Cheftagung in Göttingen

ABK-Mitglieder stimmen für Kooperation mit Garant

Göttingen. Die geplante Kooperation von ABK Einkaufsverband und Garant Gruppe kann starten. Die außerordentliche Gesellschafterversammlung stimmte während der ABK-Cheftagung für die Zusammenarbeit. Ab 1. Januar 2022 rücken beide Verbände näher zusammen.

Einen ganzen Tag nahmen sich die ABK-Gesellschafter Zeit, um im Rahmen der Cheftagung in Göttingen über die angestrebte Kooperation zu sprechen, Fragen zu klären und die Garant Gruppe näher kennenzulernen. Mit Geschäftsführer Jens Hölper, Brand-Manager Stefan Wieselhuber und Marketingleiter Hendrik Schütte waren gleich drei Garant-Vertreter anwesend, um sich den Fragen der ABK-Mitglieder zu stellen; die Presse war bei diesem internen Teil der Cheftagung nicht zugelassen.

Die Gespräche scheinen für alle Seiten erfolgversprechend verlaufen zu sein: Die geplante Kooperation der beiden Einkaufsverbände wurde mit 90,3 Prozent der stimmberechtigten Anwesenden verabschiedet, so dass sie, wie in langer Vorbereitungszeit verhandelt, am 1.Januar 2022 starten kann. Gemeinsam bringen es ABK und der Garant Spezialverband "Gutes Schlafen" im deutschen Bettenfachhandel auf rund 250 Handelspartner mit aktuell rund 300 Standorten. Angesichts fortschreitender Konzentrationsprozesse im Markt erhoffen sich beide Seiten von der Kooperation, dass Bettenfachgeschäfte und Fachmärkte nachhaltig konkurrenzfähig bleiben.

Hierzu wird künftig sowohl die Zentralregulierung als auch der strategische Einkauf über die Garant Gruppe organisiert, die mit ihren insgesamt über 1.800 Mitgliedern in Deutschland auch im Möbel- und Küchen-Fachhandel stark vertreten ist und über bestehende Einkaufsgesellschaften und Verbands-Kooperationen bereits relevante Einkaufsvolumen in allen Warengruppen "rund ums Schlafen" bündelt. Auch bei der Sortimentsgestaltung werden die entsprechenden Gremien und Warenkommissionen künftig eng zusammenarbeiten. Das soll Synergien bei der Warenbeschaffung ermöglichen.

Zugleich erhalten die Anschlusshäuser die Möglichkeit, über eine Zweitmitgliedschaft bei Garant auf das Dienstleistungsportfolio der Gruppe zuzugreifen - insbesondere im Bereich des (digitalen) Marketings, aber auch etwa der Finanzdienstleistungen oder der ganzheitlichen Betriebsberatung. Die operative Zusammenarbeit soll planmäßig am 1. Januar 2022 starten und in den Folgejahren schrittweise weiter intensiviert werden. Bis Ende Juni 2022 sollen die Lieferantenstrukturen abgeglichen werden, ab dem 1. Juli soll dann die eigentliche Kooperationsphase starten, in der Ausmusterung, Wareneinkauf und Sortimentsgestaltung miteinander erarbeitet werden und die den ABK-Händlern Zeit gibt, den Garant-Verband kennenzulernen.

Im Sommer 2024 soll entschieden werden, ob die Kooperation um zwei Jahre verlängert wird. Nach maximal fünf Jahren steht die Entscheidung an, ob die ABK-Mitglieder die Zusammenarbeit mit Garant beenden wollen oder gegebenenfalls volles Mitglied des Verbandes werden - die logische Folge wäre dann die Auflösung der ABK.

Neue ABK-Messe
im Januar

Ein nicht minder spannendes Thema in den Gesprächen während der Cheftagung war die neue Messe ABK Open Home, die am 26. und 27. Januar im Messezentrum Ostwestfalen in Bad Salzuflen stattfindet (siehe auch Seite 18). Mit 45 angemeldeten Ausstellern sei die Messe bereits jetzt "pickepackevoll", wie ABK-Geschäftsfüher Thomas Fehr nicht ohne Stolz berichtete.

"Ich plane die Messe jetzt zunächst für ein Jahr", erklärte er im Gespräch mit der Haustex. Denn zunächst müsse man schauen, ob sie vom Fachhandel angenommen werde und ob sich die Erwartungen der Lieferanten erfüllten. "Sonst macht die Messe keinen Sinn", so Fehr. In diesem Jahr stehen 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung - ausreichend für den ersten Versuch. Im Sommer hingegen sind es 12.000 Quadratmeter, auf die im Januar 2023 ebenfalls zurückgegriffen werden kann - und dass die Premiere ein Erfolg wird, steht zu erwarten.

Als Referenten für den öffentlichen Teil der Cheftagung, an dem auch Vertreter vieler ABK-Lieferanten teilnahmen, sprach der Wuppertaler Unternehmer Jörg Heynkes über das große Zukunftsthema Digitalisierung (siehe Kasten). Ein Vortrag, über den bei der Abendverstanstaltung ebenso angeregt diskutiert wurde wie über die anstehenden Veränderungen bei der ABK.


Keynote Speaker Jörg Heynkes
"Wir müssen bei der Digitalisierung vom Denken zum Handeln kommen"

Wie wird unsere Welt übermorgen aussehen? In seinem Vortrag "Zukunft 4.1 - Warum wir die Welt nur digital retten, oder gar nicht" warf Speaker Jörg Heynkes auf der ABK Cheftagung einen Blick in die Zukunft, die seiner Meinung nach von einem rasanten digitalen Wandel geprägt ist, dem sich nicht nur die Politik und die Industrie, sondern jeder Einzelne stellen müsse.

Mit einer Analyse der globalen Megatrends identifizierte Heynkes die zentrale Aufgabe unserer Zeit: 7,5 Milliarden Menschen, Tendenz steigend, mit gesunder Ernährung, ausreichend Energie und Mobilität zu versorgen, ohne dabei die Erde zu zerstören.

In deutlichen Worten beschrieb der Keynote Speaker die technischen Lösungen, die die Digitalisierung als "vierte industrielle Revolution" bietet. Sein Appell: "Wir müssen vom Denken zum Handeln kommen." Jeder Einzelne sei gefordert, sich digitale Kompetenz anzueignen und den Mut zu haben, sie anzuwenden - sei es im privaten Umfeld oder im eigenen Unternehmen. Allein eines sei ab sofort keine Option mehr: weiterzumachen wie bisher.
aus Haustex 10/21 (Wirtschaft)