Advansa, Hamm
"Wir wollen unsere Markenpositionweiter ausbauen"
Der Faserhersteller Advansa produziert am Standort Hamm unter anderem Füllfasern für die Bettwarenindustrie. Seit mehr als einem Jahr ist das Unternehmen mit dem indonesischen Konzern Asia Pacific Fibers verbunden. Der neue Geschäftsführer David Bayliss spricht im Haustex-Interview über die Herausforderungen in Pandemie-Zeiten, das ökologische Engagement und die strategische Ausrichtung des Unternehmens für die Zukunft.Haustex: Seit mehr als einem Jahr ist die Corona-Pandemie das weltweit beherrschende Thema. Wie ist Advansa als weltweit operierendes Unternehmen bisher durch die Krise gekommen?
David Bayliss: Wie in fast allen Wirtschaftsbereichen hatte der erste Lockdown im 2. Quartal 2020 erhebliche Auswirkungen natürlich auch auf unser Geschäft, und das weltweit. Der stationäre Handel wurde geschlossen, die Nachfrage nach Bettwaren brach ein. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf unsere Umsätze. Unsere Lizenznehmer und Bettwarenhersteller benötigten dementsprechend auch weniger unserer Füllfasern. Das umfasste die ganze Bandbreite unseres Angebots an Füll- und Fasermaterialien für den Bettwarenbereich. Auf der anderen Seite gab es aber eine starke Nachfrage im Nonwoven-Bereich nach technischer Ausrüstung, wie Gesichtsmasken und Schutzkleidung. So verlagerten wir zeitweise, wie viele andere Hersteller auch, unseren Fokus auf die Produktion dieser Artikel. Das Geschäft lief und läuft in diesem Bereich stärker als vorhergesagt. Die späteren Lockdowns im Jahr 2020 hatten aufgrund der starken Erholung der Verbrauchernachfrage nach Haushaltsprodukten eine geringere Auswirkung, so dass wir das Jahr mit einem positiven Wachstum für unser Füllfasergeschäft abschließen konnten.
Haustex: Welche Bedeutung hat dieser Teil des Geschäftes aktuell für Sie?
Bayliss: Die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist die Lebensversicherung für Ärzte und Pfleger, die Corona-Patienten betreuen. Masken, Kittel und antibakterielle Tücher werden aus einem Vlies gefertigt, das aus Zellulose und Kunststofffasern besteht. Und diese Fasern entstehen bei Advansa im Uentroper Werk. Wir haben die Produktion in diesem Bereich deutlich ausgebaut, um die hohe Nachfrage des europäischen und amerikanischen Marktes nach nassgelegten Vliesstoffen zu befriedigen. Advansa ist das einzige Unternehmen der westlichen Welt, das überhaupt in größerem Stil liefern kann. Denn weltweit gibt es nur wenige Hersteller in dem Segment. In Europa haben wir nur kleinere Mitbewerber, in Amerika gar keine. Weil asiatische Faserproduzenten ihre regionalen Märkte versorgten, belieferte Advansa Europa und Amerika praktisch allein. Erhöhte Nachfrage haben wir aber auch bei Fasern registriert, die für die Tapetenproduktion benötigt werden. Das ist möglicherweise eine Folge des Heimwerker-Booms in Corona-Zeiten. Der medizinische Bedarf hat aber Vorrang.
Haustex: Wie sieht es im Bereich der Füllfasern aus? Wie hat sich die Nachfrage angesichts monatelanger Lockdowns und geschlossener Geschäfte entwickelt?
