GEV – Emissionsarme Produkte erwünscht

Glaubwürdigkeit gegenüber Handwerk und Verbrauchern

Die Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte (GEV) wurde im Februar 1997 gegründet, besteht also seit über 20 Jahren. Sie ist aus dem Schoß der Bauklebstoff-Unternehmen des IVK geboren worden und es gibt sehr enge Verbindungen zwischen dem Arbeitskreis Bauklebstoffe (AKB), der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) und der GEV.

In der Historie des Gremiums führten mehrere Ursachen zur Gründung der GEV, die an dieser Stelle im Rückblick beleuchtet werden: Bei den textilen Bodenbelägen gab es einen empfindlichen Umsatzeinbruch Ende der 1980er-Jahre. Die Verbraucherorientierung ging verstärkt in Richtung Parkett und Laminat, aber auch Umwelt- und Gesundheitsthemen kamen in die Öffentlichkeit. Emissionen und Schadstoffe aus Teppichböden prägten die Schlagzeilen und oft galt der Teppichboden als Übeltäter. Das führte zur Gründung der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden (GUT), die emissionsarme Beläge mit dem grünen Bäumchen kennzeichnet und richtete den Scheinwerfer auf die Klebstoffindustrie, ebenfalls emissionsarme Produkte anzubieten.

Bei aller Zusammenarbeit in technischen Fragen wollte die Klebstoffindustrie es nicht der GUT überlassen, einzelne Klebstoffe zu prüfen und stellte sich einer "Positivliste" entgegen. Ziel war es, nicht einzelne Hersteller mit wenigen Produkten herauszustellen, sondern durch gemeinsame Anstrengungen möglichst breit alle Hersteller in die Lage zu versetzen, emissionsarme Produkte auf den Markt zu bringen.

Ausstieg aus Lösemittelprodukten

Im Rahmen eines politischen Dialogs zwischen den Umweltbehörden des Bundes und dem VCI (Verband der Chemischen Industrie) und seinen Fachverbänden vor dem Hintergrund des Beitrags von VOC (flüchtige organische Stoffe) zur Klimaveränderung - damals stand noch das Ozonloch im Mittelpunkt - wurde die chemische Industrie aufgefordert, praktische Maßnahmen zum Ausstieg aus Lösemittelprodukten zu ergreifen.

Aus dem Arbeitskreis Bauklebstoffe (AKB) wurde von vielen Unternehmen der freiwillige Verzicht auf lösemittelhaltige Produkte deklamiert. Doch das reichte nicht. Der Verzicht auf Lösemittel führte zunächst zu einem vermehrten Einsatz hochsiedender Substanzen, die über eine längere Zeit in den Innenraum entweichen und den Verbraucher beeinträchtigen können. Diese Generation der ersten lösemittelfreien Dispersionen wurde als emissionsarm und mit allen erdenklichen werblichen Anpreisungen versehen, die nicht immer gerechtfertigt waren. Heute würde dieses Verhalten als "Greenwashing" bezeichnet werden.

Emicode gibt Orientierung

Dem sollte mit dem Emicode eine deutliche Begrenzung gesetzt werden und wieder Verlässlichkeit und Orientierung herrschen. Dabei war darauf zu achten, dass die ökologischen Ziele nicht die Qualität der Produkte kompromittieren durften. Zu oft konnte beobachtet werden, dass zwar einzelne Stoffe ersetzt wurden, die Produktleistung jedoch deutlich abfiel und dann am Markt an Akzeptanz verlor. Das durfte mit Emicode-Produkten nicht passieren.

Ein Weiteres kam hinzu: eine schlanke Organisation mit geringem bürokratischem Aufwand, um die Kosten überschaubar zu halten. Kein Unternehmen sollte aus Kostengründen von der Beteiligung ausgeschlossen sein. Investitionen sollen in die Produkte gehen, nicht in die Bürokratie.

Wesentliches Ziel der GEV war es von Beginn an, als Industrieorganisation gegenüber dem Handwerk und Verbraucher glaubwürdig zu sein. Daher wurden Stichproben vom Markt gezogen und auf die Einhaltung der Emicode-Kriterien geprüft. Mehr als 10 % des Budgets der GEV werden für Produktprüfungen ausgegeben.

Das System Emicode

Das System Emicode differenziert emissionsarme Produkte in drei Klassen nach EC1 Plus, EC1 und EC2. Neben der Mengenbegrenzung flüchtiger organischer Stoffe (VOC) werden bestimmte krebserregende und besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) ausgeschlossen, dazu sog. Kandidatenstoffe, denen die Einstufung als SVHC voraussichtlich bevorsteht.

Neben Klebstoffen fanden zunächst weitere Verlegewerkstoffe im System Emicode Aufnahme wie Grundierungen und Spachtelmassen, später wurden weitere Bauprodukte integriert wie Parkettlacke und Dichtstoffe. Die GEV ist offen für die Aufnahme von Bauprodukten, die im Innenraum verbaut werden, sofern nicht nur einzelne Hersteller ihre Produkte prämieren wollen, sondern mehrere Hersteller oder eine Branche sich dem Emicode anschließen will. Denn das Ziel ist, dem Verbraucher ein möglichst breit aufgestelltes Produktangebot von Emicode-Qualitäten zur Verfügung zu stellen.

