FEP: 45. Parkettkongress in Athen

"Die Interessen der europäischen Parkettindustrie schützen"

Die Freude über das persönliche Treffen prägte den 45. Parkettkongress der FEP in Athen. Auch die positive Entwicklung der europäischen Parkettmarktes trug zur Hochstimmung bei. Zum ersten Mal leitete der neue Präsident Lorenzo Onofri die Veranstaltung. Vorgänger Lars Gunnar Andersen wurde am Gala-Abend für seine Verdienste um die FEP gewürdigt. Viel beachtet und viel diskutiert wurde die Analyse des weltweiten Rohstoffmarktes von Jean-François Gilbert (French Timber). | Aus Athen berichtet Claudia Weidt

Nachdem die FEP-Generalversammlung im Sommer 2021 noch online durchgeführt worden war, fand der 45. Parkettkongress des Verbandes im Oktober kurz vor dem Aufbäumen der vierten Corona-Welle als Präsenzveranstaltung in Athen statt. Allenthalben war die Erleichterung und Freude darüber zu spüren, sich endlich wieder persönlich austauschen zu können.

Das Programm spannte einen weiten Bogen vom traditionellen Bericht über Initiativen und Erfolge des Verbandes, einen Überblick des nordamerikanischen Parkettmarkts, nachhaltige Produktlösungen von Fördermitgliedern bis hin zur Real Wood-Kampagne sowie nationalen Marketingaktivitäten pro Parkett. Für reichlich Gesprächsstoff sorgte Jean-François Gilbert von French Timber, der in seinem vielbeachteten Vortrag ein ebenso detailliertes wie delikates Bild des weltweiten Rohstoffmarktes zeichnete - ohne ein "Happy End" aufzuzeigen.

Denn die Rohstoffversorgung ist eines der Themen, das die Branche künftig am meisten beschäftigen wird. Der europäische Parkettmarkt selbst sei seit 2016 relativ stabil, sagte FEP-Geschäftsführerin Isabelle Brose, in der ersten Jahreshälfte erhielt er sogar deutlich Aufwind durch den Renovierungboom. Es werde auch weiteres, allerdings schwächeres Wachstum erwartet, da die Verbraucher allmählich wieder in andere Bereiche investierten als das eigene Zuhause.

Der positiven Marktentwicklung stehen allerdings Engpässe auf der Rohstoffseite gegenüber. Deren Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit sei nach wie vor kritisch, konstatierten Brose und der neue FEP-Präsident Lorenzo Onofri, Geschäftsführer des italienischen Parkettproduzenten Stile. Und es sei nicht zu erwarten, dass sich die Lage vor dem Frühjahr 2022 stabilisiert. "Logistik und Frachten sind ebenfalls ein Problem." Zudem verschärfe sich der Mangel an Fachkräften für die Herstellung und Verlegung von Parkett.

Onofri sieht die Branche vor großen Herausforderungen. Eine stellt sich gleich zu Jahresanfang 2022, wenn die Holz-Exportbeschränkungen aus Russland wirksam werden. Einige der größten Eichenvorkommen Russlands befinden sich entlang der Grenze zu China, daher werde China besonders betroffen sein und auf andere Länder ausweichen - wie übrigens bereits dieses und letztes Jahr geschehen. Darauf ging auch Gilbert in seinen Ausführungen ein. Da kommt also künftig einiges auf die europäische Parkettindustrie zu. Onofri rief die FEP-Mitglieder eindringlich dazu auf, enger zusammen zu stehen und zu arbeiten und mehr Informationen zu teilen, um ihre Interessen und die der europäischen Wirtschaft zu schützen.

2022 trifft sich die FEP - hoffentlich wieder in Präsenz - in Deutschland: Die 65. Generalversammlung und der 46. Parkettkongress sind vom 9. bis 10. Juni 2022 in Hamburg geplant.


