Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz
Studie: Digitalisierung verändert Malerhandwerk in rasantem Tempo
Der Bundesverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz hat mit Partnerunternehmen im Zukunftsdialog 2040 ermittelt, wie sich das Malerhandwerk bis 2040 entwickeln wird. Die Ergebnisse dienen sowohl dem Handwerk als auch der Industrie dazu, rechtzeitig auf die Veränderungen reagieren zu können.Das Malerhandwerk wird sich in den nächsten 20 Jahren so rasant verändern wie nie. Davon ist die Branche überzeugt. Doch wohin führt die Reise? Um Licht ins Dunkel zu bringen, hat das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Initiative "Malerhandwerk 2040 - Zukunftsdialog über Märkte, Technik und Management" eine Delphi-Studie durchgeführt, aus der sich verschiedene, von der Digitalisierung getriebene Trends auf Basis von verschiedenen Thesen ableiten lassen. Große Themen sind die Sensorik in Gebäuden und die Automatisierung der Arbeit. Basis der Studie ist eine Befragung von 1.000 innovativen Malerbetrieben.
Die Initiative Malerhandwerk 2040 besteht aus dem Bundesverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz, dem Farbenhersteller Caparol sowie den Werkzeugproduzenten Storch-Ciret-Group und Graco. Sie wollten wissen, wie sich die Arbeitsprozesse im Handwerk verändern und mit welchen Produkten die Industrie in Zukunft darauf reagieren sollte. Tragende Ergebnisse der Studie stellte der Bundesverband in einer Video-Pressekonferenz vor.
Lösungsorientierter Diskurs
"Wenn wir im Dialog auf die Herausforderungen reagieren, können wir dafür sorgen, dass das Handwerk weiter erfolgreich bleibt", betonte Caparol-Geschäftsführer Guido Kuphal. "Wir wollen eine Community schaffen, mit der wir lösungsorientiert und offen über zukünftige Chancen und Risiken sowie die daraus resultieren Schwerpunktthemen für Handwerk und Industrie in den Diskurs kommen."
Eins der wichtigsten Ergebnisse Zukunftsdialogs ist, dass die Sensorik zur Überwachung in Gebäuden eine wichtige Rolle einnehmen wird. Schließlich sind 76 % der befragten Maler sicher oder ganz sicher, dass Gesundheit, die durch Apps und Sensorik in Kleidung, Möbeln und Wohnungen künftig lückenlos überwacht wird. Mehr als die Hälfte der Befragten rechnet damit, dass dies schon vor 2040 der Fall sein wird.
Zudem erwarten die Kunden der Maler in naher Zukunft komplett digitale Abläufe bei Planung, Terminbuchung und Abrechnung sowie maximale Transparenz über Materialien und Preis. Dem stimmen 85 % der Befragten zu. Weiter ist vorausschauende Instandhaltung für 80 % der befragten Handwerker ein wachsender Markt. Dabei spielen Sensoren und intelligente Materialien eine Rolle, die melden, wann Maßnahmen nötig sind. Gründe für diese Entwicklung sehen die Maler im generellen Trend zur Digitalisierung.
"Jedes Haus wird 2040 digital erfasst, Planungsunterlagen, Kunden-Apps und Sensoren fließen in zentralen Datenbanken zusammen. Hausbesitzer, Architekten, Behörden und Handwerker können jederzeit auf diese Daten zurückgreifen und alle handwerklichen Änderungen, Renovierungen oder Anbauten nachvollziehen", stellte Verbands-Hauptgeschäftsführer Mathias Bucksteg eine Hauptthese im Bereich Technik vor. Diese Zukunftsvision wird von 54 % der Befragten als "gut möglich" eingestuft, 21 % geben sich sogar überzeugt, dass es so kommt.
Vorproduzierte Häuser
aus der Fabrik
Die Digitalisierung wird den Hausbau insgesamt revolutionieren. Auf die These, ob im Jahr 2040 Neubauten nur noch in Fabriken vorproduziert und im Anschluss auf der Baustelle montiert werden, reagierten 71 % Prozent der Befragten mit "gut möglich", nur 18 % halten sie für unwahrscheinlich. Verbands-Präsident Guido Müller riet dazu, die Entwicklung genau zu beobachten, um handlungsfähig zu sein. "Die Zukunft der technischen Innovation ist sehr dynamisch."
Im Bereich Management halten 44 % der befragten Maler und Lackierer die These für möglich, dass sie künftig auch Datenexperten sowie Roboter-Steuerer beschäftigen werden und sich gar der "Malertroniker" als Ausbildungsberuf etablieren wird. Demnach könnten Maschinen das Spritzen der Wandflächen übernehmen. Spannend auch die Frage, ob handwerkliche Dienstleistungen 2040 aus einer Hand kommen werden. Immerhin können sich rund 50 % der Befragten dies vorstellen. "Damit entstehen für das Maler- und Lackiererhandwerk neue Chancen. Bereits heute übernehmen Maler auf den Baustellen zahlreiche koordinierende Funktionen - wir sind also gut vorbereitet", meinte Bucksteeg.
Dabei werden die Maler nicht mehr lebenslang im Handwerk bleiben, sondern stets zwischen Ausbildung, Studium, Berufstätigkeit und Projektarbeit hin- und herwechseln. Das halten 56 % der Befragten für wahrscheinlich.
Auf Facebook finden sich drei Diskussionsgruppen, in denen erste Zukunftsthesen aus den jeweiligen Profilbereichen Märkte, Technik und Management vorgestellt werden. Sie werden in regelmäßigen Abständen um neue "Thesen der Woche" ergänzt. Und Ende April sollen der Maler-Community dann erste Szenarien aus dem Zukunftsdialog vorgestellt werden.
Für die Delphi-Studie wurden im Rahmen des Zukunftsdialogs 2040 40 Interviews mit Experten aus dem Malerhandwerk, der Industrie, Wissenschaft, Forschung und Medien zu den Bereichen Technik, Kunden, Märkte sowie Zukunft der Arbeit und deren Organisation. Daraus leiteten sich Thesen ab, zu denen 1.000 innovative Malerbetriebe befragt wurde, 505 von ihnen antworteten. In einer zweiten Befragungswelle erhielten diese die Möglichkeit, ihre Antworten neu zu bewerten.
"Die Ergebnisse gehen tiefer, sind belastbarer und konkreter als bei einer normalen Umfrage. Wir leiten die Zukunft auch nicht aus der Vergangenheit ab, wie Standard-Prognosen das machen. Sondern wir kommen auch unerwarteten Faktoren und Wechselwirkungen auf die Spur", erläuterte Bucksteeg.
| Cornelia KüselFoto/Grafik: BV Farbe
"Der Druck der Digitalisierung nimmt immer stärker zu. Neue Arbeitswelten, Klimaschutz und Demografie, neue Formen von Kommunikation und Konsum - Trends verändern unseren Markt."
Mathias Bucksteeg, Hauptgeschäftsführer BV Farbe
Foto: BV Farbe
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"Durch die Delphi-Studie wollen wir besser einschätzen können, wie sich unsere Märkte, Kundenbedürfnisse, Technik und das Management unseres Handwerks entwickeln werden."
Guido Müller, Präsident BV Farbe
Foto: BV Farbe
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"Wir wollen noch besser in Erfahrung bringen, was Maler als essenzielle Herausforderungen betrachten, damit wir hierfür gemeinsam zukunftsfähige Lösungen entwickeln."
Guido Kuphal, Geschäftsführer Caparol
Foto: BV Farbe
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BTH Heimtex 03/22
(Wirtschaft)