Maik Evers (Mapei) über Verlegearbeiten unter Zeitdruck
Stressbaustellen sicher im Griff
Parkettleger bekommen den Zeitdruck auf der Baustelle häufig besonders zu spüren: Ihre Arbeiten stehen in der Regel kurz vor Fertigstellung der Baumaßnahme an und vorangegangene Verzögerungen machen zusätzlich Druck. Maik Evers aus der Anwendungstechnik von Mapei gibt Tipps, mit welchen Lösungen der Bauchemie sich Stressbaustellen in den Griff bekommen lassen.In die Kategorie "Stressbaustellen" fallen viele Alltagsszenarien des Parkettlegers: schnelle Renovierungen im laufenden Betrieb in gewerblich genutzten Objekten ebenso wie Parketterneuerungen quasi über Nacht wegen eines neuen Verkaufskonzeptes oder die generell immer enger getakteten Planungen von Neubauprojekten. Auch wenn der Zeitdruck unterschiedliche Ursachen haben mag, stellt er den ausführenden Verlegebetrieb grundsätzlich vor die gleichen Herausforderungen:
1. Festgelegter Zeitrahmen: Die Dauer der auszuführenden Arbeiten ist genau festgelegt und in der Regel nicht verschiebbar. Denn in Verkaufsräumen muss die Ware spätestens Sonntagabend wieder an ihrem Platz sein, um montags verkauft werden zu können. Und auch in Bankfilialen kommen montags wieder die Kunden. Das heißt, die Parkettarbeiten müssen wie geplant bis dahin abgeschlossen sein.
2. Unbekannter Bodenaufbau: Bei einem ersten Ortstermin vor Beginn der Arbeiten kann der Parkettleger nur bedingt Einsicht in den Bodenaufbau nehmen. Die Art des Untergrundes bleibt daher oftmals unerkannt und kann nur vermutet werden.
3. Unbekannte Materialien: Bei einer Renovierung müssen zunächst die vorhandenen Bodenbeläge entfernt werden, ohne eigentlich zu wissen, wie leicht oder schwer sich ihre Entfernung gestaltet, ob es zu Ablösungen der Rückenausstattung oder des Estrichs kommt oder überraschend weitere Schichten wie Sulfitablaugeklebstoffe oder Unterlagsbahnen zum Vorschein kommen.
4. Produktauswahl: Die benötigten Produkte müssen vom Verleger meistens vor Arbeitsbeginn bestellt werden, damit die rechtzeitige Lieferung zur Baustelle bzw. ins Lager gewährleistet ist. Das bedeutet, die Produktauswahl treffen zu müssen, obwohl dazu eigentlich noch die wichtigen Informationen fehlen. Dazu kommt, dass die Produkte im System funktionieren sollen, selbstverständlich kurze Trocknungszeiten aufweisen und universell geeignet sind. Letzteres ist immer dann von Bedeutung, wenn Mischuntergründe vorliegen. Außerdem ist bei der Logistik zu berücksichtigen, dass zum Zeitpunkt der Arbeiten Lieferanten und Händler häufig nicht geöffnet haben. So kann die Beschaffung von Spachtelmasse oder Klebstoff an einem Samstagmittag zur echten Herausforderung werden.
Belagsentfernung und Untergrundvorbereitung
Rückstände von Klebstoffen oder Spachtelschichten sind als Untergrund bei einer Parkettneuverlegung immer problematisch. Es drohen Schäden wie zum Beispiel das Ablösen des gesamten Parkettaufbaus. Alte Restschichten sind daher rückstandslos zu entfernen. Sollte dieser Aufwand vom Bauherrn, etwa aus Kostengründen, nicht gewünscht sein, muss der Auftragnehmer bzw. Verleger ihn vorab über die möglichen Risiken aufklären. Nur so kann eine Gewährleistung für den Verleger ausgeschlossen werden. Das bedeutet für ihn einen permanenten Spagat: Auf der einen Seite gilt es, den Bauherrn vollständig über Risiken aufzuklären, selbst auf die Gefahr hin, dadurch keine Aufträge mehr zu bekommen. Auf der anderen Seite riskieren Verlegebetriebe im Schadensfall belangt zu werden, da sie ihrer Informationspflicht nicht nachgekommen sind.
