Nachgefragt bei Ronny Wagner, stellvertretender Obermeister Innung Nordost

"Hoffentlich erwischt uns keine abflachende Konjunktur"


Parkett Magazin sprach mit dem stellvertretenden Obermeister der Innung Parkett und Fußbodentechnik Nordost über die vergangenen anderthalb Jahre und die aktuelle Lage der Branche in den östlichen Bundesländern.

Parkett Magazin: Wie bewerten Sie die Auftragslage im Einzugsbereich der Innung Nordost?

Ronny Wagner: Die Auftragslage ist überdimensional gut. Es kommt nicht darauf an, ob man etwas macht, sondern wann man anfängt. Im Raum Dresden beispielsweise nimmt ein Kollege seit Jahresmitte keine Aufträge für 2021 mehr an.

Und wird das so bleiben?

Das kann man nicht mit Gewissheit sagen. Wegen verschiedener Preissteigerungen wird das Geld im Neubau knapp. Deswegen geht die Tendenz vermutlich wieder Richtung Renovierungen. Aber auch hier kann es sein, dass Hausbesitzer bei Luxusrenovierungen sparen, weil Baukosten steigen. Und Parkett gehört nun einmal zu den Luxusartikeln. Ich hoffe nicht, dass uns bei abflachender Konjunktur diese Welle erwischt.

Wo sind Baukosten denn stark gestiegen?

Parkett hat die üblichen Preissteigerungen von 3 bis 8 %, aber bei manch anderen Materialien schlagen die Preise weit stärker nach oben aus. Zum Beispiel sind Dachlatten für Unterkonstruktionen von 0,77 EUR/lfm auf 2,85 EUR/lfm gestiegen und 30 mm-OSB-Platten von 12 EUR bis auf 30 EUR.

Sind die Materialien überhaupt verfügbar?

OSB-Platten sind schwer verfügbar. Wir haben Lieferzeiten bis zu 16 Wochen. Weil Russland und Kanada Ausfuhrbeschränkungen verfügt haben, saugen China und die USA Material aus Europa ab. Hier wäre die deutsche Politik gefragt, den eigenen Markt zu schützen, damit unsere Wirtschaft am Laufen bleibt.

Wie sieht es mit Eichenholz aus?

Bei Eiche haben wir zum Glück keine Einschränkungen. Das Hauptgeschäft besteht ja zu 90 % aus Eiche-Massiv- oder Mehrschichtdielen. Preislich ist der Unterschied zwischen beiden nicht einmal groß. Ich selber bevorzuge auf Fußbodenheizung ganz klar Massivparkett. Auch klassisches Stabparkett wird häufig verlegt. Und natürlich Vinylboden.

Und andere Holzarten?

Lieferschwierigkeiten haben wir etwa mit Kieferhobeldielen in Raumlängen. Da bekommen wir einen Container und wissen nicht, welche Längen drin sind. Die nächste Lieferung folgt dann erst Monate später. Und es gibt ja auch nicht viele Kollegen und Betriebe, die den Platz haben, größere Mengen auf Lager zu legen. Wenn es geht, lassen wir Material direkt zum Kunden liefern und lagern es bis Baubeginn dort.

Hat sich in der Ausbildung etwas verändert?

Lehrlinge zu finden, war vor Corona schwer und ist es geblieben. Hinzu kommt, dass in dieser Zeit die Werbung in Schulen und anderswo weitgehend auf Eis lag. Das Infomobil der Handwerkskammer war nicht unterwegs und auch weitere Maßnahmen blieben eingeschränkt. Dies wird wahrscheinlich noch ein bis zwei Jahre nachwirken. Immerhin hat der Präsenzunterricht in der Schule Plauen im Mai wieder begonnen. Es war für viele unserer Auszubildenden nicht leicht, dem Fachunterricht am Bildschirm zu folgen. Da gab es oft auch technische Übertragungsschwierigkeiten.

Wie wurde in dieser Zeit die Innungsarbeit gestaltet?

Wir haben Online-Konferenzen angeboten. Aber das war vielen Leuten zu kompliziert. Viele sind auch Einzelkämpfer, die nicht immer Zeit haben. Unsere letzte, offizielle Präsenzveranstaltung war die Herbstversammlung 2019.

Auf der geplanten Versammlung im kommenden Oktober soll ein neuer Obermeister gewählt werden. Gibt es Kandidaten?

Richtig, die Nachfolge von Obermeister Torsten Weber soll im Herbst geklärt werden. Im Juli befanden wir uns noch in der Findungsphase. Es könnte sogar sein, dass wir zwei Kandidaten aufstellen können und die Mitglieder eine echte, demokratische Wahl haben. Das wäre gar nicht schlecht. Eines ist aber sicher: Wir wollen nicht online wählen. Wenn Corona erneut dazwischen grätscht, würden wir die Wahl verschieben.

Die Fragen stellte Henrik Stoldt
aus Parkett Magazin 05/21 (Wirtschaft)