GHF Bundesverband Großhandel Heim & Farbe e.V.

"Der Großhandel hat weiterhin Zukunft"

Dr. Ralf Murjahn holte in Rust seine für 2020 geplante Laudatio zum 120-jährigen Bestehen des GHF nach. Der Inhaber und CEO von Farbenhersteller DAW lies die Vergangenheit Revue passieren, benannte aber auch die aktuellen Herausforderungen für den Großhandel.

Eine gebührende Feier seines 120-jährigen Bestehens hatte der Großhandelsverband Heim & Farbe für 2020 geplant. Doch Corona machte dem GHF bekanntlich einen Strich durch die Rechnung. Dr. Ralf Murjahn, CEO bei DAW in Ober-Ramstadt, ließ es sich ein Jahr später nicht nehmen, seine Laudatio im Europa Park-Rust nachzuholen. Er bedankte sich beim GHF "im Namen der Industrie für die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit".

In einer launigen Rede zeichnete Murjahn auf, welche Konkurrenz insbesondere dem Farbengroßhandel im Laufe der Jahre erwachsen ist und dass er trotz des Verlusts an Marktanteilen die Herausforderungen der Zukunft bestehen kann. Zunächst erinnerte der DAW-Inhaber daran, dass Deutschlands Bevölkerung in der Gründungsphase des Verbands wuchs und deshalb zahlreiche neue Wohnungen gebaut wurden. "Von Anfang an war es die Rolle des Großhandels, zwischen Produzenten und Verarbeitern zu vermitteln." Das sei auch heute noch seine Stärke.

In den 1950- und 1960er Jahren kam mit dem Direktvertrieb erste Konkurrenz auf den Markt und nahm sich einen Teil des Kuchens. In den 1970er Jahren etablierten sich Baumärkte als Mitbewerber im DIY-Bereich. Diese haben nach Auskunft Murjahns zwar wenig professionelles Beratungspersonal und ein kleines Sortiment. "Aber der Konsument kennt inzwischen keinen anderen Anbieter." Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass er im Großhandel nicht gerade mit offenen Armen empfangen werde. Denn dort habe die Belieferung der Profi-Handwerker Priorität. Eine weitere Schwächung erfuhr der Großhandel, als die Baumärkte auch noch Profi-Marken mit ins Sortiment aufnahmen. Die Konzentrationswelle tat ihr Übriges.

Um den dadurch in Schwierigkeiten geratenen Partnern unter die Arme greifen zu können, habe sich sein Vater Dr. Klaus Murjahn aus der Not heraus für ein Kooperationsmodell zur Absicherung des zweistufigen Vertriebs entschieden. Dies habe auch renommierte Großhändler überzeugt. Alleiniges Ziel dieses Modells sei es gewesen, die Position des Großhandels zu erhalten und zu stärken.

Mittlerweile warte mit der Digitalisierung und dem E-Commerce eine weitere Herausforderung, der sich der Großhandel stellen müsse. Murjahn empfahl den Grossisten, darauf mit eigenen E-Commerce-Strategien zu reagieren und damit zusätzlichen Nutzen auf weiteren Vertriebskanälen anzubieten. Darüber hinaus solle der Großhandel sich auf seine Stärken konzentrieren und ein breites Sortiment, professionelle Beratung sowie optimierte Logistik zur Verfügung stellen. Dann müsse er keine Angst vor der Zukunft haben.

"Wir stehen zum Farbengroßhandel und unterstützen ihn", machte Murjahn deutlich und verwies darauf, dass die Industrie und den GHF eine "lange gemeinsame Strecke" verbindet.
aus BTH Heimtex 11/21 (Wirtschaft)