Taubert GmbH & Co. KG

"Hohenberger bietet Tapeten ganz ohne Lösungsmittel"


Die Hohenberger Tapetenmanufaktur ist Spezialist für hochwertige Wandbeläge. Die fertigte der Hersteller bisher vor allem für andere Anbieter. Nun tritt das Familienunternehmen selbstbewusst unter der eigenen Marke mit seinen PVC-freien Tapeten auf den Markt auf.

BTH Heimtex: In der Tapetenbranche kennen viele den Namen Hohenberger und die Taubert AG als versierten Dienstleister, der als verlängerte Werkbank Tapeten für andere Unternehmen produziert. Das soll sich nun ändern. Was haben Sie vor?

Ralf Taubert: Wir werden die Firma komplett umstrukturieren. Wir wollen uns innerhalb der nächsten Jahre unabhängiger machen von der auftragsbezogenen Fertigung und unsere Produkte verstärkt unter unserer Marke Hohenberger direkt vertreiben.

Sabine Eyler: Hohenberger Tapeten werden schon seit 1932 in der mittlerweile dritten Generation produziert. Ralf Taubert ist der Enkel des Firmengründers. Unsere hochwertigen Wandbeläge sind weltweit zu finden - in Hotels, Bars, Restaurants, Wohnungen und Schlössern. Allerdings bisher eben nur selten unter dem Namen Hohenberger. Und das ändert sich seit geraumer Zeit. Wir werden unsere Marke aktiv aufbauen.

BTH Heimtex: Markenaufbau ist aufwändig und teuer. Wie gehen Sie vor?

Taubert: Tatsächlich haben wir deutlich investiert in Produktentwicklung, Marketing und Kommunikation. Vor allem personell. Wir haben zwei Produktdesigner neu eingestellt, außerdem eine Fotografin und eine Grafikerin. Auch ein eigenes Fotostudio haben wir eingerichtet. Der Vertriebsinnendienst wurde auf vier Mitarbeiter aufgestockt. Für den Außendienst gibt es ebenfalls zwei Neuzugänge, dort sind wir nun zu fünft. Zum Herbst fängt außerdem ein Vertriebsprofi an, der uns neue internationale Märkte erschließen soll.

BTH Heimtex: Was wird diese Umstrukturierung kosten?

Taubert: Wir nehmen dafür rund 2 Mio. EUR in die Hand.

BTH Heimtex: Warum haben Sie sich für diese Neuausrichtung entschieden?

Taubert: Im Tapetenmarkt gibt es heute zwei Ausrichtungen: Auf der einen Seite haben wir traditionell angestammt die Tapete als Renovierungsprodukt, die eher günstig und in großen Mengen verkauft wird. Und auf der anderen Seite entwickelt sich die Tapete immer mehr zum Lifestyleprodukt. Hier werden individuelle Produkte nachgefragt, die auch mal etwas mehr kosten dürfen, weil sie Ausdruck sind für den ganz eigenen Geschmack. Und genau hier fühlen wir uns zu Hause. Wir glauben, dass Verbraucher in Zukunft noch mehr Wert legen werden auf Individualität, Qualität und Nachhaltigkeit. Und genau das passt zu uns und unserer Marke Hohenberger.

BTH Heimtex: Was zeichnet Ihr Unternehmen aus?

Taubert: Wir sind Spezialisten für hochwertige Wandbeläge. Tapeten mit Reliefs und Strukturen, mit Glanzeffekten, Glasperlen oder Granit, mit samtig weichen Veloursoberflächen oder einfach wie handgemalt - geht alles. Wir zaubern mit optischen und haptischen Effekten, drucken, beschichten und veredeln alles selbst. Wir können auch in sehr kleinen Mengen produzieren. Von Losgröße 1 bis 50.000 ist alles möglich.

Außerdem bieten wir zu unseren Tapeten seit diesem Jahr auch passende Farben aus eigener Herstellung an. Damit entwickeln wir uns immer mehr vom reinen Tapetenhersteller hin zum Anbieter von Wohn- und Stilkonzepten. Bei uns findet der Verbraucher zum digital gedruckten Wandbild die raffinierte Unitapete genauso wie die wunderschöne kreidematte Wandfarbe, die einfach hundertprozentig passt. Und dann ist da natürlich noch unsere nachhaltige und wohngesunde Produktion, die uns heute schon und in Zukunft ganz sicher noch mehr beim bewussten Verbraucher punkten lässt.

