Interview des Monats: Michael Schmid, Blackforest Woodfloors
"Nachhaltigkeit – andere sagen’s, wir tun’s"
Mit der neuen Dachmarke Blackforest Woodfloors wollen die beiden Schwesterunternehmen Jaso und Trumpf ihre nachhaltige Philosophie und Ausrichtung noch klarer vermitteln. Und mit intensivem Onlinemarketing besonders die junge Generation für ihre Parkettböden gewinnen. Parkett Magazin sprach mit Geschäftsführer Michael Schmid über Plastikmüll, Storytelling und Klimahelden.
Parkett Magazin: Herr Schmid, seit 2020 treten Jaso und Trumpf unter der gemeinsamen Dachmarke Blackforest Woodfloors auf. Was war die Initialzündung für dieses neue Konzept - oder ist es sogar ein neuer Kurs?
Michael Schmid: Was in den letzten ein, zwei Jahren passiert ist - abgesehen von Corona - wird die Welt verändern. Der Klimawandel, Megatrends wie Elektromobilität, Digitalisierung und das geht alles sehr schnell und wird sich noch beschleunigen. Wir haben uns gefragt, wie man selber darauf reagieren kann - und unsere Stärke im konkreten Handeln gesehen. Das haben wir mit einem neuen Dachmarkenkonzept verknüpft: Jaso und Trumpf treten in den Hintergrund und wir konzentrieren unsere ganze Energie auf Blackforest Woodfloors. Wichtig sind uns dabei die Themen Regionalität, Umweltbewusstsein und Individualität. Diese drei Bausteine müssen einfach bei uns sein.
Wie setzen Sie die konkret um?
Blackforest Woodfloors steht für das, was wir schon lange praktizieren: Unser Parkett besteht zu 100 % aus Echtholz. Es kommt größtenteils aus dem Schwarzwald und der Region. Wir stellen es in vierter Generation nahezu CO-neutral und lokal her. Und: Wir schaffen regionale Arbeitsplätze.
Der Fokus liegt bei uns ganz klar auf Nachhaltigkeit. Andere sagen’s, wir tun’s. Wir verarbeiten fast ausschließlich - bis auf 2 oder 3 % - PEFC- oder FSC-zertifiziertes Holz. Durchgängig, auch für die Mittellagen und jeweils sortenrein im Produkt. Wir achten auf kurze Beschaffungswege: Unsere Hölzer stammen zum größten Teil aus dem Schwarzwald und der Region. Die Fichte etwa beziehen wir bei zwei Sägewerken in der Nähe. Das hat auch qualitative Vorteile: Die Schwarzwaldfichten wachsen oft in Höhenlagen und sind dadurch relativ engjährig, d.h. haben sehr feine Jahresringe. Die Eiche kommt zu 90 % aus Frankreich.
Wir erzeugen 100 % der Wärmeenergie selbst und 30 % des Stromes, per Photovoltaik. Wenn wir zukaufen, dann zu 100 % aus Wasserkraft. Wir sind schon CO-neutral, bis 2030 wollen wir CO-negativ sein. Und: Pro Tag speichern wir von Blackforest Woodfloors 15t CO in unseren Produkten. Dies ist aber die Leistung unserer Kunden, die unsere Produkte kaufen.
Doch wollen wir nicht nur nachhaltige Produkte bieten, wir sehen uns für mehr veranwortlich: Wir wollen darüber hinaus aktiv für mehr Klimaschutz und eine bessere Umwelt sorgen. Wir wollen, dass mit unserem Parkett die Welt ein Stück besser wird. Und was ich eben sagte, was gerade in der Welt passiert, begünstigt unsere Philosophie. Jetzt ist die richtige Zeit, mehr Gas zu geben.
Wobei wir uns an den aktuell sehr kontroversen Klimadiskussionen nicht beteiligen wollen. Unsere Einstellung ist, dass jeder etwas für die Umwelt in seinem vertretbaren Rahmen machen kann. Daher wollen wir niemanden etwas vorschreiben, sondern nur Denkanstöße geben, auch wenn wir dadurch etwas aus unserer Komfortzone herausmüssen.
Was unternehmen Sie denn aktiv?
Wir unterstützen Umweltprojekte, die zu unserer Philosophie und Einstellung passen. Das sind zum Beispiel "Ozeankind" und "I plant a tree". Uns war wichtig, dass die Initiatoren wirklich rührig sind, dass die Projekte funktionieren, was sie machen und dass das nachvollziehbar ist - kein Greenwashing.
So spenden wir für jeden Parkettboden, der bei Jaso und Trumpf gekauft wird, an Ozeankind. Das ist ein gemeinnütziger Verein aus Deutschland, 2017 gegründet von einem jungen Paar, der Müllsammelaktionen an heimischen und internationalen Stränden und Ufern durchführt. Und wir unterstützen auch die Initiative "I plant a tree", ebenfalls ein gemeinnütziger Verein, der in ganz Deutschland Bäume pflanzt.
Und natürlich schauen wir auch weiter bei uns selber. So hat zum Beispiel eine interne Recherche zum Thema Plastikmüll ergeben, dass wir allein jährlich 350 kg Kunststofffolie nur für den Musterversand verbrauchen. Dafür musste eine neue Lösung her: Umweltbewusst, praktisch, onlinefähig, d.h. jederzeit bestellbar und ansprechend für den Endkunden. Das war die Erfindung unserer Blackforest Woodfloors Willkommensbox. Die spricht die Endkunden persönlich an mit "Dein Holz", "Hier kommt Dein Stück Schwarzwald", "Bald Deins". Und sie enthält ein persönliches Anschreiben, unseren Parkettberater, einen Flyer, das gewünschte Parkettmuster und eine Sortierungskarte, alles sehr wertig aufgemacht.
