Alligator im neuen Wohngebiet, Magdeburg
Nobles Wohnensemble mit rot-gelber Streifenfassade
Der Berliner Projektentwickler Goldmann Group hat aus denkmalgeschützten Backsteinensembles auf dem Areal der ehemaligen Magdeburger Kaserne Ravensberg zwei moderne Wohngebiete geschaffen. In den Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert waren einst Verwaltungsbüros und Dienstwohnungen der Preußischen Armee untergebracht. Das zweite Wohngebiet Virchow Quartier wurde im Sommer 2020 mit Hilfe von Produkten des Herstellers Alligator in Enger fertiggestellt. Es erhielt unter anderem eine Streifenfassade aus handgefertigten Meldorfer Flachverblendern.
Das "Virchow Quartier" beeindruckt durch seine klare Backstein- und Ziegelbauweise. Es besteht aus drei um einen Innenhof gruppierten Gebäuden mit aus roten und gelben Klinkern zusammengesetzten Fassaden. Die Wohnhäuser wurden mit Balkonen, Terrassen und Dachetagen aufgewertet. In beide Altbauten wurde eine Etage eingeschoben, und der Westbau erhielt zusätzlich ein Penthouse. Rasch waren die 73 Wohneinheiten verkauft.
Nach Umbau und Sanierung ist der architektonische Charme der von 1880 bis 1890 erbauten Häuser wieder erkennbar. Innen überzeugen sie durch hohen Wohnkomfort. Alle Wohnungen erhielten neue Holzfenster mit Isolierverglasung und Wärmeschutzverglasung rundum und Schallschutzverglasung zur Straße hin.
Bei Beginn des Aufbauprojekts standen vom stark zerstörten Ostflügel nur noch das Erdgeschoss und ein Teilstück des Turms. Im Rahmen des Wiederaufbaus wurde in den Ostflügel-Neubau ein Personenaufzug integriert, der bis zum fünften Stock führt, was bei den anderen Gebäuden wegen der Denkmalschutzauflagen nicht möglich war. Der Lift wurde eingebaut, weil der Ostbau mehr Etagen hat als die beiden anderen Baukörper. Durch die Wärmedämmung der Außenwände ist die Wohnfläche zudem etwas größer als in den Nachbarhäusern. Denn im denkmalgeschützten West- und Nordbau durfte die Dämmung nur von innen angebracht werden, wodurch die Wohnfläche schrumpfte.
Die Herausforderung aber bestand darin, den Neubau architektonisch so an die historischen Häuser anzupassen, dass der Ensemblecharakter erhalten blieb. Der Neubauteil wurde jedoch nicht an den Bestand angeglichen, sondern von den Altbauten abgegrenzt und als moderne Ergänzung kenntlich gemacht. Aber durch die Farbgebung und die Ziegelhaut des Neubaus wird der Bezug zu den historischen Fassaden hergestellt. So wirkt das Ensemble wieder geschlossen.
Ein Jahr lang waren zwölf Mitarbeitende des Magdeburger Familienunternehmens "Die Malerfüchse" mit den Innen- und Außenarbeiten am Ostflügel beschäftigt. Alligator-Fachberater Roberto Kassner hatte die Firma empfohlen, weil sie Erfahrung mit dem Verlegen von Meldorfer Flachverblendern hat. "Der Denkmalschutz hat uns die Farben vorgegeben", erzählt der Geschäftsführer der "Malerfüchse", Malermeister Robert Schütze. Sie wurden mithilfe alter Unterlagen und Farbproben rekonstruiert.
In der Schleswig-Holsteiner Manufaktur Original Meldorfer hatte Schütze an einem Verarbeitungskurs teilgenommen. Die von Hand angefertigten Verblender bestehen aus natürlichen Sanden, gemahlenen Steinen und mineralischen Füllstoffen, sind nur 4 bis 6 mm dick, aber genauso widerstandsfähig wie Vollsteine. Für die Flachverblender des "Virchow Quartiers" war das "Reichsformat" maßgebend.
Alle Flachverblender des Ostbaus wurden individuell angefertigt. Nachdem Schützes "Malerfüchse" die Fassade mit 160 mm Dalmatiner Fassadendämmplatte unter Verwendung von WVS-Mörtel von Alligator wärmegedämmt hatten, verarbeiteten sie die Meldorfer Flachverblender im Sonderton Gelb und Rot mit Meldorfer Klebemörtel in Farbreihen nach den zeichnerischen Vorgaben des Architektenbüros ABA Planungsgesellschaft. Linien und Bänder folgten und sorgen für eine spannende Fassadenbelebung.
Die Flachverblender sind leichter und schmäler als Backsteine und zudem preiswerter. Robert Schütze lobt: "Das Verblenden ging problemlos und klappte deutlich schneller als mit Backsteinen". Er findet, dass die neue Oberfläche ein bisschen brillanter als die historische wirkt.
In angenehmem Kontrast zu den roten und gelben "Original Meldorfern" sind Fensterrahmen und Balkone in Mausgrau gehalten, einige Nuancen heller als das Original. Auch die Farben für den Innenausbau hat der Denkmalschutz vorgegeben oder genehmigt. Die Wände im Hausinneren wurden mit Alligator Spritzspachtel grob geglättet, der Zwischenanstrich erfolgte mit Alligator Grundweiß. Zum Abschluss wurden sie mit Phönix Matt LEF in gebrochenem Altweiß gestrichen.
Die Original-Ziegel der historischen Fassaden des West- und Nordflügels wurden neu verfugt und gereinigt. Jetzt wirkt das Ensemble nobel und harmonisch.
aus
BTH Heimtex 03/22
(Referenz)