Maik Evers, Mapei, über fachgerechte Verlegung

Untergrund und Holzfeuchte müssen stimmen


"Bei Dielenformaten immer vollflächig spachteln" ist nur einer von zahlreichen praktischen Tipps, die Maik Evers, Leiter Technischer Service Fußbodentechnik von Mapei, für die Verlegung von massiven Holzböden gibt.

Welche Ansprüche muss der Unterboden bei Holzpflaster/Hochkantlamellen/Mosaikparkett/ Massivholzdielen erfüllen?

Generell muss der Unterboden nach DIN 18356 belegreif sein und zur Aufnahme von Parkett eine ausreichende Festigkeit und Tragfähigkeit aufweisen. Das BEB-Merkblatt 9.1 gibt für Estriche eine Oberflächenzugfestigkeit von 1,0 N/mm2 zur Parkettverlegung und 1,2 N/mm2 zur Holzpflasterverlegung an. Da die Bewertung des Unterbodens durch den Parkettleger in der Regel nicht mittels Haftzugsprüfung, sondern mit gewerkeüblichen Mitteln erfolgt, ist hier Erfahrung erforderlich.

Der Handwerker kann sich an folgenden Faustformeln gut orientieren: Bei üblichen Zementestrichen oder Betonuntergründen - sofern sie als belegreif einzustufen sind (also ausreichend trocken, eben, frei von Rissen oder haftungsmindernden Bestandteilen, nicht porös oder absanden etc.) - gibt es in der Regel keine besonderen Anforderungen. Diese Untergründe weisen eine ausreichende Oberflächenfestigkeit auf, um auch großformatige Parkettarten und Holzpflaster aufzunehmen. Die meisten Calciumsulfat(fließ)estriche eignen sich ebenfalls für die gängigen Parkettformate. Lediglich bei Holzpflaster oder großformatigen Massivdielen sollte die Oberflächenzugfestigkeit vorab geprüft werden, insbesondere dann, wenn eine Sinterschicht o.ä. vorhanden ist. Wichtig ist bei Holzpflaster auch die Mindestschichtdicke der Estriche, die nach DIN 68702 bei Estrichen auf Trenn- oder Dämmschicht mindestens 50 mm betragen muss.

Welcher Unterboden kommt gar nicht in Frage?

Gussasphalt ist aufgrund seiner thermoplastischen Eigenschaft bei großformatigen Elementen als kritisch zu bewerten. Kommt es zu einer starken Holzfeuchteänderung und dadurch zu einem Schwund-/Quellverhalten, ist der Estrich nicht im Stande, diese Spannungen aufzunehmen und wird regelrecht "mitgerissen". Daher sind hier eher klein- bis mittelgroßformatige Elemente zu bevorzugen, z.B. Mosaikparkett, Hochkantlamellen, Lamparkett oder Stabparkett. Zudem wirken bestimmte Verlegevarianten wie Würfelmuster oder Fischgrät, spannungsabbauend und bieten im Gegensatz zum englischen oder wilden Verband eine größere Sicherheit, Fugen zu vermeiden. Holz "arbeitet" nun mal in der Breite und kaum in der Länge.

Auf Fertigteilestriche auf Gipsfaserbasis oder Holzwerkstoffplatten kann Mehrschichtparkett sowie Mosaikparkett im Würfelmuster oftmals direkt ohne weitere Maßnahmen verlegt werden. Alle anderen Formate, wie Hochkantlamellen, Lamparkett und Stabparkett, bedürfen eigentlich immer einer spannungsabbauenden Entkopplungsunterlage, z.B. durch ein Entkopplungsvlies oder eine Entkopplungsplatte. Hier sind unbedingt die Systemaufbauempfehlungen der entsprechenden Fertigteilestrichhersteller bzw. Verlegewerkstoffhersteller zu beachten! Massivdielen sind für eine sichere Verlegung auf Fertigteilestrichen in den meisten Fällen ungeeignet. Holzpflaster ist gänzlich ausgeschlossen. Weitere Infos zur Verlegung auf Fertigteilestrichen finden sich im TKB-Merkblatt 10.

Bei Altuntergründen sollten alte Schichten soweit wie möglich mechanisch entfernt werden, da ihre Tragfähigkeit und Anhaftung i.d.R. nicht wirklich bewertet werden kann. Bei Quell- und Schwundspannungen kann es zu einem Bruch oder einer Ablösung der alten Schichten kommen. Mit bestimmten untergrundvorbereitenden Maßnahmen ist jedoch in aller Regel eine Verlegung möglich.

Auf normgerechten Untergründen kann Parkett mit modernen SMP-Parkettklebstoffen in der Regel ohne weiteren Einsatz einer Grundierung verlegt werden. Einzige Ausnahme: Bei elastischen Klebstoffen auf Gussasphalt ist vorab mit einer PU-Grundierung zu grundieren. Allerdings kann auch auf anderen Untergründen ein Vorstrich sinnvoll sein: zur Staubbindung. Eine vollflächige Spachtelung ist immer dann erforderlich, wenn die Ebenheit nicht ausreichend gegeben ist. Wobei die Eignung der Spachtelmasse für Parkett bei großformatigen Elementen zu beachten ist.