Der Endkunde kann sie beim Verleger bestellen, dann legen wir dessen Karte oder Prospekt bei oder direkt bei uns über die Homepage, per E-Mail, WhatsApp, Instagram oder Facebook. Dann nennen wir einige Verleger in der Umgebung dazu. Das ist eine feine Sache, kommt sehr gut an. Wir haben damit eine Trefferquote von 70 bis 90 %.
Verkaufen Sie auch online?
Unser Parkett muss durch einen Profi verlegt werden und wird nahezu ausschließlich über qualifizierte Fachverleger angeboten.
Aber wir betreiben intensiv Onlinemarketing. Das ist die große Chance, die das Internet birgt und viele nicht sehen: Man kann den Endkunden direkt ansprechen und erreichen. Wir bekommen immer mehr Zulauf, vor allem über Instagram, besonders von der jungen Generation. Und gerade die wollen wir für ja Parkett gewinnen.
Und wie machen Sie das?
Verlinken, Bewegung schaffen, Interesse wecken. Wir sind nicht so groß wie andere, aber wir haben eine treue Fangemeinschaft. Auf Facebook posten wir generelle News über Blackforest Woodfloors, Instagram wird immer wichtiger, gerade für’s Storytelling. Denn Raumbilder interessieren nicht, Produkte und Preise auch nicht, sondern Storytelling. Man muss über seine Arbeit erzählen. Zum Beispiel haben wir unseren Musterversand umgestellt und das auf Instagram gepostet und mit Ozeankind verlinkt. Kurze Zeit später kam eine Anfrage von jemandem, der über Ozeankind auf uns gestoßen ist. Oder wir posten, dass eine Charge Wildlife-Parkettboden gerade geölt wird und ein Endkunde fragt, ob das sein Boden ist. Das transportiert Emotionen, das schafft Verbindung. Wir wollen keine Kunden, wir wollen Fans.
Noch ein Beispiel von Instagram sind unsere Klimahelden. Unsere Kunden erhalten Anfang des Jahres eine Urkunde über die Menge an CO, die sie im Jahr zuvor dadurch gespart haben, dass sie Parkett eingebaut haben. Jeder, der sich für einen Holzboden entscheidet, ist ein Klimaheld, denn 1 m
2 Parkett speichert ca. 10 kg CO, das macht bei 100 m
2 schon 1t.
Und ich bin über Instagram auch auf junge Handwerker gestoßen, die dort aktiv sind, Vollblut-Handwerker, die voll im Leben stehen, erfolgreich sind, aber weder eine Website haben, noch E-Mails lesen, weil sie keine Zeit dafür haben. Die sich auf Instagram so cool präsentieren, dass sie ständig Ausbildungsanfragen haben. Mit denen haben wir uns natürlich auch verlinkt, die machen Werbung für uns.
Aber nur digital präsent zu sein, reicht doch nicht...
Natürlich nicht, das muss genauso am PoS umgesetzt werden. Wir spinnen die Linie ja auch weiter, mit unseren Roll up Bannern zum Beispiel, den Shop-Modulen, den Muster-Präsentationen. So können wir unser Konzept auch in den Ausstellungen vermitteln.
| Das Gespräch führte Claudia Weidt
Blackforest Woodfloors - das Sortiment
Holzarten: 20
Formate: 16, plus verschiedene Stärken
Sortierungen: 5
Oberflächen: roh/vorgeschliffen oder werkseitig vorbehandelt in 38 Varianten
Jaso
Jakob Schmid Söhne GmbH & Co. KG
Kehnerfeld 10
77971 Kippenheim
Tel.: 07825 - 844 90
www.jaso.de
1922 von Jakob Schmid als Stielfabrik in Ofterdingen gegründet
1956 Gründung Zweigwerk Kippenheim, das dichter an den Rohstoffen lag
ab 1960 Produktion von Mosaikparkett in Kippenheim
1978 Gründung von Trumpf in Rottenburg, der "verlängerten Werkbank" von Jaso
1987 Ausweitung der Parkettproduktion
1998 Einstellung der Stielfertigung
2014 Schließung des Sägewerks in Kippenheim
2020 Gründung der Dachmarke Blackforest Woodfloors
Geschäftsführung: Michael Schmid, Jochen Schmid
Sortiment: Zweischicht-Parkett, Hochkantlamellenparkett, Mosaikparkett, Dreischicht-Landhausdielen, Massivholzdielen; Oberflächenveredelung bei Schwesterfirma Trumpf
Jahresproduktion: ca. 500.000 m
2Kunden: Fast ausschließlich parkettlegendes
Handwerk, ausgesuchte Großhändler
Märkte: Deutschland, Schweiz, Frankreich, China
Michael Schmid führt seit 2020 in der vierten Generation den Parketthersteller Jaso im badischen Kippenheim und gemeinsam mit seinem Großcousin Jochen Schmid die Schwesterfirma Trumpf Fertigparkett in Rottenburg. Er stieg nach dem Studium an der ISGM International Business School Bad Waldsee in die Familienunternehmungen ein, die sich aus einer von Jakob Schmid 1922 im schwäbischen Ofterdingen gegründeten Stielfabrik entwickelten. Seit 2011 bekleidet Michael Schmid zudem den Vorstandsvorsitz im Verband der Deutschen Parkettindustrie.
Der Vater einer Tochter und eines Sohnes ist seit kurzem zum zweiten Mal verheiratet, liebt die Landschaft des Schwarzwaldes, die Küche und den Wein der Region.
aus
Parkett Magazin 04/21
(Wirtschaft)