BTH Heimtex: Nachhaltige Produktion - was genau bedeutet das?

Taubert: Wir produzieren wasserbasiert und grundsätzlich ohne PVC. Wir arbeiten als einer von wenigen Tapetenherstellern in Europa ohne Lösemittelfrei. Natürlich ist es einfacher, mit Plastisolen und PVC zu produzieren. Man hat damit einen sehr hohen Festkörper und alles was man aufträgt bleibt auch auf der Bahn. Das Material lässt sich einfach verarbeiten. Außerdem lassen sich die Maschinen leichter reinigen. Aber das kommt für uns nicht in Frage. Wir haben schon lange umgestellt auf wasserbasierte Farb- und Beschichtungssysteme und müssen trotzdem keinerlei Kompromisse machen hinsichtlich Qualität und Design.

BTH Heimtex: Was gefällt Ihnen an PVC-Tapeten nicht?

Taubert: Es gibt nun mal diese Bedenklichkeiten, die auch dem Endverbraucher immer mehr bewusst werden. Bedenklichkeiten zu Raumluft, Wohngesundheit und Entsorgung von PVC-Tapeten.

BTH Heimtex: Lassen Sie uns noch einmal über Ihre Zielgruppe sprechen: An wen richtet sich Ihr Angebot?

Taubert: Wir wollen uns im oberen Marktsegment etablieren. Bei designorientierten Endverbrauchern, Architekten, im Objekt, im Hotel, bei Fachhändlern - bei allen, die ein individuelles Lifestyleprodukt zu schätzen wissen.

BTH Heimtex: Ihr Onlineshop, ebenfalls ganz neu, richtet sich aber vor allem an Endkunden.

Eyler: In unserem Onlineshop haben Endverbraucher die Möglichkeit, unser Produkt direkt zu bestellen. Und zwar ohne Ausnahme zum UVP. Darüber hinaus steckt in unserem Shop aber auch ein Servicegedanke, der unseren Handelspartnern zu Gute kommt. Denn wir geben uns wahnsinnig viel Mühe, jede Tapete in jeder Farbstellung optimal zu präsentieren. Mit individuellen Raumstimmungen und wunderschönen Detailfotos. Wir haben festgestellt, dass jemand, der in einer Zeitschrift eine tolle Tapete sieht, nicht sofort in den Fachhandel geht, sondern sich oft erst im Internet informieren möchte. Und das kann er bei uns. Gekauft wird dann aber nicht zwangsläufig im Internet, sondern ganz häufig doch im Handel, weil gerade bei unseren Produkten auch die Haptik eine wichtige Rolle spielt.

Taubert: Wir arbeiten gerade an einem System, das es dem Handel und dem Endkunden ermöglicht, über die Webseite das eigene Wohnzimmer virtuell mit unseren Tapeten auszustatten. Dabei verweisen wir aber eben auch gezielt auf das Musterbuch beim Fachhändler. Wir wissen, dass es schwierig ist, Tapete darzustellen. Deshalb wollen wir unseren Teil dazu beitragen und ebenfalls ein hohes Maß an Beratung und Präsentation leisten.

BTH Heimtex: Beteiligen Sie den Fachhandel an den Online-Erlösen?

Taubert: Nein, wir beteiligen ihn nicht. Aber wir haben eine ganz saubere Trennung bei unserem Sortiment. Wir verkaufen online nur zu unverbindlichen Preisempfehlungen. Das gibt unseren Partnern im Handel die Sicherheit, dass der Markt nicht kannibalisiert wird. Wir beliefern außerdem konsequent keine Onlinehändler.

BTH Heimtex: Auch nicht Amazon?

Taubert: Nur mit unserer Einstiegsmarke Kreativa. Nicht mit unserem Premiumprodukt Hohenberger.

BTH Heimtex: Über welche Kanäle vertreiben Sie Ihre Tapeten insgesamt?

Taubert: Wir beliefern ausschließlich Fachhändler und Profiverarbeiter. Der Großhandel ist komplett außen vor.

BTH Heimtex: Warum wollen Sie nicht über den Großhandel vertreiben?

Taubert: Es lohnt sich für uns einfach nicht. Der Großhandel ist auf Mengen fokussiert. Wir gehen lieber direkt zum Fachhändler oder Profiverarbeiter und teilen uns mit ihm die Großhandelsmarge.

