dach des Gesamtverbandes der Textil- und Modeindustrie. Hier steht die Broschüre zum Download bereit: www.textil-mode.de.
| Petra Lepp-Arnold
aus
BTH Heimtex 06/21
(Wirtschaft)