Europäische Parkettmärkte im ersten Halbjahr 2021

Deutschland: Hierzulande notierte der Parkettabsatz per 30. Juni 2021 mit einem Plus zwischen 8 und 10 % im Vergleich zum Vorjahr. Im dritten Quartal flachte der Verbrauch etwas ab. Die Rohstoffverfügbarkeit ist ein Problem.

Österreich: Der Parkettverbrauch in der Alpenrepublik ist in der ersten Jahreshälfte um 10 % nach oben geschossen; in der zweiten hat sich die Entwicklung verlangsamt, bleibt aber positiv. Die Verfügbarkeit von Eiche und Fichte ist ein wichtiges Thema.

Schweiz: Der Markt ist im ersten Halbjahr 2021 um 9,6 % gewachsen; allerdings ist eine Prognose schwierig, wie lange dieser Aufschwung anhalten wird.

Frankreich: Der Markt verzeichnet in den ersten sechs Monaten 2021 einen zweistelligen Zuwachs gegenüber 2020, gegenüber 2019 immerhin noch +5 %. Eine der Triebfedern der Nachfrage ist das DIY-Geschäft.

Schweden: Der Parkettabsatz hat per 30. Juni 2021 zweistellig zugelegt, resultierend aus einer hohen Renovierungsrate. Aber allmählich investieren die Verbraucher wieder in andere Bereiche. Auch im Neubau kommt es zu Verzögerungen, weil es an Beton mangelt.

Nordischer Cluster (Dänemark/Norwegen/Finnland): Hier ist die Entwicklung ähnlich wie in Schweden, mit einer immer noch guten Nachfrage, die auch in den nächsten Monaten stabil bleiben dürfte.

Italien: Der Markt wuchs im ersten Halbjahr um 6 bis 7 %, getrieben vor allem durch die Renovierung. Die Versorgungslage mit Holz ist kritisch.

Kroatien: Der Parkettmarkt erholt sich, die Investitionen steigen, die Nachfrage nach Neubauten nimmt zu.

Spanien: Der Markt ist stabil, mit geringen Im- und Exportströmen und leidet unter Engpässen bei Rohstoffen und Arbeitskräften.


Vincent Montpetit, QWEB
Zahlen und Fakten zum nordamerikanischen Parkettmarkt


Vincent Montpetit, der seit 2019 beim kanadischen Quebec Wood Export Bureau, QWEB, die Sparte Parkett und Bodenbeläge verantwortet, gab einen Einblick in die Parkettmärkte in USA und Kanada.

Danach erreichte der Parkettumsatz in den USA 2020 rund 3,5 Mrd. USD, etwa 3 Mrd. EUR, das entspricht 13,2 % des Gesamtumsatzes mit Bodenbelägen - damit ist der Parkettanteil deutlich höher als in Europa, mehr als doppelt so viel. Der Markt verschiebt sich zunehmend in Richtung Mehrschichtparkett: Es kommt inzwischen auf einen Anteil von 57,2 %, während Massivparkett auf 42,8 % zurückgefallen ist. Den Anteil der heimischen Produktion bezifferte Montpetit auf 62 %.

China, jahrelang ein wichtiger und großer Parkettlieferant für die USA, sei infolge des Zollkriegs zwischen den beiden Ländern regelrecht abgestürzt: 2019 schrumpften die chinesischen Importe um 45 %, 2020 verringerten sie sich um weitere 26 %. Dafür schossen in den letzten fünf Jahren die Importe aus Vietnam um 40 % nach oben, die Einfuhren aus Kambodscha vervielfachten sich um +700 %. Allerdings müsse man dazu wissen, dass hinter den dortigen Unternehmen zumeist chinesische Betreiber stehen, offenbarte Montpetit.

Bei den Holzarten ist die Dominanz der Eiche nicht ganz so ausgeprägt wie in Europa: Weißeiche kommt auf 35 % Anteil, Roteiche auf 20 %, Ahorn auf 11 %, die restlichen 34 % verteilen sich auf andere Holzarten.

Der kanadische Parkettmarkt ist laut Montpetit stabil, es gebe keine Engpässe in der Holzversorgung, die Auftragsbücher seien voll. Wobei auch in Kanada die Preise angezogen haben, "im Schnitt um 48 %".