Worauf ist bei der Verlegung besonders zu achten?

Die zwei wichtigsten Aspekte für ein erfolgreiches Resultat ergeben sich schon vor der eigentlichen Verlegung. Der erste Punkt ist die Akklimatisierung bzw. die Holzfeuchte. Parkett wird in der Regel mit einer Holzfeuchte von 9 % eingebaut, um Spannungseinwirkungen auf den Untergrund und die Fugenbildung während der Nutzung möglichst gering zu halten. Zwar sollte das Parkett von den Lieferanten mit der passenden Holzfeuchte ausgeliefert werden - nichtsdestotrotz ist es bei Massivparkett ratsam, vor der Verlegung die Holzfeuchte zu überprüfen. Zu niedrige oder zu hohe Holzfeuchte führt schnell zu starken Fugen, Ablösungen oder Aufschüsselungen.

Der zweite Punkt ist die Untergrundprüfung bzw. -vorbereitung. Neben der schon beschriebenen Oberflächenfestigkeit ist vor allem die Ebenheit zu nennen. Insbesondere großformatige Elemente erfordern zur Sicherstellung einer ausreichenden Rückseitenbenetzung und hohlstellenfreien Verlegung einen besonders ebenen Untergrund. Hier gehen die realen Anforderungen auf der Baustelle oftmals über die Mindestanforderungen der DIN 18202 hinaus. Bei Dielenformaten ist eine vollflächige Spachtelung fast immer zu empfehlen. Wer möchte schon, dass der Bauherr später gelbe Sticker zur Hohlstellenmarkierung auf den Boden klebt?

Bei der eigentlichen Verlegung sind vor allem die Verlegerichtung, das Ausmessen des Raumes für den ersten Zopf, der passgenaue Zuschnitt, die Beachtung der Einlegezeit des Klebstoffes sowie die Klebstoffauftragsmenge zu nennen.

Welche Anforderungen muss der Klebstoff erfüllen?

Parkettklebstoffe lassen sich hinsichtlich der "Festigkeit" in verschiedene Klassen einteilen, früher nach DIN 281, in jüngster Vergangenheit nach EN 14293. Danach gab es zwei Klassen: elastische Klebstoffe mit einer Scherfestigkeit von < 2,0 N/mm2 und schubfeste Klebstoffe mit einer Scherfestigkeit > 2,0 N/mm2. Weil dabei zwei Holzstäbchen ohne einen definierten Klebstoffspalt aufeinander geklebt wurden und auch leicht elastische Klebstoffe in dieser Prüfung recht hohe Festigkeitswerte erzielen konnten, gibt es zur Bewertung der Klebstoffe zwischenzeitlich eine neue internationale Norm, die ISO 17178. Hier wird nun mit einem definierten Klebstoffspalt von 1 mm Klebstoffdicke gemessen. Klebstoffe mit einer hohen Gleitung (= Verschiebung des Klebstoffs in mm pro mm Dicke des Klebstoffbettes) erreichen oftmals niedrigere Werte als bei der Prüfung nach EN 14293. Die Anforderungen sind also gestiegen. Dazu kommt, dass nun in drei Klassen eingeteilt wird:

1.Elastische Klebstoffe mit einer Scherfestigkeit von 1,0 bis 2,0 N/mm2
2.Hart-elastische Klebstoffe mit einer Scherfestigkeit von 2,0 bis 3,0 N/mm2
3.Schubfeste/Harte Klebstoffe mit einer Scherfestigkeit von mehr als 3,0 N/mm2

Die Anforderungen für eine Klassifizierung als schubfester Klebstoff sind also von 2,0 N/mm2 nach EN 14293 auf jetzt 3,0 N/mm2 nach ISO 17178 gestiegen. Viele der bisher als schubfest klassifizierten 1K SMP-Klebstoffe fallen nun in die Klasse der hart-elastischen oder sogar unter die elastischen Klebstoffe.

Doch warum ist eine hohe Schubfestigkeit so entscheidend? Ganz einfach: Je schubfester ein Klebstoff ist, desto eher ist er in der Lage, das Arbeiten des Holzes unter Kontrolle zu halten. Fugenbildungen werden so merklich verringert, wenn nicht gar auf ein Minimum reduziert. Je elastischer der Klebstoff, desto mehr kann das Holz ungehindert arbeiten und desto größer sind die Fugen. Und je größer die Fugen, desto größer ist die Unzufriedenheit der Endnutzer. Es leuchtet also ein, dass ein schubfester Klebstoff mehr Sicherheit bietet eine fugenfreie und schöne Fläche zu realisieren. Und das vor allem bei nervösen Holzarten und besonders schlanken Formaten mit ungünstigem Verhältnis zwischen Breite und Dicke.

