Gebrüder Munzert GmbH & Co.

Nachhaltigkeit liegt bei Gebrüder Munzert in der DNA

Seit annähernd 100 Jahren werden bei Gebrüder Munzert feine Textilien hergestellt, das Unternehmen steht für ehrliche und kompromisslos hochwertige Produkte. Dazu passt, dass sich Munzert schon früh mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst hat.

Wenn man Marlesreuth mit dem Auto ansteuert, führt einen der Weg durch die schöne Gegend des Frankenwaldes und man passiert Ortschaften mit so freundlich klingenden Namen wie Leupoldsgrün oder Weidesgrün. Unterbrochen wird diese Idylle lediglich von Windrädern, die eindrucksvoll dokumentieren, dass das Thema Energiewende auch in dieser Region angekommen ist. Inmitten dieser Naturlandschaft taucht kurz nach dem Ortseingangsschild Marlesreuth - zwischen viel Grün - das Firmenlogo von Gebrüder Munzert auf.

Seit der Gründung des Unternehmens durch die Brüder Heinrich und Georg Munzert im Jahr 1925 werden am Standort Marlesreuth Textilien hergestellt. Wurden in den Anfangsjahren auf damals acht Webstühlen noch Damaste und Bekleidungsstoffe produziert, ändern die Gründersöhne Arno und Gerold Munzert die Produktpalette des Familienbetriebes in den 1950er Jahren und konzentrieren sich von da an auf die Herstellung hochwertigster Möbel- und Dekorationsstoffe. Eine kluge Entscheidung, die dem Unternehmen kontinuierliches Wachstum beschert.

In den 1990er Jahren geben die Brüder die Geschäftsleitung in die Hände der dritten Generation: Klaus Munzert übernimmt die Geschäftsleitung von Vater Arno, Gerold Munzert übergibt 1993 die kaufmännische Leitung an Bernd Kout. Nachdem sich Klaus Munzert Anfang 2021 aus der aktiven Unternehmensführung zurückgezogen hat, leitet Bernd Kout inzwischen als alleiniger Geschäftsführer die Geschicke der Firma.

Auch in den Folgejahren stehen die Zeichen auf Wachstum. Dazu wird die Produktion kontinuierlich erneuert und den jeweils neuesten technischen Standards angepasst. Auf 66 Webstühlen werden heute bei Gebrüder Munzert ausschließlich Jacquardgewebe hergestellt. Aber nicht nur in die Produktion hat man in Marlesreuth investiert. Über einen Zeitraum von vier Jahren (von 2000 bis 2004) wurde das aus den 1950er Jahren stammende Firmengebäude von Grund auf saniert. Im Blickpunkt standen dabei schon damals nachhaltigkeitsrelevante Aspekte, lange bevor das Thema in den globalen Fokus gerückt ist. Der sorgsame Umgang mit Natur und Ressourcen gehört gewissermaßen zur Unternehmens-DNA, wie BerndKout formuliert, allein dadurch, dass man seit jeher im grünen Herzen des Frankenwaldes beheimatet ist: "Unter einer umweltbewussten Unternehmensphilosophie verstehen wir sowohl eine nachhaltige Arbeitsweise als auch die durchdachte Planung unserer Betriebsgebäude."

Sorgsamer Umgang
mit Natur und Ressourcen

Dabei ist man bei Gebrüder Munzert im Zuge der Sanierung durchaus neue Wege gegangen. "Wir haben beispielsweise bewusst auf eine Klimaanlage verzichtet, die uns bereits damals energetisch und umweltpolitisch als nicht sinnvoll erschien", erinnert sich Kout. Mit viel Eigeninitiative und im Schulterschluss mit ortsansässigen Handwerksbetrieben wurde stattdessen eine individuelle Lösung ausgetüftelt und installiert, die sich zur Klimatisierung des großen Sprinklerbeckens bedient, das ohnehin zur Bespeisung der Sprinkleranlagen im gesamten Firmengelände vorhanden war. Mittels einer Umwälzpumpe, die energetisch auf Minimalniveau läuft, kann Wärme und Kühle damit quasi aus dem Boden in die Räume gebracht werden.

In einem nächsten Schritt wurde eine Photovoltaikanlage installiert. Zusammen mit einem alternativen Energiemanagement-System stellt diese Anlage einen verantwortungsvollen Umgang mit allen Energieträgern sicher. Allein in der Weberei wird so ein wesentlicher Teil des Energiebedarfs aus Solarstrom generiert, der Rest wird mit Strom aus zertifizierter Wasserkraft abgedeckt.