Wer entscheidet? - Struktur

Mit neun Herstellern von Bauklebstoffen begann die GEV und wuchs kontinuierlich zu ihrer Mitgliederstärke von 163 Unternehmen aus 23 Ländern (Stand Februar 2021) heran. Die Mitglieder wählen alle zwei Jahre einen Vorstand aus fünf Personen, darunter den Vorsitzenden (derzeit Stefan Neuberger, Pallmann) und den stellvertretenden Vorsitzenden (Dr. Uwe Gruber, Mapei). Der Vorstand kann zwei weitere Personen kooptieren, derzeit Dr. Norbert Arnold, Vorsitzender der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB), und Stefan Bülle, Geschäftsführer der Lugato. Der Technische Beirat besteht aus elf von der Mitgliederversammlung gewählten Personen und entscheidet über alle technischen Fragen; sein Vorsitzender ist Hartmut Urbath, PCI.

Sowohl Vorstand als auch Technischer Beirat haben weitere Untergremien eingerichtet. So hat der Vorstand einen Beirat für Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt, der die GEV in ihrer Pressearbeit unterstützt. Der Technische Beirat hat jeweils Projektgruppen ins Leben gerufen, wenn neue Produkte in den Emicode aufgenommen werden sollten und die Prüfung produktspezifisch adaptiert werden musste. Ferner wurde eine Labor-AG gegründet zum wissenschaftlichen Austausch, zur Qualitätsverbesserung der Prüfungen und zur Auswertung von Ringversuchen, die die GEV regelmäßig durchführt.

Kristallisationspunkt der Aktivitäten ist die Geschäftsführung, die Rechtsanwalt Klaus Winkels seit Gründung der GEV leitet. Als Chemikerin unterstützt Natascha Zapolowski den Technischen Beirat, verantwortet die Mitgliederverwaltung und bearbeitet die technischen Dokumente. Design-Expertin Stefanie König ist den Unternehmen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit seitens der GEV behilflich und ist für Internet und Intranet sowie den Kontakt zu den Medien verantwortlich.

Mit der GEV hat die Klebstoffindustrie vorweggenommen und mit Leben erfüllt, was heute unter dem Begriff "Nachhaltigkeit" gehandelt wird. Ein wesentlicher Baustein von Nachhaltigkeit ist die Verbesserung der Innenraumluft mit weiterer Auswirkung auf das Klima. Viele Forderungen und Schlagworte kennzeichnen die politische Aufregung um dieses Thema. Mit der GEV hat die Klebstoffindustrie einen praktischen Beitrag geleistet.



GEV im Überblick

GEV-Vorstand
-Stefan Neuberger, Pallmann, Vorstandsvorsitzender
-Dr. Uwe Gruber, Mapei, stellvertretender Vorsitzender
-Hartmut Urbath, PCI Augsburg, Vorsitzender Technischer Beirat
-Holger Sommer, PCI Augsburg, gewähltes Mitglied
-Dr. Frank Gahlmann, Stauf, gewähltes Mitglied
-Werner Schwerdt, Sika Deutschland, gewähltes Mitglied
-Dr. Norbert Arnold, Uzin Utz, Vorsitzender TKB
-Stephan Bülle, Lugato, Vorsitzender Beirat für Öffentlichkeitsarbeit
-Klaus Winkels, Geschäftsführer GEV

Technischer Beirat
-Hartmut Urbath, PCI Augsburg, Vorsitzender Technischer Beirat
-Thierry Bubel, Wakol
-Dr. Thomas Brokamp, Bona
-Dr. Frank Gahlmann, Stauf
-Dr. Mechthild Haveresch-Kock, Sika Deutschland
-Dr. Wolfgang Kahlen, Berger-Seidle
-Christian Borgmann, Bostik
-Dr. Johannis Tsalos, Uzin Utz
-Holger Hartmann, Celanese
-Dr. Denis Heller, Lugato
-Dr. Edgar Draber, FS-BF
-Dr. Maximilian Rüllmann, BASF
-Bernd Lesker, Mapei
-Dr. Stephan Kaiser, Wacker Chemie
-Natascha Zapolowski, GEV-Vertretung

Beirat für Öffentlichkeitsarbeit
-Stephan Bülle, Lugato, Vorsitzender Beirat für Öffentlichkeitsarbeit
-Sven Dornhege, Sika Deutschland
-Anke Hattingh, Mapei
-Alexander Magg, Kiesel Bauchemie
-Hanspeter Bressa, Uzin Utz
-Stefanie König, GEV-Vertretung
Glaubwürdigkeit gegenüber Handwerk und Verbrauchern
Foto/Grafik: IVK
Klaus Winkels der Autor

Klaus Winkels ist Geschäftsführer des IVK und der GEV.
aus FussbodenTechnik 03/21 (Wirtschaft)