GHF Bundesverband Großhandel Heim & Farbe e.V.
GHF stellt sich im Jubiläumsjahr auf die Zunkunft ein
Der Bundesverband Großhandel Heim & Farbe wird 125 Jahre alt und präsentiert sich voller Tatendrang. Er stellt sich den Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit, ruft mit einem Nachhaltigkeitsinstitut und einem Konzept für Führungskräfte neue Projekte ins Leben. Ein modernes Logo symbolisiert den Aufbruch.Der Bundesverband Großhandel Heim & Farbe (GHF) startet mit frischen Ideen in die Zukunft. Nachdem er bei der Mitgliederversammlung in Leipzig bereits seinen Vorstand verjüngt und erweitert hat, legt er 125 Jahre nach seiner Gründung im Jubiläumsjahr ein neues Logo vor. Es symbolisiert in seiner Klarheit den Übergang in die Moderne, der mit einer Schärfung des Profils verbunden ist. Aktuelle Themenschwerpunkte sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit, dazu kommt der Dauerbrenner Aus- und Weiterbildung. "Es tut sich was im Verband. Davon werden unsere Mitglieder profitieren", sagt Geschäftsführer Bert Bergfeld. Geplant sind unter anderem ein New-Leadership-Konzept für Führungskräfte und ein Nachhaltigkeitsinstitut.
Verband wächst leicht
125 Jahre sind eine lange Zeit, in der sich der GHF immer wieder verändert hat, um sich neuen Herausforderungen stellen zu können. So schlug der Strukturwandel zu, aus vielen kleinen Unternehmen wurden wenige große. Gab es nach Auskunft Bergfelds in den 1980er Jahren noch rund 800 Farben- und Bodenbelagsgroßhändler, ist die Zahl mittlerweile auf nur noch etwas mehr als 100 geschrumpft. Im GHF sind 85 organisiert, die Mehrzahl Farbengroßhändler. "Obwohl es durch Übernahmen und Fusionen wie kürzlich die der MEG Rhein-Ruhr durch die Mega eine immer stärkere Konsolidierung der Handelsunternehmen gibt, blieb die Zahl der Standorte aber erhalten", erläutert der Geschäftsführer. Und trotz des Rückgangs bei den Betrieben verzeichnet der Verband eine positive Entwicklung: Die Zahl ordentlicher Mitglieder ist zuletzt leicht gestiegen.
Vorstandsmitglied Martin Geiger ergänzt, dass sich vor allem im Bodenbelagsgroßhandel auch die Sortimente im Laufe der Zeit verändert haben. War in den 1990er Jahren noch der textile Belag dominant, erfreuen sich heute die Hartböden wie Laminat, LVT und Parkett großer Nachfrage. "Und Rollenware spielt kaum noch eine Rolle, mittlerweile wird fast alles auf Palette geliefert. Das erleichtert die Logistik", sagt Geiger. Ein Problem sei aber, dass es immer weniger Hersteller in Deutschland gibt, insbesondere im Segment der textilen Beläge. "Wir haben es mit immer mehr Global Playern zu tun, die sehen Deutschland als einen Markt unter vielen", bedauert der geschäftsführende Gesellschafter von Alois Geiger Söhne in Aschaffenburg.
Bildung ein Dauerthema
Parallel zu den Wandlungsprozessen sowohl im Bodenbelags- als auch Farbengroßhandel verändern sich natürlich auch die Anforderungen an den Verband. In den 1950er bis 1970er Jahren waren insbesondere Rechtsberatung und im Rahmen der Rentenreform die Pensionsunterstützung für die Mitarbeiter der Großhändler Schwerpunkte. Dazu kam das Kernthema Aus- und Weiterbildung, das nach Auskunft Bergfelds bis heute ein Dauerbrenner ist. So finden die Werkstoffkundekurse Farben und Lacke, die 1956 auf Initiative von GHF und Dr. Klaus Murjahn(DAW) ins Leben gerufen wurden, nach wie vor statt und erfreuen sich gleichbleibender Beliebtheit. Doch hat inzwischen die Digitalisierung auch in diesem Bereich Einzug gehalten. Viele Seminare werden mittlerweile online angeboten.
Überhaupt Digitalisierung - das ist nach Ansicht von Bergfeld und dem Vorstandsvorsitzenden Tobias Schmitt, Geschäftsführer des Großhandels Schmitt & Orschler in Aschaffenburg, ein zentrales Thema auf der Agenda des GHF. Ohne Digitalisierung habe auch der Großhandel keine Zukunft mehr. "Zwar ist der persönliche Kontakt in der Branche nach wie vor nötig", ist Schmitt überzeugt. Aber es müssten darüber hinaus alle digitalen Vermarktungswege angeboten werden, um auch die junge Generation zu erreichen.
