Välinge Innovation: Hannes Lindblom im Interview
"Wir glauben fest an das Potential von Woodura"
Als "die nächste Generation im Holzwerkstoffbereich" sieht Välinge Innovations seine Woodpowder-Technologie. Mit ihren Woodura-Böden treten die Schweden nun auch selbst am Markt an - erst in den USA, inzwischen auch in Asien und Frankreich als Türöffner in Europa. Parkett Magazin fragte Hannes Lindblom, Director Sales & Marketing Surface und Välinge Flooring, nach dem Produkt, in das in Viken große Erwartungen gesetzt werden.
Die ersten Bodeninnovationen mit Woodpowder-Technologie hat Välinge schon 2009 vorgestellt, 2013 die ersten Woodura-Entwicklungen mit der Furnieroberfläche. Doch konnten sich die Woodura-Produkte bislang nicht auf breiter Front am Markt durchsetzen. Daher sind Sie selber in die Produktion und inzwischen auch in die Vermarktung eingestiegen. Was war aus Ihrer Sicht bislang die Bremse am Markt?
Hannes Lindblom: Die Bodenbelagsindustrie ist eine ziemlich traditionelle Branche, die Woodura-Technologie etwas komplett Neues und vielleicht ein wenig provokant... natürlich braucht der Markt Zeit, um sich darauf einzustellen. Wir glauben fest an die Woodpowder-Technologie und sehen auch eine Nachfrage auf dem Markt danach. Dennoch ist es für jeden Hersteller eine große strategische Entscheidung, den Schritt in eine derart neue Technologie zu wagen.
Seit der ersten Einführung haben wir das Verfahren und die Prozesse stark weiterentwickelt. Und in den letzten Jahre erleben wir wie gesagt steigende Nachfrage und einen Schub auf dem Markt, und zwar sowohl von Herstellern, die die Woodpowder-Technologie nutzen wollen, als auch für fertige Woodura-Produkte.
2018 haben Sie eine Fertigung für Woodura in Viken installiert. Die Kapazitäten wurden auf 5 Mio. m
2 beziffert. Wie weit sind diese inzwischen ausgelastet?
Die Produktion in Viken ist angelaufen, nun sind wir dabei, das Volumen hochzufahren. 2021 rechnen wir mit einer Produktion von 1,5 Mio. m
2.
In der Produktion gab es früher immer mal wieder Probleme mit der Verarbeitung des Holzpulvers. Sind die inzwischen behoben?
Wir hatten ja Zeit, den Prozess zu optimieren und sind nun zufrieden mit dem, was wir tun - sowohl in unserem eigenen Werk, als auch zusammen mit unseren Technologiepartnern in deren Produktionsstätten. Und wir verbessern uns ständig weiter.
Nach Viken bauen Sie nun in Kroatien ein riesiges Werk. Unterscheiden sich die beiden Standorte in Prozessen oder Anlagen? Werden Sie Viken weiter betreiben, wenn Ogulin anläuft?
Das Werk in Kroatien wird natürlich auf Grundlage des Wissens und der Erfahrungen aus Viken geplant und gebaut. Und wir gehen davon aus, dass die künftige Nachfrage nach Woodura-Produkten ausreichen wird, um beide Standorte auszulasten.
2020 haben Sie den Vertrieb in den USA gestartet. Wie ist Woodura dort aufgenommen worden? Wann ist Europa geplant? Und wie sieht es in speziell in Deutschland aus - oder sind Sie hierzulande durch Vereinbarungen mit Meisterwerke und Jordan gebunden?
Das Feedback in den USA ist wirklich gut. Mit Woodura haben wir ein Produkt, das dort eine Marktlücke füllt - sowohl in Bezug auf die technische Performance als auch auf Design, Format und Preis. Erfreulicherweise erhalten wir auch aus Asien eine ähnliche Resonanz.
Was Europa betrifft: Wir freuen uns darauf, bald in Frankreich als erstem europäischen Markt mit Bodenbelägen der Marke Välinge Flooring anzutreten. Und wir werden uns natürlich weitere Märkte anschauen.
Kommen wir zum Produkt. Was sehen Sie als größte Pluspunkte von Woodura?
Die Woodpowder-Technologie ist die nächste Generation im Holzwerkstoffbereich: Wir verbinden ein Furnier mit einem HDF-Träger, zwei Holzpulverschichten und einem Gegenzug und erhalten ein Hightech-Produkt mit echter Holzoberfläche und extrem guten technischen Eigenschaften. Die Pulvermischung füllt die natürlichen Öffnungen des Holzes perfekt aus, verstärkt die Härte und und macht die Oberfläche widerstandsfähig gegen Kratzer, Dellen und Verschleißspuren.
