Belysse Group NV

Balta in der Neuaufstellung

Balta, Europas größter Tufter versucht, seine führende Marktposition zu halten. Dabei helfen sollen ein schlagkräftigeres Sortiment, eine klarere Positionierung sowie mehr Sichtbarkeit im Digitalen.

Die Balta-Gruppe ist nicht nur Europas größter Hersteller von textilen Bodenbelägen. Es spricht einiges dafür, dass der belgische Konzern momentan auch der Lieferant ist, der sich den größten Herausforderungen der Branche stellen muss.

Der Schuldenstand ist mit rund 280 Mio. EUR außergewöhnlich hoch. Der Börsenkurs dauerhaft am Boden. Werke mussten an Banken verkauft und zurückgemietet werden, um Cash zu generieren. In den USA sitzt der Haupteigentümer Lone Star Funds, ein Private Equity Fond erster Güte, der seit geraumer Zeit unzufrieden ist mit den Renditen.

Wettbewerb
wächst

Und dann müssen die Verantwortlichen sich einer immer stärker werdenden Konkurrenz auf wichtigen europäischen Absatzmärkten wie England und Deutschland erwehren. Diese Wettbewerber haben in der Regel mehr Personal im Vertrieb, sind näher an den Kunden und verfügen über klarere Sortimente und Konzepte als Balta. Sicherlich auch eine Folge der Eigentümerverhältnisse: Eine Investmentgesellschaft ist vergleichsweise stark fokussiert auf Kostenreduzierungen und hohe Gewinne. Die Folge: Es mangelt an ausreichend hohen und kontinuierlichen Investitionen in Maschinen, Produkte, Konzepte und Personal, wie es von dem größten Hersteller seiner Art in Europa eigentlich zu erwarten ist.

Hinzukommen aktuelle und strukturelle Probleme, mit denen alle Lieferanten von Teppichboden und Co. zu kämpfen haben: Corona-Pandemie, Rohstoffverknappung und -verteuerung, Liefer- und Logistikprobleme und immer weniger Nachfrage nach Teppichboden.

Neue Köpfe
bringen neuen Schwung

Der Konzern steuert seit 2018 strategisch gegen mit dem Programm "Next": ein Kostensenkungs- und Effizienssteigerungs-, aber auch ein Investitionsprogramm. 2019 besetzte man einige Schlüsselpositionen neu: Olivier Forberich beispielsweise wurde im September zum neuen weltweiten Geschäftsführer für Balta-Teppichboden, ITC, Arc Edition, Balta Tiles und der Nadelvliesmarke Captiqs ernannt. Seit August 2020 leitet Kirsten Nijsten Marketing und Produktmanagement von Balta. Eine Position, die es bisher so im Konzern noch nicht gegeben hatte. Wie Forberich kommt auch sie von außerhalb der Bodenbelagsbranche und soll mit einem unverstellten Blick, neuen Ansätzen und Ideen Balta beleben.

Eine weitere wichtige Personalie: Filip Poelman, seit rund 30 Jahren im Unternehmen, übernahm im Oktober 2020 den weltweiten Vertrieb. Im Dezember des selben Jahres kam dann Sophie Hautekeete als Marketing Manager an Bord. Sie kennt die Branche aus ihrer Tätigkeit für Unilin zwischen 2014 und 2018. Es folgten zwei weitere Produktmanagerinnen.

Zeitweilige Erfolge

Erste Erfolge des Programms Next und ein Aufwärtstrend zwischen November 2019 und Mitte März 2020 wurden durch die Corona-Pandemie abrupt gestoppt. Obwohl Balta bis Ende des Jahres vom einsetzenden Renovierungsboom profitiere, mussten die Flamen unter dem Strich einen Umsatzrückgang in Höhe von 16,3 % auf 562 Mio. EUR vermelden.