Bayliss: Nach dem Einbruch im zweiten Quartal 2020 nahm die Nachfrage nach Heimtextilien im Sommer bis Herbst 2020 wieder Fahrt auf. Aufgrund des Lockdowns stieg das Interesse der Verbraucher an Gebrauchsgütern und Einrichtungsprodukten für den Heimbedarf. "Cocooning" wurde zum Trend, also alles, was das eigene Zuhause schöner und heimeliger macht, einschließlich des Kaufs neuer Matratzen, Kissen und Bettdecken. Der Umsatz mit unseren europäischen Kunden stieg wieder merklich an. Zusätzlich gab es in diesem Zeitraum, Sommer bis Herbst, Lieferunterbrechungen aus Asien für Fertigprodukte. Mit strategischen Anpassungen und unseren Möglichkeiten konnten wir die Nachfrage des Marktes befriedigen. Auch die Einzelhändler orderten wieder verstärkt - das Geschäft kehrte zu den europäischen Lieferanten zurück - der Trend ging dann weiter bis zum nächsten Lockdown.
Haustex: Und dann?
Bayliss: Von November bis Dezember hat der stationäre Einzelhandel geordert, obwohl die Geschäfte wieder geschlossen werden mussten, um die gestiegene Nachfrage durch die Möglichkeit "click and collect" und das Online-Geschäft zu erfüllen. Denn die meisten von ihnen haben ein Online-Geschäft. Das Geschäftsniveau war 15 % höher als normal, sogar das Geschäft im September/Oktober lag 30 % über der üblichen Nachfrage. Die Verbraucher konzentrieren sich derzeit darauf, Produkte für ihr Heim zu kaufen, da sie etwas Geld sparen konnten - keine Urlaubsreisen, Unterhaltungsangebote wie Theater, Kino oder Konzerte, keine Feiertags-Ausflüge, kulturelle Aktivitäten, keine Restaurantbesuche. Wir sehen diesen Trend immer noch im zweiten Quartal 2021. Obwohl viele Einzelhändler immer noch geschlossen haben, ist die Nachfrage dank der Online-Verkäufe, sowie die Auftragsbestände überraschend stark.
Haustex: Wie sehen Sie die Maßnahmen des Staates zur Eindämmung von Covid 19, und welche Maßnahmen treffen Sie im Unternehmen?
Bayliss: Wir begrüßen die Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen zur Bekämpfung der Coronakrise und zum Schutz der Gemeinden und der Bevölkerung im ganzen Land. Angesichts dieser globalen Pandemie ist es unsere oberste Priorität, die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter und ihrer Familien zu schützen. Wir haben alle Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und Partner sicherzustellen und die Ausbreitung des Virus in unserer Produktionsstätte zu verhindern. Da wir uns in schwierigen Zeiten befinden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass unsere Rohstoffversorgung für diese notwendigen Konsumgüter gewährleistet bleibt, um Engpässe zu vermeiden, die sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung auswirken.
Haustex: Neben der Pandemie sind aktuell die Rohstoffpreise ein großes Thema. Wie stark ist Advansa hier von Preiserhöhungen betroffen?
Bayliss: Seit Anfang 2021 mussten wir eine Erhöhung der Rohstoffkosten um über 50 % verzeichnen. Aber dank der Zusammenarbeit mit unserem Recycling-Partner Reiling können wir täglich über 2 Millionen recycelte Kunststoffflaschen als Rohstoff für unsere Faserproduktion verwenden. Das hat in diesem Kontext eine spürbare Auswirkung auf unser Geschäft. Auch sind die Frachtkosten von Asien nach Europa dramatisch angestiegen, das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und die Kosten für PES-Faserimporte aus Asien. Da EU-Kunden zur Zeit lieber vor Ort einkaufen, sind sie strategisch wieder dazu übergegangen, verstärkt europäische Lieferanten einzusetzen. Daher besteht eine starke Nachfrage an unseren Erzeugnissen.
Haustex: Und wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?
Bayliss: Bei den steigenden Rohstoffpreisen mussten wir die Kosten für Polyesterfasern auch bei einigen Spezialartikeln erhöhen. Außerdem haben wir temporär Frachtzuschläge auf bestimmte Produkte erhoben, bei denen der Rohstoff aus Asien stammt.
Haustex: Seit März 2020 ist Advansa durch die gemeinsamen Hauptgesellschafter mit Asia Pacific Fibers (APF) verbunden. Was hat sich dadurch für das Unternehmen verändert, oder anders gefragt: Wie hat sich Advansa dadurch verändert?
