VdL
Lack- und Druckfarbenhersteller sind optimistisch
Die Branche erwartet für dieses Jahr ein Umsatzplus von 5 %. Bei Bautenanstrichmitteln endete die Sonderkonjunktur im DIY-Segment.
Nachdem die deutsche Farbenindustrie im ersten Corona-Jahr 2020 von einer Sonderkonjunktur profitierte, hat sie sich auch 2021 trotz stark gestiegener Rohstoffpreise und Lieferengpässen recht gut geschlagen. Wie Peter Jansen, Präsident des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL), bei der virtuellen Jahreswirtschaftskonferenz des Verbands sagte, ging im Inland zwar der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 5 % zurück. Trotzdem legte der Umsatz um 0,8 % auf 5,58 Mrd. EUR zu. Für 2022 erwartet Jansen sogar einen Umsatzanstieg um 5 % auf 5,85 Mrd. EUR. Auch die verkaufte Menge werde zulegen: um 1 % auf 1,6 Mio. t.
Handwerk an Kapazitätsgrenze
Bei Bautenanstrichmitteln zeigt sich ein Ende der durch Corona 2020 ausgelösten Sonderkonjunktur im DIY-Segment. Hier ging die Menge im vergangenen Jahr um 16 % zurück, im Profibereich um 2 %. "Im Handwerk wird an der Kapazitätsgrenze gearbeitet. Das gibt die künftige Marschrichtung vor", mahnte Jansen und bezifferte die durchschnittliche Preiserhöhung der Branchenprodukte auf 1,9 %. Insgesamt wird für 2022 eine Seitwärtsbewegung der Menge auf 856.000 t vorausgesagt. Damit liegt diese immer noch leicht über dem Vorkrisenjahr 2019. Der Umsatz mit Bautenfarben wird den Schätzungen zufolge um 3 % auf 1,9 Mrd. EUR nach oben gehen.
Der Verbrauch an Industrielacken stieg in der Menge leicht um 2 % und im Wert um 8 %. Im Sinkflug befanden sich mit -12 % Autoserienlacke. Ein Grund ist die gedrosselte Automobilproduktion. Positiv entwickelte sich dagegen der Absatz in den anderen Industriesektoren. In diesem Jahr wird mit einem weiteren Anstieg von 3 % bei den Industrielacken gerechneten, bei Autoserien um 6 %. Insgesamt prognostiziert der VdL ein Umsatzwachstum bei Industrielacken von satten 7 % auf 3,1 Mrd. EUR. Der Absatz von Druckfarben ging 2021 um 4 % auf 775 Mio. EUR zurück.
Optimistischer Blick nach vorn
Nach Angaben Jansens haben außer Rekordpreisen am Rohstoffmarkt und einem starken Dollar, erschwerte Lieferketten, Produktionsausfälle bei Pigmenten und Epoxidharzen sowie mangelnde Transportkapazitäten die Ergebnisse der Farbenhersteller im vergangenen Jahr gedrückt. "Am voraussichtlichen Ende der akuten Covid-19-Pandemie lässt sich wohl feststellen, dass die Farbenindustrie mit einem blauen Auge davongekommen ist und sich in Teilen sogar von der negativen Gesamtentwicklung abkoppeln konnte und jetzt insgesamt optimistisch nach vorne sieht", machte der Präsident deutlich.
VdL-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Kanert konzentrierte sich auf die politische Arbeit des Verbands, insbesondere mit dem Europäischen Green Deal. Er kritisierte den erheblichen Handlungs- und Erwartungsdruck auf Seiten der EU-Kommission. "Die Lack- und Druckfarbenindustrie ist wegen ihrer extremen Vielfalt der Produkte und Formulierungen insbesondere bei der neuen Chemikalienstrategie erheblich belastet. Alle Beteiligten sollten sich hier von wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht von politischen Absichten leiten lassen", appellierte Kanert an die Entscheidungsträger.
Der Hauptgeschäftsführer befürchtet, dass bei künftig weniger Rohstoffverfügbarkeit im Rahmen des Green Deal zahlreiche Rezepturen verändert werden müssten, um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Die Anpassung der Rezeptur mit Qualitätsprüfung dauere aber mindestens zwei Jahre.
Nach Auskunft Jansens haben mittelständische Hersteller von Bautenanstrichmitteln mehr als 1.000 Rezepturen. Die zu verändern erfordere einen großen Kraftakt. "Haben wir auch das Personal dafür im Labor?", fragte er. Jansen und auch Kahnert machten dennoch deutlich, dass die Farbenindustrie bereit sei, einen großen Beitrag zum Gelingen des Green Deals zu leisten.
Cornelia Küsel
aus
BTH Heimtex 03/22
(Wirtschaft)