Südbund Einkaufsverband für Heimtextilien eG

"Digitale Lösungen sind ein Schwerpunkt"


BTH Heimtex: Herr Kurringer, wie steht der Südbund zum Auftakt des 90. Jubiläumsjahres da?

Klaus Kurringer: Wir konnten in den letzten beiden Jahren sehr gute Geschäfte machen. Unsere Raumausstatter waren bestens ausgelastet. Der Umsatz wird ein paar Prozent über dem von 2020 liegen - und das war ja schon ein sehr gutes Jahr mit rund 62,2 Mio. EUR.

Das Genossenschaftsmodell ist absolut zukunftsgerichtet, da bei dieser Gesellschaftsform nicht der Einzelne, der Unternehmer, im Vordergrund steht, sondern die Mitglieder. Das Raumausstatterhandwerk wird weiterhin gut aufgestellt sein, denn fast jeder Auftrag ist eine individuelle Sonderanfertigung mit Montage vor Ort. Diese Leistungen können reine Internet-Händler nur schwer erbringen.

Welche Aufgaben will der Verband in der kommenden Dekade verstärkt anpacken?

Digitale Lösungen sind für den Südbund ein ganz großer Schwerpunkt. Unsere hausinterne Full-Service-Werbeagentur kann die Raumausstatter dabei unterstützen. Denn die Fachgeschäfte müssen sich hybrid aufstellen: digital und stationär. Das operative Geschäft beherrschen sie ja perfekt. Aber es gehört heute auch dazu, dem Endverbraucher mehr digitalen Service anzubieten, zum Beispiel Beratungstermine online zu vereinbaren. Zunächst müssen die Häuser aber im Internet gefunden werden, über ihre Webseite oder die Präsenz in den Sozialen Medien.

Mit einer gut gestalteten Internetseite kann das Fachgeschäft punkten

Allerdings reicht ein reiner Onlineauftritt mit 360°-Panorama auf der Webseite nicht. Deshalb sollte es weiterhin einen Showroom geben, der vor Ort sichtbar ist - aber dieser Showroom wird kleiner. Produkte und Qualitäten müssen teilweise erfühlt werden. Negativ sehe ich übrigens die Musterbestellungen im Internet. Die Lieferung per Paketdienst ist doch nicht nachhaltig.

Es werden hauptsächlich die Häuser erfolgreich sein, die regelmäßig investieren, in den Ladenbau, in Digitaltechnik und Nachhaltigkeit. Der Raumausstatter sollte im Idealfall nicht nur ökologische Produkte verkaufen, sondern auch Nachhaltigkeit im Geschäftsalltag vorleben, zum Beispiel mit einem Elektroauto oder einer Solaranlage auf dem Dach.

Was glauben Sie: Wie werden sich der Verband und die Branche 2032 zum 100. Geburtstag vom Südbund präsentieren?

Raumausstatter werden in zehn Jahren in der Außenwirkung sogar stärker sein als heutzutage. Sie bieten eine Leistung, die immer gebraucht wird und können deshalb hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Das Cocooning, die Arbeit im Home Office und nachhaltige Produkte werden Standard sein - alles professionelle Betätigungsfelder für die Branche.

Ich bin mir jedenfalls ganz sicher, dass der Südbund 2032 ähnlich groß sein wird - vielleicht auch einen Tick größer als bisher. Nicht alle Raumausstatter sind ja in Verbänden. Doch immer mehr werden sich einem Verband als Mitglied anschließen, weil es für ein einzelnes Geschäft ohne Unterstützung zunehmend schwerer wird, sich dauerhaft am Markt gegen die großen Anbieter zu behaupten.
aus BTH Heimtex 02/22 (Wirtschaft)