Weil die nordamerikanischen Märkte riesig und noch aufnahmefähig seien, konzentrierten sich die kanadischen Hersteller auch weitgehend darauf und hätten kaum Exportbestrebungen.

Als "die wahre Herausforderung" in den USA bezeichnete Montpetit den rasanten Aufstieg der Designbeläge, die jeder anderen Produktkategorie Marktanteile abnähmen. Noch 2002 dümpelte der LVT-Umsatz um 1,8 Mrd. USD herum, um dann ab 2012 Fahrt aufzunehmen: 2017 waren es 4,4 Mrd. USD, für 2021 wird er auf 7,9 Mrd. USD geschätzt, für 2026 werden 11,7 Mrd. USD prognostiziert. Getrieben würden weitere Zuwächse durch technologische Weiterentwicklungen, etwa optimierte Wasserresistenz und neuartige Träger-Optionen wie SPC und mineralische Werkstoffe.

QWEB hat eine Studie beauftragt, die die Kosten von Parkett und LVT über deren gesamten Lebenszyklus ermitteln sollte. Danach bezeichnete Montpetit Parkett als "Soft winner", da "nachhaltig, ökologisch und werthaltig" und LVT als "Strong Winner" aufgrund seiner Kostenvorteile.


French Timber: Jean-François Gilbert über die weltweite Rohstoffsituation

Jean-François Gilbert von French Timber beleuchtete weltweit die Rohstoffsituation und -ströme mit besonderem Blick auf Eiche und Nadelhölzer. Die Eiche dominiert seit Jahren mit Abstand den internationalen Parkettmarkt, ist aber auch von anderen Branchen begehrt. Das drückt die Verfügbarkeit und lässt die Preise explodieren. Nur ein Beispiel: In Frankreich sind die Auktionspreise für Eichenrundholz innerhalb eines Jahres um bis zu 40 % nach oben geschossen. Für eine zusätzliche Verschärfung sorgen wirtschaftspolitische Auseinandersetzungen wie der Handelskrieg zwischen den USA und China, der chinesische Importeure auf andere Lieferländer wie Frankreich und Deutschland ausweichen ließ.

Anfang 2022 wird sich die Lage noch weiter zuspitzen, weil dann in Russland ein Exportverbot für Nadelrundholz und hochwertige Laubrundhölzer in Kraft tritt, um die heimische holzverarbeitende Industrie zu stärken. 2020 hatte Russland 15 Mio. fm Rundholz exportiert, das sind rund 12 % des weltweit gehandelten Volumens - und davon gingen gut 30 % nach China. Wenn diese Quelle versiegt, wird sich China in der Folge auf anderen Märkten um Rundholz bemühen... was diese Entwicklung für die europäische Parkettbranche bedeutet, fasste Gilbert abschließend zusammen:
Die Nachfrage nach Nadelholz wird bis zum zweiten Quartal 2022 stark und die Preise werden entsprechend hoch bleiben.
Eichenrundholz wird in Europa weiterhin knapp sein, die Preise für Eichenrundholz werden weiter anziehen.
Die Parkettindustrie ist nach der Fass- und Furnierbranche der wichtigste Abnehmer von Eiche.
Aufgrund des hohen Preisniveaus werden andere Branchen wie Bahn, Holz im Garten u.a. auf Substitute ausweichen.
Es gibt keine unmittelbare europäische Antwort auf die aktuelle Eichenkrise mit China.

Gibt es einen Ausweg? Laut Gilbert nicht wirklich. Lösungen, zum Beispiel in Form von anderen Holzarten seien nicht einfach, da kein Hartholz so reichlich vorhanden ist wie Eiche. "Also müssen wir anfangen, den Kunden offen darüber aufzuklären, was an Eichenprodukten künftig verfügbar ist, betreffend Farben, Ästen, Formaten."
aus Parkett Magazin 01/22 (Wirtschaft)