ViS wählt erstmals eine Frau in den Vorstand
Der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz kann trotz Corona mit einem deutlichen Umsatzplus punkten. Personelle Veränderungen im Vorstand machen den ViS in der Branche zum Trendsetter.
Endlich ein Wiedersehen in Präsenz: Diese Aussicht mobilisierte über 110 Teilnehmer - so viele wie nie zuvor - zur Jahrestagung des Verbands innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS) nach Bamberg zu kommen; das letztjährige Treffen musste coronabedingt ausfallen. Diesmal gab es am Tagungsort in der fränkischen Stadt mit Weltkulturerbe-Status zudem gute Nachrichten von der Industrievereinigung mit ihren 60 Mitgliedsfirmen. "Wir im innenliegenden Sonnenschutz sind eigentlich sehr geschmeidig durch die Krise gerutscht", sagte der Vorstandsvorsitzende Ingo Fahl. "Etwas besorgt" äußerte er sich indes über die "stockende Materialversorgung" durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Preissteigerungen.
Erstmals in der Historie des 1948 gegründeten Verbandes zieht eine Frau in den Vorstand ein. Aufgrund des Ausscheidens von Mitglied Thomas Knüttel (Warema) wurde Hildegard Frommherz (Warema) als Nachfolgerin kooptiert. "Epochal liegt die Frauenquote im ViS-Vorstand jetzt bei 30 %", gab sich Geschäftsführer Martin Auerbach erfreut über den Neuzugang. In der Heimtextilienbranche sei man damit "Trendsetter".
Weiterhin Teil des zuletzt dreiköpfigen Vorstandsteams sind Ingo Fahl (Ifasol) und Andreas Kopetschny (MHZ). Ausgeschieden ist Andreas Frohmüller aufgrund der Übernahme seiner Firma Ffuss durch MHZ.
Wohin muss sich der ViS bewegen und welche Strategien zur Entwicklung der Branche bis 2025 gibt es? "Das ist eine große Aufgabe und ich bin gespannt, wie wir das umsetzen", betonte Ingo Fahl. In vier Workshops erarbeiteten die Mitglieder Ideen zu Sachthemen, wie etwa Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, die sich unmittelbar in der weiteren Ausrichtung der Verbandsarbeit wiederfinden sollen.
Knapp 11 % Plus im ersten Halbjahr
Die Mitgliedsunternehmen im ViS konnten im ersten Halbjahr 2021 über alle Produktgruppen des Sicht- und Sonnenschutzes hinweg, im Maß- und DIY-Bereich gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein "deutliches Umsatzplus von 10,8 %" erwirtschaften. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 - vor der Pandemie - falle der Zuwachs mit knapp 8 % zwar "etwas kleiner aus". Das belege aber, dass die positive Entwicklung nicht alleine auf die Erholung nach den Lockdowns zurückzuführen sei, lautete das Fazit.
In seiner Halbjahresveröffentlichung hatte das Kompetenz-Zentrums Textil + Sonnenschutz aus der Geschäftsstelle in Wuppertal bereits Anfang September vorab die Zahlen für die maßkonfektionierten Produkte gemeldet. Diese erzielten 12,3 % Umsatzsteigerung. Verglichen mit 2019 waren es 9,2 % Plus. Der DIY-Bereich habe dagegen ein deutliches Minus von 33,7 % zum Vorjahr beziehungsweise 32,8 % gegenüber 2019 verkraften müssen.
"Wir haben Umsatz mit leicht weniger Absatz gemacht, das bedeutet eine Verteuerung der Stückpreise", konstatierte Auerbach. Angesicht der schwierigen Rahmenbedingungen durch Corona sprach der ViS-Geschäftsführer von vergleichsweise "erfreulichen Zahlen" für die Sonnenschutzbranche. "Das liegt definitiv am Produkt und auch am Vertriebsweg." Man habe davon profitiert, dass die Verbraucher nicht in den Urlaub gefahren sind und sich deshalb um die Fensterdekoration kümmern konnten.