BTH Heimtex: Sind Sie zufrieden damit, wie der Fachhandel Ihre Tapeten präsentiert?

Taubert: Leider nein. Der Tapete wurde in den vergangenen 25 Jahren nach und nach die Präsentation entzogen. Und wenn dann der Preis das wichtigste Kriterium ist, fragt man nicht nach Optik oder Haptik. Viele Handelspartner trauen sich auch nicht, allzu sehr zu betonen, dass Hohenberger Tapeten wohngesund und PVC-frei sind, aus Angst, dass das restliche Sortiment dann als "Wohngift" angesehen wird.

BTH Heimtex: Warum sollte der Händler sich die Mühe machen, Ihre Tapeten besonders aufwändig zu präsentieren?

Taubert: Weil es sich für ihn lohnt. Wir hatten mal einen wahnsinnigen Erfolg mit einem Kunden in England, der von uns mit Flocktapeten beliefert wurde - 20.000 Rollen Flock im Monat. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, um dieses Volumen bedienen zu können. Das ging vier, fünf Jahre so. Der Kunde hatte dafür Sonderpräsentationsflächen aufgebaut, es sehr edel und als Designprodukt herausgestellt. Der Umsatz war sensationell und die Wertschöpfung für den Händler riesig. Richtig gut verdient hat er damit. Bis der Laden übernommen wurde und der Flock ins Regal verschwand, nach Farben sortiert und die teuerste Tapete ganz oben. Von heute auf morgen ging der Umsatz schlagartig um 90 % zurück. Weil einfach die Präsentation gefehlt hat, die ein solches Produkt nun mal braucht.

BTH Heimtex: Wieviele Kollektionen produzieren Sie im Jahr?

Taubert: Bisher drei, ab sofort sieben oder acht. Das ermöglicht uns der Digitaldruck. Bei den traditionellen Druckverfahren muss man mindestens 300 Rollen produzieren und ins Lager legen. Wenn in einer Kollektion 60 Blatt sind, dann ist das ein Kapitalbedarf von rund 150.000 EUR pro Kollektion. Weil wir jetzt hybrid produzieren, also digitale und herkömmliche Druckverfahren kombinieren, können wir anders planen, nur noch 100 Rollen vorproduzieren und alles dann nach Bedarf weiterverarbeiten. Damit sind einfach mehr Kollektionen pro Jahr möglich.

BTH Heimtex: Wollen Sie komplett auf Digitaldruck umstellen?

Eyler: Nein, wir arbeiten hybrid, wir verbinden unsere klassischen Manufaktur-Drucktechniken mit modernstem Digitaldruck und erzeugen genau damit einzigartige Effekte.

Taubert: Wir wollen unsere Manufaktur-Techniken auf jeden Fall weiter pflegen. Wir können alle gängigen Technologien anbieten: Flexodruck, Tiefdruck, Siebdruck. Wir haben sogar noch eine Leimdruckmaschine - wahrscheinlich die einzige, die noch in einer deutschen Tapetenfabrik steht.

BTH Heimtex: Das sind sehr unterschiedliche Verfahren. Wie bringen sie die technisch zusammen?

Taubert: Die Maschinen, die bei uns stehen, sind schon echte Unikate - oft angepasst an die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden. Wir bauen immer noch viel selber, kaufen Mechanik und verbinden sie mit modernster Antriebstechnik. Natürlich sind unsere Produktionsprozesse so optimiert, dass die unterschiedlichen Verfahren miteinander funktionieren und unser großer Maschinenpark jederzeit individuell umrüstbar ist. Dabei schreiben wir Energieeinsparung ganz groß. Unser Ziel ist es, die Umwelt so gering wie möglich zu belasten und unsere Produkte unter maximaler Energieeffizienz herzustellen.

BTH Heimtex: Zum Schluss die Frage, wie Sie durch die Coronazeit gekommen sind?

Taubert: Wir sind sehr gut durchgekommen. Wir haben 2020 ein gutes Geschäftsjahr hingelegt.BTH Heimtex: In der Tapetenbranche kennen viele den Namen Hohenberger und die Taubert AG als versierten Dienstleister, der als verlängerte Werkbank Tapeten für andere Unternehmen produziert. Das soll sich nun ändern. Was haben Sie vor?

