Heimtex, Matratzenverband, ViS

Lockdown und Rohstoffengpässe sorgen für Umsatzeinbußen

Wuppertal. Engpässe in der Rohstoffversorgung, steigende Preise und die Umsatzeinbrüche im Lockdown treffen die Branche hart. Die Verbände im Kompetenz-Zentrum Textil +Sonnenschutz informierten bei einem digitalen Presse-Event über die aktuelle Lage.

Für die Industrie, aber auch für uns als Verband war 2020 ein schweres Jahr mit vielen Herausforderungen", sagte Verbandsgeschäftsführer Martin Auerbach zu Beginn seines Überblicks über die wirtschaftliche Lage der Branche. Auch der Start in das neue Jahr sei durch den langanhaltenden bundesweiten Lockdown, die neuerliche Schließung des Einzelhandels und schließlich die so genannte Bundesnotbremse massiv verhagelt worden. Seit 2019 sind der Fachverband Matratzenindustrie, der Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie und der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz unter dem Dach des Kompetenz-Zentrums Textil +Sonnenschutz in Wuppertal vereint - und haben seither turbulente Zeiten erlebt.

Rückblickend mussten die stationären Ladengeschäfte im zweiten Lockdown rund fünf Monate am Stück geschlossen bleiben, nach Meinung der Verbände eine weitaus schlimmere Situation als zu Beginn der Pandemie, als der Handel Ende März 2020 für sieben Wochen seine Türen schloss. Das, so Auerbach, lasse sich an der Bilanz für die Verbände im Kompetenz-Zentrum Textil +Sonnenschutz für das erste Quartal 2021 ablesen: So ging bei den Heimtextilien der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nochmals um knapp ein Viertel zurück. Allein die Möbelstoffe verbuchten ein Plus von 8,6 Prozent.

Vergleichbar sind die Umsatzrückgänge bei den Matratzen, die rund ein Viertel gegenüber dem Vorjahreszeitraum betragen, bei gleichzeitig rund einem Fünftel weniger abgesetzten Stückzahlen. Am stärksten betroffen, so Auerbach, seien Taschenfederkerne und Unterfederungen. Kleine Lichtblicke bildeten dagegen Latexmatratzen und sonstige Matratzen, die das erste Quartal 2021 mit einem zweistelligen Plus bei Umsatz und Absatz abschließen konnten. Der Verband innenliegender Sonnenschutz beklagte einen Einbruch im Bereich DIY um fast die Hälfte als Folge der Ladenschließungen, verzeichnete bei den Maßkonfektionen aber ein leichtes Plus von rund fünf Prozent.

Engpässe in
der Rohstoffversorgung

Als dramatisch bewertete Martin Auerbach die aktuell herrschende Beeinträchtigung der Rohstoffversorgung (siehe auch die folgenden Seiten). Experten rechneten nicht mit einer schnellen Entspannung der Situation, von einem womöglich jahrelangen sogenannten "Superzyklus" sei die Rede. "Vor allem bei den Matratzen sind die Versorgung mit einigen Rohmaterialen wie Schäumen und Stahlfedern sowie teilweise drastischen Preissteigerungen katastrophal", ergänzte Thomas Bußkamp, Vorsitzender des Fachverbands Matratzenindustrie und CEO der EuroComfort Group, in seinem Statement.

Kreislaufwirtschaft
bleibt Top-Thema

Als weiteres Top-Thema, das dauerhaft ganz oben auf der Prioritätenliste der Verbände des Kompetenzzentrums steht, nannte Auerbach die Transformation zur Kreislaufwirtschaft. "Mit dem Launch der neuen Website kreislaufwirtschaft.eu zündet das Kompetenz-Zentrum Textil+Sonnenschutz jetzt den Turbo bei der Gestaltung des Wandels", verspricht er. Wichtig sei jetzt, die aus der Rohstoffwende erwachsenden gemeinsamen Herausforderungen zu bündeln, mit den eigenen Aktivitäten nach außen sichtbar zu werden und so die unerlässliche Vernetzung mit Akteuren entlang der Wertschöpfungskette voranzutreiben.

Sowohl den Handlungsbedarf als auch die -bereitschaft der Branche, sich Themen wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft anzunehmen, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Mitgliederbefragung des Dachverbands textil +mode, die Auerbach zum Abschluss seines Überblicks in Auszügen präsentierte. Demnach liegt der Anteil der Unternehmen, die bereits mehr als die Hälfte ihrer Umsätze mit nachhaltigen Produkten generieren, in der gesamten Textilindustrie bei 22 Prozent, bei den Mitgliedern des Kompetenz-Zentrums jedoch erst bei 12 Prozent.

Perspektivisch sei dagegen bei der Wuppertaler Verbandsgemeinschaft die Bereitschaft zur Ausweitung der nachhaltigen Produktion höher als in der Textilindustrie gesamt. Während dort fast ein Zehntel vorerst gar keine Ausweitung der nachhaltigen Produktion plane, sei dieses Verharren im Status quo für die Mitglieder von Heimtex, Matratzenverband und ViS gar keine Option mehr.
aus Haustex 08/21 (Wirtschaft)