GD Holz: 16. Branchentag Holz als Präsenzveranstaltung in Köln
"Der direkte Austausch ist durch nichts zu ersetzen"
Der Branchentag Holz 2021 in Köln war eins der ersten großen Präsenz-Events in der vierten Corona-Welle und auch eins der letzten, denn zahlreiche Folgeveranstaltungen wurden abgesagt. Über 2.600 Besucher und 130 Aussteller in der Domstadt machten deutlich: die Branche sehnt sich wieder nach persönlichem Austausch. | Vom Branchentag Holz berichten Claudia Weidt und Imke Laurinat"Menschen machen die Geschäfte" - das gilt für die Holzbranche in besonderer Weise, wie der Branchentag Holz Anfang November 2021 in Köln bewies. Bei den 130 Ausstellern - einigen weniger als beim letzten Branchentag vor zwei Jahren - und den 2.600 Besuchern - einigen mehr als 2019 - war klar zu spüren, wie sehr der persönliche Kontakt seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie gefehlt hat. Freudige Begrüßungen, intensive Gespräche, Plaudereien auf dem Gang unterstrichen, was Meisterwerke-Marketingleiter Jörg Peterburs stellvertretend für viele sagte: "Der direkte Austausch mit unseren Kunden ist durch nichts zu ersetzen."
Produktneuheiten waren eher rar gesät (die interessantesten lesen Sie bitte ab Seite 76), dafür gab es die ein oder andere Neuigkeit aus der Branche. So traf Parkett Magazin in Köln beispielsweise Andreas Ridder. Der langjährige Holzland-Geschäftsführer war 2019 als Vorstandsvorsitzender zu Nordwest Handel gewechselt, hatte dort aber im April 2021 um die Auflösung seines eigentlich bis Juli 2022 laufenden Vertrages gebeten. Ridder verfügt immer noch über beste Verbindungen und fühlte sich auf bekanntem Terrain sichtlich wohl. Und noch ein bekanntes Gesicht war in neuer Mission unterwegs: Guido Reibel, bis Herbst 2020 Geschäftsführer Vertrieb bei Bauwerk Deutschland, ist nach einem Abstecher in die Fensterindustrie nun im Handel angekommen: Er arbeitet sich als Nachfolger von Heinz-Uwe Maaß ein, Bereichsleiter Holz, Ein- und Verkauf bei der Bünder-Gruppe in Euskirchen.
Alternative Formate zur Landhaudiele...
Auch wenn es auf Produktseite wenig Neues gab, ließen sich doch einige Trends ausmachen, zum Teil resultierend aus bzw. befeuert von der Pandemie und ihren Auswirkungen. So sieht man etwa im Parkettbereich alternative Formate zur klassischen Landhausdiele, die bislang nicht groß genug sein konnte. Neu sind Multibond- und Multiplank-Optiken - einschichtig, zweischicht, dreischichtig - , die verschiedene Stabbreiten und -längen kombinieren (Admonter, Parador) und elegante Schmaldielen (Kährs).
...und Alternativen zum klassischen Parkett
Auftrieb erhalten die ressourcenschonenden Woodpowder-Böden: Välinge, dessen eigene Produktion inzwischen läuft, pusht seine Woodura-Range, die Meisterwerke haben ihr Lindura-Sortiment komplett überarbeitet. Das Wood Powder wurde optimiert und farblich mehr an die Furnieroberfläche angepasst, die Oberfläche ist stärker strukturiert und wird bis tief in die Pore lackiert und im Frühjahr kommt ein neues Fischgrät-Format ohne A- und B-Elemente.
"Lindura ist das Zukunftsprodukt", ist Meister-Geschäftsführer Ludger Schindler mit Blick auf dessen natürliche Anmutung, positive technische Eigenschaften und Nachhaltigkeit überzeugt. Im Holzhandel trifft Lindura auf ein positives Echo - "ein spannendes Produkt", sagte eine der Branchengrößen in Köln, "wenn auch erklärungsbedürftig". Ter Hürne hat eine Neuentwicklung in der Richtung für Anfang 2022 angekündigt und es heißt, dass auch einer der führenden europäischen Parketthersteller etwas Ähnliches in der Pipeline habe.