Ralf Taubert: Wir werden die Firma komplett umstrukturieren. Wir wollen uns innerhalb der nächsten Jahre unabhängiger machen von der auftragsbezogenen Fertigung und unsere Produkte verstärkt unter unserer Marke Hohenberger direkt vertreiben.

Sabine Eyler: Hohenberger Tapeten werden schon seit 1932 in der mittlerweile dritten Generation produziert. Ralf Taubert ist der Enkel des Firmengründers. Unsere hochwertigen Wandbeläge sind weltweit zu finden - in Hotels, Bars, Restaurants, Wohnungen und Schlössern. Allerdings bisher eben nur selten unter dem Namen Hohenberger. Und das ändert sich seit geraumer Zeit. Wir werden unsere Marke aktiv aufbauen.

BTH Heimtex: Markenaufbau ist aufwändig und teuer. Wie gehen Sie vor?

Taubert: Tatsächlich haben wir deutlich investiert in Produktentwicklung, Marketing und Kommunikation. Vor allem personell. Wir haben zwei Produktdesigner neu eingestellt, außerdem eine Fotografin und eine Grafikerin. Auch ein eigenes Fotostudio haben wir eingerichtet. Der Vertriebsinnendienst wurde auf vier Mitarbeiter aufgestockt. Für den Außendienst gibt es ebenfalls zwei Neuzugänge, dort sind wir nun zu fünft. Zum Herbst fängt außerdem ein Vertriebsprofi an, der uns neue internationale Märkte erschließen soll.

BTH Heimtex: Was wird diese Umstrukturierung kosten?

Taubert: Wir nehmen dafür rund 2 Mio. EUR in die Hand.

BTH Heimtex: Warum haben Sie sich für diese Neuausrichtung entschieden?

Taubert: Im Tapetenmarkt gibt es heute zwei Ausrichtungen: Auf der einen Seite haben wir traditionell angestammt die Tapete als Renovierungsprodukt, die eher günstig und in großen Mengen verkauft wird. Und auf der anderen Seite entwickelt sich die Tapete immer mehr zum Lifestyleprodukt. Hier werden individuelle Produkte nachgefragt, die auch mal etwas mehr kosten dürfen, weil sie Ausdruck sind für den ganz eigenen Geschmack. Und genau hier fühlen wir uns zu Hause. Wir glauben, dass Verbraucher in Zukunft noch mehr Wert legen werden auf Individualität, Qualität und Nachhaltigkeit. Und genau das passt zu uns und unserer Marke Hohenberger.

BTH Heimtex: Was zeichnet Ihr Unternehmen aus?

Taubert: Wir sind Spezialisten für hochwertige Wandbeläge. Tapeten mit Reliefs und Strukturen, mit Glanzeffekten, Glasperlen oder Granit, mit samtig weichen Veloursoberflächen oder einfach wie handgemalt - geht alles. Wir zaubern mit optischen und haptischen Effekten, drucken, beschichten und veredeln alles selbst. Wir können auch in sehr kleinen Mengen produzieren. Von Losgröße 1 bis 50.000 ist alles möglich.

Außerdem bieten wir zu unseren Tapeten seit diesem Jahr auch passende Farben aus eigener Herstellung an. Damit entwickeln wir uns immer mehr vom reinen Tapetenhersteller hin zum Anbieter von Wohn- und Stilkonzepten. Bei uns findet der Verbraucher zum digital gedruckten Wandbild die raffinierte Unitapete genauso wie die wunderschöne kreidematte Wandfarbe, die einfach hundertprozentig passt. Und dann ist da natürlich noch unsere nachhaltige und wohngesunde Produktion, die uns heute schon und in Zukunft ganz sicher noch mehr beim bewussten Verbraucher punkten lässt.

BTH Heimtex: Nachhaltige Produktion - was genau bedeutet das?

Taubert: Wir produzieren wasserbasiert und grundsätzlich ohne PVC. Wir arbeiten als einer von wenigen Tapetenherstellern in Europa ohne Lösemittelfrei. Natürlich ist es einfacher, mit Plastisolen und PVC zu produzieren. Man hat damit einen sehr hohen Festkörper und alles was man aufträgt bleibt auch auf der Bahn. Das Material lässt sich einfach verarbeiten. Außerdem lassen sich die Maschinen leichter reinigen. Aber das kommt für uns nicht in Frage. Wir haben schon lange umgestellt auf wasserbasierte Farb- und Beschichtungssysteme und müssen trotzdem keinerlei Kompromisse machen hinsichtlich Qualität und Design.

