GHF Bundesverband Großhandel Heim & Farbe e.V.
GHF blickt in der Krise nach vorn
Angesichts eine Umsatzrückgangs von rund 5 % in den ersten acht Monaten appellierte Geschäftsführer Bert Bergfeld an die Teilnehmer der GHF-Jahrestagung, die Krise als Chance zu nutzen und neue Wege zu gehen. Neuer Vorstandsvorsitzender ist Tobias Schmitt.Die Jahreshauptversammlung des Bundesverbands Großhandel Heim & Farbe (GHF) ist eine feste Institution in der Farben- und Bodenbelagsbranche. So wundert es nicht, dass 230 Führungskräfte aus Großhandel und Industrie nach Leipzig kamen, um sich zwei Tage lang auszutauschen, zu netzwerken und Wissenswertes zu aktuellen Themen zu erfahren. Angesichts der von Krisen und Unsicherheiten geprägten Marktlage hatte GHF-Geschäftsführer Bert Bergfeld die aus dem Rheinischen stammende Zukunftsbejahung "Nix bliev wie et wor" als Motto gewählt und rief dazu auf, offen für Veränderungen zu sein. Lösungen servierten Referenten in Fachvorträgen.
Gute Stimmung trotz Umsatzminus
Die Stimmung war gut bis ausgelassen während der Hauptversammlung. Schließlich kennt man sich seit Jahren, freut sich deshalb auf das jährliche Wiedersehen, spricht über Privates wie Berufliches, genießt den geselligen Abend und nimmt dann auch noch Tipps mit nach Hause, wie sich die Unternehmen in Zukunft den verschiedenen Herausforderungen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel und nachlassender Neubauaktivitäten stellen können.
Doch die allgemein fröhliche Atmosphäre konnte nicht über die seit 2023 anhaltende wirtschaftliche Schwäche der Branche hinwegtäuschen. Die Zahlen sind eindeutig: Nach Angaben von Bergfeld gingen die Umsätze in den ersten acht Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,13 % zurück. Die drei umsatzstärksten Produktbereiche der GHF-Mitglieder schlossen wie folgt ab: Farbe für Wand und Boden -3,65 %, elastische Bodenbeläge -2,05 % und Werkzeuge/Maschinen/Klebebänder -4,66 %. Die stärksten Rückgänge verzeichneten Wärmedämmverbund-Systeme (-11,92%), Trockenbau/Baustoffe/Innenausbau (-10,98 %) und Wandbeläge (-10,92%).
Aufgrund dieser negativen Lage richtete sich Bergfeld mit einem flammenden Appell an die Branche, neue Wege zu gehen: "Lassen Sie die Krise nicht ungenutzt an sich vorbeiziehen." Aufgabe sei es, nach vorne zu blicken, die Chancen der Krise zu erkennen und Perspektiven zu geben.
Die Aussichten sind nach Meinung des Geschäftsführers schließlich positiv: "Die Konsumzurückhaltung wird aufgelöst. Die Nachfrageschwäche in der Branche wird vorübergehen, davon bin ich überzeugt. Millionen von Immobilien warten auf Renovierung und Sanierung. Die Grundlage für das gestaltende Handwerk ist für die nächsten Jahrzehnte sicher gut."
Allerdings schrumpfe im Malerhandwerk die Zahl der Betriebe und Köpfe. Das wirke sich auch auf Handel und Industrie aus. "Das Handwerk wird auf Automatisierung setzen", ist Bergfeld überzeugt. Auch der Großhandel müsse über Systeme nachdenken, die nicht nur das Betreiben von Standorten ohne Personal ermöglichten, sondern zudem den Bezahlprozess automatisierten. So hätten Kunden auch außerhalb der Geschäftszeiten Zugang und dem Fachkräftemangel werde ein Stück begegnet.
Digitalsierung und Nachhaltigkeit
Wie Bergfeld weiter betonte, müsse von einer Konsolidierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette ausgegangen werden. Die Abnahme von Betrieben und Mitarbeitern im gestaltenden Handwerk werde zu geringerem Umsatz pro Handwerksmitarbeiter für den Handel und hohen Auftragsvorläufen im Handwerk führen. Zwar würden diese gerade abschmelzen. "Aber für die verbleibenden Betriebe wird die Auftragslage über viele Jahre gut sein."
Als essenziell stuft Bergfeld Investitionen in die Digitalisierung und nachhaltiges Handel ein. Er warnte: Wenn der Handel die Digitalisierung nicht vorantreibe, laufe er Gefahr, "als Logistiker missbraucht zu werden". Nachhaltigkeit sei genauso wichtig. "In einigen Jahren, spätestens mit der kommenden Generation an Führungskräften und Unternehmen, wird es eine Selbstverständlichkeit sein, Unternehmen nachhaltig aufzustellen. Mehr noch, es wird überlebenswichtig sein", gab er den Teilnehmern mit auf den Weg.
Vorstand neu gewählt
Der neu gewählte Vorstand hat also alle Hände voll zu tun, wenn er seine Mitglieder bei der Bewältigung der anstehenden Probleme begleiten will. Neu im Amt ist Tobias Schmitt (Schmitt & Orschler Farben und Heimtex, Aschaffenburg) als GHF-Vorsitzender. Er tritt die Nachfolge von Frank-A. Kühnel an, der aufgrund der Fusion von Mega und MEG Rhein Ruhr aus dem Vorstand ausscheidet. In seiner Abschiedsrede ging auch er auf die Digitalisierung ein, die einen engeren Zusammenschluss von Handel und Industrie erfordere. Kühnel meinte, es sei vorstellbar, dass sich der GHF noch stärker für die Industrie öffnen und Hersteller als ordentliche Mitglieder aufnehmen könne.
Weiter sind neu im Vorstand Hannes Jedele (Jedele Farben und Heimtex, Essingen) und Frauke Wilts (Egbert Wilts, Leer). In ihren Ämtern bestätigt wurden Christina Engelhard (Rolf Engeldhard, München) als stellvertretende Vorsitzende und Eberhard Liebherr (Lotter + Liebherr, Gaggenau) als Schatzmeister. Ebenfalls wieder mit dabei sind Martin Geiger (Alois Geiger Söhne, Aschaffenburg) und Volker König (Mega, Hamburg).
2025 wird der GHF
125 Jahre alt
Der Vorstand wurde von sechs auf sieben Mitglieder erweitert. Er wird sich auch intensiv mit den Vorbereitungen auf das 125-jährige Jubiläum des GHF befassen müssen. Dieses wird bei der nächsten Jahreshauptversammlung am 8. und 9. Oktober 2025 in Seeheim groß gefeiert. Und schon zum Jahresbeginn wird es ein neues Seminarprogramm mit Jubiläumsrabatten und kostenfreien Seminaren für Führungskräfte zu aktuellen Themen geben.
Zu feiern gab es schon in Leipzig Zuwachs bei den Mitgliedern: Neues GHF-Mitglied ist Farben Kemeter aus Eichstätt, neue Fördermitglieder sind die Unternehmen RS Farbroller aus Baienfurt und Oneflor Europe aus Belgien.
Nun drehte sich der GHF bei seiner Jahreshauptversammlung natürlich nicht nur um sich selbst. Im Rahmenprogramm befassten sich Referenten mit Themen der Zeit, die auch dem Großhandel auf den Nägeln brennen. Schwerpunkte waren E-Commerce, Digitalisierung, Fachkräftemangel und neues Bauen.
Cornelia Küsel
aus
BTH Heimtex 11/24
(Wirtschaft)