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Wie funktioniert ein perfekter Nahtschnitt?


Die Frage nach dem perfekten Nahtschnitt beschäftigt das bodenlegende Handwerk sicherlich schon seit Generationen. Die Naht ist das Aushängeschild eines jeden Bodenlegers. Schon bei der Bemusterung sollten Belagsqualitäten empfohlen werden, von denen man weiß, dass sie sich gut für einen perfekten Nahtschnitt eignen. Gerade bei elastischen Bodenbelägen nützt die beste Untergrundvorbereitung nichts, wenn die Nähte nicht perfekt geschnitten sind.

Thema Doppelnahtschnitt

Bei einigen elastischen Bodenbelägen und bei Flachgeweben werden von Herstellern Doppelnahtschnitte an einer Führungsschiene entlang empfohlen. Hier sollte der Handwerker auf die Verlegehinweise und die Werkzeugempfehlung der Belagshersteller achten. Ausführliche Informationen findet man zusätzlich in der ATV, der Erläuterung zur DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten.

Einen Doppelnahtschnitt bei getufteten oder gewebten Textilbelägen durchzuführen, entspricht keinesfalls dem aktuellen Stand der Technik. Diese Vorgehensweise kann zu einer Beanstandung führen. Hier sollte man zwingend auf etwaige Muster und Rapporte achten. Leider gehört der Doppelnahtschnitt bei textilen Bodenbelägen immer noch zu den Techniken, die von Bodenlegergeneration zu -generation weitergegeben werden.

Die Detailzeichnungen (vgl. Grafik) zeigen, dass beim freihändigen Schnitt an einer Schiene entlang schon eine leichte Veränderung des Klingenwinkels nach rechts oder links um wenige Grad eine offene, zur Hälfte V-förmige Naht entsteht oder die Belagskanten auf Spannung geschnitten werden. Bei Feinvelouren oder Schlingen werden Polfasern entfernt oder angeschnitten und fehlen so für einen dichten Nahtschluss oder fransen nach oben hin aus. Diese abgeschnittenen Polfäden liegen dann auf der Spachtelmasse oder dem Untergrund. Auch durch ein späteres Konfektionieren mit dem Hammer oder schlimmer, ein Abrollen der Naht mit einer Nahtwalze mit Metallsternrädern, lassen sich diese fehlenden Polfäden nicht wieder einsetzen. Die Naht bleibt sichtbar.

Der Weg zur perfekten Naht

Wolff - unter dem Dach der Uzin Utz Tools ein Unternehmen der Uzin Utz Group - führt seit zehn Jahren Nahtschnitt-Seminare durch. Wenn Nähte, wie vom Hersteller empfohlen, im Doppelschnitt an einer Schiene entlang geschnitten werden sollen, muss die Klinge über den gesamten Nahtverlauf im gleichen Winkel zur Belagsebene geführt werden. Dafür stehen unter anderem auch Nahtschneider wie der Lino Cut, Green Cut und der Rail Cut von Wolff zur Verfügung.

Naht- und Kantenschneider wie der Lino Cut oder der Green Cut wurden entwickelt, um Werkskanten zu beschneiden und Nähte schon im verklebten Zustand, also im Klebstoffbett zu schneiden. Das hat mit einem Doppelnahtschnitt nichts mehr gemein. Hier wird mittels Anreißtechnik die oben liegende Bodenbelagsbahn an die unten liegende, zuvor beschnittene Bahnenkante angeschnitten. Das ist eine gängige Technik, wie sie bei Linoleumbelägen schon von jeher mit einem Bodenbelagsanreißer eingesetzt wird und heute auch bei homogenenen Vinylbelägen und Nadelvliesen in Bahnen zum Einsatz kommt.

Für eine perfekte Naht bei der Verarbeitung von textilen Belägen gibt es noch weitere Faktoren, auf die man achten sollte: Hier ist zu allererst die Rückenausstattung zu nennen. Qualitäten mit dickem Vliesrücken eignen sich nicht optimal. Hier müssen Noppengassenschneider mit einer speziellen Klingenstellung eingesetzt werden. Je dicker und weicher die Konstruktion eines Textilbelages ist, umso eher werden beim Schnitt in der Polgasse auch Fasern mit angeschnitten oder sogar ganz entfernt. Oft handelt es sich um günstigere Qualitäten, bei denen das Poleinsatzgewicht und die Noppenzahl/cm2 nicht sehr hoch ist.

Vergleichen sollte man bei gleicher Teilung (Tuftingverfahren) z. B. 1/16 Feinvelour immer die Noppenzahl pro/cm2. Es ist immer Vorsicht geboten, wenn diese Angabe bei den technischen Daten in einer Kollektion fehlt. In der Warenbreite gibt die Teilung beim gängigen Tuftingverfahren die Pol- oder Nadelzahl und somit auch die Dichte vor. In Längs- oder Produktionsrichtung lässt sich die Stichzahl jedoch bis zu einem gewissen Grad variieren. Das ist eine Möglichkeit, bei günstigeren Qualitäten Garn- oder Poleinsatz zu sparen.

Ganz übertrieben gesagt, wird das mit der perfekten Naht nichts, wenn man im Stehen einen Teppichboden betrachtet und schon aus dieser Position das Trägervlies oder -gewebe sehen kann. Es gibt in Europa noch viele gute Hersteller, bei denen man selten Probleme mit Längs-, Quer- oder Bogenverzügen hat und die ausreichend hochwertiges Polmaterial eintuften oder verweben, sodass der perfekten Naht nichts im Wege steht. Sollte es doch einmal zu Muster- oder Rapportversätzen kommen, die aber noch in der Norm liegen, setzt man einen Doppelkopfspanner ein.

Als Empfehlung kann man einfach nur raten, hochwertige Bodenbeläge mit ebenso hochwertigen Verlegewerkstoffen und Werkzeugen zu verkleben oder zu verspannen. Wichtig ist, die jeweiligen Verlegeanleitungen der Hersteller aufmerksam zu lesen, den Service der anwendungstechnischen Abteilungen zu nutzen und viel Spaß an diesem tollen Handwerk zu haben.
Wie funktioniert ein perfekter Nahtschnitt?
Foto/Grafik: Wolff
Der Anwendungstechniker Frank Wehrmann
Uzin Utz Tools
GmbH & Co. KG
(Marke Wolff)
Ungerhalde 1
74360 Ilsfeld
Tel.: 0160 /8 83 60 31
E-Mail: frank.wehrmann@uzin-utz.com

Vita
- Anwendungstechnik Uzin Nord
- Technisches Produktmanagementund Vertrieb Profloor Deutschland
- Vertriebsleitung NordTechno Werkzeug
- Technisches Produktmanagement, Anwendungstechnik Nord Wolff und Schulungsleiter Uzin Utz Tools/Marke Wolff
aus FussbodenTechnik 05/21 (Wirtschaft)