BTH Heimtex: Was gefällt Ihnen an PVC-Tapeten nicht?

Taubert: Es gibt nun mal diese Bedenklichkeiten, die auch dem Endverbraucher immer mehr bewusst werden. Bedenklichkeiten zu Raumluft, Wohngesundheit und Entsorgung von PVC-Tapeten.

BTH Heimtex: Lassen Sie uns noch einmal über Ihre Zielgruppe sprechen: An wen richtet sich Ihr Angebot?

Taubert: Wir wollen uns im oberen Marktsegment etablieren. Bei designorientierten Endverbrauchern, Architekten, im Objekt, im Hotel, bei Fachhändlern - bei allen, die ein individuelles Lifestyleprodukt zu schätzen wissen.

BTH Heimtex: Ihr Onlineshop, ebenfalls ganz neu, richtet sich aber vor allem an Endkunden.

Eyler: In unserem Onlineshop haben Endverbraucher die Möglichkeit, unser Produkt direkt zu bestellen. Und zwar ohne Ausnahme zum UVP. Darüber hinaus steckt in unserem Shop aber auch ein Servicegedanke, der unseren Handelspartnern zu Gute kommt. Denn wir geben uns wahnsinnig viel Mühe, jede Tapete in jeder Farbstellung optimal zu präsentieren. Mit individuellen Raumstimmungen und wunderschönen Detailfotos. Wir haben festgestellt, dass jemand, der in einer Zeitschrift eine tolle Tapete sieht, nicht sofort in den Fachhandel geht, sondern sich oft erst im Internet informieren möchte. Und das kann er bei uns. Gekauft wird dann aber nicht zwangsläufig im Internet, sondern ganz häufig doch im Handel, weil gerade bei unseren Produkten auch die Haptik eine wichtige Rolle spielt.

Taubert: Wir arbeiten gerade an einem System, das es dem Handel und dem Endkunden ermöglicht, über die Webseite das eigene Wohnzimmer virtuell mit unseren Tapeten auszustatten. Dabei verweisen wir aber eben auch gezielt auf das Musterbuch beim Fachhändler. Wir wissen, dass es schwierig ist, Tapete darzustellen. Deshalb wollen wir unseren Teil dazu beitragen und ebenfalls ein hohes Maß an Beratung und Präsentation leisten.

BTH Heimtex: Beteiligen Sie den Fachhandel an den Online-Erlösen?

Taubert: Nein, wir beteiligen ihn nicht. Aber wir haben eine ganz saubere Trennung bei unserem Sortiment. Wir verkaufen online nur zu unverbindlichen Preisempfehlungen. Das gibt unseren Partnern im Handel die Sicherheit, dass der Markt nicht kannibalisiert wird. Wir beliefern außerdem konsequent keine Onlinehändler.

BTH Heimtex: Auch nicht Amazon?

Taubert: Nur mit unserer Einstiegsmarke Kreativa. Nicht mit unserem Premiumprodukt Hohenberger.

BTH Heimtex: Über welche Kanäle vertreiben Sie Ihre Tapeten insgesamt?

Taubert: Wir beliefern ausschließlich Fachhändler und Profiverarbeiter. Der Großhandel ist komplett außen vor.

BTH Heimtex: Warum wollen Sie nicht über den Großhandel vertreiben?

Taubert: Es lohnt sich für uns einfach nicht. Der Großhandel ist auf Mengen fokussiert. Wir gehen lieber direkt zum Fachhändler oder Profiverarbeiter und teilen uns mit ihm die Großhandelsmarge.
BTH Heimtex: Sind Sie zufrieden damit, wie der Fachhandel Ihre Tapeten präsentiert?

Taubert: Leider nein. Der Tapete wurde in den vergangenen 25 Jahren nach und nach die Präsentation entzogen. Und wenn dann der Preis das wichtigste Kriterium ist, fragt man nicht nach Optik oder Haptik. Viele Handelspartner trauen sich auch nicht, allzu sehr zu betonen, dass Hohenberger Tapeten wohngesund und PVC-frei sind, aus Angst, dass das restliche Sortiment dann als "Wohngift" angesehen wird.

BTH Heimtex: Warum sollte der Händler sich die Mühe machen, Ihre Tapeten besonders aufwändig zu präsentieren?