Bayliss: Die Verbindung mit APF war der Abschluss unserer finanziellen Umstrukturierung. Der Investor ist eine Gruppe mit stärkerer finanzieller Basis. APF ist ein global führendes integriertes Polyesterunternehmen mit Hauptsitz in Indonesien. Es produziert und vertreibt Polyesterchips, Stapelfasern, Filamentgarne und Vliesstoffe. Advansa bedient hauptächlich andere Märkte als APF, nämlich die Industrie für Füllfasererzeugnisse, sowie Papier und technische Textilien. Die Investition hat ein größeres Polyesterunternehmen mit globaler Reichweite geschaffen, Werken in Europa und Asien und der Möglichkeit, Kunden ein breiteres Produktportfolio anzubieten. Synergien bei der Entwicklung des europäischen Fasermarktes mit APF umfassen z.B.: Polyesterfilamente, den Automobilsektor, das Geschäft mit flammhemmenden Fasern sowie Fasern und Garne für den Textilmarkt. Im Laufe eines Jahres gab es bereits wesentliche Veränderungen und einige Synergie- und Investitionsprojekte sind schon auf den Weg gebracht worden.
Haustex: Was war der Grund für den Verkauf an APF?
Bayliss: Für Advansa bedeutet diese Zusammenführung mit APF eine langfristige und nachhaltige Fortführung der Polyesterherstellung und war das Ergebnis der Restrukturierungmaßnahmen im Rahmen unserer Insolvenz in Eigenverwaltung 2019. Teil des Projekts war die Suche nach neuen Investoren. Ziel war es, ein größeres globales Polyesterunternehmen mit Produkt- und Marktdiversifikation mit einem breiten Portfolio an Spezial- und Mehrwertprodukten zu schaffen und unsere Position als Marktführer in den von uns bedienten Märkten zu festigen.
Haustex: Ist der Standort Hamm dauerhaft gesichert?
Bayliss: Der Verkauf an den neuen Investor ermöglichte die Fortführung der Polyesterherstellung in unserem Werk in Hamm und bot Chancen für weitere Investitionen und weiteres Wachstum, um unsere Kunden weltweit zu bedienen. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies im besten Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie auch unserer Kunden war. Die Kundenbelieferung sowie die Marketing- und Vertriebstätigkeiten laufen weiterhin wie gewohnt über die Advansa Marketing GmbH. Auch die von uns an die Kunden vergebenen Markenlizenzen behalten weiterhin ihre Gültigkeit.
Haustex: Im Juni scheidet Dr. Heinz Meierkord als CEO bei Advansa aus. Was ist der Grund dafür und wie wird das Unternehmen künftig geführt?
Bayliss: Nach so vielen Jahren als CEO von Advansa und insgesamt 33 Jahren Tätigkeit im Unternehmen, hat Heinz Meierkord die eigene Entscheidung getroffen, sich von Advansa zurückzuziehen. Nach seiner Entscheidung, in den Ruhestand zu treten, hat der Aufsichtsrat beschlossen, mich und Frank Heimann als Team zu ernennen, um die künftige Unternehmensführung der Gruppe zu übernehmen. Und das zusätzlich zu unseren derzeitigen Funktionen als Business Director und Marketing Director der Advansa Marketing GmbH und der Advansa Manufacturing GmbH. Aber auch wenn Heinz Meierkord offiziell im Ruhestand ist, wird er zukünftig einige Beratungsprojekte für uns fortsetzen.
Haustex: Mit der Heimtextil-Messe ist im Januar eine wichtige Veranstaltung für Ihr Unternehmen ausgefallen. Welche Wege sind Sie hier gegangen?
Ekaterina Yarokhovich: Seit einiger Zeit präsentieren wir unsere Produktneuheiten 2021 in einem digitalen Showroom im Netz. In diesem interaktiven Showroom haben Interessenten die Möglichkeit, sich über unsere Neuentwicklungen dieses Jahres jetzt digital zu informieren. Hierfür wurden eigens Markenumfelder geschaffen, die anhand von Schlafraumkonzepten einen Kontext mit den jeweiligen Produkten generieren.
