Matratzen Allianz
Schweizer Hersteller wollen Kreislaufwirtschaft aktiv voranbringen
Büron/CH. Um das Recycling von Matratzen in der Schweiz voranzutreiben, hat die Initiative Make Furniture Circular die Matratzen Allianz gegründet. Darin arbeiten verschiedene Akteure entlang der Wertschöpfungskette an kreislauffähigen Lösungen. Martin Frutig von Recticel Bedding Swiss erklärt die Zielsetzung.
Haustex: Rund eine Million Matratzen werden jedes Jahr in der Schweiz verbrannt. Um zu zeigen, dass das auch anderes geht, hat die Initiative Make Furniture Circular die Matratzen-Allianz gegründet. Können Sie die Ziele der Allianz kurz umreißen?
Martin Frutig: Die Allianz besteht aus Unternehmen der betroffenen Industrien (Hersteller und Recycling-Unternehmen) sowie aus Interessenvertretern, welche das Thema in einem politischen Konsens voranbringen wollen. Als Ziel steht an erster Stelle die Realisierung der Kreislaufwirtschaft in der Matratzenindustrie. Die Materialien von Matratzen, die an ihr Lebensende kommen, sollen zu einem möglichst hohen Anteil in den Werte-Kreislauf zurückfinden. Dieses ehrgeizige Ziel gilt es, in mehreren Schritten zu erreichen.
Haustex: Wie kann das gelingen?
Frutig: Einerseits sollen beim Design von Matratzen schnellstmöglich Aspekte und Kriterien Einzug finden, welche ein weitgehendes und effizientes Recycling der Materialen begünstigen. Damit nicht mehr verwendete Matratzen baldmöglichst nicht mehr verbrannt, sondern wiederverwertet werden, ist es von großer Bedeutung, schnellstmöglich einen Markt zu schaffen, in dem "Matratzen-Abfall" als werthaltiges Grundmaterial gesucht ist und verwertet wird - dies ist ein zentraler Punkt für das Funktionieren der angestrebten Kreislaufwirtschaft und gleichzeitig auch eine große Herausforderung.
Haustex: Was war die Motivation von Recticel Bedding Schweiz, sich der Allianz anzuschließen?
Frutig: Erstens steht das Thema Nachhaltigkeit bei Recticel weit oben auf der Agenda und wir folgen als Mitglieder des Konzerns somit der strategischen Ausrichtung der Gruppe. Zweitens sehen wir in der Allianz die Chance, ein herausforderungsreiches Thema pro-aktiv mitgestalten zu können, statt in defensiver Passivität nur darauf reagieren zu müssen.
Haustex: Wie genau sieht Ihr Engagement innerhalb der Allianz aus?
Frutig: Wir sind an den Diskussionen beteiligt und bringen unsere Ideen und Interessen in diesen Gesprächen ein. Einerseits ist Recticel Bedding (Schweiz) AG Mitglied in der Allianz mit der Rechtsform eines Vereins und im Weiteren sind wir mit meiner Person im Vorstand dieses Vereins vertreten.
Haustex: Wie übertragen Sie dieses Engagement auf die Sparte Recticel Bedding?
Frutig: Verschiedene Schwestergesellschaften sind in ihren Märkten bereits in einem gesetzlich fundierten Regelkreis der Produzentenverantwortung eingebunden, andere stehen kurz davor. Durch Erfahrungs- und Ideen-Transfer können wir im Unternehmensbereich Bedding sicher voneinander lernen und eine gemeinsame strategische Ausrichtung erreichen. Dies ist auch eine Erwartungshaltung der Konzernleitung.
Haustex: Das Umweltbewusstsein in der Schweiz schneidet im europäischen Vergleich gut ab: Glauben Sie, dass das Ziel einer kreislauffähigen Matratze in erreichbarer Nähe ist?
Frutig: Wir stehen selber kurz davor und verschiedene unserer Mitbewerber sind ebenfalls sehr aktiv in diesem Thema. Einer der wichtigsten nationalen Player in der Schweiz hat sogar soeben ein überzeugendes Konzept lanciert.
Martin Frutig
Commercial Director, Recticel Bedding (Schweiz)
"Wir müssen schnellstmöglich einen Markt schaffen, in dem ,Matratzen-Abfall’ als werthaltiges Grundmaterial gesucht ist und verwertet wird."
Initiative Make Furniture Circular: Wiederverwerten statt wegwerfen
Zürich/CH. Wo steht die Schweiz beim Thema Kreislaufwirtschaft? "Das Bewusstsein der Menschen ist da", weiß Eva-Maria Bauder, Projektleiterin Kommunikation bei der Schweizer Umweltstiftung Pusch. "Die Industrie muss darauf jetzt reagieren." Um die Chancen der Kreislaufwirtschaft am Beispiel der Möbelbranche sichtbar und verständlich zu machen, hat Pusch gemeinsam mit dem Migros-Pionierfonds, einem Förderfonds der Schweizer Migros-Gruppe, "Make Furniture Circular" gegründet.
Die Initiative unterstützt Unternehmen in den Bereichen Büromöbel und Matratzen dabei, über die Herstellung eines Produkts hinauszudenken, unter anderem indem sie im Rahmen von Pilotprojekten die Entwicklung innovativer Produkte begleiten oder verschiedenen Akteuren die Möglichkeiten zu einem intensiven Austausch bieten. Das Ziel dabei ist, den Ressourcenverbrauch zu verringern sowie Wiederverwendung oder -verwertung stärker zu etablieren, damit sich die Branche Richtung Kreislaufwirtschaft entwickelt.
aus
Haustex 12/21
(Wirtschaft)