Taubert: Weil es sich für ihn lohnt. Wir hatten mal einen wahnsinnigen Erfolg mit einem Kunden in England, der von uns mit Flocktapeten beliefert wurde - 20.000 Rollen Flock im Monat. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, um dieses Volumen bedienen zu können. Das ging vier, fünf Jahre so. Der Kunde hatte dafür Sonderpräsentationsflächen aufgebaut, es sehr edel und als Designprodukt herausgestellt. Der Umsatz war sensationell und die Wertschöpfung für den Händler riesig. Richtig gut verdient hat er damit. Bis der Laden übernommen wurde und der Flock ins Regal verschwand, nach Farben sortiert und die teuerste Tapete ganz oben. Von heute auf morgen ging der Umsatz schlagartig um 90 % zurück. Weil einfach die Präsentation gefehlt hat, die ein solches Produkt nun mal braucht.

BTH Heimtex: Wieviele Kollektionen produzieren Sie im Jahr?

Taubert: Bisher drei, ab sofort sieben oder acht. Das ermöglicht uns der Digitaldruck. Bei den traditionellen Druckverfahren muss man mindestens 300 Rollen produzieren und ins Lager legen. Wenn in einer Kollektion 60 Blatt sind, dann ist das ein Kapitalbedarf von rund 150.000 EUR pro Kollektion. Weil wir jetzt hybrid produzieren, also digitale und herkömmliche Druckverfahren kombinieren, können wir anders planen, nur noch 100 Rollen vorproduzieren und alles dann nach Bedarf weiterverarbeiten. Damit sind einfach mehr Kollektionen pro Jahr möglich.

BTH Heimtex: Wollen Sie komplett auf Digitaldruck umstellen?

Eyler: Nein, wir arbeiten hybrid, wir verbinden unsere klassischen Manufaktur-Drucktechniken mit modernstem Digitaldruck und erzeugen genau damit einzigartige Effekte.

Taubert: Wir wollen unsere Manufaktur-Techniken auf jeden Fall weiter pflegen. Wir können alle gängigen Technologien anbieten: Flexodruck, Tiefdruck, Siebdruck. Wir haben sogar noch eine Leimdruckmaschine - wahrscheinlich die einzige, die noch in einer deutschen Tapetenfabrik steht.

BTH Heimtex: Das sind sehr unterschiedliche Verfahren. Wie bringen sie die technisch zusammen?

Taubert: Die Maschinen, die bei uns stehen, sind schon echte Unikate - oft angepasst an die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden. Wir bauen immer noch viel selber, kaufen Mechanik und verbinden sie mit modernster Antriebstechnik. Natürlich sind unsere Produktionsprozesse so optimiert, dass die unterschiedlichen Verfahren miteinander funktionieren und unser großer Maschinenpark jederzeit individuell umrüstbar ist. Dabei schreiben wir Energieeinsparung ganz groß. Unser Ziel ist es, die Umwelt so gering wie möglich zu belasten und unsere Produkte unter maximaler Energieeffizienz herzustellen.

BTH Heimtex: Zum Schluss die Frage, wie Sie durch die Coronazeit gekommen sind?

Taubert: Wir sind sehr gut durchgekommen. Wir haben 2020 ein gutes Geschäftsjahr hingelegt.


Daten + Fakten Hohenberger
Taubert GmbH & Co. KG
Schirndinger Straße 10
95691 Hohenberg/Eger
Tel.: 09233/7 14 01-0
info@hohenberger-
wallcoverings.com
www.hohenberger-
wallcoverings.com

Geschäftsführung:
Rosemarie Taubert
Ralf Taubert
Gründung: 1932
Mitarbeiter: 48
Umsatz: 7 Mio. EUR
Standort: Shop und Direktvertrieb, Produktion mit Lager (2.500 m2)
Produkte: PVC-freie Tapeten und Farben
"Hohenberger bietet Tapeten ganz ohne Lösungsmittel"
Foto/Grafik: Hohenberger Tapeten
Die Kollektion Adonea übersetzt Farben aus der Natur mal in feine Muster, mal in große Ornamente. Hermes Woody Green
"Hohenberger bietet Tapeten ganz ohne Lösungsmittel"
Foto/Grafik: Frank Aures
Geschäftsführer Ralf Taubert und Marketingleiterin Sabine Eyler setzen jetzt verstärkt auf die eigene Marke Hohenberger.
aus BTH Heimtex 09/21 (Wirtschaft)