Haustex: Wie muss man sich das konkret vorstellen?
Yarokhovich: Hauptakteure in diesem Umfeld sind die Neuheiten, die sich durch einen Klick auf die dazugehörige Schlafwelt offenbaren. Da wäre etwa Dacron Zero%, eine Komfortfaser für Steppbetten und Kissen, die keine unerwünschten Inhaltsstoffe wie beispielsweise Biozide, optische Aufheller oder Substanzen tierischen Ursprungs aufweist. Ein weiteres Highlight ist die Ausweitung der Aerelle Blue Range, unserer Stop Ocean Plastic Wohlfühlfaser, die dabei hilft, die Weltmeere sauber zu halten. Als neue Varianten sind jetzt verfügbar: Aerelle Blue Protect, die nachhaltigen Komfort mit antimikrobiellen Schutz verbindet. Aerelle Blue Faserbällchen für Kopfkissen; flauschige, stützende Faserbällchen, die sich an Kopf und Nacken anpassen. Und Aerelle Blue Micro, die Polyester-Mikrofaser für eine flauschige Daunen-Alternative. Neu ist auch die Aerelle Soft Flex eCO Faser. Sie wird aus recycelten PET-Flakes hergestellt, ist im Komfortverhalten identisch mit der Vorgängerfaser und entspricht dem Wunsch der Verbraucher nach umweltfreundlichen Produkten. Abgerundet wird die digitale Neuvorstellung durch Dacron Clean, eine hypoallergene Hygienefaser, die über eine exklusive anti-bakterielle Technologie verfügt und Bettwaren länger sauber hält.
Haustex: Was sind die Besonderheiten Ihrer neuen Fasern Dacron Zero% und Aerelle Blue?
Yarokhovich: Dacron Zero% ist die Antwort auf die wachsende Nachfrage von Konsumenten nach gesunden und transparenten Produkten. Die neue Wohlfühlfaser bietet einen hervorragenden Komfort ohne Biozide, optische Aufheller, tierische Inhaltsstoffe oder Endokrine Disruptoren, die in Verdacht stehen, bereits in geringen Mengen das Hormonsystem, wie zum Beispiel Geschlechtshormone, zu verändern und dadurch möglicherweise die Gesundheit und das Erbgut zu schädigen. Neu im Programm ist Aerelle Blue Protect, eine anschmiegsame, Allergiker-freundliche Komfortfaser, die zusätzlichen Schutz gegen Bakterien und Pilze bietet. Dies verbessert die Hygiene und trägt zur Kontrolle von Allergenen bei, die von Hausstaubmilben verursacht werden können. Auch Aerelle Blue Faserbällchen sind neu. Sie gewähren während der ganzen Nacht eine sanfte Abstützung. Die Faserbällchen wurden extra entwickelt, um Verfilzungen und Verklumpen zu vermeiden. Dabei sind sie ganz leicht wieder aufschüttelbar, ähnlich wie Federn, und geben so Kissen ihre ursprüngliche Form wieder. Schließlich Aerelle Blue Micro, ein außergewöhnliches Füllfasermaterial für Steppbetten und Kissen, das sich vor allem durch seine ultra-weichen und daunenartigen Eigenschaften auszeichnet. Die Technologie basiert auf extrem kurz geschnittenen, silikonisierten Mikro-Denier-Fasern und einer speziellen Kräuselung.
Haustex: Sie arbeiten mit dem Sozialunternehmen Plastic Bank zusammen. Wie sieht diese Kooperation genau aus?
Bayliss: Eine der elementarsten, globalen Herausforderungen unserer heutigen Zeit sind die Unmengen von Plastikmüll in unseren Ozeanen. Seit 2019 arbeiten wir mit der Plastic Bank zusammen, um zu verhindern, dass noch mehr Plastikabfall in die Meere gelangt und um so Menschen in Armut zu helfen, eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien aufzubauen. Gemeinsam unterstützen wir über 17.000 SammlerInnen aus Küstengebieten in Haiti, den Philippinen, Indonesien, Brasilien und Ägypten. Die SammlerInnen tauschen ihr Plastik gegen Prämien ein, mit denen sie die Grundbedürfnisse ihrer Familien wie Lebensmittel, Brennmaterial zum Kochen, Krankenversicherung und Schulgeld bezahlen können.
