FEP: "Fit for 55"-Paket der EU und EU-Forststrategie

Nicht konsequent genug

Der Schutz, die Wiederherstellung und nachhaltige Bewirtschaftung sowie die Gewährleistung der Multifunktionalität der Wälder stehen im Mittelpunkt der neuen EU-Waldstrategie 2030. Der klimapositive Effekt von Holz und Holzprodukten wird gewürdigt und gefördert. Aber: Die Maßnahmen und Vorschläge gehen nicht weit genug, bemängeln die FEP und andere Verbände der Holzbranche.

Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen der EU um 55 % sinken. Dafür will die Union ihre Klima- und Energiepolitik umbauen und hat das "Fit for 55"-Paket entwickelt, das eine Reihe miteinander verbundener Maßnahmen enthält, um die 2030-er Klimaziele zu erreichen. Der Europäische Klimaschutz-Rechtsrahmen und acht bereits existierende Instrumente werden angepasst und sechs neue vorgeschlagen, die ganz verschiedene Wirtschaftssektoren und Branchen betreffen: CO-Ausstoß, Energie, Kraftstoffe, Verkehr, Bau, Flächennutzung und auch die Forstwirtschaft. Insofern ist auch die kürzlich veröffentlichte Waldstrategie der EU Teil des Pakets.

Die FEP begrüßt, dass der klimapositive Effekt von Holzprodukten in der neuen Waldstrategie anerkannt und berücksichtigt wird, kritisiert jedoch, dass kein ganzheitlicher Ansatz vorhanden sei, ebenso wenig wie beim übergreifenden "Fit for 55"-Programm.

Was will die Waldstrategie 2030?
Die neue Waldstrategie will Quantität und Qualität der Wälder steigern, ihren Schutz, ihre Wiederherstellung ihre Widerstandsfähigkeit verbessern - und den klimafreundlichen Werkstoff Holz sowie Holzprodukte fördern. Sie würdigt, dass Wälder und die forstbasierte Kreislaufwirtschaft eine wesentliche Rolle in unserer Wirtschaft und Gesellschaft spielen, insbesondere zur Eindämmung des Klimawandels. Daher ist es wichtig für unsere Zukunft, das volle Potenzial der Wälder zu erschließen: vor allem als Kohlenstoffsenke und für die Substitution anderer, energieintensiver, nicht erneuerbarer und fossiler Materialien für Bau, Renovierung, Fußböden, Möbel und Verpackungen.

Positive Aspekte
FEP, EPF (Verband der Europäischen Holzwerkstoffindustrie) und EFBH (Europäische Föderation der Bau- und Holzarbeiter) verweisen auf eine Reihe positiver Aspekte und Vorschläge der neuen Waldstrategie:

Förderung einer ressourcenschonenden Holznutzung im Einklang mit dem Kaskadenprinzip;
Sicherstellen, dass Holz das bevorzugte Material ist, um den Kohlenstoff-Lebenszyklus für die energetische Nutzung von Biomasse zu erhöhen;
Förderung einer nachhaltigen Waldbioökonomie, des Übergangs zu einer stärker biobasierten Kreislaufwirtschaft und der Verlängerung des Kohlenstofflebenszyklus in Produkten. Dies steht im Einklang mit der wichtigsten Rolle von Holzprodukten: den Bausektor von einer Quelle von Treibhausgasemissionen in eine Kohlenstoffsenke zu verwandeln;
Einführung einer standardisierten, belastbaren und transparenten Methodik zur Quantifizierung des Klimanutzens von Holzprodukten als CO-Speicher, die die fortschrittlichsten Techniken der dynamischen Lebenszyklusanalyse berücksichtigt;
Sicherstellen, dass bei der Überarbeitung der Bauprodukteverordnung die Bedeutung der temporären Kohlenstoffspeicherung als Schlüsselaspekt der Umweltleistung von Produkten besser berücksichtigt wird;
Einbeziehung nachhaltiger Aktivitäten im Zusammenhang mit der Holzernte, der Verarbeitung von Holz und der Verwendung von Holzprodukten in die anstehenden Überprüfungen der delegierten Rechtsakte der Verordnung "Taxonomy on mitigation and circular economy".

FEP, EPF und EFBH begrüßen ausdrücklich, dass der Schwerpunkt auf Wiederaufforstung und Aufforstung liegt und es einen konkreten Fahrplan dafür gibt, bis 2030 mindestens 3 Mrd. Bäume zu pflanzen und zwar "den richtigen Baum am richtigen Ort und für den richtigen Zweck".

