Sika übernimmt ehemaliges BASF-Bauchemiegeschäft
Akquisition in Milliardenhöhe
In der Bodenbranche steht eine Milliarden-Übernahme bevor: Sika wird die MBCC Group mit dem ehemaligen Bauchemiegeschäft der BASF-Gruppe erwerben. Die Schweizer unterzeichneten dafür eine Vereinbarung mit einer Tochtergesellschaft des Finanzinvestors Lone Star Funds.Mit der MBCC Group möchte Sika einen weltweit tätigen Anbieter von bauchemischen Produkten erwerben. Der Kaufpreis beläuft sich laut der MBCC Group auf 5,5 Mrd. CHF (umgerechnet 5,2 Mrd. EUR). Die Übernahme erfolgt vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen. Sika ist überzeugt, alle Genehmigungen zu erhalten und wird dazu eng mit den Behörden zusammenarbeiten. Der Abschluss der Akquisition wird für die zweite Hälfte des Jahres 2022 angestrebt.
Zur MBCC Group mit Hauptsitz in Mannheim gehören bekannte Marken wie Thomsit und PCI, aber auch Master Builders Solutions, Thermotek, Wolman, Colorbiotics und Watson Bowman Acme. Die Gruppe ist im Geschäftsfeld von Bausystemen und Zusatzmitteln tätig. Rund 7.500 Mitarbeiter sind an mehr als 130 Betriebsstätten in über 60 Ländern für das Unternehmen im Einsatz. Im Jahr 2021 soll ein Nettoumsatz von voraussichtlich 2,9 Mrd. CHF (2,7 Mrd. EUR) erzielt werden.
Die Transaktion soll die Wachstumsstrategie von Sika nochmals beschleunigen. Die Schweizer erweitern das eigene Produkt- und Dienstleistungsangebot in den Geschäftsfeldern Bauchemie und Industrieklebstoffe durch das Portfolio der MBCC Group. Für das Jahr 2023 erwartet das gemeinsame Unternehmen einen Umsatz von mehr als 13 Mrd. CHF. Der Zusammenschluss schaffe ein ausgewogenes Produktportfolio, in dem Sika in allen Zielmärkten zwischen 1und 2 Mrd. CHF Umsatz erzielen möchte, teilte der Konzern mit.
Nachhaltigkeit
zeichnet beide Konzerne aus
Sika-CEO Thomas Hasler sagte zu der Akquisition: "Zwei Nachhaltigkeits-Champions bündeln ihre Kräfte. Sika ist Vorreiter für nachhaltige Lösungen in der gesamten Bauindustrie, für die MBCC Group ist Nachhaltigkeit ein ebenso zentraler Pfeiler des Geschäfts. Gemeinsam werden wir unser komplementäres Angebot an Produkten und Dienstleistungen über den gesamten Baulebenszyklus hinweg stärken. Mit unserem kombinierten Portfolio wollen wir nachhaltiges Bauen zum Wohl unserer Kunden, Mitarbeitenden, Aktionäre sowie künftiger Generationen ermöglichen und beschleunigen."
Und auch der CEO der MBCC Group, Dr. Jochen Fabritius, äußerte sich sehr erfreut: "Wir haben den perfekten Partner gefunden, der unsere Werte teilt. Sika steht für Unternehmergeist, eine profitable Wachstumsstrategie und umfassende Transaktionserfahrung. Unsere Produkte und Kompetenzen werden wieder Teil des Kerngeschäfts. Gemeinsam mit Sika wollen wir neue und spannende Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Wir sind ideal auf unser neues Kapitel vorbereitet."
Thomsit, Schönox, PCI und Sika unter einem Dach - kann das gut gehen?ein Kommentar von Christian Harder
Eine Nachricht wie ein Donnerhall: Sika kauft für mehr als 5 Mrd. EUR die MBCC Group und übernimmt unter anderem die Boden-Marken PCI und Thomsit von der "Heuschrecke" Lone Star. Damit verfügen die Schweizer künftig gleich über vier starke Marken: Sika selbst, Schönox, Thomsit und PCI. Bei der Markenvielfalt lacht das Herz eines jeden Vertrieblers. Aber was tun, wenn zwei Marken auf die gleiche Zielgruppe abzielen?
Blickt man in andere Branchen, so haben Akquisitionen durchaus dazu geführt, das die erworbenen Marken vom Markt verschwunden sind: Heute gibt es nur noch Tchibo, Eduscho ist tot. Wie können also Thomsit und Schönox nebeneinander bestehen, da sie doch beide auf das bodenverlegende Handwerk abzielen? Gelten Handwerker nicht als besonders markentreu? Meist heißt es nach Übernahmen am Anfang: Alles bleibt so, wie es ist. Aber soll der Chef eines verlegenden Handwerksbetriebs künftig jeweils Besuch von einem Thomsit- und einem Schönox-Außendienstler erhalten? Wohl kaum. Dann bleibt eigentlich nur noch eine Anpassung des Vertriebswegs: eine Marke für den Bodenbelags-Großhandel, eine für den Maler-Großhandel.
Mit der Integration von akquirierten Marken hat ein anderer Bauchemie-Wettbewerber durchaus differenzierte Erfahrungen gemacht. Im Ergebnis sind sicherlich viele Ulmer froh, eine sehr große Bandbreite in der Bodenwelt anbieten zu können. Der Weg zur kompletten Integration war durchaus lang und steinig. Unterm Strich ist die Markenvielfalt ja durchaus erfolgreich, wenn man die Wirtschaftsmeldungen verfolgt. Ganz sicher ist eines: Bei einer Investitionssumme von mehr als 5 Mrd. EUR dürfte die Erwartungshaltung auf Seiten von Sika recht ambitioniert sein. Wie heißt es so schön: Wir werden die Marken-Integration interessiert verfolgen.
aus
FussbodenTechnik 01/22
(Personalien)