Haustex: Was geschieht mit dem gesammelten Material?
Bayliss: Aerelle Blue ist das sichtbare Ergebnis dieser Kooperation. Das gesammelte Plastik wird aufbereitet und von uns als wertvoller Rohstoff für die Herstellung hochwertiger Polyesterfüllfasern für Kopfkissen, Bettdecken und Matratzen eingesetzt. Diese entsprechen nicht nur gehobenen Komfortansprüchen, sondern weisen darüber hinaus eine deutlich bessere CO Bilanz auf als Produkte aus fossilen Rohmaterialien. Dank der Hightech-Recycling- und Extrudertechnologie in unserem Werk in Uentrop können wir die hohen Qualitäts- und Komfortvorteile für diese Polyesterfasern sicherstellen, die auch für das EU-Umweltzeichen qualifiziert sind. Anfang April dieses Jahres feierte unser Partner Plastic Bank einen Meilenstein zur Sammlung von über einer Milliarde Flaschen aus Plastik - das sind über 20 Millionen Kilogramm Plastikmüll, der gesammelt wurde, bevor er in unsere Ozeane gelang!
Haustex: Wie stark wird dieses ökologische Engagement von Ihren Kunden, aber auch von den Endverbrauchern nachgefragt beziehungsweise wertgeschätzt?
Yarokhovich: Im Falle von Aerelle Blue ist es ja nicht nur der ökologische Part, sondern auch die soziale Komponente, die hier zum Tragen kommt. Laut einer internationalen Studie geben 90% der Generation Z Verbraucher an, dass Unternehmen die Verantwortung haben Umwelt- und Sozialprobleme anzugehen. Endverbraucher sind insgesamt sehr besorgt. So erleben wir zur Zeit eine wachsende Nachfrage von Kunden und Einzelhändlern nach nachhaltigen Produkten, die von ihrer eigenen Unternehmensverantwortung und der Nachfrage der Endverbraucher nach Nachhaltigkeit angetrieben werden. Wir reden hier über sogenannte "grüne Verbraucher", und die erwarten Rückverfolgbarkeit. 66% der Verbraucher sollen sogar bereit sein, mehr für nachhaltige Güter zu bezahlen. Aber in Wirklichkeit? 42% der Millennials möchten wissen, was in Produkte fließt und wie Produkte hergestellt werden, bevor sie gekauft werden.
Haustex: Welche Markteting-Maßnahmen sind mit diesen Produkten verbunden?
Bayliss: Wir kommunizieren mit dem Verbraucher am Point of Sale über das Markenlogo, Verpackung, Packungsbeilagen, Advansa mit Einnähetikett, Hangtag, Werbung, digitale Marketingkampagnen und Social Media. Unsere Kunden (und das sind ja die eigentlichen Hersteller, die das Endprodukt - Kissen, Steppbett oder Matratze in den Handel bringen) wiederum kommunizieren auf ihren eigenen Plattformen und Kommunikationskanälen direkt mit dem Endverbraucher. Wir wiederum helfen unseren Kunden bei diesen Bemühungen mit unserem Marketing Support, der ihnen bei allen Marketing- beziehungsweise Kommunikationsaktivitäten für unsere Markenprodukte zur Seite steht und jedwede Unterstützung gewährt.
Haustex: Können Sie ein Beispiel nennen?