Erwähnenswert ist auch der Zusammenhang mit dem neuen EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft; danach sollen besonders langlebige Holzprodukte gefördert, Wiederverwendung und Recycling forciert werden.

Darüber hinaus schafft die EU Anreize für Forschung, Innovation und Investitionen in der gesamten Holzverarbeitungskette. Die holzverarbeitende Industrie soll sich besser an die sich verändernden Ressourcen der Wälder adaptieren, zum Beispiel langlebige Holzprodukte aus Rohware geringerer Qualität und mehr Laubholzarten herstellen, anstatt umgekehrt zu versuchen, die Wälder ihren Bedingungen anzupassen.

Die Förderung der Verwendung von Holzprodukten in Gebäuden der EU erfordert auch Maßnahmen auf der Nachfrageseite. So müssen zum Beispiel Vorurteile über Brandgefahren und kurze Lebensdauer bekämpft werden und die vielfältigen ökologischen Vorteile stärker kommuniziert werden, einschließlich geringerer Umweltverschmutzung und Energieverbrauchs in allen Phasen vom Bau über die Nutzung bis zum Rückbau. Architekten müssen mehr Gebäude mit Holz entwerfen und Bauunternehmen die Vorteile der Holzbauweise stärker aufnehmen und berücksichtigen.

Negative Aspekte
Zugleich bedauern FEP und mehrere andere europäische Verbände der Forstbranche, dass sowohl die neue Waldstrategie wie auch das gesamte "Fit for 55"-Paket die Gelegenheit verpassen, den Klimaschutzeffekt des forstbasierten Sektors zu maximieren, indem die Verfügbarkeit von Holz behindert wird. So wird das Konzept der nachhaltigen Waldbewirtschaftung (SFM) außer Acht gelassen. Die in den EU-Wäldern angewandten Praktiken der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zeigen deutlich, dass die Ökodienstleistungen in aktiv bewirtschafteten Wäldern erhalten werden können und gleichzeitig ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel geleistet werden kann.

Stattdessen werden im Zusammenhang mit der Biodiversitätsstrategie neue Beschränkungen für die Waldnutzung vorgesehen: Bis zu 30 % der Landfläche sollen unter strengen Schutz gestellt und 10 % nicht mehr bewirtschaftet werden. Und der Teil Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) des "Fit for 55"-Pakets soll ein Gesamtziel für den Kohlenstoffabbau durch natürliche Kohlenstoffsenken festlegen. Bedauerlicherweise werden in der neuen Forststrategie verfügbare Daten aus verschiedenen Quellen, einschließlich der Mitgliedstaaten, nicht ausreichend genutzt, um den Zustand der Wälder gründlich zu bewerten.

Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Europäische Kommission einen weiteren Schritt in Richtung einer greifbaren Anerkennung der positiven Rolle von Holz und Holzprodukten gemacht hat. Aber: Ihr Ansatz ist nicht ganzheitlich, und die positive Entwicklung könnte durch die künstlich eingeschränkte Verfügbarkeit von Holz begrenzt werden. Die FEP und andere europäische Verbände der holzverarbeitenden Industrie werden sich weiterhin für mehr Kohärenz in dieser Hinsicht einsetzen.

43,5 % der Fläche der EU, das sind knapp 182 Mio. ha, sind von Wald bedeckt. Diese Fläche hat sich laut EU in den letzten Jahrzehnten zwar durch natürliche Prozesse, Aufforstung, nachhaltige Bewirtschaftung und aktive Wiederherstellung vergrößert, parallel jedoch der Verlust an Baumbedeckung vergrößert. Und auch der Erhaltungszustand der Wälder sei schlecht.

Die Holzwirtschaft macht nach Angaben der EU 20 % der verarbeitenden Unternehmen in der gesamten Union aus, sichert 3,6 Mio. Arbeitsplätze und verzeichnet einen Jahresumsatz von 640 Mrd. EUR.

Die Föderation der europäischen Parkettindustrie (FEP) hat ihren Sitz in Brüssel am Pulsschlag der europäischen Politik. Geschäftsführerin Isabelle Brose vertritt vor Ort die Interessen des Verbandes, ist bestens vernetzt und und verfolgt alle europäischen Initiativen, Gesetzgebungsverfahren, Richtlinien etc. unmittelbar mit. Für Parkett Magazin berichtet sie exklusiv direkt aus Brüssel über alles, was die Parkett- und Holzbranche betrifft.
aus Parkett Magazin 05/21 (Wirtschaft)