Dr. Frederik Rasch, Geschäftsführer Tapetenfabrik Gebr. Rasch

"Die wirtschaftliche Belastung ist sehr hoch"


"Der Überfall der russischen Armee auf die Ukraine ist menschlich eine Katastrophe und wirtschaftlich eine ernste Situation. Für die Mitarbeiter unserer Fabrik in der Ukraine in der Nähe von Ivano Frankivsk ist eine sehr bedrohliche Situation eingetreten. Noch am Tag des Angriffes haben wir die Produktion gestoppt. Alle Mitarbeiter haben den Lohn vorzeitig ausgezahlt bekommen, damit sie für sich und ihre Familien Vorräte anlegen und sich in Sicherheit bringen können. Mit der Bombardierung des Flughafens von Ivano Frankivsk war klar, dass der Krieg auch im Westen des Landes stattfindet und Opfer fordert.

Die Situation der Kolleginnen und Kollegen der Vertriebsorganisation der Sintra in Kiew war noch dramatischer. Seit Beginn des Krieges sind die Kiewer Mitarbeiter in unmittelbarer Lebensgefahr. Viele der Kolleginnen und der Ehefrauen unserer Kollegen sind mit Ihren Kindern aus Kiew geflohen. Einige sind in den Westen der Ukraine geflohen, viele sind zu uns nach Bramsche gekommen. Wir haben sie erst in unserem Gästehaus untergebracht. Mit großartiger Unterstützung der Hilfsorganisation Amal und der Stadt Bramsche wurde für alle eine dauerhafte Bleibe bei Familien in Bramsche gefunden. An dieser Stelle bedanken wir uns bei all den Menschen aus Bramsche, die selbstlos, schnell und großzügig geholfen haben.
Die geflüchteten Kolleginnen und Angehörigen sind in einem Schockzustand und voller Sorge um die zurückgebliebenen Kollegen und Ehemänner, die sich zum Teil an der Verteidigung der Hauptstadt beteiligen.

Was unsere Aktivitäten in Russland betrifft, so haben wir alle Zahlungen in Richtung Russland und Investitionen vor Ort gestoppt. Außerdem haben wir alle Entwicklungen für den lokalen Markt und die geplante Teilnahme an der Messe abgesagt. Die daraus entstehende wirtschaftliche Belastung für unser Unternehmen ist selbstverständlich sehr hoch. Die Mitarbeiter in unserem Vertriebsbüro in Moskau sind gleichermaßen geschockt und fassungslos über den Angriff ihres Landes auf die Ukraine.

Die indirekten wirtschaftlichen Folgen dieses Krieges sind bereits deutlich spürbar. Extrem gestiegene Energiekosten und hohe zweistellige Preissteigerungen für alle wesentlichen Rohstoffe belasten uns bereits heute in einem noch stärkeren Maße als die Effekte während des Corona-Jahres 2021. Wirtschaftlich rechnen wir nicht mit einer schnellen Besserung vor Ort; im Gegenteil: Wir müssen uns damit auseinandersetzten, dass die gesamte Region mittelfristig als Absatzregion verloren geht."
aus BTH Heimtex 05/22 (Wirtschaft)