Yarokhovich: Als Beispiel sei hier die Zusammenarbeit mit der Aktion Gesunder Rücken (AGR) erwähnt. Eine renommierte Institution, die sich zum Ziel gesetzt hat, medizinisches Fachwissen über Rückenleiden zusammenzuführen, zu informieren und den Betroffenen zu helfen. Das Gütesiegel, mit dem unsere entsprechenden Produkte gekennzeichnet sind, verfügt über eine große Bekanntheit beim Endverbraucher und eröffnet neue Möglichkeiten im Marketing. Es ist eine gute Entscheidungshilfe am POS und hat beim Verbraucher, aufgrund der strengen und unabhängigen Prüfkriterien eine gute Akzeptanz. Das gilt auch für das EU-Eco-Umweltzeichen, das die Produkte kennzeichnet, die sowohl in der Produktion als auch bei den Inhaltsstoffen umweltfreundlich sind.
Haustex: Welchen Stellenwert nimmt der Bereich Bedding bei Advansa ein?
Bayliss: Der Bereich der Füllfasern für Steppdecken und Kissen ist neben der Vliesstoffindustrie eines unserer eigentlichen Kerngeschäfte. Dank unseres DuPont-Erbes können wir hierbei auf eine mehr als 60-jährige Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen. Heute konzentriert Advansa sein Knowhow auf die kontinuierliche Weiterentwicklung des Herstellungsprozesses und die Entwicklung von innovativen und nachhaltigen Lösungen, vornehmlich zur Befriedigung von Anwenderbedürfnissen und zum Schutz der Umwelt.
Haustex: Wie unterscheiden sich die einzelnen Produktlinien voneinander beziehungsweise welche Zielgruppen wollen Sie damit erreichen?
Bayliss: Grundsätzlich sind wir ja Hersteller von Füll- und Fasermaterialien aus Polyester für Steppbetten und Kopfkissen, aber auch Matratzen. Wir verfügen über unterschiedliche Markenprodukte in diesen Segmenten. Als Beispiele seien hier einmal Dacron Quallofil und Hollofil für Steppbetten oder auch Dacron Comforel für Kopfkissen hingestellt. Zu diesen Dacron-Marken, die wir in Europa in Lizenz von Invista herstellen und vermarkten, kommen noch unsere Eigenmarken Aerelle, Suprelle oder Climarelle hinzu, die wir weltweit vermarkten. Insgesamt verfügen wir über eine große Bandbreite von Markenprodukten und Komfortfasern für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche mit mannigfaltigsten Leistungsvermögen und Komforteigenschaften. Außerdem seien hier die noch einmal die Fasern aus nachhaltiger Faserproduktion erwähnt. Auch bei diesen nachhaltigen Produkten haben die individuellen Anwenderbedürfnisse und hohen Komforteigenschaften Priorität. In Zukunft wollen wir unsere Markenpräsenz zum Beispiel in Asien oder auch den USA weiter ausbauen. Hier versprechen wir uns ein großes Potential zukünftiger Konsumenten. Bereits in den vergangenen Jahren konnten wir in diesen Regionen maßgebliche Umsatzzuwächse verzeichnen. In Europa beziehungsweise Deutschland wollen wir, neben den bestehenden Zielgruppen, weitere für uns gewinnen. Einschließlich spezifischer Promotionen im Discountbereich.
Haustex: Das Thema Schlafen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Regeneration durch Schlaf ist ein wichtiges Thema. Wie schlägt sich das in Ihrer Produktentwicklung nieder?
Yarokhovich: Unsere Forscherteams arbeiten kontinuierlich an Entwicklungen innovativer Funktionsfasern, die jedem Einzelnen ultimativen Komfort, Qualität und Regeneration während des Schlafes bieten. Wir haben vier Faserfamilien, die Lösungen nach Maß bereitstellen. Da wären unsere Basisfasern, die das Leben leichter machen; Komfortfasern für Allergiker und Menschen, die ergonomische Produkte bevorzugen; umweltschonende, ökologische Fasern oder auch Fasern für den ultimativen Komfort, mit der Technologie zum Wohlbefinden. Jedes Steppbett oder Kopfkissen, das mit unseren Markenfasern gefüllt ist, trägt ein nummeriertes Markenetikett. Diese spezielle Nummer garantiert dem Endverbraucher, dass das Produkt den strengen Qualitätsstandards von Advansa entspricht.
