Nachgefragt bei Max von Tippelskirch, Vorstandsvorsitzender EPLF

"Laminat leistet mehr, als ihm zugetraut wird"


Die EPLF-Mitglieder haben 2020 davon profitiert, dass die chinesische Industrie ihre Produktion heruntergefahren und weniger exportiert hat, vor allem nach Nordamerika. Die europäischen Hersteller nutzten ihre Chance, die chinesischen Ausfälle zu substituieren. Können Sie der asiatischen Konkurrenz damit dauerhaft Marktanteile abnehmen?

Für den aktuellen Zeitpunkt war das der Fall, ja. Ob dies in Zukunft weiterhin so bleibt, hängt von diversen Faktoren ab, die nur vage abschätzbar sind. Was allerdings auf der Hand liegt, sind beispielsweise die extrem hohen Logistikkosten, sowie die Verfügbarkeitsproblematiken. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass sich Qualität "Made in Europe" durchsetzt und sehen daher auch für die Zukunft eine positive Entwicklung für die europäischen Hersteller.

Laminat gilt als ausgereiftes Produkt, bewährt, strapazierfähig, pflegeleicht - kämpft aber mit einem Billig-Image. Kann es trotzdem glaubwürdig als Hochwert-Produkt vermarktet werden?

Die Entwicklungen innerhalb des Produktsortiments als auch hinsichtlich der Qualität sind ein Faktor, der stärker kommuniziert werden muss. Dass es hier noch viel zu tun gibt, ist unumstritten. Ich denke aber, dass einige Faktoren einer Umpositionierung des Laminats dienlich sein können: Aufgrund der Situation bzgl. der Rohstoffpreise sind Super-Billigangebote nahezu verschwunden. Der Ausstieg einiger Hersteller aus der 6 mm-Produktion tut ebenfalls sein Übriges, das Angebot im unteren Preissegment auszudünnen. Weiterhin sorgen neue Produkte wie Fischgrät oder Ähnliches für neue Möglichkeiten der Positionierung.

Über viele Jahre wurde Laminat enorm weiterentwickelt, so dass es faktisch ein hochwertiges Produkt ist und es bringt alle Voraussetzungen mit, um auch als hochwertig gesehen zu werden. Die Herausforderung liegt meines Erachtens jetzt vor allem in der Kommunikation.

Was sind die stärksten Argumente für Premium-Laminat? Mit welchen Produktvorteilen kann es sich gegenüber anderen Bodenbelägen behaupten?

Neben der Qualität, der Robustheit und der Optik ist Laminatboden auch ein durchaus nachhaltiges Produkt. Laminat besteht bis zu 80 % aus Holz. Und dies ist einer der nachhaltigsten Rohstoffe, die es gibt. Das Bewusstsein der Endverbraucher für Nachhaltigkeit, Ökologie und den Verzicht auf Kunststoffe nimmt mehr und mehr zu - auch in Bezug auf die Wohnraumgestaltung. Wohngesundheit wird immer wichtiger. Insofern werden diese Argumente künftig ein nicht zu unterschätzender USP für Laminatboden sein. Die Verbraucher müssen also keine Abstriche bei der Qualität machen und sie müssen auch keine Kompromisse eingehen, wenn es um Nachhaltigkeitsaspekte geht.

Als produktimmanente Schwächen gelten der berüchtigte Klack-Klack-Effekt und die Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeitseinwirkung. Den einen Punkt kann man mit entsprechenden Unterlagen beheben, den anderen mit einer wasserresistenten Ausstattung. Dennoch scheint der Endverbraucher dem (noch) nicht so richtig zu vertrauen - oder?

Auch hier können wir sagen, dass das Produkt über die letzten Jahre einen enormen Entwicklungssprung gemacht hat: Die Böden sind nachweislich wasserresistent und auch die Geräuschproblematik wurde entsprechend behoben. Die Debatte um Wasserresistenz ist eine, die wir in Zukunft geduldig und nachhaltig führen müssen und wollen. Die grundsätzliche Frage ist doch, welche Vorstellungen die Endkunden haben: Einen Wasserschaden übersteht kein Bodenbelag. Da müssen im Zweifel auch Fliesen entfernt werden. Wenn es allerdings darum geht, einen wasserresistenten Bodenbelag zu haben, der auch mal eine Wasserlache über ein paar Stunden aushält, kann dies Laminat mittlerweile durchaus gewährleisten.

Hier sind wir wieder bei der gleichen Ausgangslage wie bei der vorhergehenden Frage: Das Produkt leistet jetzt schon mehr, als ihm zugetraut wird. Wir haben nun die Herausforderung, dies entsprechend zu kommunizieren, um einen Imagewandel vollziehen zu können.

Würde ein spezielles Gütesiegel für Premium-Laminat Sinn machen?

Das ist durchaus denkbar und kann sicherlich einen weiteren USP mit sich bringen. Allerdings macht ein solches Siegel nur Sinn, wenn die Kriterien dafür stark reglementiert und sorgfältig geprüft werden. Fielen die Mehrzahl der Laminatböden darunter, macht dies natürlich keinen Sinn.
aus Parkett Magazin 05/21 (Wirtschaft)