Verschiedene Modelle für Produktrecycling
Und das Thema Recycling nimmt Fahrt auf - langsam noch, aber es könnte im Zuge der zunehmenden Ansprüche an Nachhaltigkeit und vor allem auch den EU-Bestrebungen um kreislauffähige Produkte überraschend an Dynamik gewinnen. KWG wirbt zusammen mit seinem Produktpartner, der Schweizer Innovationsschmiede Lico, für das "2nd Life"-Konzept: Gebrauchte Böden (Kork und Mineraldesign) werden beim Handel abgeholt, abgeschliffen, neu bedruckt, beschichtet und profiliert. Das Resultat ist ein neuwertiges Produkt in neuer Optik, nur mit leicht geänderten Abmessungen. Der abgeschliffene Kork wird granuliert und neu verwendet, der Abschliff von der Trägerplatte thermisch verwertet. Auch andere Lico-Partner bieten das an.
Die Meisterwerke nehmen von ihren Meisterdesign-Böden Verlegereste und demontierte Elemente am Ende des Produktlebenszyklus zurück und garantieren das Recycling der Produkte in einem geschlossenen Kreislauf.
Novo-Tech hat ein Nießbrauchskonzept mit Nutzungsvertrag für seine GCC-Terrassendielen aus Holzverbundwerkstoffen entwickelt. Der Vertrag garantiert Terrassenbesitzern eine 30-jährige Nutzung, nach deren Ablauf oder auch früher das Unternehmen das Material zurücknimmt und daraus neue Produkte produziert.
Und auch Coretec Floors nimmt seine gebrauchten Designböden zurück, lässt sie gründlich reinigen und stellt sie dann sozialen Einrichtungen zur Verfügung.
Beschaffung bleibt wohl noch
bis ins Jahr 2022 hinein schwierig
Ein allgegenwärtiges Thema auf dem Branchentag waren die Lieferengpässe und die Verteuerungen praktisch aller Rohstoffe und Produkte. Auch wenn sich bei einigen Sortimenten wie klassischen Holzbauprodukten die Versorgungslage etwas entspannt hat und die Preise entsprechen nachgegeben haben, wagt keiner belastbare Prognosen für die weitere Entwicklung an der Beschaffungsfront zu geben. Immer mehr glauben, dass die Lage bis in die zweite Jahreshälfte 2022 hinein schwierig bleibt und sich die Preise auf einem höheren Niveau einpendeln werden.
"Bauen mit Holz liegt im Trend" - und wird es bleiben
Wobei die Medaille zwei Seiten hat: Für den Holzhandel ist die Situation anstrengend und unberechenbar, doch konnte er in den ersten neun Monaten (Zahlen für das Gesamtjahr lagen zum Redaktionsschluss noch nicht vor, Anm.d.Redaktion) auch einen Umsatzzuwachs von 20 % erzielen, maßgeblich beeinflusst durch sehr starke Preiswirkungen wie auch eine sehr gute Nachfrage der Hauptzielgruppen. "Bauen mit Holz liegt im Trend", sagte GD Holz-Geschäftsführer Thomas Goebel auf der Pressekonferenz des Verbandes in Köln, "und dank günstiger Klimawirkungen von Holzprodukten wird sich daran in den nächsten Jahren wenig ändern."
Thema "Do it for me" kommt Großhandel zugute
Während der Großhandel deutlichen Aufwind spürte, unter anderem durch das Thema "Do it for me", wie GD Holz-Vorstandsvorsitzender Philipp Zumsteg (Carl Götz) anmerkte - "und dieser Trend wird sich fortsetzen" - büßte der Holzeinzelhandel 3 % an Umsatz ein.
In der Pandemie hat auch der B2C-Onlineverkauf zugenommen. Matthias Roeren (Holz-Roeren), stv. GD Holz-Vorsitzender: "Corona hat gezeigt, dass Online-Shops auch in unserer Branche funktionieren. Früher konnten wir uns nicht vorstellen, unsere Produkte online zu verkaufen."
Der Rohholzhandel berichtet von einem guten Absatz seiner Sortimente in einem "nur sehr schwer kalkulierbaren Beschaffungsmarkt." Das Geschäft der Holzimporteure litt unter erheblichen Preissprüngen beim Containerverkehr sowie deren mangelnder Verfügbarkeit. Der Markt sei grundsätzlich positiv, besorgt sind die Importeure jedoch über die anstehenden weitreichenden neuen Regulierungen aus Brüssel. So hat die EU-Kommission im Oktober Antidumping-Zölle in Höhe von bis zu 15,9 % auf den Import von Birkensperrholz aus Russland beschlossen. Der GD Holz steht Antidumping-Zöllen ablehnend gegenüber, weil "sie dem freien Markt und einer freien Preisbildung am Markt entgegenstehen" und in diesem speziellen Fall, weil die klagende Sperrholzindustrie Europas den hiesigen Bedarf gar nicht allein decken könne.
aus
Parkett Magazin 01/22
(Wirtschaft)