Positive Eigenschaften von Parkettklebstoffen sind des Weiteren eine hohe Anfangsklebkraft und schnelle Festigkeitsentwicklung. Beides ist vor allem bei der Verlegung von Langdielen wichtig. Denn die neigen dazu, sich in der Abbindephase des Klebstoffes aufzuschüsseln oder zu verwinden, was zu Unterbenetzungen und Hohlstellen führen kann. Das verhindern stark haftende Klebstoffe mit einer schnellen Festigkeitsentwicklung. Sie halten Holzelemente sicher am Boden. Bei Massivparkett sind darüber hinaus weichmacherfreie Klebstoffe zu bevorzugen, damit Wechselwirkungen mit Oberflächenbehandlungsmitteln ausgeschlossen werden können. Das gilt insbesondere für Formate ohne Nut und Feder, bei denen es zwangsläufig zu herausgedrücktem Klebstoff kommen kann.

Welche Klebstoffmengen empfehlen Sie?

Grundsätzlich gilt: So viel Klebstoff wie nötig, so wenig wie möglich. Weil sich moderne SMP-Parkettklebstoffe im Gegensatz zu den ehemaligen Kunstharzklebstoffen nicht oder nur sehr bedingt zum Ausgleichen von Unebenheiten im Untergrund eignen, ist dies ein weiterer Punkt, der für ein vollflächiges Spachteln vor der Verlegung spricht. Ist der Unterboden eben, sollte der Klebstoff mit der passenden Zahnung so aufgetragen werden, dass eine ausreichende Rückseitenbenetzung erzielt wird, aber keine unnötig dicke Kleberschicht entsteht, auf der das Parkett "schwimmt". In der Regel gilt für kleinformatiges Mosaik- der Lamparkett ein Verbrauch zwischen 800 - 1000 g/m2, für mittelgroßes, massives Stabparkett ein Verbrauch von ca. 1000-1200 g/m2 und für Massivdielen ein Verbrauch von 1.100-1.500 g/m2.

Üblicherweise werden folgende Zahnungen für Massivparkett empfohlen:

Mosaikparkett TKB B3
Lamparkett TKB B3/B11, je nach Ebenheit des Untergrundes
Hochkantlamelle 10 mm TKB B3
Hochkantlamelle 16/23 mm TKB B11
Stabparkett TK B11/B15, ja nach Ebenheit des Untergrundes
Massivdielen TKB B15
Holzpflaster TKB B15

Wie sind Fugen zu behandeln?

Bewegungsfugen sind in voller Länge und Breite bis in den Oberbelag zu übernehmen und sollten immer parallel zur Planke mind. alle 8 bis 10 m ausgeführt werden. Soll auf spezielle Anweisung des Auftraggebers eine fugenlose Parkettfläche erstellt werden, sollte dies nur nach vorheriger schriftlicher Freigabe des Auftraggebers erfolgen. Fugen können dann je nach räumlichen Gegebenheiten (z.B. entsprechend kleine Flächen, keine getrennten Heizkreise bei Fußbodenheizung) durch Einbettung eines Entkopplungsvlieses in die Klebstoffschicht elastisch überkoppelt werden. In den so entkoppelten Bereichen kann es allerdings, verglichen mit den verklebten Flächen, beim Begehen zu anderen Geräuschentwicklungen kommen. Grundsätzlich sind die Verlegeanleitungen der Parketthersteller zu beachten.

Scheinfugen sind selbstverständlich kraftschlüssig mittels geeigneter Rissharze zu verschließen. Randfugen sind frei von Spachtelmasse oder Klebstoff zu halten. War der Maler bereits da und hat dabei den Dämmstreifen abgeschnitten, ist ein neuer Randdämmstreifen mit selbstklebendem Fuß zu stellen und erst nach der Verlegung bündig abzuschneiden.


Welche Praxis-Tipps geben Sie dem Parkettleger?

•Vor der Verlegung die Holzfeuchte prüfen.
•Bei großformatigen Elementen immer spachteln.
•Nur so viel Fläche einstreichen, wie innerhalb der offenen Zeit des Klebstoffes verlegt werden kann.
•Empfohlene Zahnung für den Klebstoffauftrag beachten und Zahnung regelmäßig wechseln.
•Bei Formaten ohne Nut/Feder, insbesondere Hochkantlemelle, die Fläche kurz nach der Verlegung mittels Gliederwalze abwalzen, um eine gute Rückseitenbenetzung sicherzustellen und Wipper zu vermeiden. Die Walze dann aber besser nicht mehr für elastische Beläge nutzen.
•Zwischen Verlegung und Oberflächenbehandlung ein paar Tage warten, auch wenn der Klebstoff bereits am nächsten Tag durchgehärtet ist. Oftmals passt sich das Holz noch einige Tage nach der Verlegung dem Raumklima an, was bei erfolgter Oberflächenbehandlung zu leichten Haarfugen oder Aufschüsselungen führen kann.
•Auf persönliche Schutzausrüstung achten.
aus Parkett Magazin 03/21 (Wirtschaft)