Investitionsstau bei IT
"Jeder sollte in seiner Kundenstruktur entscheiden, was er braucht - von Webshop über soziale Medien und Beratungsmaterial bis hin zu Whatsapp", empfiehlt Bergfeld. Die Plattform XPIM mache dies möglich. "Wir als Verband begleiten unsere Mitglieder auf diesem Weg", betont Schmitt. Die Anforderungen an die Distribution hätten sich fundamental verändert. Wer sich diesem Prozess nicht stelle, dessen Geschäftsmodell stehe auf der Kippe. "Man kann es sich nicht mehr leisten, einfach mal abzuwarten, ob man einen Shop braucht", mahnt Schmitt und appelliert an die Mitglieder, den Investitionsstau im IT-Bereich aufzulösen.
Das Thema wird auch bei der Initiative New Leadership eine große Rolle spielen, die im ersten Quartal dieses Jahres aus der Taufe gehoben werden soll. Sie wendet sich an Führungskräfte aus Großhandel und Industrie. "Wir wollen den heutigen Entscheidern die Möglichkeit geben, sich über Gespräche und Seminare mit aktuellen Themen zu beschäftigen, die es vor 40 Jahren in der Branche nicht gab", erläutert Bergfeld. Dazu gehören Nachhaltigkeit, Unternehmenswandel durch Digitalisierung, demografischer Wandel und Fachkräftemangel. "Es besteht ein großer Bedarf an Austausch", meint der Geschäftsführer. Für die nächste Generation Führungskräfte seien diese Themen entscheidender für den Erfolg als jene der Vergangenheit. Für die Initiative wird der GHF Entscheider gezielt ansprechen.
Regulierungsflut bündeln
Ein weiteres Projekt ist das ebenfalls für 2025 geplante Nachhaltigkeitsinstitut mit verschiedenen Branchenorganisationen. "Davon sollen auch Mitglieder anderer Verbände profitieren, die von der aktuellen, zu bündelnden Regulierungsflut in diesem Bereich betroffen sind", erklärt Bergfeld. Er sieht es als Aufgabe des GHF an, auch dieses Thema aufzugreifen und den Mitgliedern Informationen zukommen zu lassen, die sie alleine kaum zusammen bekommen.
Initiiert wurden die Pläne von Bergfeld selbst, der als ehemaliger Geschäftsführer des Großhandels Egbert Wilts 2020 die Leitung des GHF übernommen hat, um mit seiner speziellen Expertise die Belange der Branche zu unterstützen. Ihm zur Seite steht nun ein verjüngter, von sechs auf sieben Köpfe erweiterter Vorstand um den Vorsitzenden Tobias Schmitt. Weitere Vorstandsmitglieder sind Christina Engelhardt (Rolf Engelhardt, München) als stellvertretende Vorsitzende, Eberhard Liebherr (Lotter +Liebherr, Gaggenau) als Schatzmeister, Volker König (Mega) sowie Martin Geiger und ganz neu Frauke Wilts (Egbert Wilts, Leer) und Hannes Jedele (Jedele Farben und Heimtex Großhandel, Aalen).
Gute Mischung im Vorstand
"Dieser Vorstand wurde gewählt, um Themen zu definieren und über die Geschäftsführung voranzutreiben", sagt Bergfeld. Er bilde eine gute Mischung aus erfahrenen und jüngeren Unternehmerinnen und Unternehmern, die ihre eigenen Schwerpunkte setzen sollen, ohne auf einen Bereich festgelegt zu sein. "So können sich jederzeit Themen ergeben, denen wir uns widmen. Vom Verband kommen Ideen und Angebote, die von den einzelnen Mitgliedern angenommen werden können", hebt der Geschäftsführer hervor. Ein sehr erfolgreiches Angebot ist nach seinen Angaben der Branchenvergleich: "Der wird gut genutzt."
Mit neuen und bewährten, teils sehr komplexen Themen hat sich der GHF eine Zukunftsperspektive verpasst, die deutlich macht: Der Verband weiß, was der Großhandel braucht und mit welchen Themen er versorgt werden muss. Schmitt: "Wir haben die Identitätsbindung gestärkt, um uns gegen äußere Einflüsse zur Wehr zu setzen. Und es gibt auch eine soziale Komponente. Wir bringen Menschen zusammen und bieten Lösungen an. Wer sie nicht wahrnimmt, klinkt sich aus dem Informationsfluss aus."
Offen für die Industrie?
