Rainer Brockmöller, Badenia/Brinkhaus:

"Die Eckpreislagen werden sich verändern"


Haustex: Herr Brockmöller, wie sieht die Lage in der Rohstofbeschaffung aus Ihrer Sicht momentan aus?

Rainer Brockmöller: Die Lage ist dramatisch, das kann man gar nicht anders sagen. Wir haben bei der Rohstoffbeschaffung eine Situation, wie wir sie bislang nicht kannten. Schaum, Federkerne, Gewebe aller Art, Halbfertigprodukte und alles, was aus Asien importiert wird: Hier kämpfen wir auf breiter Front mit Lieferengpässen und Preissteigerungen. Die Frachtkosten sind um ein x-faches gestiegen, bei Containern liegen wir mittlerweile bei über 10.000 Euro.

Haustex: Wie sieht es beim Schaumstoff aus?

Brockmöller: Der Schaumstoffmarkt ist mittlerweile ein Spotmarkt: Man muss schauen, was man überhaupt bekommt, und dann wird in zweiter Linie erst über den Preis gesprochen. Das trifft uns im Hochwertbereich nicht ganz so dramatisch, weil der Nachfragedruck dort durch Corona nicht ganz so hoch war. Ganz anders sieht es im Aktionsbereich, im Massengeschäft und Online aus, dort verzeichnen wir eine sehr starke Nachfrage.

Haustex: Was bedeutet das konkret für Ihr Unternehmen?

Brockmöller: Gerade unsere deutschen Standorte sind betroffen, hier mussten wir mit dem Instrument der Kurzarbeit reagieren. Bei Badenia sind wir mittlerweile wieder im Normalbetrieb, bei Lück in Bocholt, wo wir unsere Matratzen fertigen, fahren wir die Kurzarbeit jetzt sukzessive zurück. Die Ergebnisse in der Industrie, und das gilt nicht nur für uns, sind natürlich katastrophal. Und auf der Beschaffungsseite sehe ich derzeit kein Licht am Ende des Tunnels.

Haustex: Mit welcher Perspektive gehen Sie in die kommenden Monate?

Brockmöller: Das geht mindestens noch bis Jahresende so weiter. Und dann müssen wir beobachten, wie sich die Weltwirtschaft im Zuge der sinkenden Coronazahlen weiter entwickelt. Das Verständnis im Handel für unsere Situation ist leider nicht immer so, wie wir uns das wünschen würden. Wir werden diese Probleme aber nur partnerschaftlich lösen können. Klar ist: Die Eckpreislagen werden sich verändern und Preissteigerungen nicht vermeiden lassen.
aus Haustex 08/21 (Wirtschaft)