Und was sind die möglichen Schwächen oder Grenzen?
Auch wenn wir uns schon einige Jahre mit der Woodura-Technologie befassen, befinden wir uns noch in der Anfangsphase dieser Neuerfindung der Holzfußbodenindustrie. Das heißt, wir sind immer noch dabei, Grenzen zu verschieben und potenzielle Schwachstellen auszuloten und zu verbessern.
Wie sieht die aktuelle Produktrange aus?
Wir konzentrieren uns derzeit auf große Formate, da hier die Vorteile der Woodura-Technologie besonders gut zum Tragen kommen und wir ein Produkt mit "Wow-Faktor" auf erschwinglichem Preisniveau anbieten können. Grundsätzlich ist die Produktion aber flexibel, wir können genau kleinere Dimensionen bis hin zu Fischgrät herstellen.
Wie sieht es mit der Reparaturfähigkeit aus,wenn die Oberfläche beschädigt ist - Furniere sind ja zu dünn zum Abschleifen
Mit dem Thema, dass ein Furnier nicht abgeschliffen werden kann, werden wir von Zeit zu Zeit konfrontiert. Aber Schleifen ist ja gar nicht nötig, weil die Woodura-Böden so hart und unempfindlich sind.
Sie loben Woodura auch als wasserfest aus, obgleich der Boden holzbasierend ist. Wie gewährleisten Sie denn die Wasserbeständigkeit?
Durch eine Kombination verschiedener Technologien: Das spezielle Produktionsverfahren erhöht die Dichte des Aufbaus und verbessert damit die Feuchtigkeitsbeständigkeit. Die Trägerplatte besteht aus einem feuchteresistenten HDF-Material. Und die Böden sind mit unserem besonderes dicht schließenden 5G Dry-Klicksystem ausgestattet.
Auf Ihrer Website steht, dass es verschiedene Holzpulvermischungen gibt - unterscheiden die sich nur durch die Farbe oder auch in ihren Eigenschaften?
Sie betonen verschiedene Aspekte wie Farben, Holzarten oder Strukturen. Zum Beispiel werden unterschiedlichen Pulvermischungen für glatte oder gebürstete Oberflächen verwendet.
Wie nachhaltig ist Woodura? Ist der Boden recycelbar?
Woodura ist ressourcenschonender als herkömmliches Parkett, weil die Holzausbeute größer ist. Das Rohmaterial für die Produktion in Viken stammt aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern, Reste werden in der Produktion recyelt und in neuen Produkten verarbeitet.
Wo gibt es eventuell noch Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung oder Optimierung?
Entwicklung, Innovation und Optimierung liegen in unserer DNA - nicht nur, was Technologien betrifft, sondern auch die Produktion und fertige Produkte. Derzeit laufen mehrere Projekte zur weiteren Optimierung der technischen Aspekte von Woodura-Böden sowie die Designentwicklung für kommende Kollektionen und Markteinführungen.
Ursprünglich waren auch mal andere Anwendungsbereiche im Gespräch, ein Holzpulver-Laminatboden, Wandverkleidungen, Möbel wie weit sind Sie damit?
Die Woodpowder-Technologie bietet fast unendliche Möglichkeiten. Woodura und Nadura sind nur zwei davon. Im Moment liegt der Fokus auf Fußböden, aber mit unserem 5G-Klicksystem können die Produkte auch an der Wand installiert werden. Das geht mit den 5G Climb-Clips wirklich einfach und schnell.
Die Woodura-Elemente sind mit 5G-Klicksystem für die schwimmende Verlegung ausgestattet. Für den Objekteinsatz ist oftmals die feste Verklebung sinnvoll. Ist das auch möglich?
Ja, natürlich können die Böden bei Bedarf auch geklebt werden.
Ist die Verlegung schwieriger als bei anderen Produkttypen, weil die Dielen so groß und vielleicht auch starrer sind?
Nein. Mit dem 5G Dry-Klicksystem ist die Verlegung trotz des großen Formats sehr einfach. Das war ein wichtiger Aspekt bei der Produktentwicklung: die schnelle und unkomplizierte Verlegung.
| Die Fragen stellte Claudia Weidt
aus
Parkett Magazin 04/21
(Wirtschaft)