Im Jubiläumsjahr denkt der GHF darüber nach, die gesamte Branche noch weiter zu stärken und den Verband auch für die Industrie zu öffnen. "Die bisherige Abgrenzung macht auf Dauer keinen Sinn", meint Bergfeld. Denn viele Probleme ließen sich gemeinsam lösen wie beispielsweise der Austausch von Produktdaten. "Wir brauchen das Miteinander, denn schließlich wollen wir gemeinsam mit den Anbietern der zweistufigen Distribution wachsen. Von daher haben Handel und Industrie eine gemeinsame Zukunft", sagt Schmitt. Bedingung ist die Beibehaltung des Vertriebsmodells: "Wir müssen die zweistufige Distribution über den Verband absichern", macht Bergfeld deutlich.
Diese Vertriebsart hat sich nach seiner Ansicht in der Vergangenheit bewährt, und auch in Zukunft werde der Großhandel als Mittler zwischen Hersteller und Profi-Handwerker unverzichtbar bleiben. "Vor allem die kleinen Malerbetriebe brachen den Händler vor Ort", ist Bergfeld sicher und zählt als Vorteile ständige Warenverfügbarkeit, regionale Nähe und Sortimentsbreite auf. Zudem erweise sich der Großhandel als Preisregularium. Da er bei verschiedenen Herstellern einkaufe, sei eine "ungesteuerte Preisentwicklung" nicht möglich.
Großhandel flexibel
Die vielfältigen Aufgaben des Großhandels, der zu Bodenbelägen auch die passenden Klebstoffe und zu Farben die nötige Grundierung im Sortiment hat, kann die Industrie nach Auffassung Bergfelds nicht übernehmen. "Sollte die Baukonjunktur wieder anspringen, müssen die verbliebenen Handwerker just-in-time beliefert werden", ergänzt Geiger. Das schaffe nur der Großhandel mit seinem großen Niederlassungsnetz. Vor allem inhabergeführte Firmen könnten wesentlich flexibler agieren als ein Industrieunternehmen und sich veränderten Situationen schnell anpassen.
Ein Problem macht dem Großhandel aber genauso zu schaffen wie der Industrie: Die Zahl der Hände im professionellen Handwerk nimmt ab. Deshalb werde es in Zukunft zusätzliche Kundengruppen geben müssen. Bergfeld denkt unter anderem an das Bauhauptgewerbe, den Schreiner oder den Endverbraucher. "Der Großhandel wird sich mit der marktgegebenen Struktur in seiner Region auseinandersetzen müssen."
Mehrheit inhabergeführt
Insgesamt schätzt Bergfeld den Großhandel in Deutschland als gefestigt ein, auch wenn die aktuelle Nachfrageflaute gepaart mit einer signifikanten Kostensteigerung große Sorgen bereitet. "Die Unternehmen, die heute noch am Markt sind, haben offenbar alles richtig gemacht. Sie sind gestärkt aus dem Konzentrationsprozess hervorgegangen." Und nach wie vor sei die Mehrheit der Betriebe mittelständisch und inhabergeführt.
Damit gibt es handfeste Gründe, im Jubiläumsjahr zu feiern - wenn die schwache Konjunktur nicht wäre. "Ich sehe noch keine Anzeichen für eine deutliche Erholung im neuen Jahr", betont Bergfeld. Das Umsatzminus lag in den ersten zehn Monaten 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum über alle Produktgruppen hinweg bei 4,7 %. Einen kleinen Hoffnungsschimmer aber gibt es: "Die Rohbauer haben mittlerweile mehr zu tun", meint Martin Geiger und fügt hinzu: "Die Immobilienpreise sinken, die Miete steigt. Das führt zu mehr Investitionen."
Wie auch immer, der GHF steht seinen Mitgliedern zur Seite und vergrößert sich dafür auch personell. Alexandra Linke ist neu im Team. Und zur großen Jubiläumsfeier lädt der Verband für den 8. und 9. Oktober nach Seeheim ein. Sie wird im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung stattfinden. Schon vorher können Interessierte das ganze Jahr über rabattierte Aus- und Weiterbildungsangebote nutzen.
| Cornelia Küsel
Daten + Fakten
GHF
Bundesverband Heim & Farbe GHF
Memeler Straße 30
42781 Haan
Tel.: 02129/55 70 90
info@ghf-online.de
www.ghf-online.de
Geschäftsführung: Bert Bergfeld
Vorstand:
-Tobias Schmitt (Vorsitzender)
-Christina Engelhard
-Martin Geiger
-Hannes Jedele
-Volker König
-Eberhard Liebherr
-Frauke Wilts
Gründungsjahr: 1900
Mitglieder: 85 Großhändler
aus
BTH Heimtex 01/25
(Wirtschaft)