Für verhaltenen Optimismus sorgten allerdings damals die Umsätze im vierten Quartal 2020. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren sie "nur" noch um 8 % auf 151,1 Mio. EUR gesunken. Das bereinigte EBITDA stieg sogar um 40,9 % auf 27,9 Mio. EUR. Das bezeichnete das Unternehmen als "eine der stärksten Quartalsleistungen seit dem Börsengang", der im Juni 2017 vollzogen wurde. Im anschließenden ersten Quartal 2021 konnte die Balta-Gruppe dann die pandemiebedingten Umsatzrückgänge auf 4,5 % begrenzen. Trotz der Einbußen verbesserte der Hersteller sein bereinigtes EBITDA auf 21,2 Mio. EUR, was einem Anstieg von 23,9 % im Vergleich zum Vorjahr entsprach.

Ordentliche Umsätze in Deutschland

"Im weiteren Verlauf des Jahres bis zum Sommer 2021 haben wir uns dann trotz der erneuten Lockdowns und flächendeckenden Schließungen des Handels in vielen Teilen Europa ganz gut durch die Monate gearbeitet", bilanziert Geschäftsführer Forberich.

Der insgesamt positive Geschäftsverlauf seit Mitte 2020 und die messbaren Erfolge vor allem in Deutschland seien Resultate einiger Veränderungen und Neuerungen bei Balta in den Bereichen Sortiment, Positionierung und Personal, erklärt Forberich. Man habe beispielsweise das Sortiment vereinfacht und sowohl stringenter als auch marktgerechter gestaltet. Aus allen diesen Faktoren entfalte sich langsam aber sicher eine Belebung des Geschäftes und eine neue Dynamik im Vertrieb.

Neuaufstellung greift

Das neue Produktmanagement unter Kirsten Nijsten konzentriert sich dabei auf drei große Trendthemen, die Balta in Zukunft als Leitplanken seiner generellen Positionierungen definiert hat: Komfort, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit. Bereits auf der digitalen Hausmesse des Herstellers im Herbst 2020 präsentierten die Verantwortlichen ihren Kunden diese Neuaufstellung von Balta.

Neue digitaler Auftritt

In der zweiten Jahreshälfte 2021 folgt der nächste Schritt. Spätestens auf der hybrid geplanten Hausmesse im November im Showroom im flämischen Oudenaarde wird Balta seine neue Präsenz in der digitalen Welt vorstellen, in der das Unternehmen bisher nur sporadisch aktiv ist. Was da auf die Kunden zukommt, möchte Forberich noch nicht genau verraten: Balta werde digital einen neuen und klar strukturierten Auftritt seiner Marken präsentieren mit den beiden Themen Komfort und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Das werde dann auch unterfüttert mit neuen Kollektionen und Investitionen in Maschinentechnik, kündigt der Manager an.
| Jochen Lange


Daten + Fakten Balta

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Balta Industries NV
8710 Sint-Baafs-Vijve,
Belgien
Tel.: +32/(0)56/622-211
info@baltagroup.com
www.baltagroup.com

CEO: Cyrille Ragoucy
Managing Director
weltweit Balta-Teppich-
boden, ITC, Arc Edition,
Balta Tiles, Nadelvlies: Oliver Forberich
Verkaufsdirektor
weltweit: Filip Poelman
Leiterin Produkt-
management:
Kirsten Nijsten
Vertriebsleiter D/A/CH
alle Marken: Arnold Skiba
Verkaufsleiter Expo D,
sowie BE/LUX
alle Marken:
Peter Heyndrickx
Umsatz 2020: 562 Mio. EUR
Mitarbeiter: 3.838 , davon
Außendienst D+CH: 5, 1 Leithändler in Österreich
Produkte: Getuftete und gewebte Teppichböden und -fliesen, gewebte Teppiche, Nadelvliesböden, technische Vliesstoff, Fasern und Garne (u.a. PA, PP, PES) aus BTH Heimtex 09/21 (Wirtschaft)