Heimtextil-Messerundgang Tapeten

Innovationen und Qualität sollen aus dem Tief führen

Trotz eines weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Umfelds gibt sich die Tapetenbranche verhalten optimistisch. Sie versucht, mit hochwertigen Produkten, neuen Einsatzbereichen wie Bäder, Nachhaltigkeit und trendigen Designs aus dem Tief zu kommen.

Erst die Corona-Pandemie, dann der Krieg Russlands gegen die Ukraine und damit einhergehend wirtschaftliche Einschnitte: Einige Jahre verzichteten die Tapetenhersteller daher auf publikumswirksame Highlights auf der Heimtextil. Doch in diesem Jahr zog mit der Vorstellung der zweiten Kollektion des Models Papis Loveday in Zusammenarbeit mit der Marburger Tapetenfabrik und der Auszeichnung "Tapete des Jahres 2025" durch den Verband der Deutschen Tapetenindustrie (VDT) wieder ein wenig Glamour ein. Dies dürfte als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Branche die Talsohle erreicht hat und neue Hoffnung schöpft.

Minus im Inland, Plus im Ausland

2024 bescherte den deutschen Tapetenherstellern noch einmal einen Umsatzrückgang von 6 % gegenüber dem Vorjahr auf dem deutschen Markt. Dagegen gab es nach Angaben von VDT-Geschäftsführer Karsten Brandt auf den vom Volumen her deutlich größeren Auslandsmärkten ein Plus von 1 %. Im Zuge dieser wirtschaftlichen Entwicklung wundert es nicht, dass immer noch weniger Anbieter ihren Stand in der Tapetenhalle aufgebaut hatten als in der Vor-Corona-Zeit. Es fehlten so wichtige Player wie Marktführer A.S. Création und Erismann. Um die Halle trotzdem weitgehend zu füllen, hatte die Messe den hinteren Bereich für abgepasste Teppiche reserviert. Den vorderen Teil belegten Tapetenhersteller und -verlage mit ihren teils nochmals verkleinerten Ständen. Dennoch erfreulich: Sie zogen eine positive Messebilanz und geben sich vorsichtig optimistisch.

"Wir sind mit dem Zuspruch sehr zufrieden", sagte Ullrich Eitel, Inhaber der Marburger Tapetenfabrik in Kirchhain. Allerdings werde die Heimtextil zunehmend zu einer internationalen Drehscheibe, während die Zahl deutscher Besucher abnehme. Wie Eitel stellvertretend für die übrigen Aussteller betonte, ist die Messe nach wie vor eine wichtige Plattform für die Branche. "Ihr den Rücken zuzudrehen, bedeutet den Rückzug vom Produkt."

Patrick Molemans, Geschäftsführer der belgischen Gruppe The Walfashion House, zu der außer Grandeco seit vergangenem Jahr auch die Tapetenfabrik Gebr. Rasch gehört, betonte am gemeinsamen Stand: "Über alle Brands hinweg haben wir wichtige Kunden gewonnen, darunter viele aus Süd- und Osteuropa, was uns besonders gefreut hat."

Marina Häusler, Geschäftsführerin des Fototapetenherstellers Komar in Kolbermoor, betrachtet die Heimtexil als Ort für den menschlichen Austausch. "Neue Wege für eine erfolgreiche Zukunft zu finden, schafft man nicht allein", meinte sie. Von daher plädiert sie für die Messepräsenz - wenn die Kosten gedeckt seien. Auf das laufende Jahr blickt Häusler ebenso wie die überwiegende Mehrheit der Mitbewerber mit vorsichtiger Zuversicht und begründet dies mit viel versprechenden neuen Tapeten.

Margenstarke Produkte im Fokus

Die Anbieter setzen angesichts sinkender Mengennachfrage mehr denn je auf margenstärkere Hochwertprodukte und Innovationen. So bringt die Tapetenfabrik Rasch aus Bramsche zusammen mit Tesa als "Weltneuheit" eine selbstklebende Strukturtapete auf den Markt, die sich ohne großen Aufwand an die Wand bringen lässt. Weitere Hersteller haben Tapeten im Sortiment, die sich auch für das Bad eignen. Muster- und farbenmäßig im Trend liegen Strukturen, Natürlichkeit, Aquarellen gleichende Blumenmuster sowie die Farbe Grün und softe Töne. Eine wachsende Rolle spielen zudem schadstofffreie Wandbeläge.

Mit dieser Ausrichtung auf Qualität, neue Anwendungsbereiche, Nachhaltigkeit und zeitgemäße Muster hoffen die Anbieter, nach mehreren miserablen Jahren wieder leichte Zugewinne zu erreichen. Denn, darin sind sie sich einig, die Tapete hat sich zwar mehr und mehr zum Nischenprodukt entwickelt, das vornehmlich nur noch eine Wand im Raum ziert. Aber verschwinden wird sie als dekoratives Einrichtungselement nicht.

Dazu trägt unter anderem der Wettbewerb um die Tapete des Jahres bei, der erstmals durchgeführt wurde. Siegerin ist die Marburger Tapetenfabrik mit einem Moirée aus der Kollektion Eclectic von Chefdesigner Felix Diener, gefolgt von der trendigen Kollektion Amara der Tapetenfabrik Gebr. Rasch und einer nachhaltigen Vliestapete von Erfurt. Das Format war zunächst intern ausgeschrieben, soll im kommenden Jahr aber für alle Anbieter geöffnet werden. Er zieht die Aufmerksamkeit ebenso auf die Tapete wie die Zusammenarbeit der Marburger Tapetenfabrik mit dem Model Papis Loveday, das mit Fashion Icon seine zweite Kollektion vor Fach- und Publikumspresse präsentierte und damit die Tapete medial zu einem Blickfang machte.
| Cornelia Küsel
aus BTH Heimtex 02/25 (Wirtschaft)