Insektenschutz und Wabenplissee umsatzstark
Mit Blick auf das Gesamtportfolio ist der Insektenschutz der Shootingstar. Die Produktgruppe wurde vor zwei Jahren in die statistische Betrachtung einbezogen. Mit +34,6 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 (+40,4 % gegenüber 2019) verzeichnen die "Fliegengitter" ein kontinuierliches Wachstum. Hier seien naturgemäß die Sommermonate die umsatzstärksten.
Im Sonnenschutz sticht das Plissee weiterhin als Hauptgruppe hervor. "Doch wir sehen eine Verschiebung hin zum Wabenplissee. Das Doppelplissee löst sukzessive das einfache Plissee ab", beobachtet Auerbach "einen Anstieg bei den höherwertigen Produkten". So weise die ViS-Statistik in den ersten beiden Quartalen das größte Wachstum mit 40 % bei den maßkonfektionierten elektrischen Plissees auf.
Wabenplissees (+20,3 %) schließen die erste Jahreshälfte mit deutlichen Umsatzgewinnen ab. Bei Jalousien macht der Verband auf die Diskrepanz des ersten Halbjahres 2021 (+10,4 %) zu den Vergleichszeiträumen der beiden Vorjahre aufmerksam (-3,1 % zu 2019). Dasselbe bei den Vertikallamellen mit einem Plus von 4,4 % verglichen mit 2019 aber mit 10,3 % im Minus. Das Doppelrollo schreibt leichte Verluste (-2,3 %) zu 2020, die gegenüber 2019 mit -23,2 % ebenfalls deutlich stärker ausfallen. Bei einem Marktanteil von 1,2 % seien die Rückgänge beim Doppelrollo mit Blick auf den Gesamtumsatz "unbeachtlich". Bei den Flächenvorhängen steht einem kleinen Plus von 1,4 % zum Vorjahr ein Minus von 9,5 % im Vergleich zu 2019 gegenüber.
Bei den Umsatzanteilen in der Maßkonfektion gibt es seit 2019 nur mäßige Verschiebungen. Plissees (35,7 %) und Wabenplissees (12,6 %) bleiben in Summe nach wie vor die mit Abstand stärkste Fraktion im ersten Halbjahr 2021. Der Insektenschutz hat seine Anteile seit 2019 um fast 5 Zähler auf 19 % ausgebaut. Rollos belegen mit 13,2 % Platz drei, gefolgt von Vertikallamellen (7,7 %), Jalousien (7 %) und Insektenschutz (19 %). Weiter sinkende Anteile verzeichnen die "Nischenprodukte" Doppelrollo (1,2 %) und Flächenvorhang (3,6 %).
Neue Mitglieder
Neumitglieder im ViS sind drei Hersteller und ein Zulieferer. Das Familienunternehmen Durach aus Leutkirch im Allgäu steht für innovative Sonnenschutzlösungen. Die inhabergeführte Firma Limax aus Bad Honnef hat sich auf Blendschutz in XXL-Größen spezialisiert. Wohnguide.de aus Thüringen ist unter dem Namen Lichtblick Sonnenschutzsysteme bekannt. Swisstulle verstärkt den Verband als neues Lieferantenmitglied mit dem Portfolio Technische Sonnenschutztextilien sowie Bobinet-Tüll.
Nach den meist virtuellen Zusammenkünften in der Coronazeit stehen nun die Messeveranstalter wieder in den Startlöchern. Der ViS plant eine Präsenz auf der kommenden R+T, Weltleitmesse für Rollladen, Tore und Sonnenschutz (21. bis 25. Februar 2022). In diesem Rahmen sollen auch wieder Meisterstipendien ausgelobt werden. Über die konkreten Details zur Ausschreibung werde man rechtzeitig informieren.
| Petra Lepp-Arnold
aus
BTH Heimtex 11/21
(Wirtschaft)