Gebr. Elmer & Zweifel GmbH & Co. KG
Cotonea: Lösungen für eine faire Baumwollproduktion
Bempflingen. Die Nachfrage nach fair produzierten Produkten steigt, doch menschenwürdige Produktionsbedingungen sind häufig nicht gegeben. Die Bettwäschemarke Cotonea zeigt einen Weg auf, beides in Einklang zu bringen.Weltweit arbeiten laut dem Kinderhilfswerk UNICEF rund 150 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. Der Grund liegt oft darin, dass der Unterhalt ihrer Familie nicht reicht. Von den 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (SDGs) strebt das SDG8 den Aufbau einer nachhaltigen menschenwürdigen Arbeitswelt für alle an. "Das SDG-Ziel ist wichtig, aber in Wahrheit erhalten Kleinbauern meist nicht den Weltmarktpreis für Agrarprodukte", erklärt Roland Stelzer, Geschäftsführer der Biobaumwoll-Marke Cotonea. "Die realen Preise für Rohstoffe aus der Landwirtschaft sind über Jahrzehnte im Vergleich zu anderen Rohstoffen nicht gestiegen, sondern gesunken."
Stelzer gibt zu bedenken, dass zwar die Einhaltung ökologischer Standards im Labor messbar ist. Aber dasselbe gelte nicht für faire Arbeitsbedingungen, wo andere Hebel greifen müssten. Cotonea bezieht fast ausschließlich Baumwolle aus Anbauprojekten, die die Marke selbst mit aufgebaut hat und pflegt langjährige, vertrauensvolle Partner- schaften entlang der Herstellungskette.
Vor mehr als zehn Jahren hat Cotonea zwei Anbauprojekte für Biobaumwolle mit entwickelt, eines in Kirgistan und eines in Uganda. Allein in Uganda leben heute rund 40.000 bis 50.000 Menschen von dem Projekt. Cotonea folgt nach eigenen Aussagen einer strategischen Kette von Maßnahmen, angefangen bei umfangreichen Schulungen, der Unterstützung bei der Bildung von Kooperativen über die Verbesserung der Lebensbedingungen insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Wasser und der Durchsetzung fairer Verträge bis zur Unterstützung der Kooperativen beim Verkauf ihrer Produkte und einer sicheren Ernte-Abnahme zu angemessenen Preisen.
"Am Anfang schafft es ein junger Farmer in Uganda nicht, einen Hektar zu bearbeiten, und erzeugt 120 kg bis 150 kg Baumwolle. Das reicht bei weitem nicht. Bildung macht hier den entscheidenden Unterschied", so Stelzer.
In den Cotonea-Projekten laufen ganzjährig Schulungen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den umfangreichen, sogenannten Organic Farming Practices nach bestem Standard zu. Unter anderem erfahren die Farmer hier, wie sie ihre Böden am besten vorbehandeln, welche schonenden Düngemethoden es gibt, lernen Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung kennen und üben den Umgang mit Hilfsgeräten. Zudem geht es in den Fortbildungen auch um Themen wie Transport und Lagerung von Baumwolle, ihren Verkauf und einen sinnvollen Umgang mit dem Einkommen.
Vollständig ökologischer Anbau, erklärt Stelzer, erziele auch höhere Preise, das sei ein wichtiger Aspekt. Drei bis vier Jahre dauere es, bis sich der Erfolg einstelle
"Geschulte Farmer schaffen dann 1,5 Hektar oder mehr und können ihren Ertrag vervielfachen: auf durchschnittlich 680 Kilogramm je Hektar. Die besten schaffen über einen längeren Zeitraum dann sogar 1.600 Kilogramm." Schon mit einem durchschnittlichen Ertrag von 900 Kilogramm bei 1,5 Hektar könne ein Farmer ein über- durchschnittliches Einkommen von etwa 1.200 Dollar pro Jahr erwirtschaften. Zum Vergleich: In Uganda liegt das Bruttoinlandsprodukt pro Person bei 912 Dollar für das Jahr 2020, ein Polizist verdient im Durchschnitt etwa 700 Dollar im Jahr.
Generell sieht Stelzer in Afrika und der Subsahara großes landwirtschaftliches Potenzial. Wenn es gelinge, systematisch eine faire wirtschaftliche Ordnung aufzubauen, können sich auch entsprechende Rohstoffpreise für die Länder durchsetzen, die die Grundlage für eine menschenwürdige Arbeit bilden. Der Cotonea-Geschäftsführer besucht die Projekte regelmäßig selbst. Darüber hinaus lässt das Unternehmen die Einhaltung der Auflagen von der unabhängigen Zertifizierungsgesellschaft Ecocert IMO (Produktsiegel Fair For Live) kontrollieren. Sie prüfen etwa, ob Arbeiterinnen und Arbeiter das Geld ausgezahlt bekommen, das ihnen zusteht.
aus
Haustex 11/21
(Wirtschaft)