Heimtextil Frankfurt

Heimtextil fördert kreative Nachwuchstalente

Kateryna Basiuk, Eszter Nagy und Birke-Katharina Weber haben die Jury beim Heimtextil University Contest 2025 mit ihren ausgefeilten textilen Lösungen zum Thema Licht, Schallschutz und Farbe überzeugt. Zu sehen sind die Projekte auf der Messe im Januar 2025.

Der Heimtextil University Contest macht die Innovationskraft junger Talente auf internationalem Niveau sichtbar. Das kommt an: Zur aktuellen Ausgabe bewarben sich 44 Studierende aus zwölf Ländern mit ihren Projekten. Damit hat sich die Zahl der Einreichungen gegenüber 2024 nahezu verdoppelt. Die Bewerbungen kamen aus Deutschland, Finnland, Frankreich, Indien, Litauen, den Niederlanden, Pakistan, Schweden, der Schweiz, Slowakei, Slowenien und der Ukraine.

"Transformationen lösen wir nur in Netzwerken, die sich aus vielfältigen Perspektiven zusammenschließen. Daher fördern wir gezielt Studierende und Hochschulen und rücken sie als Treiber von Innovation in den Fokus der Aufmerksamkeit", sagt Bettina Bär, Director Heimtextil. So haben Studierende von Designhochschulen aus aller Welt die Chance, ihre Entwürfe einzureichen und von einer Fachjury bewerten zu lassen. Diese setzt sich aus sechs Experten relevanter Disziplinen von Hochschulen und aus der Wirtschaft zusammen. Diesmal dabei waren Svenja Bernhold, Laetitia Forst, Saman Khodabandeh, Tina Moor, Maarit Salolainen und Lutz Walter.
Heimtextil fördert kreative Nachwuchstalente
Foto/Grafik: Kateryna Basiuk
Kateryna Basiuk,
Hochschule Luzern, Schweiz
Silent Canvas

Kateryna Basiuk untersucht in ihrem Projekt Silent Canvas, wie recycelte Garne für zirkuläre Schalldämpfer eingesetzt und dabei gleichzeitig deren ästhetische und visuelle Eigenschaften verbessert werden können. Inspirieren lässt sie sich dafür von den schallabsorbierenden Mikrostrukturen von Mottenflügeln. Ihre Schlüsseltechnik, um die natürlichen Strukturen in recycelten Materialien nachzubilden, ist das Stricken. Das Projekt befasst sich mit dem Sustainable Development Goal 12.5 der Vereinten Nationen: Verringerung der Abfallerzeugung durch Wiederverwendung.

Kateryna Basiuk: "Silent Canvas erforscht die Beziehung zwischen Ästhetik und Akustik durch biomorphes Design und recycelte Materialien. Inspiriert von der Struktur eines Mottenflügels und getragen von persönlichem Engagement für nachhaltige Designlösungen, hinterfrage ich traditionelle Ansätze und setze auf neue, zirkuläre Prozesse. Meine Reise begann mit einem Bachelorprojekt an der Hochschule Luzern – Design Film Kunst in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Produkt & Textil und führt mich seither tiefer in das Forschungsfeld nachhaltiger Textilien."
Heimtextil fördert kreative Nachwuchstalente
Foto/Grafik: Eszter Nagy
Eszter Nagy,
Aalto University, Finnland
Lumen-Kollektion

In ihrer Lumen-Kollektion stellt Eszter Nagy aus natürlichen Materialien gewebte Textilien vor, die als Membrane zwischen Licht und Raum navigieren. Entstanden sind ihre beiden Hauptstücke auf der Industriemaschine der Aalto Universität, die über eine Baumwollkette verfügt. Dichte und Dicke des Garns bewegten Nagy dazu, mehrschichtige Strukturen und Fil-Coupé zu testen, um die Lichtdurchlässigkeit zu erhöhen. Im Entwurfsprozess probierte sie von Hand gewebte Strukturen aus und behandelte diese auf unterschiedliche Weise: In "Lilla" verwebt sie eine zweilagige Struktur mit Leinenschüssen, die bei Lichteinfall ihre langen Schwebungen im Gewebe offenbaren. "Duo" entsteht als ein einziges Gewebe mit doppelter Bindung, das später mit der Fil-Coupé-Technik auseinandergeschnitten wird. Das Muster ist mit Wolle gewebt, die nach dem Waschen und Trocknen die Position der geschnittenen Schüsse fixiert. Die beiden Stoffe bilden gegenseitige Negativmuster, die übereinandergelegt als Vorhang einen spielerischen Effekt ergeben.

Eszter Nagy: "Mit meinem architektonischen Hintergrund war ich schon immer von natürlichem Licht fasziniert und davon, wie es verschiedene Raumatmosphären schafft. Der Ausgangspunkt der Lumen-Kollektion ist das Experimentieren mit transparenten Textilien, die als Membrane zwischen Licht und Raum navigieren. Außerdem soll Lumen nur aus natürlichen Materialien gewebt werden, um die nachhaltigen Möglichkeiten von transparenten Stoffen aufzuzeigen. Mit jedem Stück wird die Grenze zwischen drinnen und draußen entweder stärker definiert oder aufgehoben."
Heimtextil fördert kreative Nachwuchstalente
Foto/Grafik: Birke-Katharina Weber
Birke-Katharina Weber,
Weißensee Kunsthochschule Berlin, Deutschland
Myco Colors

Für Myco Colors untersucht Birke-Katharina Weber innovative Methoden zur Extraktion von Textilfarben aus Pilzen, die das Potenzial haben, als umweltfreundliche Alternative zu synthetischen Farben zu dienen. Sie erforscht dabei verschiedene Pilzarten und Extraktionsverfahren, um eine breite Palette nachhaltiger Farboptionen für die Textilindustrie zu entwickeln. Dafür werden extraktive Verfahren zur Gewinnung von Farbstoffen aus den Fruchtkörpern sowie das kontrollierbare Wachstum von Myzelien in Bioreaktoren eingesetzt.

Birke-Katharina Weber: "Unser bunter Planet hat drei große Reiche von Organismen hervorgebracht: Flora, Fauna und Funga. In der Tat ist die Welt der Pilze in ihrer Formen- und Funktionsvielfalt für das Auge nur teilweise sichtbar, aber sie ist für die Entstehung und das Zusammenspiel der natürlichen Elemente von grundlegender Bedeutung. Heutzutage bietet sie sogar zahlreiche Möglichkeiten, die schädliche und zerstörerische Dynamik unserer industriellen Produktionsmethoden zu stoppen."
aus BTH Heimtex 12/24 (Marketing)