Aber es sind nicht allein die großen Maßnahmen, die zählen und die die ökologische Marschrichtung von Unternehmen bestimmen. Bernd Kout ist davon überzeugt, dass Umweltbewusstsein und nachhaltiges Handeln im Kleinen und ganz individuell bei jedem einzelnen beginnt. "Bei Gebrüder Munzert denkt jeder Mitarbeiter grün." Zu den "kleinen" Maßnahmen zählt etwa, dass das in einer Zisterne gesammelte Regenwasser im Hauptgebäude für die Toilettenspülung genutzt wird. Oder dass die Abwärme der Weberei einen Zweitnutzen erhält, indem sie zur Beheizung eines firmenzugehörigen Gebäudes verwendet wird.

"Es gibt heute die unterschiedlichsten ökologischen Ansätze", sagt Bernd Kout. "Und es gibt aktuell keinen, der zu 100 % richtig und keinen, der zu 100 % falsch ist." Dieser Prämisse folgend, hat man bei Gebrüder Munzert vor knapp vier Jahren begonnen, konkret über nachhaltige Produkte nachzudenken und die unterschiedlichsten Konzepte durchzuspielen. Das Resultat: FR Newlife, eine Möbelstoff-Kollektion der neuen Generation, die aktuell acht unterschiedliche Qualitäten in einer großen Farbrange beinhaltet. Diese werden zu 100 % aus Garnen gefertigt, die aus recyceltem, sortenreinen Altplastik gewonnen werden.

FR Newlife
= Nachhaltig + schwer entflammbar

Die Idee dahinter war, so erklärt Bernd Kout im Gespräch mit BTH Heimtex, ein Produkt zu entwickeln, dessen Komponenten bereits "ein Leben hinter sich haben. Dabei war es uns besonders wichtig, mit diesem Recyclingkonzept kein Downcycling zu betreiben."

Bei dem recycelten Material handelt es sich um gebrauchte PET-Flaschen. Diese werden in einem Radius von rund 100 km rund um Turin zentral eingesammelt. In einem rein mechanischen - nicht chemischen - Recyclingprozess werden die Flaschen dann zunächst gereinigt, anschließend gemahlen und zu Flocken reduziert, um in einem weiteren Arbeitsschritt geschmolzen zu werden. Während der Extrusion wird zusätzlich eine permanent schwerentflammbare Komponente eingelagert. Der Vorteil: Der Flammschutz ist fest in der Faser verankert und wäscht sich nicht aus. Eine weitere Besonderheit ist, dass in der Produktion gänzlich auf die Beimischung von Virgin-Polyester verzichtet wird. Üblicherweise wird das zu einem gewissen Prozentsatz beigefügt, um das Garn stabil zu halten. Durch den Verzicht auf jegliche Beimischungen ist, wie Bernd Kout formuliert, "ein authentisch reproduzierbares und ehrlich recyceltes Garn entstanden".

Aus diesem Garn werden bei Gebrüder Munzert unter dem Namen FR Newlife Textilien hergestellt, die desinfizierbar und bleichbar sind und darüber hinaus durch ihre extreme Strapazierfähigkeit und multifunktionalen Nutzen überzeugen. Denn durch ihre akustische Wirksamkeit eignen sich die wandelbaren flachgewebten Strukturen und Chenille-Qualitäten ebenso für den Einsatz als Möbel- und Dekorationsstoff. Der bewusste Verzicht auf chemische Ausrüstungsprozesse rundet das ganzheitlich ökologische Produktversprechen ab. Die konsequent nachhaltigen Stoffe der FR Newlife Kollektion werden unter der Dachmarke Sensus erstmals auf der kommenden Heimtextil vorgestellt.

"Wir sind der Ansicht, dass wir als deutsches Unternehmen Produkte anbieten müssen, die ehrlich sind, kein Greenwashing, sondern nachweisbar nachhaltig", betont auch Vertriebsleiterin Kerstin Baron-Breunig. "Dabei ging es uns nicht darum, einem Trend zu folgen, sondern das konsequent umzusetzen, was immer schon ein wesentlicher Teil unserer Unternehmenskultur war. Mit FR Newlife ist uns das gelungen." Das Garn ist nach Ökotex, GRS und LCA zertifiziert, die daraus produzierten Gewebe hat Gebrüder Munzert ebenfalls nach Ökotex und zusätzlich gemäß IMO Standard auditieren lassen, um die Kollektion möglichst universell einsetzbar zu machen.

