Digitale Knauf Compound Veranstaltung
Rohstoffsicherheit fest im Blick
Knauf informierte Ende Oktober 2021 Estrichleger und industrielle Weiterverarbeiter aus dem In- und Ausland über neue Herausforderungen der Estrich-Bindemittel- und Compound-Technologie. Im Rahmen der digitalen Compound Veranstaltung verfolgten mehr als 60 Teilnehmer die kompakten Fachvorträge zu aktuellen politischen und rohstoffrelevanten Themen.Estrichleger und industrielle Weiterverarbeiter, die selbst Estrichmischungen für das Objektgeschäft herstellen, vertrauen seit langem auf Knauf-Bindemittel. Die auf der Basis von thermischem Anhydrit oder Alphahalbhydrat hergestellten Produkte werden von Knauf unter der Marke K-Sentials vertrieben. Sich ändernde politische Rahmenbedingungen und eine speziell durch den anstehenden Kohleausstieg beeinflusste Situation beim Rohstoff Gips, stellen Hersteller sowie Anwender gipsbasierter Bindemittel künftig vor neue Herausforderungen. Wie gut sich Knauf und seine Partner auf die neue Situation vorbereiten und einstellen, wurde im Rahmen der Knauf Compound-Veranstaltung deutlich.
Janis Natzke, Leiter der Sparte Boden und Bindemittel bei Knauf, konnte zu dem digital durchgeführten Event mehr als 60 Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern begrüßen. "Knauf freut sich sehr, neben dem stets stattfindenden individuellen 1:1-Kontakt wieder in den übergreifenden Austausch mit seinen nationalen und internationalen Bindemittel-Kunden zu treten. Auch wenn es diesmal nur in digitaler Form möglich ist, ist es uns wichtig, unsere Partner über aktuelle Entwicklungen am Markt zu informieren und den engen Austausch zu haben", betonte Natzke die Bedeutung der Veranstaltung.
Vor allem der anstehende Ausstieg aus der Kohleverstromung und der damit verbundene Wegfall des wichtigen Rohstoffs REA-Gips wird neue Strategien bei der Versorgung mit Gips und gipsbasierten Bindemitteln erfordern. Der aus der Rauchgasentschwefelung in Kohlekraftwerken gewonnene Sekundär-Rohstoff ist heute noch die wichtigste Rohstoffquelle für die Gips- und Bindemittelindustrie.
Christopher Dürr, Leiter Politik bei Knauf, skizzierte die aktuelle und die zu erwartende Situation bei der Rohstoffversorgung mit Gips vor dem Hintergrund der Ergebnisse der jüngsten Bundestagswahl: "Das Abschalten der Kohlekraftwerke bis voraussichtlich 2038 stellt die Branche vor große Herausforderungen." Verschärfungen der Klimaschutzvorgaben sowie steigende Preise für CO
2-Zertifikate können nach seiner Einschätzung dafür sorgen, dass sich das Angebot an REA-Gips schon früher verknappe. Auf der anderen Seite sei in den kommenden Jahren mit einem steigenden Bedarf an Gips und Bindemitteln zu rechnen, wie Dürr anschaulich aufzeigte.
Naturgips wird REA-Gips ersetzen
"Decken lässt sich der Bedarf künftig nur durch den verstärkten Einsatz von Naturgips. Das Recycling von Gips bietet zum jetzigen Zeitpunkt noch keine ausreichende sowie alleinige Alternative", sagte Dürr. Knauf stelle sich jedoch seiner Verantwortung und arbeite verstärkt daran, das Thema Gipsrecycling voranzutreiben. Christopher Dürr sieht Knauf optimal auf die veränderte Situation vorbereitet: Das Unternehmen werde seinen Kunden auch künftig Rohstoffsicherheit bei gleichbleibender Produktqualität bieten.
Die Konsequenzen der Umstellung von REA-Gips zu Naturgips für die Bindemittel-Produktion erläuterte Dr. Matthias Büttner, Leiter Forschung und Entwicklung für Fließestrich und Bindemittel. Zwar sei der Gips aus der Rauchgasentschwefelung aus chemischer Sicht identisch mit dem aus der Natur, erklärte der Estrich- und Bindemittel-Experte - dennoch müssen die Herstellungsprozesse, u. a. in Form zusätzlicher Investitionen und Rezepturen, auf die Rohstoffe aus unterschiedlichen Quellen stetig angepasst werden. Die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei Knauf sichere dabei eine gleichbleibend Produktqualität bei Estrichen und Bindemitteln.
Drohen Preiserhöhungen?
FussbodenTechnik hakte bei den Verantwortlichen nach, ob der kommende Wechsel von REA-Gips auf Naturgips Preiserhöhungen für die Estrichbindemittel zur Folge haben werde. Janis Natzke sagte dazu: "Es werden sich durch den Ausstieg aus der Kohleverstromung erhebliche Lücken in der Gipsversorgung der Baustoffindustrie ergeben. Eine derartige Verknappung, soweit sie nicht durch die Erschließung neuer Naturgipsvorkommen kompensiert wird, führt bei gleichbleibend hoher Nachfrage zweifelsohne dazu, dass sich Preisstellungen verändern."
Der Knauf Boden- und Bindemittel-Verantwortliche erläuterte weiter: "Dies ist übrigens auch bereits heute der Fall, da beispielsweise die Sicherung der REA-Gips-Mengen bis Laufzeitende eines Kraftwerks mit zum Teil deutlich erhöhten Kosten einhergeht." Besonders wichtig ist Natzke das vorausschauende Agieren: "Die wichtige Botschaft jedoch ist, dass wir bei Knauf sowohl verfahrens- als auch versorgungstechnisch in Vorleistung gehen und die nötigen Maßnahmen in Angriff genommen haben, um auch nach der Abschaltung der Kohlekraftwerke unsere Partner mit Knauf Compounds beliefern zu können."
Smarte Sand-Logistik
Neue Wege bei der Schüttgutlogistik stellte Gerrit Kisters von Schüttflix vor. Das 2018 gegründete Gütersloher Startup-Unternehmen hat eine App entwickelt, über die Produzenten, Lieferanten und Anwender ihre Schüttgutlieferungen schnell und einfach abwickeln können. Über die digitale Plattform können von der Bestellung über das Live-Tracking, den metergenauen Abladeort bis hin zur Bezahlung alle Prozesse digital und transparent abgebildet werden. Das Tool hilft, Logistikabläufe deutlich effizienter zu machen. Knauf und Schüttflix haben mit ihrer Kooperation das Ziel, Knauf Bindemittel-Kunden in der zur Estrichmischung notwendigen Sandbeschaffung zu unterstützen sowie die Versorgungssicherheit und -wege zu verbessern.
aus
FussbodenTechnik 01/22
(Marketing)