Fünf Fragen an Object Carpet-Geschäftsführer Daniel Butz

"Wir sind an den Meinungen der Verleger interessiert"


FussbodenTechnik: Herr Butz, das Ziel von Object Carpet lautet, bis 2024 nur noch zirkuläre Produkte auf den Markt zu bringen. Sie recyceln bereits Produktionsabfälle und Verschnittreste. Was sind die Herausforderungen, die bis 2024 vor Ihnen liegen und wie erreichen Sie Ihre Ziele?

Daniel Butz: Einer unserer Grundsätze "Designed for Recycling" sagt aus, langfristig den größtmöglichen Nutzen für Mensch und Umwelt zu schaffen. Denn wir sind überzeugt, dass die Produkte von Grund auf so konzipiert sein müssen, dass sie im besten Fall unendlich oft recycelt werden können. Darauf konzentrieren wir uns im ersten Schritt. Aktuell fahren wir Versuche und Testings für ein neues zirkuläres Produkt. Verschiedene Garne, Träger und Rückenbeschichtungen werden auf Herz und Nieren geprüft. So sammeln wir Erfahrungswerte, um die neuen Maschinen und Technologien zu verstehen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dazu gehört unter anderem auch, dass Produkteigenschaften geprüft und zertifiziert werden. Und ganz nebenbei organisieren wir noch den 50-jährigen Geburtstag unseres Unternehmens in 2022.

FT: Beim Recycling von Bodenbelägen geht es häufig darum, dass man sortenreine Materialien einsetzt, um diese beim Recycling nicht aufwendig trennen zu müssen. Wie ist die Situation bei Teppichflliesen? Auf welche Rohstoffe und Materialien setzt Object Carpet?

Butz: Ja, absolut richtig. Hier haben wir bereits enorme Vorteile, da wir seit 2017 kein Bitumen, Latex oder PVC mehr in den Teppichfliesen haben, sondern unsere innovative Welltex-Rückenbeschichtung. Daher ergeben sich viel bessere Recycling-Voraussetzungen. Wir recherchieren und entwickeln aktuell sehr viel, um die Inhaltsstoffe und Bestandteile noch mehr zu reduzieren. Bezüglich Materialien prüfen wir aktuell auch Polyester und setzen grundsätzlich auf Polyamid 6 und Polyamid 6.6.

FT: Wie motiviert Object Carpet Bodenleger und Objekteure, damit diese Sie bei Ihren Recycling-Ambitionen unterstützen und Verschnittreste auch tatsächlich wiederverwendet werden?

Butz: Es geht nur gemeinsam! Wenn alle zusammenarbeiten, bedeutet das eine Win-Win-Situation für alle. Wer Müll reduzieren und Materialien wiederverwerten will, muss das Handling und den Prozess so einfach wie möglich gestalten. Im Moment läuft über unserem Außendienst eine Umfrage mit Verlegern, um Meinungen bezüglich der Realisierbarkeit einzuholen. Darüber hinaus sind wir sehr an weiteren Marktmeinungen interessiert. Verleger können sich hierzu jederzeit gerne an uns per
E-Mail wenden unter recycling@object-carpet.com.

FT: Welche Rolle spielen Garne, die selbst bereits aus zumindest teilweise recycelten Materialien bestehen? Bei textilen Kleidungsstücken ist dies gerade ein großer Trend, sogar bei Sneakern.

Butz: Unsere Produkte aus recycelten Materialien herzustellen ist für uns schon eine Selbstverständlichkeit. Wir haben dies schon sehr früh seit 2011 umgesetzt und realisieren 85 % unserer Produkte aus recyceltem Garn, z. B. Econyl, das aus Plastikabfällen, Produktionsresten und recycelten Fischernetzen besteht. In unseren Kollektionen Freestile und Rugxstyle kommt außerdem recyceltes PET zum Einsatz.

FT: Im Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB) bemühen sich die Mitglieder unternehmensübergreifend, ein Recycling von Bodenbelägen zu organisieren. Ist so etwas für textile Bodenbeläge auch denkbar? Welche Vorteile hat der singuläre Weg, den Object Carpet eingeschlagen hat?

Butz: Ein solches Projekt funktioniert nie ganz alleine. Deshalb arbeiten wir auch mit weiteren Institutionen, Prüflaboren und Herstellern, Partnern und anderen Technologieunternehmen zusammen. Wir sind Mitglied in verschiedenen Arbeitskreisen wie dem Renewtex, dem Heimtextilienverband oder der GUT. Uns alle verbindet das gemeinsame Ziel "Designed for Recycling".

Andererseits gehen wir bei einigen Schritten auch alleine voraus. Object Carpet hebt sich von vielen anderen Herstellern dadurch ab, dass wir bereit sind, im großen Ausmaße in die Zukunft zu investieren. Denn wir sind der Überzeugung: Es lohnt sich.


Daniel Butz - zur Person, Geschäftsführer

Daniel Butz ist Geschäftsführender Gesellschafter des textilen Fliesenspezialisten Object Carpet. Gemeinsam mit den Geschäftsführern Lars Engelke, Marc Kaminski und Oliver Koskant leitet er die Geschicke des Familienunternehmen aus dem baden-württembergischen Denkendorf in der zweiten Generation.
aus FussbodenTechnik 01/22 (Wirtschaft)