Mitarbeiter sind das größte Kapital

Die zurückliegenden Monate haben neben Nachhaltigkeit auch das Thema Produktionsstandort in den Fokus gerückt. Insbesondere die Lieferketten-Problematik habe gezeigt, wie fragil viele Handelsbeziehungen im Zuge der Globalisierung geworden sind, resümiert Bernd Kout. Für sein Unternehmen haben sich solide, langjährige Beziehungen zu Lieferanten in Europa sowie auch der persönliche Einsatz der Mitarbeiter als die großen Pluspunkte herauskristallisiert. "Wir waren zu jedem Zeitpunkt und in allen Bereichen lieferfähig", sagt Kout.

Überhaupt spielt der Faktor Mensch bei Munzert eine große Rolle. Insbesondere wenn es darum geht, den eigenen Anspruch an Qualität jeden Tag aufs Neue mit Leben zu füllen: die Qualität von Produkten, Materialien und Design ebenso wie die Qualität in Produktion, Logistik und Service. Das Know-how der Mitarbeiter betrachtet man in Marlesreuth als das größte Unternehmenskapital: Nur aus der Kombination von langjähriger Expertise und handwerklichem Geschick könne eine Innovationskraft entstehen, die sich in den textilen Produkten widerspiegelt.

Rund 90 Mitarbeiter sind heute bei Gebrüder Munzert in den unterschiedlichsten Abteilungen beschäftigt. Dazu zählen neben der Weberei und Verwaltung auch das Atelier, in dem jährlich über 400 neue Dessins entwickelt werden, die Schärerei, Musterei, Versand und Warenschau. In zwei Websälen werden auf 66Webstühlen Jacquardgewebe hergestellt: Pro Woche entstehen hier etwa 35.000 m feinste Textilien, über 1.500 unterschiedliche Garnpositionen stehen hierfür zur Verfügung. Dabei ermöglicht die neueste Technologie eine maximal große Bandbreite an Oberflächenstrukturen und plastischen Optiken bis hin zu dreidimensionalen Geweben wie beispielsweise der preisgekrönte Artikel Origami.

Anspruchsvolle Möbelstoffe sind das Herzstück im Sortiment von Gebrüder Munzert. Hochwertige, moderne Materialien und Farben, in Kombination mit dem typischen innovativen Design, bestimmen die Handschrift des Unternehmens. Auch im Dekostoff-Segment setzt Munzert mit außergewöhnlichen Optiken, unkonventionellen Webtechniken und Ausrüstungseffekten immer wieder neue Produkthighlights, die ebenso wie die Möbelstoffe internationale Beachtung finden und immer wieder Designpreise einheimsen. Mit Objekt-, Akustik- und Outdoorstoffen hat das Unternehmen zudem sehr erfolgreich Special Interest Segmente erschlossen und setzt auch hier mit innovativen Kreationen immer wieder Maßstäbe.

100 % Made in Germany

Alle Produkte aus dem Hause Gebrüder Munzert werden seit Unternehmensgründung ausschließlich am Standort Marlesreuth entwickelt und produziert und finden treue Abnehmer in aller Herren Länder: Rund 50% der Produktion geht in den Export.

Das klare Bekenntnis zum Standort Deutschland ist bei Gebrüder Munzert von Beginn an fest verankert. "Bei aller berechtigter Kritik an manchmal zu viel Bürokratie in Deutschland haben wir hier jedoch bestimmte technische Standards und eine Versorgungs- und Rechtssicherheit, die es in dieser Form in anderen Ländern nicht gibt", sagt Bernd Kout.

Wenig Verständnis zeigt der Geschäftsführer allerdings für die Tatsache, dass die Wertschätzung für "Made in Germany" im Ausland größer sei als im eigenen Land. Vertriebsleiterin Kerstin Baron-Breunig ergänzt: "Dabei sollte man auch den volkswirtschaftlichen Aspekt berücksichtigen. Denn nur, wenn ich Menschen hier in Deutschland als Arbeitgeber ein Einkommen sichere, können sie Produkte kaufen und konsumieren, die hier hergestellt werden."
| Michaela Fischer aus BTH Heimtex 11/21 (Wirtschaft)