Haustex: Welche Maßnahme ergreift Advansa, um die weltweiten Klimaziele zu erreichen und die CO-Bilanz zu verbessern?
Bayliss: Advansa setzt sich seit Jahren aktiv für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsziele ein. Seit 2012 betreiben wir ein zertifiziertes Energiemanagementsystems nach DIN ISO 50001, wodurch kontinuierlich wesentliche Effizienz beim Energieeinsatz und ökologischen Ressourcen sichergestellt werden. Das reduziert unseren Energieverbrauch und unsere Treibhausgasemissionen. Bereits seit 2007 haben wir ökonomisch effizientere Beleuchtungssysteme angebracht. Außerdem nehmen wir an dem Ökologischen Projekt für integrierte Umwelttechnologie teil, wodurch Unternehmen durch den Einsatz umweltfreundlicher Technologien gestärkt und die ökologische Situation in der Region verbessert werden.
Haustex: Und was sind die wichtigsten Ziele für Advansa in den kommenden Jahren?
Bayliss: Im Bettwarenmarkt wollen wir unsere Markenposition Schritt für Schritt weiter ausbauen, indem wir durch konkrete Aktionen mit Retailern den Konsumenten ansprechen. Auf der Seite der Faserentwicklung werden wir an innovativen Themen forschen und kontinuierlich Lösungen für den Bereich der Komfortfasern und optimalen Schlaf anbieten. Weiterhin werden im Bereich der technischen Fasern in Innovation und Marketing investieren, um das Wachstum auf dem Weltmarkt fortzusetzen. Advansa ist bereit, in Entwicklungen bei Spezialprodukten für den Markt für Wetlaid, Drylaid und Vliesstoffe zu investieren. Außerdem wollen wir weitere Synergien mit APF entwickeln, um die potenzielle Nachfragedes globalen Marktes befriedigen zu können.
David Bayliss
David Bayliss wurde 1967 in Großbritannien geboren und begann seine Karriere in der Faserindustrie vor 30 Jahren als Marketing Manager bei ICI, später bei Dupont, jetzt Advansa. Dort war er in verschiedenen Managementpositionen in Großbritannien, Paris und Barcelona tätig, bis er 2006 Business Director für das europäische Fasergeschäft wurde. David Bayliss war 2011 Mitglied des Managementteams MBO von Advansa von der Sabanci Holding. Seit der Verbindung von Advansa und APF im Jahr 2020 wurde er zum Geschäftsführer der Advansa Marketing GmbH ernannt und übernahm seit dem 1. Januar 2021 gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Heimann die Unternehmensführung der Advansa-Gruppe. Bayliss hat die doppelte britische und französische Staatsangehörigkeit, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er teilt seine Zeit zwischen Paris und Hamm auf (sofern die Pandemie es erlaubt).
Ekaterina Yarokhovich
Ekaterina Yarokhovich hat Im Dezember 2016 bei Advansa als Marketing and Sales Repräsentative im technischen Segment angefangen und arbeitet seit 2019 zusätzlich im Comfort Segment des Unternehmens. Die 31-Jährige hat an der staatliche technischen Universität Voronezh studiert mit dem Abschluzss Abschluss "Bachelor in den Maschinenbau Unternehmen" (B.Sc). Sie kam 2010 nach Deutschland, studierte zunächst BWL an der Uni Münster und schloss ein Masterstudium im Bereich Product and Asset Management ab.
Advansa - in Kürze
Advansa Marketing GmbH
Frielinghauser Str. 5 59071 Hamm
Tel.: 0049 2388 840 5012
Fax: 0049 2388 840 2450
CEO: David Bayliss
Produkte: Füllfasern für Bettdecken und Kissen, Kurzschnittfasern für die Industrie.
Marken im Heimtextil-Markt:
Aerelle, Allerban, Climarelle, Comforel, Dacron, Hollofil, Quallofil premium, Suprelle
Marken im Matratzen-Markt:
Quallofil premium, Dacron
aus
Haustex 05/21
(Wirtschaft)