Untergrund grundieren
Der Grundierung kommt als Schnittstelle zwischen Altuntergrund und Neuaufbau eine ganz besondere Bedeutung zu: Sie soll einen nicht bzw. nur schwach und gleichmäßig saugfähigen Untergrund für die nachfolgende Spachtelung sicherstellen. Um dies zu erreichen, ist eine Filmbildung erforderlich. In Anbetracht von Mischuntergründen bei Sanierungen erfordert dies eine genaue Bearbeitung und Einschätzung des Untergrundes sowie den Einsatz einer filmbildenden und schnell trocknenden Grundierung.
Mapei empfiehlt hierfür das Produkt Eco Prim t Plus. Bei Mischuntergründen mit unterschiedlicher Saugfähigkeit kann das Konzentrat den jeweiligen Saugfähigkeiten entsprechend mit Wasser verdünnt werden. Selbst bei einer Verdünnung von ca. 1:4 weist die Grundierung durch den hohen Anteil an Dispersion noch eine kurze Trockenzeit auf. Sie kann auf saugende wie nicht saugende Untergründe aufgebracht werden. Beim Arbeiten auf gleicher Materialbasis (z.B. Zementspachtelmasse auf Zementestrich) beträgt die Trocknungszeit gerade einmal 10 Min.; bei Kombination unterschiedlicher Materialien (z.B. Zementspachtelmasse auf Calciumsulfatestrich) sowie auf nichtsaugenden Untergründen beträgt die Trocknungszeit ca. 60 Min.
Ist die Ebenheit für die Direktverlegung von Parkett ausreichend, kann eventuell auf eine vollflächige Spachtelung verzichtet werden. Erweist sich der Untergrund allerdings nach der mechanischen Untergrundvorbereitung als zu porös, absandend oder extrem staubig, empfiehlt Mapei die Verwendung einer Reaktionsharzgrundierung wie Eco Prim PU 1K Turbo. Nach einer Reaktionszeit von ca. 2 Std. kann darauf direkt die Parkettverlegung erfolgen.
Spachtelung
Bei der Spachtelung kommt es auf einwandfreie Verarbeitung, schnelle Trocknung sowie die Verwendung auf nahezu allen Untergründen und unter allen Parkettformaten an. Speziell für die Vorarbeiten, wie etwa dem Anspachteln an Schienen und angrenzende Beläge ist eine leicht zu verarbeitende und schnell abbindende Spachtelmasse gefragt. So können etwa bei Verwendung der Schnellspachtelmasse Planipatch Xtra bereits nach ca. 30 Min. nachfolgende Schichten aufgetragen werden.
Bei flächigen Spachtelungen empfehlen sich lange verarbeitbare und gleichzeitig schnell belegreife Produkte wie Ultraplan Fast Track mit einer Verarbeitungszeit von rund 15 Min. Die Fläche ist bereits nach 1 Std. begehbar und kann nach 2 Std. mit Mehrschichtparkett belegt werden.
Parkettverlegung und Oberflächenschutz
Mapeis Lösung für eine schnelle Parkettverlegung heißt Ultrabond Eco S968 1K: Schubfest wie ein 2K-Kleber, aber mit den Verarbeitungseigenschaften eines 1K-Produktes bietet der Polymerklebstoff eine sehr hohe Anfangsklebkraft und sehr schnelle Festigkeitsentwicklung. Verlegte Böden sind unabhängig von Format und Holzart nach 24 Std. schleifbar.
Bei der abschließenden Oberflächenbehandlung setzt Mapei für zügiges Arbeiten auf einmal Grundieren und einmal Lackieren. Das Ultracoat-System besteht aus Grundierungen und Lacken mit sehr hohem Festkörperanteil, was eine schnellere Trocknung bewirkt. Verständlich, denn je geringer der Wasseranteil, desto weniger muss auch verdunsten. Das trifft auch auf den 100-prozentigen PU-Lack Ultracoat HT 2K zu. Der hohe Festkörperanteil ermöglicht, die Grundierung Ultracoat Universal Base zwischen zu schleifen und im privaten Bereich mit nur einer PU-Lackschicht zu versehen.
aus
Parkett Magazin 06/21
(Wirtschaft)